Bewertung

Review: #1.05 Im Kerker

Foto: Katerina Graham, Vampire Diaries - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Katerina Graham, Vampire Diaries
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Ein eingesperrter Damon, eine misstrauische Elena, ein verzweifelter Stefan, ein hoffnungsloses Liebespaar und eine schockierte Bonnie prägen diese Episode, die uns viel geboten hat, an einigen Stellen etwas konstruiert wirkte und einen enormen Grundstein für den weiteren Verlauf der Serie gelegt hat.

During the Dark Ages, when a vampire's actions threatened to expose or bring harm upon the entire race, he would face judgment. They sought to reeducate them rather than to punish them.

Seit Beginn der Serie ist den Zuschauern verdeutlicht worden, dass es sich bei Stefan um den "guten" und bei Damon um den "bösen" Bruder handelt. Damon hat durch seine Blutlust viele Menschen auf dem Gewissen, ist in Mystic Falls nicht gerade nachsichtig mit seinem Vampirdasein umgegangen und hat alles versucht, um seinem Bruder das Leben schwer zu machen. Die Konsequenz daraus ist, dass Stefan handelt und seinen Bruder in einen Kerker sperrt. Das innere Band der beiden Brüder scheint so stark zu sein, dass Stefan es nicht in Erwägung zieht seinem Bruder das "Leben" zu nehmen, sondern er auch weiterhin darauf hofft, dass Damon seine menschliche Seite nach außen kehrt und eventuell der Bruder wird, den er einst gekannt hat – denn Damon muss einmal eine andere Seite an sich gehabt haben, sonst würde Stefan nicht immer wieder von dessen Menschlichkeit sprechen und darauf hoffen. Ich hoffe wir bekommen diese Seite mittels eines Rückblickes irgendwann einmal zu sehen, da es sicherlich spannend ist zu sehen, wie die beiden ungleichen Brüder vor ihrer Verwandlung waren, bzw. wie sie in den letzten 140 Jahren miteinander als Vampire umgegangen sind.

Stefan entscheidet sich also nicht dafür seinem Bruder endgültig das Leben zu nehmen, sondern handelt in einer etwas selbstgerechten Art so, wie es im Mittelalter Gang und Gebe war. Durch das Wegsperren eines Vampirs und dem stetigen Entzug von frischen Blut, will er seinen Bruder soweit schwächen, dass dieser (lebendig) mumifiziert wird. Auch wenn ich keinesfalls glaube, dass dieser Prozess Damon in irgendeiner Art und Weise dazu bringen wird, sein Verhalten in Frage zu stellen, sondern vielmehr die Wut und Rachsüchtigkeit in ihm noch weiter fördern wird, finde ich diesen Aspekt unheimlich spannend. Vampire "sterben" also nicht, wenn sie kein frisches Blut bekommen, sondern sie mumifizieren sich lediglich und können aus dieser Mumifizierung wahrscheinlich wieder herausbrechen, wenn sie irgendwann einmal wieder frisches Blut bekommen. Da wir hier gesehen haben, dass Damon nicht endgültig in diesen Prozess verwickelt wurde, wird uns dieser Aspekt sicherlich im Laufe der Serie noch einmal begegnen.

Dass man Damon direkt in dieser Episode schon wieder frei gelassen hat, bringt mal wieder das enorme Tempo der Serie zu Tage, von dem ich bisher noch sehr begeistert bin. Mit dieser Storyline hätte man natürlich noch etliche Episoden füllen können, doch die Autoren entschließen sich lieber dagegen und bringen dadurch eine Dynamik in die Handlung, die mir sehr gut gefällt. Seine Verbundenheit zu Caroline war schon faszinierend und ich frage mich, ob er diese Verbindung zu ihr nur aufbauen konnte, da er sich wochenlang von ihr ernährt hat, oder ob er dies bei jedem Menschen anwenden könnte.

If you're going to dump me, I figure you should at least know who you're dumping.

Wie in jeder Serie, bei der sich ein Vampir, oder anderes nicht menschliches Wesen, in eine Sterbliche verliebt, entsteht das große Problem des Vertrauens. So auch hier: Stefan hat Geheimnisse, da er sonst seine wahre Identität verraten würde. Elena gehen diese Geheimnisse auf die Nerven und sie will endlich einen ehrlichen Freund haben, der ihr jedes Detail seines Lebens auf dem Silbertablett serviert. Wie immer finde ich diese Art von weiblichen Charakteren etwas unsympathisch, da man nicht schon nach drei Wochen Beziehung erwarten kann, dass der andere einem gleich einen vollkommenen Seelenstriptease hinlegt. Nach den jüngsten Ereignissen mit Caroline ist es aber natürlich doch ein wenig verständlich, wenn ich auch das ewige Misstrauen und ihre Paranoia von Elena nicht wirklich nachvollziehen kann.

