Bewertung

Review: #4.03 Aufopferung

Foto: Nick Gehlfuss, Chicago Med - Copyright: 2018 NBCUniversal Media, LLC; Elizabeth Sisson/NBC
Nick Gehlfuss, Chicago Med
© 2018 NBCUniversal Media, LLC; Elizabeth Sisson/NBC

Nach dem eher enttäuschenden Teil des Crossover-Events bietet man uns mit #4.03 Heavy is the Head eine "Chicago Med"-Episode, bei der besonders die Patientenfälle im Fokus stehen und vor allem auf der emotionalen Ebene gepunktet werden kann. Die gemeinsame Operation von Connor Rhodes und Maggie Lockwood hat mir gut gefallen, da ich mir hiervon eine interessante Storyline erhoffe.

Das Leben des Kindes steht im Vordergrund

In dieser Episode werden gleich zwei sehr emotionale Fälle in den Fokus gerückt, bei denen das Wohl der Kinder über dem der Eltern steht. Anfangen möchte ich mit Ben und seinem Vater Chris. Ehrlich gesagt hatte ich bereits ein ungutes Gefühl, als Chris seinen (bewusstlosen) Sohn im Beisein von April Sexton ins Krankenhaus gebracht hat. Für mich stand zu diesem Zeitpunkt bereits fest, dass dieser Fall dramatisch enden wird; auch wenn mir natürlich noch gar nicht bekannt war, was Ben fehlt.

Der Junge hat seit seiner Geburt ein Nierenleiden und muss daher immer wieder zur Dialyse. Da Bens Eltern geschieden sind und er bei seiner Mutter lebt, kümmert diese sich um die Termine für die Dialyse. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass es sich bei diesem Fall um Kindesentführung handelt, was für mich das Ganze noch interessanter macht. Für mich wurde nicht ganz deutlich, welche Gründe es dafür gab. Ob die Mutter Chris den Umgang mit seinem Sohn verboten hat und wenn ja, warum? Ganz deutlich war es nicht, aber es blieb einem auch sehr wenig Zeit, darüber nachzudenken, nachdem Ethan Choi dafür gestimmt hat, die Polizei zu verständigen und Chris festnehmen zu lassen. Auf der einen Seite verstehe ich ihn durchaus, immerhin ist Kindesentführung ein Verbrechen. Auf der anderen Seite konnte ich Ethans Handeln nicht ganz nachvollziehen. Mir ist klar, dass er nicht gegen das Gesetz verstoßen möchte, wenn er ein Verbrechen nicht meldet, und sich nicht sicher war, ob Chris die Nerven verliert oder nicht. Allerdings ging es vor allem um Ben, der besonders in dieser Situation seinen Vater braucht, zumal es hätte sein können, dass sich Vater und Sohn eine Weile nicht sehen werden.

Diese ganze Dramatik war den Autoren der Serie anscheinend noch nicht genug, da sich herausstellte, dass Chris der geeignete Spender für Ben ist. Überraschend fand ich das Ganze absolut nicht. Zum einen, weil es das Ganze noch viel emotionaler macht, und zum anderen, weil man gespannt darauf sein kann, wie es letztlich enden wird. Wobei ich auch hier sagen muss, dass mich das Ende nicht sonderlich überrascht hat. Das klingt zwar negativ, ist aber gar nicht so gemeint. Mich hat das Ende des Falls eher emotional gepackt.

In der Crossover-Episode haben wir eine Seite an Gwen Garrett erlebt, die mir persönlich sehr unsympathisch ist, was sich wohl auch in der nächsten Zeit nicht ändern wird. Ähnlich wie Ethan hält auch sie sich eher an Vorschriften und daran, dem Krankenhaus möglichst wenig Schaden zuzufügen, wobei man sagen muss, dass bei Ethan die Patienten noch mehr im Fokus stehen. Erst einmal ist dagegen nichts einzuwenden. Meiner Meinung zeigt sich ein gutes Krankenhaus samt guter Ärzte und Verwaltung aber auch daran, ob man empathisch agiert und die Vorschriften auch einmal weiter ausdehnt. Genau das sehe ich bei Garrett nicht. Ähnlich wie bei Pat Halstead sieht sie auch hier nur, wie man möglichst vermeiden kann, dass sich das Krankenhaus haftbar macht. Hätte sie nämlich grünes Licht gegeben, dass man Chris eine Niere entnimmt und er danach vom Gefängniskrankenhaus versorgt wird, bestünde die Gefahr, dass er aufgrund mangelhafter Versorgung sterben könnte und genau das wollte sie vermeiden. Ich persönlich finde das ziemlich unmenschlich, besonders weil es hier um das Leben eines Kindes geht.

