Weltveränderung als bessere Alternative? - Review Staffel 7
Man konnte für Staffel 7 mit den Avataren und dem Oberdämon Zankou weitere Möglichkeiten finden, um überzeugende episodenübergreifende Handlungen einzubringen. Dazu hat man das Serienformat wieder etwas ruhiger werden lassen und nicht so überfrachtet wie in Staffel 6 zuvor. Das führt zu einem qualitativen Aufwärtstrend, der schnell deutlich wird. Man muss aber auch zugeben, dass die Dämonenstorys in den früheren Staffeln noch frischer und origineller waren. Hier macht sich doch etwas die Abnutzung bemerkbar, was beispielsweise in #7.15 Feuer und Flamme auffällt, denn das Thema Zeitschleife ist schon ein alter Hut. Ebenso der Identitätsdiebstahl einer der Schwestern, den wir in #7.19 Freaky Phoebe serviert bekommen. Aber was will man erwarten von einer Serie, die schon seit Jahren, erfolgreich produziert wird? Irgendwann neigt man dazu, frühere Elemente in einer leicht abgeänderten Variation nochmals zu verwerten.
Ein hervorstechendes Merkmal in dieser Staffel ist die Beleuchtung eines bestimmten Aspektes: Es wird nun immer klarer, dass sich die Halliwells um mehr Ruhe und normalen Zuständen in ihrem Leben sehnen. So wird die Frage verstärkt, ob der Kampf der guten Seite gegen die böse überhaupt einen Sinn macht und jemals zu Ende sein wird. Man kann es nach all den Jahren den Halliwells nicht übel nehmen, dass sie sich von den Avataren verführen lassen. Staffel 7 ist aber auch insbesonders diejenige, in denen die Charaktere Leo und Paige sehr durch die weiteren Entwicklungen hervorstechen. Die Macher gehen, wie man es schon kennt, sehr einheitlich mit der Einteilung der großen Storylines um. Die erste Hälfte der Staffel wird von den geheimnisvollen Avataren und den auf Rache schwörenden Kyle Brody dominiert, während vor allem in der zweiten Hälfte Zankou seine Spielchen mit den Halliwells treibt. Inspector Sheridan ist allerdings die gesamte siebte Runde den Halliwells immer wieder dicht auf den Fersen, sodass auch das für spannende Momente sorgt. Es ist keinesfalls zu wenig los in Staffel 7.
Phoebe in Liebesnöten
Ein wenig ödet es nun an, dass sich bei Phoebe die Storys erneut viel um die Männer drehen. Auf der anderen Seite macht sich hierbei auch ein roter Faden bemerkbar. Denn das Thema Liebe scheint besonders in Phoebes Leben immer wieder von besonderer Präsenz zu sein. Die Frau erlebte ja auch immer wieder unschöne Beziehungsenttäuschungen. Ich finde es nach wie vor schade, dass Jason nicht bei Phoebe geblieben ist, denn er passte so gut zu ihr. Das wurde mir hier schnell deutlich als Leslie aufkreuzt. Es ist unbestritten ein amüsanter Moment, als Elise einen Mann als Phoebes Ghostwriter vorstellt, der ihr in der kreativen Hängephase aushilft. Zweifelsfrei ist Nick Lachey ein attraktiver Mann, der Leslie ganz sympathisch und humorvoll verkörpert, jedoch auch auf ziemlich eindimensionale Weise. Viel kommt da leider nicht an den Zuschauer rüber, um mitfühlen zu können, da er sehr glatt wirkt. Das liegt auch am Storyverlauf zwischen ihm und Phoebe, der wie die Wiederholung von früher mit Jason zusammengeschustert wirkt. Erst weigert sich Phoebe, sich auf ihn einzulassen, tut es dann doch und dann folgen die komplizierten Momente, da das Hexengeheimnis im Weg steht. Recht vorhersehbar hierzu ist die ganze Zeit über, dass Leslie nicht Phoebes Lover aus der Vision sein kann, der auch dann der Vater von ihrer Tochter werden würde. So gut passt die Paarkonstellation schlicht gesagt nicht, um hierzu diese finale Entwicklung zu präsentieren. Man muss den Autoren zugute halten, dass sie Leslie nicht so unzufriedenstellend aus der Serie geschrieben haben wie einst Jason. Aber vielleicht ist das auch die Strategie der Autoren, genau solche abrupten Enden im Falle von Phoebe zu zeigen. So versteht man besser, dass sie sich vor neuen Liebeserfahrungen fürchtet.
