Bewertung

Review: #7.08 Chance auf Heilung

Ein Held namens Hoyt. Der einst Verschmähte und Hintergangene, der mit manipuliertem Gedächtnis nach Alaska geschickt wurde, erlebt eine triumphale Rückkehr. Als cooler Retter macht er der Kidnapperin Violet den Garaus und rächt damit - ohne es zu wissen - auch noch seine Mutter. Kein Ort kann einen Mann so stählern wie Alaska! Die amerikanische Tourismusbehörde darf mich gerne zitieren.

Fifty Shades of Violet

Es ist nicht das erste Mal, dass Jason und Jessica im letzten Moment aus einer brenzligen Lage gerettet werden, aber so groß wie diesmal war ihre Erleichterung wohl nie zuvor. Violets brutale und bizarre Rachepläne lassen sich ziemlich treffend als "Mittelalterliche Folter meets Hardcore-Porno" bezeichnen und hätten bildlich umgesetzt vermutlich dazu geführt, dass das Fernsehen in den USA verboten worden wäre.

Nun ist Violet nur noch ein Haufen Blutmatch in ihrem grotesken Spielkeller und ein weiteres beendetes Kapitel der auslaufenden Serie. Interessanterweise verrät uns Violet kurz vor ihrem Ableben noch, garniert mit Spitzen gegen Helena von Troja und Kleopatra, was sie zu Jason hingezogen hat: sie wollte einen gutaussehenden, wenig intellektuellen (sprich: dummen) Mann, der sie anbetet und ihr absolut loyal ist. Jason schien die perfekte Wahl zu sein, nur dass er letztlich doch ein bisschen komplexer ist, als von Violet erwartet, und mehr will als nur eine aufregende Frau zum Anbeten. Ein Teil von ihm sucht nach einer richtigen Partnerin, mit der er sich ein gemeinsames Leben aufbauen, sogar eine Familie gründen kann. Daher haben ihre abfälligen Reaktionen auf seinen Kinderwunsch und auf den Ring seiner Großmutter dazu geführt, dass er keine Lust mehr auf Violet hatte - im wahrsten Sinne des Wortes. Dies wiederum konnte Violet absolut nicht verkraften. Dass ein Mensch, dazu noch einer, den sie eigentlich als dumm betrachtet, sie verschmäht, aber Gefühle für eine andere, viel jüngere und unerfahrene Vampirin zeigt, hat sie als schwere Demütigung empfunden.

Jason und Jessica wiederum definieren ihre Beziehung auch erstmals sehr klar als "wunderbare Freundschaft". Damit dürfte wohl besiegelt sein, dass sie kein Paar mehr werden. Sie stehen sich nahe, fühlen sich auch körperlich zueinander hingezogen und sind füreinander dar, aber ... na ja, was heißt hier aber, das ist schon sehr viel, nur trotzdem nicht das, was sie vollkommen zufriedenstellt. Es ist wohl einfach nicht die ominöse große Liebe.

Das Liebescomeback des Jahres?

Jessica wendet sich wieder Hoyt zu, der sich ebenfalls stark zu ihr hingezogen fühlt. Ob Hoyts Gefühle von seinen verschütteten Erinnerungen herrühren, also quasi aus seinem Unterbewusstsein kommen, oder ob Jessica einfach absolut sein Typ ist, lassen wir erst einmal dahingestellt. Es deutet sich jedenfalls ein Liebescomeback an, das vor dieser Staffel undenkar schien. Es gibt allerdings noch drei wichtige Punkte, die dagegen sprechen. Punkt eins: Hoyts Freundin Brigette. Punkt 2: Alaska. Punkt 3: die Vergangenheit. Was passiert, wenn Hoyt sich wieder erinnert? Oder wenn ihm jemand steckt, dass seine Erinnerungen gelöscht wurden und er schon einmal mit Jessica liiert war? Wir haben nur noch zwei Episoden, ich bin mir nicht sicher, ob das ausreicht, um die ganze Geschichte aufzulösen.

