Bewertung

Review: #11.02 Jede Narbe eine Geschichte

Foto: Jake Lockett, Chicago Fire - Copyright: 2022 Open 4 Business Productions LLC. All Rights Reserved.; Adrian S Burrows Sr/NBC
Jake Lockett, Chicago Fire
© 2022 Open 4 Business Productions LLC. All Rights Reserved.; Adrian S Burrows Sr/NBC

Nachdem der Start der elften Staffel von "Chicago Fire" doch nur arg solide ausgefallen ist, war ich etwas weniger euphorisch zurückgeblieben. Ich hatte die leise Hoffnung, dass es mit #11.02 Every Scar Tells A Story doch besser werden würde und eines kann ich schon mal verraten: Ich muss aller Wahrscheinlichkeit nach aber meine Meinung zu Sam Carver revidieren...

Carver. Der Neue. Auf der 51. Mit seiner ersten Episode und seinen Bemerkungen hat er nicht gerade Sympathiepunkte bei mir geholt und ich bin dann doch etwas frustriert zurückgeblieben, weil ich bei aller Liebe nicht nachvollziehen konnte, warum Chief Boden ihn zur Wache geholt hat. Ja, er hat Einsatz und eine Heldentat bewiesen, aber haben das nicht alle auf der 51? Tja, aber ich bin ja nicht so und verbuche manches dann auch schon mal als Startschwierigkeiten und ich denke, Carver darf sich da gerne mit einreihen. Das soll um Gottes willen nicht heißen, dass er nun mein Top-Favorit ist, aber die Ereignisse dieser Episode haben dann doch nochmal für mich ein anderes Licht auf ihn geworfen. Ich fand es auch interessant, dass es in dieser Episode um keine Brandeinstätze ging, weil ich finde, dass man sich ohne noch ein bisschen mehr auf die Charaktere konzentriert und das war mir bei Carver diesmal wichtig.

Der Einsatz auf der Baustelle schien anfangs harmlos und wenig bedeutsam. Jedoch ist auch die Welt in Chicago ziemlich klein, denn Carver kennt Andre, hat also eine persönliche Verbindung zu ihm und ich denke, die war auch wichtig, damit er mit Stella Kidd ein ziemlich offenes Gespräch führen konnte. Diesmal hatte es auch gar nicht den Anschein, als sei er sexistisch oder rassistisch, sondern nur jemand, der für Gerechtigkeit kämpfen will und kämpft. Somit komme ich auch zu meiner Ankündigung, dass ich meine Meinung über ihn wohl revidieren muss, zumal die 51 ja wirklich für Gerechtigkeit steht. Ich bin außerdem froh, dass man Carver dafür Kidd an die Seite gestellt hat, immerhin steht sie 'über' ihm und da erscheint es mir zumindest wichtig, dass sie ein Verhältnis zueinander haben, das die Zusammenarbeit bei Einsätzen nicht negativ beeinflusst. Dennoch gibt es noch immer einen Punkt, bei dem ich Carver nicht wirklich einschätzen kann und das ist eben seine Narbe oder Narben am Oberarm. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass er fast so weit gewesen ist, dass er sich Kidd anvertraut. Vielleicht wird das ja der große Knackpunkt in seiner Charakterarbeit? Es muss ja was sein, was ihn belastet, was er nie wirklich verarbeitet hat, was aber wohl oder übel demnächst aus ihm herausbrechen wird. Möglicherweise hat Boden ja doch keine falsche Entscheidung getroffen oder weiß vielleicht schon mehr als der Rest (uns Fans eingeschlossen). Ich hoffe nur, dass man dann eine platonische Freundschaft zwischen Carver und Kidd gestalten wird und er letztlich nicht doch noch einen massiven Keil zwischen das frischgebackene Ehepaar treiben wird. Das fände ich nicht gut. Denn wir haben ja schon eine traurige Person, bei der die Beziehung beendet wurde.

Die Rede ist natürlich von Sylvie Brett. Mir hat es in der letzten Episode echt das Herz gebrochen, als sie sich von Matt Casey getrennt hat. Hier kann man den Autor*innen durchaus einen Vorwurf machen, dass sie die Story so langgezogen haben, obwohl man den schon viel eher ein Happy End hätte bescheren können oder gar müssen. Ich kann vollkommen nachvollziehen, dass sie sich mit Arbeit ablenkt und sich so gesehen auch keine freie Pause gönnt, was vermutlich damit zusammenhängt, dass sie so nicht ins Nachdenken kommt und traurig wird. Da tat mir Randall 'Mouch' McHolland doch etwas leid, der das mittragen musste, ohne genau zu wissen, warum. Aber wie ich es schon oftmals gesagt und geschrieben habe: Mouch ist ein wahrer Freund. Ich fand ihn echt niedlich, wie er Brett gesagt hat, dass er sich um sie sorgt. Mir hat es ja schon verdammt gut gefallen, dass er mit ihr am Programm beteiligt ist. Bei den aktuellen Umstand, dass Brett sich einsam fühlt, könnte man diese Freundschaft noch mehr festigen und die ersten Schritte hat man ja schon unternommen. Für mich war es überraschend, dass Mouch und Trudy Platt Brett zum Essen eingeladen haben, solche Szenen darf es ruhig öfters geben. Ich glaube zwar, Trudy hatte die Idee für die Essenseinladung, aber was soll's. Mir hat dieses Szenario zwischen den beiden Frauen gut gefallen, auch weil man Trudy selten so einfühlsam erleben darf, dabei steht ihr diese Seite gut. Vielleicht erleben wir ja in dieser Staffel mehr Zweisamkeit zwischen dem Ehepaar, denn irgendwie fehlt mir das noch ein bisschen.