Somit dürfte sich auch erklären, warum ich das Ende des Falls nicht überraschend fand. Eltern würden alles für ihre Kinder tun und dazu zählt gewissermaßen auch, für sie zu sterben und genau diesen Weg hat Chris eingeschlagen. Schon bei der Verabschiedung seines Sohnes schwante mir der Gedanke, dass dieser Abschied für immer sein würde. Letztlich ist es der kleine Ben, der darunter am meisten zu leiden hat und daher kann ich mir auch vorstellen, dass Ethan sich noch länger deswegen Vorwürfe machen wird. Nicht aufgrund dessen, dass er nicht alles versucht hat, sondern vielmehr, dass Ben nun für immer ohne Vater auskommen muss. Bei Garrett halte ich das für ziemlich unwahrscheinlich, zumal sie auch nach Chris' Tat die Ansicht vertreten hat, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Möglicherweise könnte es diesbezüglich auch zur erneuten Auseinandersetzung mit Sharon Goodwin kommen, die eine weitaus humanere Entscheidung gefällt hätte. Und Lakin scheint auch erkannt zu haben, dass Garretts nicht richtig ist. Ich hatte nach Chris' Tat zumindest den Eindruck, dass Lakin im Nachhinein gerne anders gehandelt hätte.

Neben dem Fall rund um Ben und seinen Vater gab es mit der schwangeren Lisa einen weiteren, der mich emotional gepackt hat. Lisa und ihr Mann Matt versuchen seit einigen Jahren ein Kind zu bekommen, doch aufgrund ihres verformten Uterus klappte es bisher nicht. Umso tragischer finde ich den Verlauf des Falls. Lisa wurde nämlich wie durch ein Wunder schwanger und es ist nur allzu verständlich, dass sie dieses Baby nicht nur als Wunderbaby ansieht, sondern dass sie dieses unter allen Umständen behalten möchte, selbst wenn sie dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt.

Genau das ist Lisa gewillt zu tun, als sie erfährt, dass sie eine dringende Operation vor sich hat, die ihr eigenes Leben rettet, aber das Todesurteil für ihr Baby bedeutet. Ich möchte mir das gar nicht genauer vorstellen, welchen Schock das in ihr ausgelöst haben muss. Dadurch konnte ich ihre Entscheidung, gewissermaßen nachvollziehen, sich nicht operieren zu lassen. Hierbei entstand auch ein Konflikt zwischen Natalie Manning und der neuen Medizinstudentin Elsa Curry. Während Natalie nämlich die Entscheidung von Lisa akzeptiert, möchte Elsa alles daransetzen, diese zu operieren. Ich hatte bereits kürzlich geschrieben, dass es mit Elsa durchaus noch interessant werden könnte. Dabei hätte ich aber nicht vermutet, dass es so schnell geht und wir dabei auch eine Seite an ihr kennen lernen, die mir unheimlich und eher unmenschlich erscheint.

Als Lisas Zustand immer lebensbedrohlicher wird, raten Natalie und Elsa zur Operation, die sie aber weiterhin ablehnt. Natalie, die selbst Mutter ist, scheint diese Entscheidung zwar nicht gutzuheißen, bringt allerdings doch irgendwie Verständnis dafür auf - im Gegensatz zu Elsa. Diese spricht ihre Patientin offen darauf an, ob sie sich operieren ließe, wenn ihr Baby hypothetisch tot sei. Mich hat weniger die Frage als die Tatsache schockiert, dass sie es offenbar so dargestellt hat, dass der Fötus beim Ultraschall bereits gestorben zu sein scheint und sie die OP durchführen konnten. Somit unterstütze ich vollkommen die Ansicht von Daniel Charles, dass Elsa aller Wahrscheinlichkeit nach den Ton des Ultraschallgeräts ausgeschaltet hat. Ich bin gespannt, welche Kreise Elsas Verhalten noch ziehen bzw. ob Daniel der einzige bleiben wird, der sie in der kommenden Zeit beobachtet.

