Review: #10.22 Der Stelzen-Traum

Nachdem ich in der letzten Episode den Eindruck hatte, dass die Autoren nicht mehr wissen, was man noch machen könnte, kann diese Episode gleich zeigen, dass noch nicht aller Tage Abend ist. Ein unerwartetes Jobangebot und eine nachvollziehbare Sinnkrise bei Sheldon sorgen für gute Ansätze. Nur die Vernachlässigung von Howard und Bernadette ist schade, weil die Eingewöhnung in die Kita nichts ist, was mit der letzten Episode schon abgehandelt sein kann.

"I'm not a wonder kid anymore. Now I only wonder, what's for dinner."

Sheldon hat eine kleine Krise, weil er beim Onlinegame versagt und sich auf dem absteigenden Ast sieht. Das kann man definitiv so sehen, auch wenn man Reaktionsschnelligkeit und Feinmotorik beim Spielen der Jugend natürlich lassen muss. Das hat nicht alles mit Intelligenz zu tun. Der Anlass scheint also etwas banal, aber Sheldon reagiert auf solche Dinge eben. Und das, was danach kommt, ist überaus unterhaltsam. Sheldon sucht sich neue Herausforderungen und ist entweder unterfordert oder überfordert. Kognitiv ist er eigentlich auf der Höhe, aber motorisch natürlich nicht. Das ist eigentlich nicht weiter verwunderlich und auch Sheldon hätte das wissen können. Aber man musste ihn auch scheitern lassen, damit es zu einem wundervollen Gespräch mit Amy kommen konnte. Zuerst war da der witzige Kurzdialog, den Sheldon beispielhaft abbricht um der Aufgabe aus dem Weg zu gehen. Das war vor allem lustig. Regelrecht emotional war Amys gutes Zureden dann etwas später. Sie hat genau die richtigen Worte gefunden, um Sheldon aufzuheitern und die "Niederlagen" zu relativieren. Leider ist Sheldon dafür nicht wirklich empfänglich. Da hat mir Amy wirklich leid getan, aber da sie es mit einem passenden Kommentar gleich selbst bewertet hat, hatte auch diese Szene einen gelungenen Abschluss. Sheldons Enttäuschung nach seinem Traum war auch noch mal ein schöner Rückbezug. Das einzig Negative an dieser Storyline ist eigentlich nur, dass es mit dieser Episode sicherlich schon wieder erledigt sein wird. Dabei könnte Sheldons Eifer ruhig wieder eine größere Rolle spielen.

"You're not really considering working for him?"

Nach ein paar Episoden Pause dürfen sich Leonard und Penny mal wieder ein bisschen streiten. Penny trifft zufällig auf ihren Ex Zack, der ihr einen Job anbietet, den sie annehmen will, weil sie mit ihrem derzeitigen Job unglücklich ist. Achso. Irgendwie ist mir das bisher nicht bewusst gewesen. So unglücklich wirkte Penny nicht, bzw. sie hat es nicht besonders gezeigt. Hier ist es wieder, das Problem mit der Stringenz. Es macht richtig viel Sinn, mal wieder Bewegung in Pennys Arbeitsleben zu bringen und man kann das ruhig auch mit einer kleinen Diskussion mit Leonard abhandeln. Dass Penny aber so dermaßen unglücklich in ihrem Job ist, dass es das Hauptargument der Diskussion ist, muss man einfach regelmäßiger in den Folgen zuvor deutlich machen. Hier fällt wieder einfach was vom Himmel. Ansonsten stellt sich Leonard mal wieder ziemlich dämlich an, als er Penny im Auto von seinem Vorbehalten erzählt. Er hat doch jahrelang gelernt, wie er mit Sheldon umgehen muss. Dass er da bei Penny so überhaupt nicht die richtigen Worte finden kann und sie lieber als dumm bezeichnet, ist nicht besonders clever gewesen. Aber so ist das in der Ehe wohl und dass solche Meinungsverschiedenheiten nicht Leonards Stärke sind, hat man oft genug gesehen. In dieser Beziehung war man sehr stringent. Immerhin hat Leonard selbst sofort erkannt, dass es daneben war. Das kann man bei der Serie fast schon als Entwicklung des Charakters ansehen.

Nach Diskutieren des Themas mit den Freunden, die jeweils eher die Position des anderen vertraten, kam es dann zu einer für mich unerwarteten Wendung. Leonard hat nachgegeben, was ich in diesem Thema persönlich auch für sinnvoll erachtet habe, doch er sollte mit seiner Meinung Recht bekommen, dann Zacks Verlobte hatte die gleiche Meinung. Und so hat "The Big Bang Theory" mal wieder etwas geschafft, was sie so oft machen. Am Ende einer Episode ist wieder alles so wie zu Beginn der Episode. Wenigstens wissen wir jetzt, dass Penny gerne einen neuen Job hätte. Es gibt noch zwei Episoden, für die das direkt relevant sein könnte. Wir werden sehen.

"Since you find my magic tricks so embarrinssing, I got wondering, what cool hobbies you had as a kid."

Ein paar Worte muss ich noch zu Bernadette und Howard loswerden, die zunächst eigentlich gar keine Rolle in dieser Episode gespielt haben. Durch Sheldons Suche nach motorischen Herausforderungen kommt Howard aber mit seiner Zauberkiste ins Spiel und muss sich ein paar Sprüche von Bernadette anhören. So weit nichts Neues. Allerdings wehrt sich Howard plötzlich mal und stellt Nachforschungen an. So bekommt er heraus, dass Bernadette eine Bauchrednerpuppe hat. Doch die Retourkutsche folgt sofort und so bleibt also auch bei deren Beziehung alles beim Alten. Bernadette war mit ihrer Puppe aber wirklich creepy. Insgesamt bin ich hier etwas zwiegespalten. Eigentlich war es ein netter Zusatz zu dieser Episode, weil aus dem Beiwerk zu Sheldons Story noch was ganz kleines Eigenständiges wurde. Inhaltlich finde ich aber, dass Howard sehr spät etwas über Bernadettes Hobbies erfährt, auch wenn das vielleicht ein Geheimnis sein sollte. So was kommt doch im Laufe der Jahre bei Besuchen der Eltern irgendwann mal zur Sprache. Ich hätte es auch lieber gesehen, wenn man wieder eine Kleinigkeit zum Kind eingebracht hätte.

Fazit

Auch diese Episode ist insgesamt in Ordnung, weil sie äußerst kurzweilig war und die Inhalte passten. Nur das alte Problem bleibt bestehen. Die Ideen kommen plötzlich und bewirken oft nichts, außer in der Episode zu unterhalten. Mir ist das zu wenig, auch wenn es sich um eine Comedyserie handelt.

Emil Groth – myFanbase

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