Bewertung

Review: #12.12 12 Uhr Mittags

Foto: Jared Padalecki, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jared Padalecki, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Wow, na das war mal eine Folge. Nachdem einen die letzte Folge an Hangover erinnert hat, ist #12.12 Stuck in the Middle (With You) eindeutig von den Tarantino-Filmen inspiriert. Dabei ist die Schreibweise vor lauter Rück- und Vorblenden so verwirrend und mitreißend, dass einem die Handlung viel komplizierter vorkommt als sie eigentlich ist. Und obwohl man völlig in dem Spektakel gefangen war, das sich einem da schon fast filmmäßig am Bildschirm eröffnet, schafft es die Serie trotzdem inmitten des Dramas und der Action einige spannende, neue Entwicklungen für die Haupthandlung einfließen zu lassen.

"So, tell me a story."

Schon nach den ersten Minuten merkt man, dass diese Folge irgendwie so ganz anders ist. Spätestens als dann die erste Kapitelüberschrift kam, wusste ich auch, woran mich dieser ganze Stil erinnert: Quentin Tarantino. Sowohl die Anfangs- als auch die Schlussszene spielen in einem Diner und rahmen damit die Episode ein. Das Gespräch der Jäger beim Essen war überraschend locker und realitätsnah (und wir haben mal wieder einen herrlich amüsanten Versuch von Dean gesehen, Cas zu verkuppeln). Gerade solche "normalen" Unterhaltungen sieht man eher selten, weil der Dialog meistens doch zielgerichteter ist.

Von dieser netten Unterhaltung kommt man gleich zum auffälligsten Stilelement: den Zeitsprüngen. Immerhin wurde man netterweise durch Zeitangaben oder Kapitelüberschriften vorgewarnt, wenn mal wieder an der Zeit herumgespielt wurde - trotzdem war es irgendwann schwer, sich daran zu erinnern, ob man sich gerade in der Gegenwart oder der Vergangenheit befindet. Aber auch schon egal, die Handlung war glücklicherweise nicht allzu kompliziert. Verschiedene Ereignisse enden damit, dass Castiel verletzt wird. Und Stück für Stück erfährt man als Zuschauer, dass hinter der ganzen Sache eben doch viel mehr steckt als nur eine simple Dämonenjagd.

Princes of Hell

Da hätte ich doch für einen Moment fast geglaubt, dass nach Mary nun auch noch Azazel zurückgekehrt wäre. Aber nein, es ist Ramiel. Mit dem führt "Supernatural" so ganz nebenbei gleich mal eine neue Gattung von Dämonen ein. Nach den Rittern der Hölle, wie Abaddon, gibt es nun also auch Prinzen der Hölle. Überraschung.

Grundsätzlich scheinen die Prinzen der Hölle ziemlich viel Potential zu haben. Ramiel alleine hatte schon mal eine unglaubliche Ausstrahlung, die mich sehr an Kain erinnert hat. Und auch seine Macht war wirklich beeindruckend, angefangen bei seinem ersten Auftritt (Castiel lässt grüßen) bis hin zu der ziemlich genialen Szene, als er mit Michaels Lanze den Engelbannkreis sprengt. Zu schade eigentlich, dass er dann doch schnell durch kombinierte Winchester-Power getötet wurde. Aber praktischerweise sind ja noch einige Geschwister übrig, womit schon mal sicher sein dürfte, dass die wohl unsere nächsten Superschurken werden. Denn zumindest Ramiels Schwester Daegon scheint an Luzifer und dem Nephilim interessiert zu sein.

"Mom! What the hell did you get us into?"

Marys heimliche Allianz mit den britischen Men of Letters hat überraschend schnell für Probleme gesorgt. Klar, es war nur eine Frage der Zeit, bis etwas schief geht, trotzdem hat sich Mary in dieser Folge in gar keinem guten Licht präsentiert. Das fängt schon damit an, dass sie mit Wally einen unglaublich unerfahrenen und überforderten Jäger in einen Fall hineinzieht, der eigentlich gar nichts mit ihm zu tun hat. Stattdessen soll er nur als Vorwand dazu dienen, damit Sam und Dean keine weiteren Fragen stellen und ihr Geheimnis bestehen bleibt. Von dem her geht Wallys Tod komplett auf Marys Kappe. Viel überraschender war aber eigentlich, dass Mary nicht reagiert hat, als Ramiel seinen Countdown gestellt hat. Schließlich war das Artefakt, das sie den Men of Letters besorgen sollte zwar wertvoll, aber noch lange nicht wichtig genug, als dass es rechtfertigt, dass sie dafür so einfach das Leben ihrer Kinder aufs Spiel setzt. Selbst John Winchester, der ja nun wirklich nicht der Vater des Jahres war, hat damals in #2.01 In My Time of Dying sofort den Colt aufgegeben, als Azazel Dean bedroht hat. Aber Mary steht einfach da und verrät nichts. Da hilft es auch nichts mehr, dass sie am Ende Mr. Ketch bedroht hat. Denn wie man gesehen hat schert es die Men of Letters herzlich wenig, wie sie an die ganzen Artefakte kommen. Ich frage mich wirklich, was Mary an dieser Zusammenarbeit so wichtig ist, dass sie selbst nach diesem Fiasko dazu bereit ist, sich weiter mit ihnen abzugeben.

