Bewertung

Review: #17.14 Neue Wege suchen

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Kaum ist Meredith wieder über den Berg, trifft die Serie ein ganz anderer Verlust: Jackson Avery. Das Ganze hat mich nicht wirklich überrascht, nachdem Jesse Williams doch immer mehr und mehr an eigenen Projekten arbeitet und es wohl einfach eine Frage der Zeit war, bis er andere Wege einschlagen wird. Das macht den Abschied nach elf Jahren zwar nicht leichter, trotzdem gehe ich mit einem ruhigen Gefühl aus #17.14 Look Up Child. Wohl nicht zuletzt, weil der Aufbau seines - trotz allem doch recht abrupten - Ausstieges irgendwie doch auch typisch für seinen Charakter war.

Wie lange haben wir jetzt schon darüber geschrieben, dass Jackson mal wieder eine ordentliche Storyline braucht? Dass er irgendwie am Rande des Geschehens entlangdümpelt, ohne so richtig seinen Weg gefunden zu haben? Schon seit einiger Zeit hat man deutlich gemerkt, dass das nicht nur die Vernachlässigung der Writer war, die lieber andere Schwerpunkte gesetzt haben, sondern dass Jackson selbst nicht so richtig wusste, was er mit seinem Leben anfangen soll. Diese Unzufriedenheit, die Ruhelosigkeit und Frustration, die er nicht zuletzt auch gegenüber seiner Mutter und ihrer Stiftung gezeigt hat, hatte sich immer weiter aufgebaut. Bis das Ganze nun in dieser Episode seinen Höhepunkt gefunden hat – passend zu Jackson natürlich etwas chaotisch, überstürzt und durcheinander.

Ich weiß nicht so ganz, was ich von der zweigeteilten, zeitversetzen Handlung halten sollte. Einerseits konnte man dadurch die Spannung in der Gegenwart länger aufrechterhalten, andererseits was es manchmal etwas schwierig von einer Situation zur anderen zu hüpfen. Nichtsdestotrotz hat mich der generelle Gedanke hinter Jacksons Reise absolut überzeugt. Jackson braucht Abstand und meistens auch einen Ausflug in die Natur, um in Ruhe nachdenken zu können. Dazu kommen dann noch, fast wie die Geister seiner Vergangenheit, die Menschen, die ihn abgesehen von seiner Mutter im Leben wohl am meisten geprägt haben: sein Vater und April.

War der Gedanke, dass Jackson ausgerechnet zu seinem Vater fährt, mit dem er doch praktisch nichts zu tun hat, anfangs etwas befremdlich, so hat es im Nachhinein absolut Sinn gemacht. Denn Jackson sucht keinen Rat bei ihm, sondern will einfach nur Antworten auf die Fragen, die ihn schon lange quälen, besonders aber nachdem Catherine ihm vor einiger Zeit vorgeworfen hatte, wie sein Vater zu klingen. Im Laufe ihrer Gespräche wird aber schnell klar, wie unterschiedlich die beiden sind. Jacksons Vater kommt dabei um einiges sympathischer als beim letzten Mal herüber. Dieses Mal ist Robert offener mit seinem Sohn, auch wenn Jackson anfangs alles tut, um ihn nicht näher an sich heranzulassen. Die Beziehung der beiden (wenn man es denn überhaupt Beziehung nennen kann) ist vor allem von Schmerz und Bedauern geprägt. Alte Wunden, mit denen beide bis heute zu kämpfen haben. Robert legt dies gegen Ende ihres Treffens ganz deutlich dar: Er bereut seine Entscheidung, die Familie damals verlassen zu haben, weil es der leichtere Weg zu sein schien. Ein berührender Moment, wobei Roberts Geschichte hier wohl hauptsächlich als Spiegelbild von Jacksons aktueller Lage herhalten sollte. Trotzdem war es wichtig, dass man Jacksons Vater nicht nur verwendet, um die jetzige Geschichte voranzutreiben, sondern eben auch den Blick zurück wagt. Denn gerade diese Szenen haben für mich mit zu den stärksten von Jesse Williams gehört. Man konnte Jackson ansehen, wie schwer ihm dieser Besuch gefallen ist und wie sehr er mit sich kämpfen muss, um die kühle Fassade aufrechtzuerhalten. Und dann bröckelt diese Fassade eben doch, als er seinem Vater gesteht, wie sehr es ihn geprägt hat, dass der sie damals verlassen hat. Wie er Probleme damit hat, Beziehungen zu führen, bei Schwierigkeiten davonläuft und alles damit überspielen möchte, dass er beruflich erfolgreich ist. Es ist eine harte, aber ehrliche Selbsteinschätzung. Die ähnlich aufrichtige Antwort seines Vaters bringt ihn dann endgültig dazu, mit seinen Gefühlen zu ringen und mir ging es nicht anders, als ich Jackson dabei zugeschaut habe.

