DVD-Rezension: Manhattan, Staffel 1

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Als zweite Eigenproduktion des Fernsehsenders WGN America nach "Salem", flimmerte die erste Staffel der Dramaserie "Manhattan" bereits ab dem 27. Juli 2014 über die US-Bildschirme. Auf Grund der zufriedenstellenden Quoten wurde "Manhattan" auch prompt um eine weitere Staffel verlängert, konnte dann aber die Erwartungen des Senders nicht erfüllen und wurde nach der zweiten Staffel eingestellt. Im deutschen Fernsehen wurde "Manhattan" bisher nicht ausgestrahlt, sondern war nur über die diversen Online-Streaming Dienste wie Netflix oder Amazon Instant Video abrufbar. Ab dem 7. Juli 2016 ist das Historiendrama, mit vielen bekannten Darstellern wie John Benjamin Hickey, Olivia Williams, Rachel Brosnahan, Harry Lloyd, Alexia Fast und Christopher Denham in den Hauptrollen, nun auch auf DVD und Blu-ray im deutschen Handel erhältlich.

Inhalt

Foto: Manhattan - Copyright: 2016 STUDIOCANAL GmbH
Manhattan
© 2016 STUDIOCANAL GmbH

Im Jahre 1942, während der zweite Weltkrieg in vollem Gange ist und jeden Tag weitere zahlreiche Opfer fordert, wird das sogenannte "Manhattan-Projekt" unter strengster Geheimhaltung von der US-Regierung ins Leben gerufen. Unter der Leitung des Physikers J. Robert Oppenheimer (Daniel London) versammeln sich in Los Alamos, New Mexico, zahlreiche hochbegabte Wissenschaftler und ihre Familien um die erste Atombombe der Welt zu bauen. Während die Wissenschaftler unter einem enormen Zeitdruck stehen und nicht einmal ihren Familien erzählen dürfen, warum sie überhaupt an diesem Ort sind, versuchen die Frauen und Kinder der genialen Männer, ihren Alltag in Los Alamos zu meistern. Lügen und Geheimnisse stehen dabei in Los Alamos an der Tagesordnung und führen nicht nur unter den Angehörigen, sondern auch unter den Wissenschaftlern, immer wieder zu Spannungen.

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Rezension

Foto: Ashley Zukerman & Christian Clemenson, Manhattan - Copyright: 2016 STUDIOCANAL GmbH
Ashley Zukerman & Christian Clemenson, Manhattan
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Neben der Insel Manhattan, einer der fünf Stadtbezirke von New York, oder dem Manhattan Cocktail, ein hochprozentiger Aperitif, stand der Name "Manhattan" ab 1942 noch in einer völlig anderen Verbindung. Das Manhattan-Projekt war ein streng geheimes militärisches Forschungsprojekt, welches sich in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, mit dem Bau der ersten Atombombe beschäftigte. Doch obwohl die Historien-Dramaserie "Manhattan" auf einer wahren Begebenheit beruht und das Grundgerüst und die Eckdaten auf geschichtlich nachvollziehbaren Daten aufbauen, ist die drum herum konstruierte Storyline letztendlich komplett fiktional. Zwar werden in die laufende Handlung immer wieder tatsächlich existierende Personen, wie zum Beispiel der Physiker J. Robert Oppenheimer oder der Nobelpreisträger Niels Bohr (Christian Clemenson) eingeführt, doch die frei erfundenen Charaktere hauchen der Geschichte rund um das Leben in Los Alamos letztendlich ihr Leben ein.