Eine andere Frage ist, ob die beiden überhaupt wieder zusammenkommen sollten. Jessica wollte Hoyt nicht mehr, das haben wir in der vierten Staffel schmerzlich miterlebt. Sie hat sich von ihm eingeengt gefühlt und konnte ihn nicht so sehr lieben, wie er sie. Über dieses Dilemma könnte Sookie auch einen Song schreiben. Nun ist seitdem aber einige Zeit vergangen und Jessica hat viel erlebt. Obwohl sie biologisch gar nicht mehr altern kann, ist sie nicht mehr so jung wie damals. Das Bedürfnis, sich die Hörner abzustoßen, besteht bei ihr nicht mehr. Zudem ist Hoyt ja selbstbewusster und unabhängiger geworden, was ebenfalls verbesserte Bedingungen sind. Sie hatten beide ausreichend zeitlichen und räumlichen Abstand voneinander, um nun vielleicht wieder zusammenzufinden.

Das Versteck im Garten

Endgültiger als endgültig gibt es eigentlich nicht, außer bei "True Blood". In dieser Folge erleben wir wohl den endgültigsten Abschied von Tara, die schon vor acht Episoden den wahren Tod gestorben ist. Sie führt Lettie Mae in die Vergangenheit und zeigt ihr, was im Garten vergraben ist: eine Waffe. Diese gehörte Taras Vater und stellt eine Art Symbol dafür dar, dass beide, Mutter und Tochter, einander in entscheidenden Momenten nicht helfen konnten, weil sie zu jung oder zu schwach waren. Nun ist es Zeit, zu vergeben und loszulassen. Tara und Lettie Mae bekommen also noch einen richtigen (kitschigen) Abschied voneinander, der nicht wirklich beantwortet, warum Lettie Maes Visionen zunächst so verwirrend waren und uns Tara am Kreuz mit einer Schlage um den Hals gezeigt haben. Ich interpretiere es einfach mal so, dass diese religiösen Bilder ein Ausdruck von Lettie Maes Verwirrung waren. Sie hat noch Zeit und die Unterstützung durch Lafayette und ihren Mann gebraucht, um wirklich zu sehen, was Tara ihr zeigen wollte. Tara hätte dabei allerdings auch eine Abkürzung über das Medium Lafayette nehmen können. Ingesamt war diese Storyline nur ein langgezogener Abschied, der uns nicht so viel gebracht hat, zumal die Staffel genug lebende Hauptcharaktere hat, die man überhaupt nicht mehr sieht.

Bill will sterben

Sookie findet heraus, dass es ein Heilmittel für Hep V gibt und es sich dabei um Sarahs Blut handelt. Wir erleben somit die erste gemeinsame Szene von Sookie und Sarah seit fünf Staffeln. Gut, Sarah war nicht in allen Seasons dabei, aber trotzdem ist das eine bemerkenswert lange Zeitspanne der Nicht-Begegnung zwischen zwei Hauptcharakteren.

Sookies und Jessicas Erleichterung hält nicht lange an, denn Bill weigert sich, Sarahs Blut zu trinken. Da dies die letzte Szene der Folge ist, kann man über seine Motive nur spekulieren, was aber nach seinem Gespräch mit Sookie über ihr Kennenlernen und nach seinem Traum keine so große Herausforderung darstellt: er glaubt, dass Sookie ohne ihn besser dran wäre, da er immer nur Dunkelheit in ihr Leben bringt. So geschwächt, wie Bill momentan ist, dürfte es allerdings ein leichtes sein, ihm das Blut gegen seinen Willen einzuflössen. Schon allein deshalb rechne ich damit, dass Bill doch noch geheilt wird.

Ein besonderes Detail dieser Folge ist, dass nach langer Zeit das Thema mal wieder auf Königin Sophie-Anne fällt. Wir sehen zwar kein Flashback mit ihr, was wirklich sensationell gewesen wäre, aber immerhin erfahren wir, was genau ihre Pläne mit Sookie waren, als sie Bill nach Bon Temps geschickt hat, damit er ergründet, ob Sookie eine Elfe ist oder nicht. Sophie-Anne wusste, woher auch immer, dass Königin Mab alle Elfen einsammelt und wollte Sookie daher eventuell benutzen, um neue Elfen zu züchten. Im Prinzip stellt das keine superwichtige Information dar, die wir noch dringend brauchten. Es war klar, dass Sophie-Anne in irgendeiner Form Sookies Fähigkeiten bzw. ihr Blut besitzen wollte, dennoch ist diese Enthüllung ein nettes Extra, das alles ein bisschen runder macht.

Maret Hosemann - myFanbase

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