Was wäre, wenn... ? / Alternativ-Welten, Teil 5

"Was wäre, wenn... ?" - Diese Frage hat sich jeder bestimmt schon öfters in seinem Leben gefragt. Im Gegensatz zur Realität, können Serienmacher genau dieser Frage auf den Grund gehen. Obwohl sie mit ihren Storylines einen ganz bestimmten Weg wählen, um alle Zuschauer zufrieden zu stellen, gibt es dennoch Möglichkeiten, die Story zu drehen und aus einer ganz anderen Perspektive zu erzählen. Seien es Träume oder Gedanken, die durch Unfälle verursacht wurden - hier findet sich oft ein Weg, eine ganz neue Story zu erzählen. Dabei kann sich das Geschehen auf alle Charaktere in der Serie auswirken und neue Konstellationen hervorrufen, die man vorher noch nie gesehen hat, oder eben eine ganz andere Welt gezeigt werden, wie man sie zuvor in seiner Lieblingsserie noch nie gesehen hat. Die myFanbase-Redaktion hat sich mit genau diesen Episoden auseinander gesetzt.


O.C., California, #4.07 Die Parallelwelt


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O.C., California
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Die Weihnukkah-Folge in der vierten und letzten Staffel von "O.C., California" nutzten die Autoren für ein ganz besonderes Szenario. Nach einem Unfall liegen Ryan und Taylor im Koma und erleben eine Parallelwelt, in der nichts so ist, wie es eigentlich sein sollte: Sandy und Kirsten haben sich getrennt und sind jetzt mit Julie bzw. Jimmy verheiratet. Nach außen sind sie zwei erfolgreiche Traumpaare, doch sie sind genauso unglücklich wie Seth, der Summer nur aus der Ferne anschmachtet und mit ansehen muss, wie sie sich auf ihre Hochzeit mit Che vorbereitet. Und vor allem: keiner von ihnen kennt Ryan! Taylor erkennt schließlich, dass sie sich in einem alternativen Universum befinden, in dem Ryan nie nach Newport gekommen ist und dass sie in dieser Parallelwelt alles korrigieren müssen, um wieder aus dem Koma zu erwachen.

Mit einem ausgeklügelten Plan versuchen sie, die beiden füreinander bestimmten Paare Summer und Seth sowie Kirsten und Sandy wieder zu vereinen, aber damit haben sie ihre Aufgabe in der Parallelwelt noch nicht erfüllt. Beide müssen auch noch wichtige Erkenntnisse über sich selbst erlangen, um wieder aufzuwachen: Taylor sagt ihrer Mutter endlich einmal die Meinung und sieht gleichzeitig ein, dass sie nicht ständig versuchen muss, ihr zu gefallen. Und Ryan, der noch immer denkt, dass er schuld an Marissas tödlichem Unfall ist, erfährt, dass er ihr ganz im Gegenteil drei Jahre geschenkt hat, da sie ohne ihn an ihrer Überdosis in Tijuana gestorben wäre. Daraufhin kann er Marissa los lassen und erwacht im Krankenhaus, umgeben von den Cohens, Summer, Julie, Kaitlin und Taylor.

Das Schöne an dieser Folge ist, dass die alternative Welt in Newport keine Füllerepisode ist, die keinen tiefergehenden Zweck erfüllt, als ein paar humorvolle, absurde Szenarien zu zeigen. Ganz im Gegenteil: Neben Ryan, der mit dieser Folge den Handlungsbogen vom Beginn der vierten Staffel und seinen Umgang mit Marissas Tod abschließt, wird auch die Entwicklung der anderen Charaktere wunderbar verdeutlicht. Durch die abwechselnden Szenen in der realen und der alternativen Welt wird dem Zuschauer der Weg bewusst, den Summer vom oberflächlichen Partygirl zur verantwortungsbewussten Umweltschützerin hinter sich hat, genau wie Julie, die schon lange keine Newpsie mehr ist, oder Seth, dessen Vergangenheit als Außenseiter ohne Selbstbewusstsein und Freunde längst hinter ihm liegt.

