Bewertung

Review: #1.22 Schwanengesang zum Aufbruch

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Da ich durch die Talfahrt von #1.21 Der letzte Kristall darauf gefasst war, dass auch das Finale eher durchwachsen wird, bin ich von dieser Folge tatsächlich positiv überrascht worden. Zwar gab es an vielen Stellen Ungereimtheiten, aber man hat trotzdem gesehen, dass die Autoren sich Mühe gegeben haben.

"I've kinda got myself into a lot of trouble and I need your help. The thing is, I know I'm a witch."- "I know." - "Have you been reading my diary?"

Die in letzter Zeit beliebte Grüppchenbildung hält auch in dieser Episode wieder Einzug und daher machen sich lediglich Adam, Melissa und Jake auf die Suche nach Faye. Während die drei noch unterwegs zu ihr sind, gefiel mir Phoebe Tonkins Version der hilflosen und doch entschlossenen Faye sehr gut. Denn trotz der Angst, die ihr deutlich in die Augen geschrieben stand, schaffte es Phoebe Tonkin, Faye dennoch ihren Kampfgeist ausstrahlen zu lassen. Als die Rettungstruppe dann bei ihr eintrifft, hat mich auch die emotionale Reaktion von Jake sehr gefreut. Über die letzte Zeit hinweg haben die Autoren Jake von einem taffen Einzelgänger zu einem jungen Mann gemacht, dem der Zirkel ans Herz gewachsen ist. Auch seine Einstellung Faye gegenüber und die Änderung in seiner Umgangsweise mit ihr kann ich nur begrüßen. Zwar war der frühere Schlagabtausch zwischen den beiden immer sehr unterhaltsam, aber die zögerliche Vertrautheit gefällt mir ganz genau so gut. Allein durch winzige Gesten hier und da hat Jake für mich die vielversprechendste Entwicklung unter den Hauptcharakteren hingelegt, obwohl man nicht bestreiten kann, dass man Faye auch ab und an ihre lichten Momente gönnt.

Bei Adam und Melissa hat sich in letzter Zeit allerdings recht wenig getan und außer der leichten Freundschaft zwischen den beiden, die nett mit anzusehen ist, lässt sich über die zwei nicht viel sagen. Denn obwohl sie im Mittelpunkt der Serie stehen, weigern sich die Autoren scheinbar kategorisch, ihnen ein eigenes Leben zu verpassen. Nach Nicks Tod hing Melissa Episoden-lang im Nirgendwo und Adams langatmiges Liebesleben führte dazu, dass die beiden quasi aufs Abstellgleis geschoben wurden. Diesen Eindruck versucht man in den letzten Minuten der Episode wieder gut zu machen, indem man uns eine ausgelassenen Melissa zeigt und darauf verweist, dass man in einer potentiellen zweiten Staffel eine andere Seite von Adam gesehen hätte. Da die Serie aber kurz nach der Ausstrahlung dieses Staffelfinales endgültig eingestellt wurde, bleibt mir die letzten Bilder mit Adam etwas bitter in Erinnerung. Zwar wäre es theoretisch möglich gewesen, dass Thomas Dekker endlich hätten zeigen können, was ihn ihm steckt, doch diese kurze Momentaufnahme als er genussvoll den Kristallschädel berührt, erinnert mich zurück an #1.14 Cassie und der Geist. In dieser Episode war Adam kurzzeitig von ein paar Geistern besessen und zeigte uns genau den gleichen Gesichtsausdruck, der mir auch damals schon nicht gefiel. Dieser verzweifelte Versuch der Autoren, mit dem bösem Adam Eindruck zu schinden, geht in meinen Augen daher völlig nach hinten los.

"To solo magic." - "About damn time."

Der zweite Haupthandlungsort ist am See mit Familie Blackwell. Nach dem etwas langwierigem ins Wasser starren, um zu sehen, ob der Schädel schon fertig gekocht ist, kommt auch hier die große Ernüchterung. John Blackwell wurde zwar von Beginn an als der gefährliche Unbekannte dargestellt, doch die Art und Weise wie man mit ihm nun abschließt, ist einfach nur undurchdacht. Da wird ein mächtiger Hexer, der sich Jahrzehnte durchgeschlagen und ein halbes Dutzend Kinder gezeugt hat also mal kurz um die Ecke gebracht, indem seine zwei minderjährigen Töchter den Kristallschädel auf ihn richten? Blackwell hat wenigstens noch einen Zauber gemurmelt, um die restlichen Hexen zu töten, aber Cassie und Diana schaffen es natürlich mit bloßer Willenskraft, den Schädel dazu zu überreden, von ihren Freunden abzulassen und dafür ihren Vater zu grillen. Das ist für mich ein ganz klarer Beweis dafür, dass die Autoren durch die kontinuierlich sinkenden Einschaltquoten für die zweite Staffel ein klares Zeichen setzen und einen Neubeginn hinlegen wollte, ohne sich über die unlogischen Zusammenhänge die sich in Bezug auf Blackwell, den Zirkel von Chance Harbor und die Kinder angehäuft haben, noch Gedanken machen zu müssen.