Jedoch hat uns dies zu einem netten Kochabend der beiden verholfen, bei dem Stefan einige Details aus seinem Leben preis gegeben hat. Die Macher haben es mit den von Stefan geäußerten kulturellen Referenzen geschafft, ein besseres Bild von Stefan zu vermitteln, das den Charakter für mich greifbarer macht. Zusätzlich haben sie es bei diesem Kochabend natürlich auch geschafft das Vampir-Mysterium in "Vampir Diaries" weiterhin zu erläutern, indem sie dem Zuschauer vermittelt haben, dass Knoblauch in dieser Serie kein Problem für einen Vampir darstellt. Doch natürlich verlief der Abend nicht so perfekt, wie es geplant war, denn durch den Schnitt, den sich Elena zugefügt hat, kam Stefans Vampir-Gesicht wieder heraus und schürte erneut Misstrauen bei Elena.

Die Geschichte von Tikis Großvater hat dem ganzen dann noch die Krone aufgesetzt und Elena hat die Dinge selbst in die Hand genommen. Aufgrund der Tatsache, dass wir uns erst in der fünften Episode der Serie befinden, hätte ich niemals damit gerechnet, dass sie bereits die Wahrheit erfährt und finde es umso spannender, ob Stefan nun wirklich ehrlich zu ihr sein wird, oder sich noch irgendwie herauswinden kann.

I hope you're not one of those guys who now that we're together tries to change everything about me.

Die Episode begann so wunderbar mit den beiden Verliebten Vicki und Jeremy. Noch nie haben wir die beiden so glücklich gesehen. Nachdem Vicki sich nun entschieden hat, sich nicht mehr vor ihren Gefühlen zu Jeremy zu verstecken, schien es wirklich so, als hätten die beiden eine wirkliche Chance auf eine ernsthafte Beziehung. Doch wie so oft, ist der Prozess des Zusammenkommens immer noch etwas anderes, als die letztliche Beziehung. Die beiden haben sich durch ihre gemeinsamen Drogenerfahrungen kennen gelernt und während Jeremy dem nun entwachsen ist und seine gemeinsame Zeit mit Vicki gerne in einem normalen Zustand verleben möchte, wiegen Vickis Probleme immer noch so stark, dass sie sie weiterhin mit Drogen betäuben möchte. Jeremy macht sie glücklich, aber seine Anwesenheit hilft ihr dennoch nicht dabei all die Sorgen zu vergessen, die sie hat. Jemanden an ihrer Seite zu haben, der sie aufrichtig liebt, mag sie temporär ablenken, doch der innere Schmerz wird dadurch nicht erlöschen und die Drogen gehören weiterhin zu ihrem Leben.

Dass genau der gemeinsame Nenner der beiden nun zu dem Problem ihrer Beziehung wird, ist natürlich tragisch, aber nicht minder realistisch. Während Jeremy die Drogen eben nur als kurzen Ausweg benutzt hat, den er nun scheinbar nicht mehr braucht, da die Nähe von Vicki ihm über die Trauer um seine toten Eltern hinweghilft, sind für Vicki die Drogen immer noch ein fester Bestandteil. Gerade eine solche einseitige Entwicklung in einer Beziehung bringt natürlich große Probleme mit sich, wie wir auch hier gesehen haben und erstmals wurde uns verdeutlicht, wie unterschiedlich die beiden eigentlich sind und wie viel Arbeit den beiden noch bevor steht, sollten sie es ernsthaft miteinander versuchen wollen.

Ob sie jedoch überhaupt die Chance dazu bekommen, bleibt die große Frage am Ende der Episode. Vicki kann einem schon leid tun, wenn man bedenkt, wie oft sie nun schon das Opfer von Damon geworden ist. Ob die Autoren den Schritt wagen und sie sterben lassen? Ich gehe ja eher davon aus, dass Damon sie verwandeln wird. Es wäre interessant einen neuen Vampir in der Stadt zu haben, zu sehen, wie man dies Vickis Freunden erklären würde und natürlich, wie Stefan und Damon mit einem neuen Vampir umgehen würden, da sie ja vollkommen unterschiedliche Ansichten ihres Daseins haben.

I don't know what's happening to me.

Während die anderen Handlungsstränge in dieser Episode alle irgendwie miteinander verknüpft waren, steht Bonnies Handlungsstrang vollkommen außen vor. Sie wird scheinbar immer stärker, sodass man sich fragen muss, ob es etwas gibt, was ihre Kraft zu Tage fördert. Natürlich sind immer gewisse starke Gefühle dagewesen, die der Auslöser dafür waren, dass sie in dem speziellen Moment ihre Kraft angewandt hat, dennoch warte ich derzeit noch auf einen größeren Zusammenhang, der erläutert, warum sie gerade jetzt bemerkt, dass sie eine Hexe ist und solche Kräfte entwickelt.