Und es ist absolut herrlich, wie die Autoren den Erzählkniff der Parallelwelt genießen, da die Figuren so selbstverständlich mit diesem Szenario umgehen – nicht nur Ryan und Taylor, sondern auch Seth. Denn er gesteht nicht nur in der Parallelwelt, dass er auf so ein Ereignis sein Leben lang gewartet hat, als Ryan ihm von der alternativen Realität erzählt, sondern auch im realen Newport ist es Seth, der mit dem Gedanken spielt, dass Ryan und Taylor nur deshalb nicht aufwachen, weil sie in einer Parallelwelt stecken und dort eine Aufgabe erfüllen müssen. Mit dieser Folge hat "O.C., California", wieder einmal bewiesen, wie schön man mit Meta-Erzählebenen spielen und das Ganze trotzdem perfekt in die Storyline der gesamten Staffel und Serie einbauen kann. | Lena Stadelmann


Friends, #6.15 Was wäre, wenn (1) & #6.16 Was wäre, wenn (2)


Wer kennt sie nicht? Die sechs Freunde aus New York, die wir über 10 Staffeln lang begleiteten?! Ja richtig, die Rede ist von Monica, Chandler, Ross, Pheobe, Rachel und Joey, die uns viele Jahre lang unzählige Lächeln auf das Gesicht zauberten. Hört man ein "Na, wie geht's denn so?", sieht einen goldenen Bilderrahmen um einen Spion einer lila Tür oder das Fenster vom Central Perk und wird dort Zeuge von unzähligen aberwitzigen Momenten, so weiß man, dass man bei den "Friends" gelandet ist. Nach wie vor ist diese Sitcom um die sechs New Yorker, eine der lustigsten Sitcoms, obwohl die finale Staffel schon vor fast zehn Jahren über die Bildschirme geflimmert ist. Zwei zentrale Schauplätze jeder Folge sind Monicas Wohnung oder das Central Perk. Hier spielt sich das Leben der Freunde hauptsächlich ab.

In der Doppelfolge der sechsten Staffel "Was wäre, wenn" (The One That Could Have Been, Part 1 & Part 2) ist jedoch plötzlich vieles anders. Die Freunde stellen sich vor, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, hätten sie wichtige Entscheidungen ihres Lebens anders getroffen. Glücklicherweise wird der Zuschauer Zeuge dieser Überlegungen, denn diese Folge widmet sich dem, wie der Titel schon sagt, "Was wäre, wenn... ?". Hier hat Ross keine drei Ehen hinter sich, da Carol sich bisher noch nicht geoutet hat. Außerdem hätte Rachel Barry nicht vor dem Altar stehen gelassen und ist nun mit ihm verheiratet und noch immer das verwöhnte Mädchen, welches sie früher einmal war. Joey, der nie aus "Zeit der Sehnsucht" gefeuert wurde, ist erfolgreicher denn je, und Chandler hatte hier den Mut, seinen langweiligen Job zu kündigen und sich seiner Leidenschaft dem Schreiben/Comic-Zeichnen zu widmen. Zudem verlor Monica nie ihre Pfunde aus ihrer Jugend und leider auch nicht ihre "Blume". Pheobe ist in dieser alternativen Welt fast das komplette Gegenteil ihrer selbst. So arbeitet sie nicht mehr als Masseurin und "erfreut" ihre Lieben mit Gitarre und Gesang, sondern ist als taffe Aktienhändlerin, die vor lauter Stress nicht weiß, dass es noch anderes im Leben außer Erreichbarkeit und Rauchen gibt, tätig.

Der Zuschauer wird direkt in das Geschehen hineingeworfen und erkennt auf Anhieb die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Charaktere in diesem Szenario. Es ist sehr amüsant mit anzusehen, wie die Freunde sich in dieser Welt verhalten und handeln, wie anders oder gleich sie als ihr eigentliches Ich reagieren und wie doch jeder gegen Ende der Episode zu sich selbst findet. Als Gag funktioniert diese Folge sehr gut, aber da am Ende der Episode eigentlich gar nicht mehr so viel anders ist, wie in der ursprünglichen Welt, würde dieses Szenario als Serie nicht viel Unterschied zur eigentlichen machen.

Später, in der siebten Staffel, wird der Zuschauer in #7.16 Der Londoner Stil (#7.16 The One with the Truth About London) noch einmal Zeuge einer Szene aus einer anderen Alternativ-Welt. Im Laufe dieser Episode beichtet Monica den anderen, dass sie in London eigentlich zu Joey wollte, wie wir alle aber wissen bei Chandler gelandet ist. Nun sind in dieser Alternativ-Welt, wie uns die letzte Szene dieser Episode zeigt, also Monica und Joey ein Paar. Dieser lässt es sich durch die Kochkünste Monicas hier richtig gut gehen, wie seine Körperfülle sehr deutlich zeigt und Monica geht in ihrer Rolle als leidenschaftlich kochende Ehefrau vollkommen auf. Auch hier ist das Bild sehr gut dargestellt, jedoch würden die beiden als Paar, wie sie in diesem Ausschnitt gezeigt werden, für mich nicht funktionieren.

Die Episoden mit den alternativen Welten haben genau das getan, was sie sollten: Amüsieren. Nichtsdestotrotz würde ich keine der beiden Welten gegen die eigentliche Serie tauschen wollen. | Anika W.

Lena Stadelmann & Anika W. - myFanbase

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