Berufswechsel?

Nachdem Ava Bekker dafür gesorgt hat, dass Connors Projekt mit dem OP umgesetzt wird, ist jener eifrig dabei, alles funktionsfähig zu machen. Wie es manchmal in der Notaufnahme so üblich ist, gibt es mehr Notfälle als Operationssäle vorhanden sind, so dass Connor sich gezwungen sieht, sein Projekt schon jetzt einer Premiere zu unterziehen. Doch das war nicht der eigentliche Grund, warum mich dieser Eingriff so begeistert hat. Es war Maggie, die daran beteiligt gewesen ist.

Ich habe mir schon seit der zweiten Staffel gewünscht, dass man diesem Charakter mehr Beachtung schenken möge. Für mich ist Maggie jemand, aus dem die Autoren sehr viel mehr herausholen könnten, wenn sie denn wollten. Vielleicht hat man mit dieser Episode den Weg dorthin geebnet. Aufgrund eines nicht kompletten OP-Teams macht Connor Maggie zu seiner rechten Hand und ich muss sagen, dass es mir unglaublich gut gefallen hat. Maggie und Connor könnte ich mir sehr gut als funktionierendes OP-Team vorstellen, denn die beiden haben hier wirklich einen tollen Job gemacht, auch wenn Maggie erst eingearbeitet werden musste.

Mich würde es unglaublich freuen, sollte Maggie als OP-Schwester deutlich mehr in den Fokus rücken. Sie hat natürlich recht, dass diese Entscheidung ein Rückschritt für sie wäre. Aber mal ehrlich: Was hat sie denn groß für Storylines, die für die Zuschauer richtig interessant sind? Die Sache mit Barry war mehr ein Ärgernis, als dass man richtig was daraus gemacht hat. Somit hoffe ich einfach, dass Maggie die richtige Entscheidung trifft und sie endlich die Storylines bekommt, die die Stärke ihres Charakters unterstreichen.

Randnotizen

  • Gut gefallen hat mir, dass man für Pat eine Trauerfeier gemacht hat. Das Ganze hatte für mich zumindest zwischen Natalie, Will Halstead und seinem Bruder Jay Halstead etwas Familiäres, was mir ein bisschen in "Chicago Med" fehlt.
  • Die Autoren der Serie machen leider wieder einmal die Fehler aus der letzten Staffel und lassen die Charaktere in Sachen Beziehung bisher eher Rückschritte zu machen. Mir hat die Verbindung zwischen April und Ethan wirklich gut gefallen, doch besonders im Staffel-3-Finale fing es bereits an, dass die beiden immer mehr Meinungsverschiedenheiten hatten, was ihrer Beziehung nicht gut tat. Wobei ich sagen muss, dass mir die letzte Szene zwischen den beiden in dieser Episode sehr gut gefallen hat.
  • Ähnlich ist es auch bei Natalie und Will. Warum kann man die beiden nicht einfach glücklich ihre Hochzeit planen lassen? Stattdessen könnte Will nun Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen, sollte er seinen Deal mit Ray Burke aufrechterhalten. Sehr schade, da es zwar interessant für die Charakterentwicklung wäre, letztlich aber schädlich für die Beziehung.
  • Ich frage mich, ob es Ava tatsächlich nur darum ging, dass Connor mit der verfrühten Einweihung des OPs das Projekt gefährden könnte, oder ob eher verletzte Gefühle mit im Spiel sind?

Fazit

"Chicago Med" kann diesmal vor allem mit den medizinischen Fällen punkten, die sehr emotional dargestellt worden sind. Interessant bleibt es weiterhin, wie Maggies Entscheidung ausfallen wird und welche (negative) Entwicklung Elsa noch durchleben wird.

Daniela S. - myFanbase

Die Serie "Chicago Med" ansehen:


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