Foto: John Benjamin Hickey, Manhattan - Copyright: 2016 STUDIOCANAL GmbH
John Benjamin Hickey, Manhattan
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Leider zieht sich aber die komplette Handlung in den ersten Episoden relativ zäh und wenn man nicht gerade zufällig ein Physik-Ass ist, schlägt man sich durch das erste Viertel der Staffel mit teilweise langatmigem und ziemlich ermüdendem Fachchinesisch. Zudem wurde es zu meinem großen Bedauern versäumt, die einzelnen Charaktere langsam einzuführen und ihnen ein schlüssiges Profil zu geben. Leider führte das dazu, dass die direkt am Anfang der Staffel inszenierten Dramen, wie zum Beispiel die grausame Ermordung von Sid Liao (Eddie Shin) oder Franks (John Benjamin Hickey) heimliche Affäre mit dem Hausmädchen Paloma (Tailinh Agoyo), den Zuschauer überhaupt nicht berührten, da einem noch der komplette Zugang zu den betroffenen Charakteren fehlte. Teilweise änderte sich das im Laufe der Staffel, allerdings vorrangig deswegen, weil man die einzelnen Charaktere einfach nun schon länger auf dem Bildschirm gesehen hat, aber leider nicht, weil ihnen von den Autoren der Serie mehr Tiefe gegeben wurde. Diese wirklich mangelnde Charakterausarbeitung zieht sich leider durch die komplette erste Staffel und ist auf gewisse Weise einfach traurig, da es wahnsinnig viele spannende Rollen gab, die ein unheimlich großes Potential in sich trugen. Besonders Charaktere wie Abby Isaacs (Rachel Brosnahan), Liza Winter (Olivia Williams) oder auch Reed Akley (David Harbour) hätten durchaus das Zeug dazu gehabt, den Zuschauer zu berühren, aber so war es leider die komplette Staffel über nicht möglich, eine wirkliche Verbindung zu dem Schicksal der einzelnen Charaktere aufzubauen. Den diversen Schauspielern kann hier aber diesbezüglich absolut kein Vorwurf gemacht werden, denn wenn "Manhattan" in einem Punkt wirklich durchweg überzeugen konnte, dann durch sein herausragendes Casting. Die Ansammlung großartiger Darsteller holte wirklich alles, was ging, aus ihren zugewiesenen Rollen heraus und nur Schauspielern wie zum Beispiel John Benjamin Hickey, Katja Herbers oder Ashley Zukerman ist es zu verdanken, dass man als Zuschauer wenigstens ab und zu einen kleinen Hauch an Emotionen aufbringen konnte.

Foto: Olivia Williams, Manhattan - Copyright: 2016 STUDIOCANAL GmbH
Olivia Williams, Manhattan
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Sieht man von der schlichtweg mangelnden Charakterausarbeitung mal ab, beschäftigt sich die komplexe Handlung in "Manhattan" durchaus mit einer spannenden Grundthematik und spiegelt auch gekonnt die teilweise hoffnungslose und wiederum kämpferische Atmosphäre der damaligen Zeit wieder. Und das nicht nur durch die wirklich stimmigen Settings, sondern auch durch den blinden Aktionismus der einzelnen Wissenschaftler, die mit unerschütterlichem Willen an das Gute in ihrer Mission glaubten und fest der Auffassung waren, mit einer nuklearen Kernwaffe, das Ende aller Kriege zu besiegeln. Dabei verstrickten sich die Hauptprotagonisten aber immer wieder in brisante Geheimnisse und oftmals existenzkostende Intrigen, die leider zum Ende hin immer undurchschaubarer werden. Denn auch wenn ich durchaus ein Freund verstrickter Storylines bin, ist es irgendwann ermüdend mitanzusehen, wie jeder dem anderen ans Bein pinkelt. Zudem hätte ich mir einen noch viel emotionaleren Einblick in das Leben der Angehörigen gewünscht. Die Botschaft aufzuzeigen, wie schwer es gewesen sein muss, in Los Alamos unter strengster Geheimhaltung und ohne jegliche Privatsphäre zu leben, wurde leider immer nur angerissen, aber ging nie so tief, dass es mich wirklich berühren konnte. Leider gelang den Autoren auch kein durchgehender Spannungsaufbau und so hat "Manhattan" zwar immer wieder fesselnde Momente, kann diese aber nie über lange Strecken, geschweige denn über die ganze Staffel, aufrecht erhalten.

Specials

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Neben Audiokommentaren von den Serienmachern, Autoren und Regisseuren Thomas Schlamme, Sam Shaw, Daniel Stern und Dustin Thomason zu den Episoden #1.01, #1.08 und #1.13, gibt es noch folgende Extras auf den einzelnen DVDs:

  • Featurette: Ground Zero - Wie die Bombe auf die Leinwand kam
  • Featurette: "Jetzt bin ich der Tod geworden" J. Robert Oppenheimer
  • Featurette: Postfach 1663: Wie man eine Stadt baut, die nicht existiert
  • Featurette: Das Nachstellen einer Ära: Das Kostümdesign von Manhattan

In den jeweiligen Featurettes erhält der Zuschauer einen guten Einblick in die Entstehung der Serie. Besonders interessant ist dabei das Special über J. Robert Oppenheimer, der in der Serie selber eher eine Nebenrolle hatte und dessen ereignisreiches Leben hier nochmal detailliert beleuchtet wird.

Technische Details

Erscheinungstermin: 7. Juli 2016
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 600 Spielminuten (13 Episoden)
Bildseitenformat: 16:9 - 1.78:1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch

Fazit

Trotz einer durchaus reizvollen Grundthematik und dem damit verbundenen Potential sich eventuell von anderen Serien abzuheben, blieb "Manhattan" leider nur eine von vielen Fernsehproduktionen und konnte sich auf Grund der schwachen Charakterausarbeitung und einer spannungsarmen Storyline nicht aus der Masse hervorheben.

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Nina V. - myFanbase

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