Interview mit Heidi Hohner

November 2013 | Anfang November 2013 ist "Betthupferl" erschienen, der vierte Roman von Heidi Hohner. Verarbeitete sie in ihrem Debütroman noch ihre Vergangenheit als Chefredakteurin bei MTV, geht es nun das erste Mal in Richtung Heimatkrimi. Denn es stellt sich die Frage: "Ist Tante Caro eine untergetauchte Puffmutter oder nur eine alte Jungfer auf Kur?" Es wird also nicht nur spannend, sondern auch gehörig humorig! Wie sie auf diesen Plot kam und wie ihre Söhne ihre Arbeit beeinflussen, erzählt sie myFanbase im Interview.

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1. Frau Hohner, Sie als Expertin: Warum sind Heimatkrimis derzeit so verdammt beliebt?

Heimatkrimis sind wie eine Gegenbewegung zur Globalisierung. Sie spielen in einem sehr überschaubaren Bereich, in dem man sich leicht zurecht findet und mit dem man sich identifizieren kann. Und die Protagonisten sind meistens einfach immer so schön menschlich ...

2. Hat Ihr neuer Roman "Betthupferl" ähnlich autobiografische Züge wie Ihr Debüt, der Frauenroman "Einer links, einer rechts, einen fallen lassen"? Immerhin sucht Ihre Hauptfigur Josepha auf der Fraueninsel nach ihrer verschwunden Tante und Sie leben mittlerweile dort.

Na ja, ich denke, unbewusst fließt immer ein Stück von mir mit ein - aber im "Betthupferl" habe ich sehr genau darauf geachtet, dass das nicht passiert, denn man kann sehr viel ehrlicher mit einer Figur umgehen, wenn sie nicht zu sehr mit einem selbst zu tun hat ... Der erste Roman war ja so etwas wie mein Gesellenstück, da musste ich mir vieles einfach auch von der Seele schreiben, das sich angestaut hatte. Das hatte sich aber nach dem ersten Buch erledigt und ich konnte danach viel freier neue Stoffe entwickeln.

3. Wie sind Sie auf die Idee zum Plot von "Betthupferl" gekommen?

Es gibt auf der Fraueninsel tatsächlich keinen Denkmalschutz und ich erinnere mich, wie wir mit Freunden einmal den Kopf geschüttelt haben und einer meinte: "Da kann man sich ja einfach einen Leuchtturm in den Garten stellen, wenn man will." Und von diesem Leuchtturm aus ist dann praktisch die Geschichte entstanden.

4. Wie sieht Ihr Schriftstelleralltag aus, so mit drei jungen, herumwuselnden Söhnen?

Welcher Schriftstelleralltag? Im Ernst, es ist sehr schwer, regelmäßig Zeit zum Schreiben zu finden. Ich bin da aber sehr konsequent und setze mich sofort hin, sobald die Kinder in Schule oder Kindergarten sind. Und wenn die Abgabe immer näher rückt, setze ich mich manchmal für ein paar Tage ab und verschanze mich dann in der Münchner Staatsbibliothek, schalte an meinem Laptop das Internet aus und schreibe vier, fünf Tag am Stück durch. Meinen Plan, nachts zu schreiben, musste ich sehr schnell aufgeben - ich bin einfach zu müde dazu!

5. So als ehemalige MTV-Chefredakteurin: Welche Songs hört man da während des Schreibprozesses?

Alles, was auf FM4, einem österreichischen Alternative-Radiosender, läuft. Die sind wirklich ganz weit vorne, haben auch zum Teil englische Sprecher - so wie gaaaaaanz früher bei MTV. Im Moment außerdem auf der Playlist: "3 sind ne Party" von Fettes Brot, das ist nämlich auch von meinen Söhnen abgenickt.

6. Ursprünglich haben Sie mal Psychologie studiert. Hilft dieses Wissen beim Portrait eines besonders schrulligen Charakters?

Ja. Narzissmus und Neurosen sind für einen Schriftsteller, was für ein Hochrind die Butterblumenwiese!!

7. Alle Ihre weiblichen Heldinnen haben eins gemeinsam: Den bayerischen Hintergrund. Was zeichnet den besonders aus?

Das Schöne am Bayerischen ist oft das Lakonische und Herzliche, die Fähigkeit, in einem festen Ausdruck die Dinge sensationell auf den Punkt zu bringen. Das ist fast wie im Thailändischen - die Art und Weise, wie jemand "Ja mi leckst!" oder "Basst scho!" sagt, kann je nach Stimmlage so viel Verschiedenes bedeuten.

8. Was ist für Buch Nummer 5 geplant, können Sie das schon verraten?

Neiiiin! Ich habe im Moment fast zu viele Pläne - es sieht aber so aus, als würde ich auch schriftstellerisch noch eine Weile auf der Fraueninsel bleiben ...

Simone Bauer - myFanbase

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