Der Besuch bei seinem Vater hatte aber seinen Zweck erfüllt. Jackson hat seine Entscheidung getroffen und nach einem kurzen Zwischenstopp bei seiner Mutter geht es gleich weiter zu April. Der Gastauftritt von Sarah Drew war nun schon etwas länger bekannt und von Fans begeistert erwartet. Eigentlich hätte es die "Best-of-Japril"-Flashbacks gar nicht gebraucht, trotzdem war es schön, wieder an diese Momente erinnert zu werden. Nach einigen Beziehungsflashbacks stehen wir nun also in Aprils Zuhause und sehen die beiden miteinander durch kleinere Katastrophen agieren, als wäre nie etwas gewesen. Jacksons Plan lässt nicht lange auf sich warten: Er möchte die Stiftung übernehmen und dafür nach Boston ziehen. April soll mitsamt Familie mitkommen, weil er Harriet nicht verlassen möchte. Kurzum also genau das tun, was sein Vater damals nicht geschafft hat. Von Jacksons Perspektive aus ist das eine tolle Idee. Er ist weiterhin für seine Tochter da und kann Teil ihres Lebens bleiben, während er gleichzeitig endlich seinen Traum verfolgen kann und tatsächlich etwas in der Welt der Medizin verändern. Schön für ihn! Was er aber da gleichzeitig von April verlangt, war meiner Meinung nach - Traum hin oder her – etwas unangebracht. Sie und ihre Familie sollen also von heute auf morgen alles stehen und liegen lassen und einmal quer durchs Land ziehen? Und sie dann auch noch gewissermaßen damit drängen, dass er nie ihrem Glück im Wege stand? Nicht cool.

Glücklicherweise scheint das Schicksal endlich mal auf ihrer Seite zu sein. Denn siehe da, Matthew ist gerade nicht nur außer Haus, sondern die beiden haben sich getrennt. Das dürfte wohl definitiv Fanservice für die vielen Japril-Fans gewesen sein, die natürlich mit dieser Folge auf ein Happy End gehofft hatten. Immerhin hätte man die ganze Geschichte auch mit Matthew hinbekommen können. Aber nein, April ist frisch Single, bereit für einen Neuanfang und nachdem sie sich versichert hat, dass das nicht nur wieder so eine fixe Idee von Jackson war, definitiv bereit, Jackson seinen großen Traum zu ermöglichen. Vielleicht ist ihr Timing dieses Mal also endlich nicht so daneben? Fingers crossed for new horizons…

Fazit

Auch wenn wir Jackson noch einmal zu sehen bekommen werden, war dies vermutlich die große Abschiedsfolge, mit der wir die Geschichte dieses Charakters abschließen. Ich sehe dem Ganzen mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Es ist schade, wieder einen Charakter zu verlieren, der schon so lange dabei war. Andererseits hat Jackson ein sinnvolles und bedeutendes Ende geschrieben bekommen. Nachdem er so lange auf der Suche nach seinem Platz in der Welt war und diese Ruhelosigkeit und Unzufriedenheit ihn so lange geprägt haben, ist das nun die große Chance für ihn, etwas aus seinen Privilegien zu machen und mit aller Energie etwas zu verändern. Leider können wir nicht direkt mit dabei sein, aber ich hoffe, dass wir durch Catherine noch auf dem Laufenden gehalten werden. Naja, zumindest, falls die Serie noch weitergehen wird, was ja nach wie vor in den Sternen steht.

Denise D. - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:


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