Ich finde die zweite Storyline in dieser Staffel mit Drake, der mit Cole im Plan verstickt ist, wesentlich überzeugender. Billy Zane bringt die Figur des Drake mit herrlichen Schwung und viel Witz zur Geltung. Man wird richtig von der positiven Energie angesteckt und freut sich über die Szenen mit ihm und Phoebe. Er genießt seine letzten Lebensstunden mit soviel Genusssinn, sodass es inspirierend ist. In den Situationen mit Drake fragte ich mich immer wieder, ob ihn Phoebe richtig liebt oder sich einfach nur sehr wohlfühlt bei ihm und seiner positiven Ausstrahlung. Die Episode #7.16 Der verlorene Leo enthält eine fantastische Abschlussszene zwischen den beiden, die sehr ans Herz geht. Dazu natürlich auch den Gastauftritt von Cole, was einen Nostalgie-Effekt auslöst. Ein bisschen traurig ist es schon, dass Cole Phoebe nicht die gute Tat berichten kann. Er hat mit dem Plan um Drake voll bewiesen, dass ihm Phoebe wohl immer viel bedeuten wird.
Blöd bei der ganzen Sache ist nur, dass die positive Wirkung bei Phoebe, nicht all zu lange anzuhalten scheint. Bald glaubt sie erneut an ihr Unglück in der Liebe und wirkt regelrecht verzweifelt, was natürlich auch am fiesen Zankou liegt. Die Autoren haben es bei Phoebes Charakter gekonnt hingebogen, sodass der Zuschauer wünscht, dass sie endlich einen passenden Partner findet. Sicher ist dieses Kapitel noch nicht abgeschlossen. Schön auch, dass man hier in der Staffel wieder verstärkt auf Phoebes Arbeitssituation im Bay Mirror eingeht. Doch ein wichtiger Schritt nach vorne scheint mir ihre Aktion mit der Studiumerweiterung zu sein, um die Kolumne professioneller umzusetzen. Es gefällt mir auch immer wieder Szenen aus dem Bay Mirror und mit Elise zu sehen. Das Verhältnis zwischen der Chefin Elise und Phoebe wirkt dazu schon sehr freundschaftlich und vertraut. Man merkt, dass Phoebe gerne in der Zeitung arbeitet und das Umfeld sie dort auch sehr wertschätzt.
Leo in Turbulenzen und die Verführung der Avatare
Im letzten Staffelfinale war die Frage bereits sehr interessant, wie Leo mit seiner Ermordung an Gideon zurecht kommen würde. Die Autoren verschärfen Leos Situation gleich im Staffelauftakt um einiges mehr, indem man ihn einen weiteren Ältesten töten lässt. Es ist schon etwas befremdlich, Leo nun als "gefallenen Engel" zu erleben, der sich vor Wut kaum noch einkriegt. Aber unplausibel erscheint mir das nicht, denn ihn lässt es natürlich nicht kalt, zwei Älteste auf dem Gewissen zu haben. Dazu die ständigen Bedrohungen um seine Söhne und der gesamten Familie. Brian Krause wird in dieser Staffel enorm im Schauspiel gefordert. Er bringt die Szenen sehr gelungen rüber, in denen er so sehr unter seinen Emotionen leidet. Man fühlt mit ihm und wünscht, dass er sein Gewissen sehr bald entlasten kann. Bei Wyatt werden diese Auswirkungen zum Glück nicht vergessen, aber im Verhältnis zu Leo weniger gezeigt. In #7.03 Der Rivalitätszauber wird dem Zuschauer vorgeführt, wie der kleine mächtige Wyatt zur Situation steht. Echt schlimm, seine eigenen Schuldgefühle zu erleben, die zum Glück schnell wieder gelöst werden können. Am Ende der Staffel scheint zudem die Besorgung ganz behoben zu sein, dass Wyatt jemals dem Bösen verfallen würde. Er hat zu guten Schutz durch seine Familie. Leo leistet vollste Arbeit, was sehr rührend mitzuverfolgen ist. Gut, dass das Thema mit Wyatt im Anklang zur sechsten Staffel 6 nochmals kurz aufgegriffen wird.
