Bewertung

Review: #4.13 Allein

Foto: Larry Gilliard Jr., The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Larry Gilliard Jr., The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Als er die Rolle des Serienmachers übernommen hatte, hatte Scott M. Gimple es sich zur Aufgabe gemacht, "The Walking Dead" zu entschleunigen. Weniger Action sollte es geben, dafür sollten die Charaktere deutlich in den Vordergrund gestellt werden. Dies hatte in der ersten Hälfte der vierten Staffel leider nicht wirklich funktioniert, da im Gefängnis einfach zu viele Charaktere zugegen waren. Die Seuche und auch der Gouverneur haben nun dafür gesorgt, dass wir nur noch eine Handvoll einzelner Personen haben, denen wir beim Überleben beiwohnen, so dass Gimple nun genug Zeit bleibt, jede einzelne davon ins Licht zu rücken.

"So you do think there are still good people around. What changed your mind?"

Letzte Woche hatte dies bereits hervorragend funktioniert. Beth und Daryl avancierten zu einem Gespann, das ohne große Worte zu fesseln vermochte. Beth wurde sympathischer und Daryl festigte seinen Ruf als quasi-Held, der keiner sein möchte. Dass wir diese Paar noch eine weitere Episode folgen dürfen, ist wahrlich fantastisch.

Ich habe es schon einmal gesagt und ich wiederhole mich da gerne: "The Walking Dead" funktioniert immer dann am besten, wenn man die leisen Töne anschlägt und die Bilder für sich sprechen lässt. Beth und Daryl sind sich durch ihren gemeinsamen Roadtrip näher gekommen und diese Nähe intensiviert sich in dieser Folge noch einmal. Daryl hat Beth unter seine Fittiche genommen und bringt ihr alles wichtige bei, um zu überleben. Längst sieht er in ihr nicht mehr ein verwöhntes Mädchen, das zu nichts im Stande ist. Sie ist eine kleine Schwester für ihn geworden, die ihm den Glauben an das Gute im Menschen zurück gegeben hat, das wird in dieser Folge mehr als deutlich und nicht nur, weil Darly es quasi wortlos bestätigt.

Als Beth sich verletzt, ist er zur Stelle und trägt sie, ohne zu zögern. Als das Haus überfallen wird, da ist er zur Stelle und versucht sie zu schützen, zur Not auch unter Einsatz seines eigenen Lebens. In dem Moment, als sie vor dem Grab eines „geliebten Vaters“ stehen und sie seine Hand nimmt, da hat das nichts sexuelles – hier sind zwei Menschen verbunden durch gemeinsame Erlebnisse, an denen sie gewachsen sind. Sie sind zu so etwas wie Geschwistern geworden.

Eine ungemein stimmungsvolle Szene bietet man dem Zuschauer auch, als Daryl sich in den Sarg legt und Beth bittet, ihm am Klavier etwas vorzuspielen und dabei zu singen. Es breitet sich über die Szene eine bittersüße Melancholie aus, die ein kleinen Hoffnungsschimmer für diese beiden Menschen ausstrahlt, obwohl sie gleichzeitig die reale Welt da draußen ausblendet, als würde sie nicht existieren. Und für diesen einen Moment tut sie das wohl auch nicht.

Leider wird dieses grandiose Paar am Ende der Episode gesprengt, als Beth in einem Auto davon fährt und Daryl zurück bleibt. Ich denke nicht, dass Beth freiwillig in den Wagen gestiegen ist, sondern vielmehr glaube ich, dass sie entführt wurde. Von wem, das werden wir bestimmt in den letzten drei Episoden noch erfahren. Daryl jedenfalls versucht verzweifelt, Beth irgendwie zu folgen und läuft dem Wagen nach, bis er vor Erschöpfung zusammen bricht und an einer Kreuzung vor den Gleisen zusammen bricht. Dann trifft er auf Joe und seine Gruppe – die Männer, die Rick vor kurzem noch das Leben schwer gemacht haben und sich gegenseitig wegen eines Bettes niedermetzelten. Daryl, der es endlich geschafft hatte, wieder an das Gute in den Menschen zu glauben, gerät nun ausgerechnet an diesen Haufen Ar*** und einen Typen, der ein zweiter Merle werden könnte. Hoffentlich zieht er Daryl nicht wieder herunter.

"I'm not giving up. But I need your help. 'Cause I can't do it by myself."

Das allgegenwärtige Thema dieser Episode ist die Einsamkeit, die sich in dieser postapokalyptischen Zeit breit macht. Gleich zu Beginn erfahren wir, wie Bob Stookey damals zum Gefängnis gekommen ist. Untermalt ist seine kleine Odyssee alleine durch die Wildnis mit einem grandiosen Song, der seine Einsamkeit fast schon greifbar macht. Wieder bietet man uns hier eine stimmungsvolle Szene, die absolut unter die Haut geht.

Während Bob froh ist, endlich nicht mehr alleine zu sein, hadern Maggie und Sasha mit ihrem Schicksal. Maggie glaubt noch immer nicht, dass Glenn tot ist und will unbedingt Terminus erreichen, da sie fest davon ausgeht, dass er sie dort auch suchen würde. Da Sasha jedoch längst aufgegeben hat, jemals wieder ihren Bruder oder irgendjemand anderen wieder zu sehen, zieht Maggie alleine los.

Bob hat es nicht leicht, Sasha dazu zu bringen, zuzugeben, dass sie Angst hat, dass ihre Befürchtungen wahr werden und Tyreese tatsächlich tot ist. Erst als sie ebenfalls mutterseelenalleine ist, beginnt sie nachzudenken. Und just als die Einsamkeit sie zu übermannen droht, trifft sie auf Maggie, die ebenfalls eingesehen hat, dass sie es alleine nicht bis nach Terminus schafft. Als sie schließlich Bob einholen, gibt es zu dem gleichen Song vom Beginn der Episode eine kleine Reunion dieser drei Charaktere, die nicht ganz so kraftvoll wie die Szenen zwischen Daryl und Beth ist, aber sie versprüht so etwas wie Zuversicht. Zuversicht, dass es vielleicht doch noch Hoffnung gibt.

Fazit

Dass sich Gimple die Zeit nimmt, die Charaktere in den Vordergrund zu stellen und sich ihren Ängsten und Hoffnungen zu widmen, ist großartig. Da fällt nicht ins Gewicht, dass es momentan nur eine minimale, staffelübergreifende Handlung gibt, die sich durch zweite Hälfte von Staffel vier zieht. So grandios wie in den letzten Episoden war "The Walking Dead" schon lange nicht mehr. Von mir aus kann es bis zum Ende der Staffel gerne auf diesem Niveau weiter gehen.

Melanie Wolff - myFanbase

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