Bewertung

Review: #15.17 Träume von Schäfchen

Foto: Chandra Wilson, Grey's Anatomy - Copyright: 2019 ABC Studios; ABC/Mitch Haaseth
Chandra Wilson, Grey's Anatomy
© 2019 ABC Studios; ABC/Mitch Haaseth

Da haben die AutorInnen wohl im Sammelsurium der alternativen Methoden gestöbert! Mit Jacksons zugegeben coolen, aber keineswegs tierfreundlichen Meermann-Methode, Amelias und Links Konferenz und der DeLucaschen Forschung werden wir förmlich mit alternativer Medizin bombardiert, die im Falle von Jackson für fassungslose Begeisterung, im Falle der DeLucas einfach nur zu Fassungslosigkeit sorgen.

Vincenzo DeLuca kann man durchaus als Antagonist verstehen: Sein Oszillieren zwischen übertriebenem Charme und harten Wortattacken seinen Kindern gegenüber sowie seine ziemlich gruselige Forschung (wo war eigentlich der Hinweis, dass bei diesen Dreharbeiten keine Tiere verletzt wurden?) lassen ihn wahrlich wie einen verrückten Wissenschaftler rüberkommen. Sein anmaßendes Verhalten im Fall von Teddy und Carina setzt dem ganzen noch die Krone auf und so kommt es wie es kommen muss: Trotz anfänglicher Begeisterung entzieht Alex Vincenzo die Forschungserlaubnis und Andrew muss verletzt zugeben, dass sein Vater doch von seiner bipolaren Störung und nicht von wahren wissenschaftlichen Erkenntnissen geleitet wurden. Ich bin mir wirklich nicht sicher, was ich von dieser Storyline halten soll; trotz dramatischer Szenen, in denen sich Giacomo Gianniotti nicht schlecht schlägt und der Thematik, wurde ich von dieser Storyline nicht wirklich affektiert. Lorenzo Caccialianza, der Darsteller Vincenzos, schafft es einfach nicht mich zu begeistern; sein Spielen wirkt übertrieben, laien- und fratzenhaft und kann mich keine Sekunde davon überzeugen, einen vielschichtigen oder auch tatsächlich interessanten Menschen auf dem Bildschirm zu sehen. Dass Andrew und Alex Vincenzos Spiel so lange mitmachen und seine psychische Krankheit zu ignorieren versuchen, wirkt für mich dadurch einfach unrealistisch. Darüber hinaus wird dadurch die wunderbare Annäherung (schließlich weigert sie sich vehement, ihn "boyfriend" zu nennen) zwischen Meredith und Andrew erstmal ausgebremst und Andrew stößt Meredith brüsk von sich, was diese, verständlicherweise, verletzt. Am Ende verschwindet Vincenzo wieder nach Italien und muss sich für all den Staub, den er in Seattle aufgewirbelt hat, überhaupt nicht rechtfertigen. Damit wirkt diese Storyline auch insgesamt redundant.

Baileys und Alex' kleiner Machtkampf, der unterschwellig die komplette Staffel lang vonstattengeht, geht in die nächste Runde, doch erstmals macht hier Bailey für mich den Punkt. Zwar kann man Alex keinen großen Vorwurf machen; immerhin erlebt er wohl zum ersten Mal in seinem Leben seine Mutter glücklich und einigermaßen stabil und will diesen Eindruck nicht verlieren. Allerdings mochte ich die Botschaft, die hier, im Gegensatz zur Deluca-Storyline, wirklich ins Schwarze traf: Psychische Krankheiten sind chronisch und sollten ständig hinterfragt und beobachtet werden. Und so müssen wir uns in dieser Folge auch vom zweiten Elternteil verabschieden, aber das tatsächlich schweren Herzens, da Helen Karev eine wirklich sympathische Figur ist.

Scheinbar werden wir dafür in nächster Zeit einen weiteren Elternteil kennenlernen dürfen, denn Casey hat dank seiner Stalkerfähigkeiten Jos Mutter im Internet gefunden. Mir gefällt diese Storyline in mehrerer Hinsicht sehr: Zum einen verpasst sie Camilla Luddington wieder eine emotionalere Storyline und da wir in der letzten Staffel gelernt haben, dass sie sich in diesen sehr gut behaupten kann, freue ich mich auf die weiteren Entwicklungen. Des weiteren gefällt mir sehr gut, wie integriert Jo in der Freundesgruppe ihres Mannes zu sein scheint, was früher nie der Fall war. Wie selbstverständlich bittet sie Maggie um Rat bezüglich ihrer Genergebnisse oder kann mit Jackson über schicksalhafte Begegnungen mit Eltern reden. Somit wird Jo, die immer wieder an den Rand der Ereignisse gerät, insgesamt bewusst in den Fokus gerückt, was mir, wie gesagt, sehr gefällt.

Der zaghaften Annäherung zwischen Owen und Teddy in dieser Folge stehe ich natürlich sehr kritisch gegenüber: Owens zunächst passiv-aggressive ("I feel like I'm auditioning to be a father!") und dann überbeschützerische Art lassen in mir sämtliche Alarmglocken ertönen. Zwar sollte sich Owen natürlich mit der Mutter seiner Tochter gut verstehen, gleichzeitig wirkt es, als ob Owen seinem typischen Schema folgen würde: Klappt es nicht mit Amelia/Cristina/sonst wem, versucht er es mal wieder mit Teddy. Ich hoffe, Teddy bleibt standhaft und bei Koracick, alles andere wäre, gelinde gesagt, bescheuert.

Die Annäherung zwischen Link und Amelia hingegen freut mich von ganzem Herzen und war mein Highlight in dieser Folge. Zum einen, weil die beiden eine unglaubliche Chemie aufweisen und die Funken nur so zwischen den beiden sprühen, zum anderen, weil wir endlich wieder eine flirtende, gutgelaunte Amelia erleben dürfen, die wie früher ein bisschen zu viel redet und in Links Nähe sichtlich nervös ist. Link schafft es darüber hinaus mich noch mehr von sich zu begeistern: Seine Worte Amelia gegenüber, dass sie Betty eine Mutter war, müssen Balsam für Amelias Seele sein. Des weiteren ist es schön, dass Amelia jemanden getroffen hat, der den Teufelskreislauf des amerikanischen Systems, das immer wieder Süchtige produziert, ebenfalls erkannt hat und aus eigenen Fehlern dieses nun gemeinsam mit Amelia wie "Batman and…Batman" bekämpfen möchte. Ich kann Amelia komplett verstehen: In diesem Moment hätte ich ihn auch abgeknutscht. Link scheint genau das zu sein, was Amelia braucht, weswegen ich mir wünschen würde, dass es, trotz Links und Amelias Beteuerungen, nur etwas Alternativmedizin zu brauchen, länger halten würde.

Fazit

Irgendwie scheint momentan etwas die Luft bei "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" raus zu sein, die großen Momente und Storylines, die packen und begeistern, bleiben zurzeit aus. Hoffnung wird durch Jos Handlungsstrang oder Amelias und Links Flirt geweckt, der Rest dieser Folge ist solide, aber nicht weltbewegend.

Lux H. - myFanbase

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