Bewertung

Review: #1.05 Im Untergrund

Foto: Josh Dallas, Manifest - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Josh Dallas, Manifest
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Dieses Mal zieht man die Geschichte etwas anders auf als in den letzten Episoden. Man zeigt uns in #1.05 Connecting Flights, wie die Hinterbliebenen mit dem Verschwinden des Flugzeugs umgegangen sind und bringt uns damit ein paar Figuren und besonders Beziehungen näher, die bisher nur wenig beleuchtet wurden.

In den Flashbacks sehen wir, wie sich das Leben von Grace, Olive, Jared und Lourdes nach dem Verlust von Ben, Cal und Michaela verändert hat. Von der Mutter-Tochter-Dynamik zwischen Grace und Olive haben wir bisher nur wenig gesehen, nun zeigt man uns, dass Olive damals wesentlich stärker war als ihre Mutter. Für Grace ging eine Welt unter, als ihr Mann und ihr Sohn auf einen Schlag aus ihrem Leben schieden und sie schaffte es ein halbes Jahr lang nicht, diesem Schmerz zu entkommen. Ich finde es sehr authentisch, wie man uns Graces Reaktion zeigt und auch ihre Erkenntnis darüber, dass sie nicht alle verloren hat. Als Grace in der Selbsthilfegruppe einsieht, dass sie durch die Trauer über Ben und Cal fast ihre Tochter vergessen hat, konnte man an Athena Karkanis' Gesicht deutlich die Schuldgefühle ablesen, die Grace in diesem Augenblick ereilt haben.

Auf den zweiten Blick zeigt sich jedoch, dass es hauptsächlich Cal zu sein scheint, dem Grace nachtrauert, denn als sie ein halbes Jahr nach dem Verschwinden die Nachrichten schaut, sind es Cals Decke und sein Kissen, in die sie sich einmummelt. Zudem ist es Cals Lieblingsessen, das sie kocht und am Flughafen erkundigt sie sich nach ihrem Sohn, ihr Mann spielt lediglich eine untergeordnete Rolle. Dies ist einerseits verständlich, denn wir haben bereits erfahren, dass die Ehe von Grace und Ben zum Zeitpunkt des Verschwindens eine schwierige Phase durchmachte. Andererseits betont man diesen Fakt hier noch einmal überdeutlich und scheint ihn als Entschuldigung dafür zu nutzen, dass Grace sich so schnell auf etwas Neues eingelassen hat. Denn als sie ein halbes Jahr nach dem Verschwinden in der Selbsthilfegruppe von ihrem Verlust erzählt, wartet man nicht lange und gleich das erste Gespräch von ihr und Danny ist ein Flirt. Für mich ging das eindeutig zu schnell, besonders wenn man bedenkt, wie lange Grace mit Ben verheiratet war und dass sie sich in der Gegenwart nun wieder für ihn entschieden hat. Das erste gemeinsame Abendessen mit Danny lässt dann zwar ein bisschen auf sich warten, dennoch scheint sie dieses neue Kapitel sehr bereitwillig aufgeschlagen zu haben.

Ebenso zwiegespalten stehe ich in diesem Zusammenhang Olive gegenüber. Bei der ersten Begegnung mit Danny zeigt sie die erwartete Abwehrreaktion und hat keine Lust darauf, zum neuen Freund ihrer Mutter freundlich zu sein. Ebenso wie beim Aufeinandertreffen mit Grace versuchen die Autoren Danny in das beste Licht zu rücken und er weiß natürlich genau, wie er Olive auf seine Seite ziehen kann. Dass Danny für Olive nun wie ein zweiter Vater ist, finde ich etwas übertrieben. Ben war mehr als ein Jahrzehnt für sie da und mit Danny musste sie dann wahrscheinlich doch noch ein wenig warm werden, bevor sie ihn vollends im Leben ihrer Mutter akzeptierte. Ihn daher nach so kurzer Zeit als ihren Vater zu bezeichnen, empfinde ich als etwas unpassend.

Es ist immer problematisch, wenn man versucht, in einem Liebesdreieck niemandem den schwarzen Peter zuzuschieben, doch genau das machen die Autoren nun bei Ben, Grace und Danny. Dass Ben und Grace eigentlich zusammengehören, weil sie vor dem Verschwinden ein Ehepaar waren, lässt sich nicht abstreiten. Zusätzlich zeigt man uns allerdings auch, wie gut Danny sich in der Zwischenzeit in die Familie integriert hat und so stößt man uns mit der Nase darauf, dass das Zusammenleben von ihm, Grace und Olive scheinbar um einiges harmonischer war, als es die Ehe von Ben und Grace während der Belastung durch Cals Erkrankung war.