Es darf auch gerne noch weitere Szenen zwischen Mouch und Brett mit ihrem Programm geben, da sie ja nicht nur beim Romanschreiben ein eingespieltes Duo sind. Ich fand den Einsatz bei Warren ohnehin sehr berührend, weil er eben auch dargestellt hat, wieso und wovor Warren Angst hat. Auch wenn es spannungsgeladen gewesen ist, als er mit einem Hammer auf Brett los ist, tat mir Warren leid, denn mit dem Tod seiner Schwester (den er vielleicht noch gar nicht begriffen hat), hat er offenbar seine ganze Familie verloren und da kann ich absolut verstehen, dass er nicht auch noch aus seiner vertrauten Umgebung gerissen werden will. Ich glaube zwar, dass wir Warren nicht wiedersehen werden, aber ich hoffe, dass man eine Lösung finden wird. Überhaupt ist Brett bei ihm sehr einfühlsam vorgegangen und ich finde, man hat ihr auch angemerkt, wie nahe ihr dieser Einsatz gegangen ist. Möglicherweise liegt das auch an ihrer Trennung von Casey und dadurch konnte ich auch nachvollziehen, warum sie Violet Mikami ihre Vorfreude auf deren Zweisamkeit mit Evan Hawkins nicht madig machen wollte. Ich fürchte aber auch bei den beiden, dass es nicht mehr lange halten wird, aber vielleicht überrascht uns "Chicago Fire" ja. Wer weiß.

Überraschend und gleichzeitig belustigend war auch, dass man mit Tracy jemand Neues in die Serie eingeführt hat, die gleich zwei Verbindungen zu den Mitgliedern von Wache 51 hat, wenn eine davon auch nicht beabsichtigt gewesen ist. Blake Gallo hat nach wie vor Gefühle für Mikami, die auch unschwer zu erkennen sind, wenn man seinen Blicken so verfolgt. Allerdings hat er Mikamis Entscheidung für Hawkins akzeptiert und hat sich umgesehen und ist bei Tracy gelandet. Auf den ersten Blick sind die beiden ein angenehmes und ansehnliches Paar. Die Frage nach der Beziehungsdauer macht mir da eher Sorgen, da sie nicht nur wegen Gallo Verbindungen zur 51 hat. Tracy ist die Nichte von Christopher Herrmann und ich habe mich mindestens genauso amüsiert über diese Enthüllung, wie es Darren Ritter getan hat. Ich denke, Gallo wird auch diesmal keinen leichten Stand haben, wenn Herrmann dahinter kommt.

Ein bisschen erinnert es mich an Staffel 9, als Gallo Interesse an Gianna Mackey gezeigt hat und von Joe Cruz scharf im Auge behalten wurde, weil er sich für Gia verantwortlich fühlte. Ich gehe mal davon aus, dass uns jetzt Ähnliches erwarten wird. Mir tut allerdings auch Herrmann etwas leid, da er ahnungslos sein Versprechen gebrochen hat, weil er ja auf Tracy aufpassen sollte. Diese scheint aber ihren eigenen Kopf zu haben. Also, ja, es wird wohl amüsant werden. Allerdings freut es mich auch, dass man mehr über Herrmanns familiäre Umstände erfährt, die sich nicht auf seine Familie mit Cindy Herrmann beziehen.

Cruz' Familie hat sich mit Javi ja auch erweitert und ich finde es toll, wie man ihn auf der Wache miteinbezieht. Das erinnert mich irgendwie an Caseys Zeiten mit den Darden-Brüder, wobei Cruz nicht so locker rüberkommt. Ich kann es auch verstehen, dass er ein bisschen eifersüchtig auf Kelly Severide ist bzw. darauf, welche Begeisterung er bei Javi auslöst. Severide hat gut reagiert, als er gemerkt hat, dass Cruz nicht besonders glücklich damit war, dass sein Sohn Severide so angehimmelt hat. Mich haben aber auch Javis Worte berührt, denn es ist für ihn ganz klar, dass Cruz für immer sein Held bleiben wird, der ihn gerettet, ihm ein Heim, eine Familie, Vertrauen und Liebe geschenkt hat. Ich hoffe, wir sehen Javi bald wieder auf der Wache, dann darf er Capp gerne wieder solch einen Streich spielen, denn es hat mich wunderbar zum Lachen gebracht.

Fazit

Nach dem eher soliden Start in der vergangenen Woche, hat mich "Chicago Fire" mit dieser Episode wieder deutlich besser unterhalten. Wir stehen zwar noch am Anfang dieser Staffel, aber für mich konnte ich schon wirklich gute Ansätze erkennen, in welche Richtungen man nun gehen wollen würde. Warten wir mal ab, was man so aus dem Hut zaubern wird.

Daniela S. - myFanbase

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