Bewertung

Review: #4.08 Kein Zurück

Foto: Danai Gurira, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Danai Gurira, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Genau so sollte ein würdiges Staffelfinale aussehen – spannende Szenen, dramatische Verluste unter den Charakteren, Action satt und ein Ende, das dem Zuschauer Lust macht auf mehr. Interessanterweise handelt es sich bei #4.08 Too Far Gone gar nicht um ein Staffelfinale, sondern lediglich um die letzte Folge vor der langen Winterpause, die uns jetzt bevorsteht.

Nach den zwei Gouverneur-zentrierten Episoden treffen nun endlich die beiden großen Handlungsbögen dieser Staffel aufeinander und enden schließlich in einer gewaltigen Explosion, die nicht nru zahlreiche Opfer auf beiden Seiten fordert, sondern auch die Zukunft der Serie im Ungewissen lässt, denn nach diesen 45 Minuten ist nichts mehr wie es war.

"The people in this prison, not all of them are bad. But most of them are thieves, murderers. Now why should people like that have peace of mind when we're burying our own just about every day?"

Philip schwört zu Beginn seine neue Gruppe ein, gegen die Bewohner des Gefängnisses in den Krieg zu ziehen, sollten diese nicht freiwillig ihre Zufluchtsstätte räumen. So richtig wohl ist keinem bei der ganzen Sache, dass kann man in den Gesichtern der Charaktere deutlich erkennen. Dennoch wagen sie es nicht, Philip zu widersprechen, vor allem nachdem dieser ihnen mitteilt, dass er zwei Gefangene gemacht hat und diese als Druckmittel benutzen will. Es ist Philip tatsächlich gelungen, Hershel und Michonne zu überwältigen und sie als Geisel zu nehmen, um Rick die nötige Entscheidungshilfe zu geben, das Gefängnis freiwillig zu räumen.

Was also sollten Lilly und die anderen tun. Der Gouverneur macht ihnen mehr als deutlich klar, dass er längst eine Entscheidung gefällt hat und es für sie alle eigentlich keinen anderen Ausweg gibt, als die Flucht nach vorne anzutreten, wenn sie überleben wollen. Nach den Verlusten der letzten Tage ist es eigentlich kein Wunder, dass die Gruppe Philip so bedingungslos als ihren neuen Anführer akzeptiert. Er strahlt eine gewisse Ruhe und Entschlossenheit aus, die es schwer macht, sich ihm zu entziehen. Sie alle sind hilflos ohne einen Führer und da kommt ihnen gerade Recht, dass Philip das Heft in die Hand nimmt und ihnen sicheren Schutz in Aussicht stellt. Noch ahnen sie ja nicht, dass ihm zu folgen für fast alle im sicheren Tod enden wird.

In einer ruhigen Minute versucht Hershel den Gouverneur von seinem Plan abzubringen. Er appelliert an seine Gefühle und versucht ihm klar zu machen, dass er in erster Linie an die Kinder denken sollte - an seine Tochter, wie auch auch an Herhsels Töchter, die bei einem Disput ums Leben kommen könnten. Doch wieder einmal zeigt sich Philip von seiner unnachgiebigen und vor allem kaltblütigen Seite. Er versteht Hershel in Bezug auf seine Töchter zwar, doch ihm ist egal, was mit den Familien anderer passiert, solang seine eigene Familie außer Gefahr ist. Er ist und bleibt ein egoistisches Monster, das zwar manchmal tatsächlich auch liebevoll sein kann, wie die Szene zeigt, als er Meghan umarmt und sich von ihr verabschiedet, aber meistens nur das eigene Überleben im Fokus hat.

"We've all done the worst kinds of things just to stay alive. But we can still come back. We're not too far gone. We get to come back"

Während sich der Gouverneur darauf vorbereitet, das Gefängnis einzunehmen, kehrt dort allmählich Ruhe ein. Die Grippe oder was auch immer die Bewohner in den letzten Wochen dezimiert hat, ist endgültig überstanden und man feiert das Leben, so gut man eben kann. Maggie und Glenn schwelgen in der Vorstellung, in den Urlaub zu fahren, während Sasha sich bei Bob bedankt, dass er unter Einsatz seines Lebens losgezogen ist, um Medikamente zu besorgen.

Während Dankbarkeit und Erleichterung Einzug hält, geht es an anderer Stelle bedeutend weniger beschaulich zu, denn Rick schenkt Daryl endlich reinen Wein bezüglich Carol ein. Verständlicherweise ist Daryl alles andere als begeistert und wohl auch der Meinung, dass er die Situation schon in den Griff bekommen hätte, aber er akzeptiert schließlich Ricks Entscheidung. Tyreese hat nicht mehr die Gelegenheit, zu erfahren, dass Rick längst weiß, wer seine Freundin getötet hat und auch schon etwas dagegen unternommen hat, denn der Gouverneur fährt mit Panzer und Gefolgschaft an das Gefängnis heran und verlangt, mit Rick zu sprechen.