Wenn man die Chemie zwischen den Figuren betrachtet, so muss ich eindeutig sagen, dass ich zwischen Danny und Grace größere Chancen auf eine glückliche Beziehung sehe. Ben macht hier nämlich leider einiges falsch, denn obwohl für ihn nur wenig Zeit vergangen ist, scheint er nicht mehr auf dem Schirm zu haben, dass in seiner Ehe nicht alles gut läuft. Wie bereits in früheren Episoden betont wurde, steht für Ben Cal an erster Stelle und das zeigt man uns in dieser Folge wieder einmal sehr deutlich. Ich bin mir recht sicher, dass die Liebesdreiecke der Serie bald erschüttert werden und glaube, dass Grace sich irgendwann von Ben abwenden wird.

Beim anderen Liebesdreieck, dem zwischen Michaela, Jared und Lourdes, haben die Flashbacks auch einige interessante Dinge aufgezeigt. Jared und Lourdes scheint vor allem die gemeinsame Vergangenheit mit Michaela zu verbinden und genau das wird in den Flashbacks hervorgehoben. Nach Michaelas Verschwinden bliebt aus der ehemaligen Clique nur noch Lourdes zurück und die Trauer um den Verlust schweißte sie und Jared zusammen. Schon häufiger habe ich mir die Frage gestellt, auf welche Weise Lourdes und Jared sich lieben. Es wirkt so, als hätten die beiden sich nur deshalb gefunden, weil sie beide um Michaela trauern, eine anderweitige emotionale Verbindung lassen auch die Flashbacks nicht erkennen. Lourdes ist sich dieser Situation sehr bewusst und sie freut sich einerseits über Michaelas Rückkehr, andererseits scheint sie ihre Ehe aber auch ein wenig bedroht zu sehen, denn sie weiß um Jareds Gefühle. Jener wiederum steht ganz offenkundig zwischen den Stühlen und ist in meinen Augen kurz davor, seine Ehe in Frage zu stellen. Wie sich das ganze entwickelt, kann man wohl erst sagen, wenn Michaela entscheidet, ob sie Jared von den Stimmen erzählen soll. Falls sie sich dazu entschließt, könnte ich mir vorstellen, dass Jared sie als verrückt abstempelt.

Der Rat, den Michaela dabei von ihrem Vater Steve bekommen hat, scheint mir nicht sonderlich einfühlsam. Er ist tatsächlich dafür, dass seine Tochter aktiv eine Ehe zerstört? Zwar denke ich, dass es langfristig gesehen darauf hinauslaufen wird, dennoch fände ich es besser, wenn Michaela einen passiven Part übernimmt.

It's all connected.

Neben den Flashbacks blieb zum Glück noch Zeit, um dem Geheimnis des Flugzeugs ein wenig näher zu kommen und so zeigt sich, dass Cal hier eine wichtige Rolle einnimmt. Bereits während des Fluges scheint er eine Verbindung zu dem großen Mysterium zu haben und auch in der Gegenwart scheint eine innere Stimme zu ihm zu sprechen und ihm Anweisungen zu geben. Sehr gern würde ich mehr von Cal und auch Olive sehen, denn ihre besondere Verbundenheit als Zwillinge wurde bisher nur wenig thematisiert.

Randnotizen

  • Von Saanvi haben wir dieses Mal nichts Neues erfahren, was ich sehr schade finde. Sie ergänzt die Geschichte rund um die Familie Stone immer sehr gut, allerdings wäre die Episode wohl zu voll geworden, wenn man ihr auch noch einen Handlungsstrang gegeben hätte.
  • Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie befürchte ich, dass eines der Liebesdreiecke bald durch eine Schwangerschaft aus dem Gleichgewicht gebracht wird.
  • Diese Episode war sehr Beziehungs-lastig, nächstes Mal würde ich mich daher freuen, wenn man das Mysterium wieder mehr in den Vordergrund rückt.
  • Seit Dannys Auszug sind erst zehn Tage vergangen?

Fazit

Die Flashbacks dieser Episode bringen uns die Beziehungen näher, auf die sich die Hinterbliebenen eingelassen haben und machen klar, dass vieles auf wackligen Beinen steht. Etwas zu kurz kommt dabei das Flugzeugmysterium.

Marie Florschütz - myFanbase

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