Die besten Beziehungen 2008/2009
Platz 2: Betty & Don (Mad Men)

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Donald Draper und seine Ehefrau Betty sind ein nach außen glückliches Paar, sie haben alles was es sich zu wünschen gibt. Er ist im Beruf erfolgreich und gefordert, sie lebt ein idyllisches Leben in einem Vorort New Yorks mit ihren beiden wohlgeratenen Kindern Bobby und Sallie. Das aber die Fassade einer Beziehung nichts über den wahren inneren Zustand aussagt, stellt "Mad Men" hier eindrucksvoll unter Beweis. Und so sind die Drapers auch das einzige Liebespaar in unserer Liste, das nicht von Harmonie und Glück geprägt ist. Ganz im Gegenteil, die beiden sind sich so fremd, wie es zwei Menschen, die ihr Leben miteinander teilen, nur sein können. Besonders deutlich wird dies unter den gesellschaftlichen Zwängen, denen sie Anfang der 1960er Jahre noch ausgeliefert sind.

"You are so profoundly sad."

Es sah am Anfang der Staffel noch so aus, als bemühe sich Don im Gegensatz zu seinen Eskapaden der vorherigen Jahre, ein besserer Ehemann zu sein. Man fragt sich zwangsläufig, was nachdem man die beiden in #1.13 The Wheel das letzte Mal gesehen hatte, wirklich zwischen ihnen passiert war. Hat es nach Bettys Ausbruch bei ihrem Psychiater und Dons Erkenntnis seiner Sehnsucht nach einem harmonischen Familienleben eine Aussprache gegeben? Oder haben sie diese Themen in den anderthalb Jahren seither nie wirklich thematisiert? "Mad Men" lässt den Zuschauer darüber im Dunkeln, wahrscheinlich ähnlich wie die Protagonisten über ihre Gefühlswelt. Aber doch spürt man, dass sich, wenn auch nur marginal, etwas in der Dynamik zwischen den beiden verändert hat. Es scheint, als wirke Betty selbstbewusster, als wäre sie nicht mehr bereit alle Anweisungen und Ausreden von Don hinzunehmen. So ist es symptomatisch, dass sie bereits in #2.01 For Those Who Think Young offensiv mit einem Automechaniker flirtet.

Aber auch Don ist nicht in der Lage von alten Verhaltensmustern abzulassen. Er beginnt ein Verhältnis mit Bobbie Barret, der Frau eines Geschäftspartners von Sterling Cooper. Und das, ohne wirklich begeistert bei der Sache zu sein. Wirkte er im Zusammenspiel mit seinen früheren Geliebten Midge Daniels und Rachel Menken stets losgelöst und auch irgendwie zufrieden, so hat man bei seinen Rendezvous mit Bobbie immer den Eindruck, er würde sich nur nicht richtig gegen ihre Avancen wehren. Es beschleicht einen der Verdacht, sie ist lediglich die erstbeste Gelegenheit zum Fremdgehen. Trotzdem verhält er sich besonders bei diesem Verhältnis außergewöhnlich respektlos Betty gegenüber, so bringt er sogar seine beiden Frauen zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen. Und die Ironie will es, dass gerade dieses Verhältnis dafür sorgt, dass Betty sich von ihm trennt. In #2.08 A Night To Remember kommt es zur Eskalation in der Ehe der Drapers, und Betty setzt Don vor die Tür. In der darauf folgenden Zeit steht ihre Ehe auf der Kippe, beide Partner wissen nicht, ob sie überhaupt zurück wollen. Der Zuschauer ist gezwungen diese qualvolle Zeit mitzufühlen, und man fragt sich unweigerlich, ob die anscheinend unüberbrückbare Distanz zwischen ihnen durch Dons emotionale Verschlossenheit verursacht wurde, und Bettys Kälte ihm gegenüber daraus resultiert, oder umgekehrt. Denn in #2.12 The Mountain King erleben wir Don im rein platonischen Zusammenspiel mit einer alten Bekannten aus seinem frühren Leben, Anna. Bei ihr ist er völlig anders als wir es von ihm gewohnt sind, warmherzig, offen und herzlich. Im Gespräch mit ihr erfahren wir, wie Don Betty kennen gelernt hat, und dass er damals aufrichtig in sie verliebt war. Er ist sich nur nicht darüber im Klaren, ob er es jetzt noch ist. Doch Anna gelingt es, ihn darin zu bestärken Betty zurück zu gewinnen. Unter dem Eindruck der drohenden atomaren Katastrophe während der Kuba-Krise und nachdem Betty erfährt dass sie wieder schwanger ist, endet #2.13 Meditations In An Emergency mit einer zaghaften Annäherung der Drapers, wobei nicht klar ist, ob Betty sich nur wieder aus Vernunftgründen auf ihren Mann einlässt. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Drapers in der Lage sind über ihren eigenen Schatten zu springen und einen wirklichen Neuanfang zu wagen.

Platz 2 gebührt also diesem ungewöhnlichen Paar, das den Zuschauer nicht zum Shipper macht, weil sie so glücklich und harmonisch sind, sondern weil sie so schmerzhaft realistisch in ihrer Entfremdung dargestellt werden, dass man ihnen mit jeder Faser des eigenen Herzens wenigstens ein kleines bisschen Glück wünscht.

Cindy Scholz - myFanbase

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