Interview mit Bob Odenkirk

Bob Odenkirk ist zweifelsfrei ein Allround-Talent: Er ist Schauspieler, Comedian, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent. Seit der zweiten Staffel gehört er als Charakter Saul Goodman zum festen Bestandteil von "Breaking Bad". Mit myFanbase sprach Bob Odenkirk über seine Arbeit hinter der Kamera, seine kommenden Projekte und seinen Charakter Saul.

Wie immer stellen wir euch auch das Originalinterview zur Verfügung.

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1. Du hast dich im Laufe deiner Karriere vielen verschiedenen Kunstformen gewidmet. Welche Rolle fordert und erfüllt dich am meisten: die des Autors, des Schauspielers, des Regisseurs oder des Comedians?

REGIEFÜHREN erfüllt mich am meisten. Es fordert all deine Talente und Fähigkeiten, deine Vorstellungskraft, Problemlösungskompetenz und dein Gespür dafür, was wichtig ist. Abgesehen davon habe ich in dem Job noch nicht die Leistung abgeliefert, die meiner Meinung nach in mir steckt. Ich arbeite hart daran, mir eine weitere Gelegenheit dafür zu verschaffen und möchte diese dann so gut wie möglich nutzen.

2. Du hast mit deiner Frau vor kurzem eine kindgerechte Comedy-Sketchshow entwickelt. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen? Wie unterscheidet sich der Humor von Kindern und Erwachsenen deiner Erfahrung nach? Und glaubst du, dass Humor etwas Angeborenes ist oder vielmehr erworben wird und sich erst mit der Zeit entwickelt?

Meine Frau ist Talentmanagerin, hauptsächlich für Komödiendarsteller, auf die sie durch Sketchshows rund um Los Angeles aufmerksam wird. Ich selbst pflege aus reinem Interesse Umgang mit jungen Talenten. Wir schauen uns viele Aufführungen an und entdecken dabei eben oft Szenen, von denen wir genau wissen, dass sie unsere Kinder lieben würden. Unsere Kinder sind 9 und 11. Also haben wie eine Art "Best Of"-Vorstellung aus diesen Dingen zusammengestellt und es verlief großartig.

Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen dem Sinn für Humor von Kindern und Erwachsenen. Ich denke, dass Geschmack und Empfindsamkeit für Comedy allgemein sehr stark auseinandergehen, und zwar bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen. Meine Kinder lieben die Sendung "The Office", aber traditionellere Sitcoms würden sie, glaube ich, überhaupt nicht mögen.

Ich glaube, ein gewisser Sinn für Humor ist uns von Natur aus gegeben und kann sich dann eben weiterentwickeln und verfeinern... Er kann aber auch weitergegeben werden.

3. Woher nimmst du deine Inspiration fürs Schreiben?

Gute Frage. Ich sitze hier gerade an diesem Interview anstatt zu schreiben, weil ich mich im Moment einfach davor scheue und befürchte, dass keine großartige Idee in meinem Kopf herumschwirrt. Aber sie wird schon kommen.

4. Du hast im Laufe deiner Karriere bereits mit vielen hochtalentierten Comedians zusammengearbeitet. Wer ist der lustigste Mensch, den du je getroffen hast?

Das ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Chris Farley, der Schauspieler aus "Saturday Night Live", "Second City" und den Filmen "Tommy Boy" und "Black Sheep" war einer der liebenswertesten und lustigsten Menschen überhaupt. David Cross ist auf eine ganz andere, zynischere und zügellose Weise beinahe ständig genauso lustig.

5. Saul Goodman ist ein schmieriger, selbstsüchtiger und egozentrischer Teufelskerl, den man trotzdem einfach nur lieben muss. Woran liegt das?

Daran, dass man genau weiß, dass er bloß eine Figur aus einer Fernsehserie ist und nicht dein richtiger Anwalt im richtigen Leben.

6. Wie viel Einfluss hattest du beim Schaffen dieser Figur mit all ihren Eigenarten (den Werbespots, der Webseite etc.)?

An der Gestaltung der ganzen Sachen, die über die Serie hinaus gehen, wirke ich sehr aktiv mit. Was jedoch die Rolle selbst angeht, die ich in "Breaking Bad" spiele, improvisiere ich überhaupt nichts. Der Text, den ich bekomme, ist schon großartig genug.

7. Werden wir jemals mehr über Sauls Familienverhältnisse erfahren? Inwiefern hat ihn seine irische Herkunft als Person geprägt?

Ich glaube nicht, dass wir viel über seine Vorgeschichte erfahren werden. Die Iren sind bekannt fürs Süßholzraspeln, oder? Ich glaube, sein flottes Mundwerk hat Saul von den Iren.

8. Walters Lage in "Breaking Bad" scheint mittlerweile so ausweglos, dass man sich kaum vorstellen kann, dass die Serie noch über mehr als ein oder zwei Staffeln weiterlaufen könnte. Wo siehst du Saul am Ende der Serie?

Saul? Wahrscheinlich entweder auf dem Grund eines Müllcontainers oder in einem neuen Cadillac Escalade, in dem er mit Koffern voller Geld hinten drin und einem "The Shark II" getauften Boot auf dem Anhänger (schnell) stadtauswärts fährt.

9. Erzähle uns ein wenig von deinen Zukunftsplänen. Hat dir "Breaking Bad" Lust auf mehr Drama gemacht?

Ich würde total gerne mehr im Drama-Genre machen! Es war wirklich eine Herausforderung, dieser Figur eine Grundlage zu geben, sich ausführlich mit dem Dialog und der Handlung zu befassen, um herauszufinden, wer Saul ist, wie er sich benimmt, wonach er strebt... Ich habe die Zeit bislang sehr genossen und hoffe, dass ich irgendwann eine weitere solche Gelegenheit bekomme.

Ich schreibe gerade das Drehbuch für eine Sendung mit mir selbst in der Hauptrolle. Sie ist witzig, aber eine Mischung aus verschiedenen Stilen, mit einer bodenständigen Figur für mich selbst zum Spielen und einigen ziemlich derb-komischen Charakteren um sie herum.

10. Da myFanbase ein Online-Magazin über Fernsehserien ist: Was ist deine Lieblingsserie?

Meine Lieblingsserien sind (in dieser Reihenfolge): The Royle Family, The Office (BBC-Version), Monty Python's Flying Circus. Wenn man "The Royle Family" noch nie gesehen hat, sollte man es bei seinem DVD-Anbieter bestellen… Es mag vielleicht kurze Zeit dauern, bis man Gefallen an der Situation und den Beziehungen findet, aber es ist gut verbrachte Zeit.

Paulina Banaszek - myFanbase