Bewertung

Review: #9.20 Die Hütte im Wald

Foto: Johnny Galecki & Kaley Cuoco, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Johnny Galecki & Kaley Cuoco, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

In der Episode #9.20 The Big Bear Precipitation haben wir mal wieder eine ganz klassische Zweiteilung der Episode in eine Story rund um Leonard und Sheldon, die mit ihren Frauen einen Ausflug in die Natur machen, und eine Geschichte mit Howard und Raj, die sich ganz unterschiedlich mit Bernadettes Schwangerschaft auseinander setzen. Richtig überzeugend war leider beides nicht, auch wenn es an Lachern wahrlich nicht mangelte.

"I was enjoying some virtual reality. You ruined it with your actual face."

Irgendwie fällt es mir schwer, den Ausflug von Sheldon, Amy, Leonard und Penny richtig einzuschätzen. Die Geschichte war definitiv sehr lustig, weil die Sprüche saßen und die Situationen passten. Dass der Abend mit Spielen endet, war nicht so kreativ, aber auch ganz lustig, weil Penny ein Trinkspiel vorschlägt, welches gleichzeitig natürlich ein paar Wahrheiten ans Licht bringt. Zunächst sind es kleinere Details, die für viele Lacher sorgen, doch dann versucht man plötzlich auch Drama mit reinzubringen ("Is that how you wanna play this?"), weil eine Wahrheit ans Licht kommt, die Probleme mit sich bringen soll. Ich kann die Intension natürlich verstehen und es ist ein gängiges Prinzip, dass man bei "Wahrheit oder Pflicht" oder dem hier genutzten "Ich habe noch nie..." Neuigkeiten ans Licht bringt, doch was man daraus macht, hat mich nicht überzeugt. Da war mir die rein spaßige Variante zwischen Sheldon und Amy definitiv lieber, weil es doch weniger aufgesetzt war und einfach nur Spaß machte, wie sie sich versucht haben gegenseitig herauszufordern. Das war so schön kindisch und passte dann einfach viel besser zur Situation.

"I kept a secret from you, too"

Leonard hat also einfach so Geld angespart und Penny weiß nichts davon, weil sie nicht mit Geld umgehen kann. Es mag ja sein, dass es einen ärgert, wenn man das zu hören bekommt, aber die ganze Idee ist nicht wirklich zu Ende gedacht. Es wird doch nicht wirklich der einzige Spargrund sein, dass Penny vielleicht irgendwann mal ihre Schulden nicht mehr bezahlen kann. Das ist albern. Sparen ist doch nichts Verwerfliches und Leonard hätte es doch so schön rechtfertigen können mit seinen Plänen für die Zukunft. Vielleicht wollen sie richtig zusammen ziehen, gar ein Haus haben, Kinder sind ein Thema. Da darf man doch was zurück legen. Das Geld hat er sicherlich auch nicht erst im letzten Jahr angespart. Also hat er das schon vor längerer Zeit initiiert und wenn sie bisher noch keine Anlass hatten, über größere Ausgaben zu reden, muss er doch nichts von einem Sparkonto mitteilen. Ich verstehe die Aufregung also wirklich nicht, auch wenn Leonard recht schlagfertig gegen Penny geschossen hat und sie so zur Flucht zwang.

Immerhin beruhigt sich Penny recht schnell (wohl auch, weil sie selbst einsieht, dass Leonard recht hat). Doch statt sich dann weiter dem Thema Geld und Zukunftsplanung zu widmen, zaubert man ein neues Thema aus dem Hut. Penny gefällt ihr Job nicht. Ich mag es nicht, wenn so etwas ad hoc passiert, nur weil demnächst Staffelfinale ist und man das, was man zu Beginn der Staffel mal initiiert hat, nun wieder aufgreift. Wenn man mit seinem Job unzufrieden ist, merkt man das auch durch schlechte Laune und Gereiztheit im Alltag, und zwar über Wochen hinweg. Dass der Job nicht wirklich Pennys Bestimmung ist, war von Anfang an klar, aber hier hätte man etwas mehr draus machen müssen, langfristiger denken sollen. So wirkt es wie ein zickiges Kind, dass jetzt doch keine Lust mehr auf das neue Spielzeug hat. Von einer erwachsenen Frau sind wir also weit entfernt, was deshalb schade ist, weil man Penny mit dem Job, der Kurzhaarfrisur und den Erfolgserlebnis hat reifen lassen.

Nun gut, jetzt ist eben recht plump an den Zuschauer gebracht, was man in den nächsten Episoden machen möchte. Oder man hört irgendwann mal wieder davon. So richtig weiß man das bei der Serie ja auch nicht. Ich finde es jedenfalls sehr schade, dass man mit dem Geldthema nicht zukunftsorientierter agiert hat. Ansonsten hoffe ich, dass man Pennys Hadern nach der plötzlichen Einführung dafür nun bedacht und sinnvoll begleitet.

"The only thing you carry is our hope to a better tomorrow."

Bleibt natürlich noch die junge Familie in spe, die sich mit einem überschwänglichen Raj auseinander setzen muss. Dass dieser gerne mal übertreibt, ist nichts Neues. Dass er aber hier schon wieder so dermaßen unempathisch ist und seine eigene Handlung gar nicht reflektiert, schießt über das Ziel hinaus. Zwar gab es auch hier wirklich viele gute Sprüche, aber ich bin es leid, dass Raj hier wieder als dumpfe Nuss hingestellt wird, der Howard eigentlich voll den Schneid abkauft und gar nicht merkt, dass er seinen Freund Howard wie einen wirklich miesen Vater aussehen lässt. Lieber sollte er ihn unterstützen statt zu ersetzen. Howard ist zurecht nicht amüsiert, doch auch er bleibt in der Geschichte fast peinlich blass. Statt sich ein gutes Beispiel zu nehmen und selbst die Initiative zu ergreifen, ist er lieber beleidigt, klagt sein Recht ein, lässt aber nicht wirklich erkennen, dass er sich grundlegend ändert. Warum sich auch anpassen, wenn man das Vorbild einfach in die Schranken weisen kann. Die Szene mit den Herztönen hatte dann was sehr emotionales und auch insgesamt ist es immerhin gelungen, dass man mit Raj spricht, dieser sogar einsieht, dass er übertrieben hat (ach wirklich?) und man einen Kompromiss findet, mit dem alle Leben können. Trotzdem würde ich mir wünschen, mal wieder eine Episode zu erleben, wo man sich für Raj nicht schämen muss.

Fazit

#9.20 The Big Bear Precipitation war wieder einer sehr humorvolle Episode, die mit vielen Witzen und schlagfertigen Sprüchen zu überzeugen wusste. Die inhaltlichen Fortschritte wirken in ihrer Umsetzung aber leider zu aufgesetzt und plump, ja gar undurchdacht im Gesamtkontext der Serie, dass ich unter dem Strich dann doch etwas enttäuscht bin und nur fünf Punkte vergeben kann. Humor Top, Storytelling flop.

Emil Groth – myFanbase

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