Blu-ray-Rezension: Doctor Thorne, Komplettbox

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"Downton Abbey"-Schöpfer Julian Fellows begibt sich ins Viktorianische Zeitalter und verfilmt einen seiner Lieblingsromane, "Doctor Thorne" von Anthony Trollope, als Miniserie. Am 16. März 2018 erschien das Projekt, das bereits zwei Jahre zuvor in Großbritannien auf Sendung ging, in Deutschland auf DVD und Blu-ray.

Inhalt

Foto: Harry Richardson & Stefanie Martini, Doctor Thorne - Copyright: capelight pictures
Harry Richardson & Stefanie Martini, Doctor Thorne
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Doctor Thorne (Tom Hollander) lebt Mitte des 19. Jahrhunderts in einer kleinen englischen Grafschaft. Vor ca. 20 Jahren hat er seine Nichte Mary (Stefani Martini), die uneheliche Tochter seines ermordeten Bruders, bei sich aufgenommen und großgezogen. Schon lange ist er mit der Familie Gresham befreundet und so ist auch Mary mit den drei Kindern der Greshams, Beatrice (Nell Barlow), Augusta (Gwyneth Keyworth) und Frank (Harry Richardson), groß geworden. Da Mary sich inzwischen zu einer hübschen klugen Frau entwickelt hat, ist sie Arabella Gresham (Rebecca Front) ein Dorn im Auge. Da ihr Mann (Richard McCabe) nicht gut mit Geld umgehen konnte, ist es wichtig, dass ihr Sohn Frank eine sehr wohlhabende Frau heiratet, um den Lebensstil der Familie aufrecht zu erhalten, und nicht die dubiose Nichte des Dorfarztes. Ihr schwebt eher die Neureiche Miss Dunstable (Alison Brie) vor, deren Familie ihr Geld mit Ölgeschäften im Libanon gemacht hat.

Die Greshams haben Schulden beim Neureichen Sir Roger Scratcherd (Ian McShane), der mit Eisenbahngeschäften von einem Nichts zu einem sehr wohlhabenden Mann geworden ist. Um Scratcherds Gesundheit ist es nicht sehr gut bestellt, da er Alkoholiker ist. Vor seinen Tod möchte er den Greshams noch eins auswischen und tritt bei den Wahlen gegen dessen Kandidaten und designierten Schwiegersohn Mr. Moffat (Danny Kirrane) an. Außerdem passt er sein Testament an, womit er Doctor Thorne zum Vormund für seinen Sohn Louis (Edward Franklin) macht, bis dieser volljährig ist. Sollte Louis vorher versterben, würde das älteste Kind seiner Schwester alles erben. Er ahnt nicht, dass es sich dabei um Mary handelt.

Rezension

Für Fans und Liebhaber von "Downton Abbey", so wird "Doctor Thorne" angekündigt, doch kann die Miniserie diesem Anspruch gerecht werden? Überrascht war ich von dem Intro, das Downton-Schöpfer Julian Fellows persönlich erzählt. Er informiert die Zuschauer darüber, was sie erwartet und welche Bedeutung Anthony Trollope für die englische Literatur hatte. Ein solches Intro und auch ein kurzes Outro gehörten, wie sich herausstellte, zu jeder Episode, was Fellows somit zum Geschichtenerzähler machte, damit der Zuschauer die Handlung besser einzuordnen verstand.

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Doctor Thorne
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In vier Kapitel wird die Geschichte von "Doctor Thorne" erzählt. Es ist eine Geschichte von der Ober- und der Unterschicht und allem, was sich so dazwischen befindet. Um ehrlich zu sein, haben mich die ersten Minuten ein wenig abgeschreckt. Sofort kam mir der Begriff "Overacting" in den Sinn, da doch alles ein bisschen zu dick aufgetragen und überspitzt wirkte. Aber das ist wohl der Stil und der von Fellows angekündigte Humor, in dem Trollope seine Geschichte geschrieben hat. Ich brauchte jedoch ein wenig Zeit, mich an diese Art des Schauspiels zu gewöhnen, denn die Figuren wirkten teilweise wie Karikaturen ihrer selbst. Erst nach und nach verloren sie ihre Oberflächlichkeit und bekamen etwas mehr Tiefe und Charakter.

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Am authentischsten blieb jedoch von Anfang bis Ende Doctor Thorne. Er ist nicht nur der Dorfarzt und dadurch alleine bereits hoch angesehen in der Gesellschaft; er ist auch ein Vertrauter für Personen wie die Greshams oder Roger Scratcherd. Tom Holland hat diese Figur perfekt verkörpert, mit dem nötigen Ernst und mit dem nötigen Humor - immer ein Zwinkern im Augenwinkel. Obwohl er überall irgendwie dabei ist, liegt der eigentliche Fokus der Handlung jedoch auf der tragischen Liebesgeschichte, die sich zwischen Frank und Mary entspinnt. Die beiden kennen sich bereits aus Kindertagen, doch da Mary weder adliger Abstammung ist noch über Reichtümer verfügt, kommt sie für die Familie Gresham nicht als Franks Braut in Frage. Das Traurige hierbei ist, dass auch Mary glaubt, dass sie für Frank nicht gut genug ist, obwohl dieser ihr immer wieder seine Liebe beteuert und ihr verspricht, sie zu heiraten. Das ganze Hin und Her ist recht mühsam, aber man kann sowohl die beiden als auch die Hintergedanken der Familie verstehen. Bis zum Schluss bleibt so die Hoffnung auf ein Happy End.