Sehr sympathisch in Leos und Wyatts Dramatik ist erneut Piper positioniert, die für Leo und ihre Söhne den Fels in der Brandung darstellt. Nicht alle Partner würden soviel Verständnis aufbringen, wie Piper Leo gegenüber. Sie ist wirklich stark und zeigt sich aber auch unabhängig zu Leos Problemen. Sie leidet schon mit, wie man deutlich sehen kann, doch sie bleibt stark. Die Storyline rund um Leos labilen Zustand lebt auch sehr von den Reaktionen der anderen Familien-Mitglieder, welche ebenfalls gut mit eingebracht werden. Piper wird diesmal keine eigene Story zuteil, sondern direkt in die von Leo, ihren Söhnen und den Schwestern verstrickt. Und das passt gut so, da ich dadurch den Eindruck gewonnen habe, noch mehr Facetten aus der Leo-Piper-Beziehung entnommen zu haben. So versteht man Leo, der aus Vorsicht der Familie gegenüber Distanz einnimmt. Genauso kann man Pipers Trotzaktion nach Leos Verwandlung zu einem Avatar verstehen. Mir ist das Paar noch sympathischer geworden.
Die Avatare sind das große Thema, welches im Staffelauftakt sehr vielversprechend und spannend aufgeworfen wird. Erst rätselt man, welche große Bedrohung der Älteste anspricht und wartet gespannt auf die Antwort. Es sind die Avatare, die man schon in Staffel 5 bei Cole gesichtet hatte. Viele Fragen werden aufgeworfen, da man bis dahin nie so recht wusste, wer diese Avatare überhaupt sind. Sie wirken durchaus bedrohlich und sektenhaft. Sie manipulieren zur ihren Gunsten und gehen sehr vorsichtig und verdeckt vor. Dazu reden sie überzeugt von ihren Plänen, denen man nicht so recht traut. Die Ältesten nehmen sie als enorme Bedrohung wahr. Auch als Zuschauer weiß man einfach nicht genau, wohin es führen wird. Als Kyle Brody auf der Bildfläche erscheint und die Avatare als Bedrohung wettert, wird die ganze Angelegenheit noch rätselhafter. Kerr Smith ist für die Rolle des Kyles der absolut richtige Mann. Er spielt den rachesüchtigen, emotionalen und sensiblen Charakter super und bringt viel Tempo in die Avatare-Storyline mit ein. Denn er jagt diese so richtig mit Motivation, wobei man auch die Hintergründe offenbart bekommt. In der Situation finde ich es auch toll inszeniert, wie man die Halliwell-Familie splittet. Alle sind irritiert und während Leo und Piper sehr schnell für die Avatare sind, braucht das bei Phoebe und besonders Paige viel mehr Zeit. Letztere bandelt sich mit Kyle an und stellt sich dann ganz auf die andere Seite. Das bringt in der ohnehin sehr fesselnden Episode #7.10 Ich sehe was, was du nicht siehst einen weiteren spannenden Impuls mit ein. Die Angelegenheit macht es so schwierig, da man auf beiden Seiten die Argumente gut nachvollziehen kann. Man versteht, dass Utopia, welches die Avatare planen, sehr vielversprechend klingt und die Hoffnung auf ewigen Frieden weckt. Doch man spürt auch, dass da was faul an der Sache ist. Kyle kann man nicht ganz als Richtmesser betrachten, da er durch seine ermordeten Eltern natürlich automatisch gegen die Avatare gepolt wurde. Betreffend Kyle ist es interessant, dass er als Normalsterblicher einen derartigen umfangreichen Einblick in die magischen Gegebenheiten erhalten konnte. Dass dies keinen guten Ausgang nehmen würde, fürchtete ich ständig bei Kyles Versuchen, gegen die mächtigen Avatare anzukämpfen. Und verstärkt wurde dies durch die Einbringung von Dämon Zankou, der Kyle benutzt.
In #7.12 Utopia erwacht passiert nun das Unvermeidliche und ich sehe die Szene mit Paige und dem sterbenden Kyle als ein wahres Highlight an. Ein sehr bewegender Moment, der hervorragend gespielt ist, wie auch Kyles Abschied in der darauffolgenden Episode. Es ist seltsam, dass Kyle als neuer Wächter des Lichtes nicht mit Paige zusammen kommen darf, dennoch ist es ein berührend inszenierter Abgang. Utopia selbst erweist sich dann als ziemlich surreal und die falsche Wahl, was Leo und die restlichen Halliwells auch schnell begreifen. Von der Machart hat es sofort an die Finalepisoden von Staffel 6 erinnert und überzeugen konnte mich die utopische Welt rein gar nicht. Auch wenn ich finde, dass man den Avatare-Handlungsbogen zu abrupt enden lässt, bin ich froh, schnell wieder das vorherige Weltformat zu sehen.
Zum zweiten Teil der Review zur siebten Staffel von "Charmed"
Samuel W. - myFanbase
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