Außen vor will ich an dieser Stelle lieber Britt Robertson lassen, die die machthungrige Cassie zwar sehr gut drauf hat, dass aber nur dem starren Gesichtsausdruck zu verschulden ist, die sie in diesen Momenten aufsetzen darf. Auch Diana konnte in dieser Episode nicht glänzen, da sie so gut wie keine Bühnenpräsenz hatte und mir das Spiel zwischen Bad-Cop Cassie und Good-Cop Diana etwas zu träge war.

Ein positiver Nebeneffekt des nun aufgedeckten Plan Blackwells ist für mich das Auftauchen der anderen Balcoins. Da man die meisten Hauptcharaktere so sehr vernachlässigt hat, dass es fragwürdig gewesen wäre, ob sich tatsächlich alle Schauspieler für eine zweite Staffel hergegeben hätten, kommen diese Neuzugänge ganz gelegen. Wir wissen zwar nicht, mit welcher Absicht sie nach Chance Harbor gekommen sind und in wieweit sie nach Blackwells Regeln gespielt hätten, aber die bedrohliche Aura, die die vier umgab, hat mir tatsächlich gefallen.

Ganz anders sieht es da bei dem nun wieder ungebundenen Zirkel aus. Es ist zwar viel spaßiger für die Hexen, dass sie nun wieder über ihre separaten Kräfte verfügen und dem Zuschauer etwas mehr zu bieten haben, aber das Konzept der Serie wurde dadurch vollkommen untergraben. Denn einen geheimen Zirkel scheint es nun nicht mehr zu geben, da sie sechs Mitglieder sich nun auf keine Weise mehr verpflichtet fühlen, zusammen zu arbeiten. Auch dass Diana die Stadt verlässt, verstärkt den Eindruck, dass die Gemeinschaft nun endgültig auseinander fällt. Was zu Beginn der Staffel danach aussah, als würde man eine eingeschworene Einheit von Hexen erschaffen, wird nun mit einem Schlag zerstört und hinterlässt den Eindruck, dass sich die Autoren von allem lossagen wollen, was sie über die gesamte Staffel aufgebaut haben.

"Everything that I'm doing is for you."

Um die Anfänge der Serie nicht ganz Außen vor zu lassen, bekommen auch Charles und Dawn einen kleinen Auftritt, während man Ethan großzügig vergisst. Über die beiden bin ich mir schon lange nicht mehr im Klaren, da sich durch ihre Handlung einfach kein roter Faden ziehen wollte. Es ist zwar klar, dass sie Cassie nach Chance Harbor bringen wollte um somit irgendwie ihre Kräfte zurück zu bekommen, aber Fragen wie 'Warum?' sollte man lieber hinunterschlucken, da dafür wohl niemand eine logische Erklärung hat.

Den anfänglichen Eindruck von Charles, dass er nicht gerade zu den Guten zählt, fegt man in dieser Episode nun ausdrücklich bei Seite und entschließt sich dazu, ihn zum tragischen Helden zu machen, indem er die Dämonen in sich aufnimmt. Hier zeigt sich, dass die Autoren doch nicht immer schlafen und es schaffen, Herz, Mut und Uneigennützigkeit in einem Charakter zu vereinen. Seinen kleinen Part am Geschehen hat Gale Harold meiner Meinung nach sehr überzeugend gespielt, was es umso trauriger macht, dass man ihn die meiste Zeit mit halbherzigen Storys bestrafte.

Obwohl mich Eben als der große Bösewicht in keinster Weise überzeugen konnte, da die Figur null Tiefgang hatte, Absichten scheinbar nicht vorhanden waren und er immer nur sporadisch auftauchte, fies aussah und dann wieder verschwand, gefiel mir der Endkampf mit ihm recht gut. Wo man an vielen Stellen die Grundidee der Serien zerstört, schließt sich hier der Kreis, da man den Mann, der für den Tod der Eltern verantwortlich ist, nun zur Strecke bringt. Symbolisch benutzt man auch hier wieder das Feuer, das damals den Zirkel dahinraffte und lässt es von Dawn löschen. Damit findet auch sie einen Platz im Finale und ihr ursprünglicher Plan, ihre Magie wiederzuerlangen, ist aufgegangen.

Fazit

Über die Staffel haben sich viele Fragezeichen angesammelt, die auch im Finale nicht geklärt werden. Ganz im Gegenteil sogar da die Autoren mit einigen Cliffhangern krampfhaft versuchen, eine zweite Staffel herbeizuführen, was dazu führt, dass nur noch mehr Fragen aufgeworfen werden. Wäre es zu einer Verlängerung gekommen, wäre das nicht schlimm gewesen, da man dann viel hätte aufklären können, doch da das Finale nun gleichzeitig das Serienende darstellt, wäre ich mit etwas weniger Unsicherheiten glücklicher gewesen. Lässt man dies außer Acht, ist diese Episode recht solide und bringt im Bezug auf Faye, Jake, dem abschließenden Kampf mit Eben und dem Auftauchen der Balcoins ein paar nette Aspekte mit sich. Durch Blackwells plötzlichen Tod und den nun wieder ungebundenen Zirkel bin ich mit dem Ausgang der Geschichte aber nur halb zufrieden, da man viel zu leichtsinnig mit der durchlebten Geschichte umgeht und nun alles wieder auf Anfang steht.

Marie Florschütz - myFanbase

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