Die Szene, als sie das Auto durch ihre Gedanken in Brand steckt war eindrucksvoll, was nicht zuletzt an der musikalischen Untermalung lag, die perfekt zur Szene passte. Fraglich ist natürlich, was die anderen denken werden, da der Brand nicht nur schnell entstanden ist, sondern noch schneller erloschen ist. Jedoch glaube ich, dass man dies gar nicht weiter thematisieren wird, sondern einfach als gegeben hinstellt. Dass Stefan Bonnie zur Hilfe gekommen ist, nachdem er ja schon beim gemeinsamen Abendessen erfahren hat, dass sie aus einer Hexenblutlinie entstammt, lässt darauf hoffen, dass man demnächst mehr über die Beziehung zwischen Vampiren und Hexen erfahren wird. Da beide in Mystic Falls anwesend sind, wird es sicherlich eine Verbindung geben und ich freue mich jetzt schon diese Hintergründe zu erfahren. Eventuell ja sogar durch ihre Großmutter, die einiges darüber zu wissen scheint.

Nicht unerwähnt bleiben sollte natürlich die Tatsache, dass der Kristall von Damon am Ende ein Pentagramm auf die Decke von Caroline gezeichnet hat. Durch die Tatsache, dass wir vorher vollkommen aus dem Zusammenhang der Episodenhandlung gerissen Bonnies Entwicklung gesehen haben, stellt sich die Frage, ob dies in Verbindung zueinander steht, vor allem, nachdem Bonnie den Kristall vorher schon in den Händen hatte, was eigentlich eine an sich sinnlose Szene war, wenn man darauf nicht noch einmal Bezug nehmen würde.

Randnotizen

In dieser Episode ist mir das erste Mal bewusst geworden, dass ich Damon keinesfalls so bösartig ansehe, wie er eigentlich sein müsste. Entweder liegt das an meinen enormen Sympathien für den Schauspieler und Charakter, sodass ich über einige Details hinweg sehe, oder die Macher haben wirklich nicht ausreichend darauf geachtet, Damon auch bösartig darzustellen. Zachs Gespräche mit Damon und dem ehrlichen Geständnis, dass er wegen Damon niemals eine Familie gegründet hat, da er Angst um ihr Leben haben müsste, haben mir hier jedoch ein anderes Bild gezeigt. Leider ist Zach für mich zu ungreifbar als Charakter und seine Worte haben deswegen nicht die gewünschte Wirkung, dass mir Damon nun boshafter erscheint. Dennoch sehr starke Szenen, die Chris William Martin gut gespielt hat. Gerade deswegen ist es schade, dass wir uns jetzt schon wieder von ihm verabschieden müssen, wo wir ihn doch eigentlich mit dieser Episode erst richtig kennen gelernt haben.

Zwar ist der Zufall sehr groß, dass die Aufnahmen aus den 1950er Jahren Stefan so genau eingefangen haben, jedoch stört mich diese Konstruiertheit in der Serie überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil, mir gefällt es sehr gut, dass man uns auch Kleinigkeiten aus der Vergangenheit der Brüder zeigt und ich hoffe, dass wir auch noch Einblicke in die anderen Jahre bekommen werden.

Logan ist und bleibt ein undurchsichtiger Charakter für mich. Meine Sympathien und Unsympathien für diesen Charakter wechseln von Szene zu Szene und ich kann mich nicht entscheiden, was ich von ihm halten soll. Sein Umgang mit Jenna in dieser Episode war wirklich nett und ich habe ihm abkauft, dass er sie wirklich mag. Auf der anderen Seite scheint er sie auch nur für seine Zwecke zu benutzen, sodass man nicht abschätzen kann, ob er wirklich ehrlich ist. Es wird sich zeigen, inwieweit sich Logan noch in die Serie integrieren wird und ob ich im Verlauf der nächsten Episoden ein eindeutigeres Bild von ihm bekomme.

Neben der Tatsache, dass wir heute in einem Nebensatz erfahren haben, dass Carolines Vater homosexuell ist und dies allem Anschein nach der Grund für die Trennung ihrer Eltern war, muss ich als letztes noch einmal erwähnen, wie sympathisch mir Matt ist. Zu Beginn dachte ich, man würde diesen Charakter nur als eifersüchtigen Exfreund von Elena in die Serie bringen, der dem Geheimnis von Stefan auf die Spur kommt. Jedoch hat man mich hier erneut überrascht und den Zuschauern einen Matt präsentiert, der die guten Seiten an Stefan sieht und Elena darin bekräftigt ihm zu vertrauen.

Fazit

Der Grundstein für spannende Handlungsstränge ist gelegt. Bonnie entwickelt mehr Fähigkeiten, Elena bekommt die Wahrheit heraus, Damon greift Vicki an und Stefan muss sich entscheiden. Das Tempo der Serie fasziniert mich, die Episode konnte fast immer überzeugen und "Vampire Diaries" ist seit langem mal wieder eine Teen-Drama-Serie, die mich so richtig fesselt.

Annika Leichner - myFanbase

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