"Knowing you, it's been the best part of my life. The things we've shared together. They have changed me. You're my family. I love you. I love all of you."

Jetzt wird auch klar, warum man sich in den letzten Folgen so auffällig viel Mühe gegeben hat, die Beziehung von Castiel und den Winchesters hervorzuheben. Denn genau mit dieser Beziehung steht und fällt der Ausgang der Geschichte. Castiel ist wichtig für die Winchesters. Er ist Familie. Während dieser ganzen Szenen kann sich der Cast also auf genau diese Beziehung stützen, um wirklich tolle Charaktermomente zu zaubern. Einmal Sam und Dean, die sich schreckliche Sorgen um Cas machen, wobei gerade Dean wieder in übliche Muster verfällt und nicht wahrhaben will, wie schlecht es um Cas steht. Dann natürlich Castiels Abschiedsrede, die Misha Collins absolut überzeugend rübergebracht hat. In ihr fasst Cas noch einmal genau das zusammen, was man in den letzten Wochen schon gezeigt hat. Wie sehr sich Castiels Leben verändert hat, seit er die Winchesters getroffen hat. Wie er sich dadurch verändert hat. Wie viel sie ihm bedeuten. Eine wirklich starke Szene.

Ganz nebenbei darf aber noch jemand ganz anderes glänzen: Crowley. Denn egal wie oft er sich von den Winchesters distanzieren mag, irgendwie kommt er eben doch immer wieder zurück. Auch diesmal hilft er ihnen und stellt sich dabei sogar Ramiel in den Weg. Klar, er behauptet zwar, dass er das nur tut, weil die Winchesters wichtig sind. Aber das glaubt ihm doch schon lange keine mehr.

Randnotizen:

  • Bei dieser außergewöhnlichen Folge hat übrigens Richard Speight jr. (Gabriel) Regie geführt.
  • Ganz am Rande haben wir auch noch erfahren, wie Crowley damals an den Höllen-Thron gekommen ist. Wie unglaublich passend, dass er einfach nur eine günstige Gelegenheit ausgenutzt hat. Wer hätte gedacht, dass es so einfach ist, König der Hölle zu werden?
  • Hier noch ein paar mehr Tarantino-Parallelen: Der dramatische Slomo-Walk aus dem Diner, die herrlich unpassende mexikanische Musik und Mary, die Ramiel über den Haufen fährt.
  • Der Colt ist wieder da! Das letzte Mal haben wir den in #6.18 Frontierland gesehen. Irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, dass die Winchesters den irgendwo versteckt hatten. Tatsächlich scheint es nun aber ganz so, als hätte Crowley den Colt aufgelesen, nachdem Dean in #5.10 Abandon All Hope... vergeblich versucht hat, Luzifer zu erschießen.
  • Apropos Luzifer - der befindet sich ja tatsächlich in der Hölle. Und was noch viel wichtiger ist, er ist wieder in Gestalt von Mark Pellegrino unterwegs. Vielleicht bekommen wir dadurch in nächster Zeit wieder etwas mehr vom ursprünglichen Luzifer zu sehen.

Fazit

Das war eine außergewöhnliche Folge, die mit einigen vielversprechenden Entwicklungen punkten konnte. Es ist wohl eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob man mit dem Stil der Episode etwas anfangen konnte, oder ob einem das Ganze zu übertrieben vorkam. Mir hat es sehr gut gefallen, mal etwas aus den üblichen Bahnen auszubrechen und eine ganz andere Erzählweise präsentiert zu bekommen. Trotzdem bin ich froh, dass das nur eine Ausnahme war, denn auf Dauer wäre das viel zu anstrengend.

Denise D. - myFanbase

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