Es ist eine sehr beeindruckende Szene, als Philip auf dem Panzer stehend vor den Zäunen steht und Rick zu einem Gespräch herausfordert, gerade weil es der gleichen Szene im Comic so sehr ähnelt. Es passiert nicht oft, dass man sich so detailliert an das Geschehen im Comic hält, doch hier hat es mir imponiert, wie die Szene aufgebaut wurde und welche Wucht sie auf den Zuschauer letztendlich hatte.

Der Gouverneur gibt Rick schließlich ein Ultimatum – bis Sonnenuntergang sollen sie aus dem Gefängnis verschwinden, damit er mit seiner Gruppe einziehen kann. Sollte er sich weigern, dann werden sie radikale Schritte gehen. Rick versucht daraufhin verzweifelt, an die Gefolgsleute von Philip zu appellieren, denn seiner Meinung nach gibt es im Gefängnis so viel Platz, dass sie alle darin leben können, ohne sich auf den Geist zu gehen. Seine Ansprache wirkt dabei ungeheuer aufrichtig und ehrlich. Er macht Philip klar, dass er gewillt ist, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und neu anzufangen. Es ist angesichts der vielen Verluste, die der Gouverneur auf dem Gewissen hat, ein großzügiges Angebot von Rick und einen Moment lang wirkt es so, als hätte wäre er mit seiner Rede auch zu ihm durchgedrungen. Dann erhebt dieser jedoch Michonnes Schwert, das er ihr entwendet hat und durchtrennt die Hauptschlagader von Hershel.

Es ist ein schockierender Augenblick, nicht nur für Rick oder Maggie und Beth, die aus der Ferne mitansehen müsen, wie ihr Vater getötet wird. Mit Hershel verstirbt ein Charakter, der vor allem in der vierten Staffel zu einem zentralen Dreh- und Angelpunkt der Serie geworden ist. Er war im Angesicht der Seuche im Gefängnis über sich hinaus gewachsen, hat Verantwortung übernommen und ist zu einem wichtigen Teil der Gemeinschaft avanciert. Und nun, gerade als man seinem Charakter die Möglichkeit gegeben hat, zu wachsen und sich zu beweisen, da nimmt man ihn aus der Serie, in dem der Gouverneur ihn nicht nur tötet, sondern auch noch brutal enthauptet.

Spätestens jetzt kann nichts und niemand mehr das Handeln des Gouverneur rechtfertigen. Lilly ist fassungslos, als sie mitansehen muss, wie wild Philip auf Hershel einschlägt, während sie ihm ihre tote Tochter Meghan präsentiert, die in der Zwischenzeit in einer völlig unnötigen Szene von einem Beißer angefallen und getötet worden ist.

"Don't look back, Carl. Just keep walking."

Nach dieser barbarischen Tat kommt es, wie es kommen muss. Philip gibt den Befehl, das Gefängnis zu stürmen und so beginnt seine Gruppe, wahllos das Feuer auf sie unbekannte Menschen zu eröffnen, die gerade noch das Angebot gemacht haben, gemeinsam in Frieden zu leben. So ganz leuchtet die Sache nicht ein und dennoch folgen sie dem Befehl des Gouverneur blind.

Binnen weniger Minuten wird das Gefängnis dem Erdboden gleich gemacht. Viele der Bewohner können sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, doch die Gruppe ist einmal mehr in alle Winde verstreut, denn sie schaffen es nicht, alle gemeinsam zu fliehen. Tyreese wird von Lizzy und ihrer Schwester gerettet und flieht mit ihnen, während Maggie und Glenn im Tumult getrennt werden. Daryl gelingt es, den Panzer außer Gefecht zu setzen, während Rick auf den Gouverneur trifft und beide ihren Disput mit ihren Fäusten zu klären versuchen. Einen Augenblick wirkt es so, als könnte der Gouverneur die Oberhand gewinnen, bis Michonne auftaucht und ihr Katana dem Gouverneur durch die Brust stößt. Wie sie es versprochen hat, sorgt sie am Ende für das Ende des Gouverneurs, auch wenn es Lilly ist, die ihn endgültig mit ihrer Waffe eine Kugel in den Kopf verpasst.

Rick und Carl sind schließlich die letzten, die das Gelände des Gefängnisses verlassen. Dabei erkennen sie, dass der Maxi Cosi von Judith leer ist. Was aus der Kleinen geworden ist, bleibt unklar. Vollkommen verzweifelt kehren sie ihrer letzten Zufluchtsstätte den Rücken und humpeln in eine ungewisse Zukunft.

Fazit

Wenn man sich auf das Setting einlässt, kann man sich problemlos von der Episode mitreißen lassen. Natürlich gibt es viele kleine Dinge, die nicht ganz logisch erscheinen, aber am Ende hat Scott Gimple eine spannende Geschichte erzählt, die unsere Charaktere einmal mehr an einen Punkt bringen, von dem aus der weitere Weg vollkommen offen ist. Glücklicherweise ist der Gouverneur mit dieser Episode Geschichte und ich bin gespannt, auf was wir uns jetzt einlassen dürfen.

Melanie Wolff - myFanbase

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