Foto: Alison Brie, Doctor Thorne - Copyright: capelight pictures
Alison Brie, Doctor Thorne
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Dann tauchen auch immer wieder andere Figuren auf, die sich Hoffnungen machen, das Herz des einen oder anderen zu gewinnen. Da wäre zum einen Alison Brie als Miss Dunstable. Ich war überrascht, eine amerikanische Schauspielerin in dieser doch sehr britischen Produktion vorzufinden. Erst hatte ich befürchtet, dass sie sich hier mit einem britischen Akzent bemüht, doch sie spielt eine Amerikanerin. Leider wirkte auch ihr Auftreten etwas überspitzt, aber ich mochte ihre direkte Art, die sie als Amerikanerin wohl auch von den etwas verstaubten britischen Aristokraten abgrenzen sollte. Gut gefallen haben mir bei ihren Szenen auch die zwei Perspektiven - zum einen versteht sie sich wunderbar mit Frank Gresham, allerdings nur auf freundschaftlicher Ebene, zum anderen wirkt diese Vertrautheit für Außenstehende jedoch so, als würden sie sich auf romantischer Ebene näherkommen, was das Ziel von Franks gesamter Verwandtschaft ist. Ich war erleichtert, dass sich hier kein kompliziertes Liebesdreieck entspinnt, auch wenn Miss Dunstable vielleicht ein wenig Hoffnung gehegt hat.

Zum anderen taucht schließlich Louis Scratcherd auf, der ähnlich wie sein Vater zum Alkohol neigt. Louis ist sehr von sich überzeugt, immer zu laut und immer unangemessen. Er hat wenig Geduld und liebt es, eine Szene zu machen. Er geht davon aus, dass er eine sehr gute Partie für Mary ist. Ihre Abweisung versetzt ihm jedoch einen Stich, erst recht als er erkennt, dass in Frank Gresham der Grund dafür liegt. Louis freut sich auf den Tag, an dem er über das Erbe seines Vaters verfügen darf, denn mit diesem Tag will er die Schulden der Greshams zurückverlangen und sie damit auf die Straße setzen. Doctor Thorne versucht zu vermitteln, doch Louis ist stur und durchtrieben. Während seine Alkoholexzesse immer ausschweifender werden, bleibt zu hoffen, dass ihn vielleicht noch rechtzeitig das selbe Schicksal wie sein Vater ereilt.

Alles in allem hat es "Doctor Thorne" leider nicht geschafft, mich wirklich vom Hocker zu reißen. Nach dem anfänglichen Schock, wie überspitzt die Schauspieler agieren, habe ich mich zwar auf die Handlung eingelassen. Diese blieb jedoch sehr vorhersehbar. Es wurden immer wieder Andeutungen gemacht, die einen schon darauf schließen ließen, was als nächstes passieren würde.

Specials & Technische Details

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Auf insgesamt zwei Blu-rays kommen die vier ca. 50-minütigen Episoden von "Doctor Thorne" daher. Dazu gibt es jede Menge Bonusmaterial und hier hat man sich richtig Mühe gegeben, den Zuschauer hinter die Kulissen zu führen und die Charaktere noch mal detaillierter vorzustellen. Da die Specials so viele Details behandeln, ist es zu empfehlen, diese erst im Anschluss an die Serie anzuschauen, um sich nicht zu spoilern.

  • Making-of "Doctor Thorne"
  • Doctor Thorne: Der edle Held
  • Die Liebesgeschichte von Mary und Frank
  • Lady Arabella und die starken Frauen aus "Doctor Thorne"
  • Sir Roger und Louis Scatcherd
  • Julian Fellowes über Anthony Trollope
  • Trailer



Erscheinungstermin: 16. März 2018
FSK: ab 6 Jahren
Laufzeit: ca. 172 Minuten (3 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
Sprachen (Tonformat): Deutsch (DTS-HD Master Audio 5.1), Englisch (DTS-HD Master Audio 5.1)
Untertitel: Deutsch

Fazit

"Doctor Thorne" ist gewöhnungsbedürftig, um es vorsichtig auszudrücken. Ich war nicht ganz gefasst auf diese Art von Humor und die überspitze Darstellung der Schauspieler. Insbesondere nicht, wenn man den Vergleich zu "Downton Abbey" heranzieht. Abseits des selben Serienmachers und der schönen Szenerien und Gebäude konnte ich leider keine Gemeinsamkeiten feststellen. Es hätte der Serie wohl besser getan, wenn man unvoreingenommen herangegangen wäre und nicht ein neues "Downton Abbey" erwartet hätte. Wenn man der Serie dann eine Chance gibt, kann man durchaus unterhalten werden, aber eben auf eine ganz andere Art und Weise als bei "Downton Abbey".

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Catherine Bühnsack - myFanbase

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