Unbelievable - Review, Staffel 1

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Die Netflix-Serie "Unbelievable" beruht auf wahren Begebenheiten und dreht sich um eine Reihe von Vergewaltigungen, die sich zwischen 2008 und 2011 in Washington und Chicago zugetragen haben. Während sich die erste Episode der Miniserie zugleich mit dem ersten Opfer des Serienvergewaltigers beschäftigt, macht uns die Auftaktfolge zudem mit der tragischen Hauptfigur der Serie bekannt, mit der man augenblicklich mit jeder Faser mitfühlen kann.

Foto: Kaitlyn Dever, Unbelievable - Copyright: Netflix, Inc.
Kaitlyn Dever, Unbelievable
© Netflix, Inc.

Die erste Episode von "Unbelievable" ist im Gegensatz zu dem angesprochenen Thema vergleichsweise sanft. Nur in kurzen Flashbacks und in für das Opfer, Marie Adler (Kaitlyn Dever), traumatischen Momenten, ruft man dem Zuschauer die grausame Tat in Erinnerung, deren Opfer Marie in den ersten Atemzügen der Serie wurde. Doch genau so behutsam, wie man diese furchtbaren Augenblicke aus Maries Leben einblendet, weiß man uns auch Maries Gefühlsleben näher zu bringen. Die junge Frau, die eher wie ein Mädchen als wie eine Erwachsene wirkt, hatte keine leichte Kindheit. Von einer Pflegefamilie wurde sie zur nächsten gereicht und obwohl sie tief im Inneren darauf baut, dass sie sich in der Not auf ihre ehemaligen Pflegemütter verlassen kann, muss sie schweren Herzens feststellen, dass das Gegenteil der Fall ist. Maries unstabile Vergangenheit wird ihr schließlich zum Verhängnis und das aus Gründen purer Ungerechtigkeit. Die zerbrechliche Marie wird von Kaitlyn Dever ganz wunderbar in Szene gesetzt, sowohl der Schmerz in ihren Augen, als auch die Ungewissheit darüber, wie es nun mit ihr weitergehen soll, weiß die Schauspielerin in jeder Sekunde auf den Zuschauer zu übertragen.

Genau so sehr, wie einen das unfaire Schicksal von Marie ergreift, sprudeln die Emotionen über, wenn es um die Detectives geht, die im Fall von Maries Vergewaltigung ermitteln Wer schon einmal einen Film/ eine Reportage/ eine Serie mit polizeilichen Ermittlungen gesehen hat, dem wird das Vorgehen der Detectives sofort sauer aufstoßen. Die männlichen Polizisten sind kalt, zeigen gegenüber Marie kein Einfühlungsvermögen und stellen ein Paradebeispiel für all das dar, was bei so einer Ermittlung falsch laufen kann. Es gelingt den Serienmachern dadurch sehr gut, die Fronten sofort zu klären, wodurch sich der Zuschauer auf Maries Seite schlägt und einfach nur den Kopf schütteln kann, wenn sie zum wiederholten Mal von den Detectives in die Zange genommen wird.

Foto: Kaitlyn Dever, Unbelievable - Copyright: Netflix, Inc.
Kaitlyn Dever, Unbelievable
© Netflix, Inc.

Während die Auftaktfolge sehr ruhig bleibt und uns erst einmal über die Ungerechtigkeit aufklärt, die Marie widerfahren ist, konzentrieren sich die restlichen Episoden der Miniserie darauf, den Verbrecher hinter der grausamen Tat zu stellen. Dabei muss man nicht nur entsetzt feststellen, dass nach der Vergewaltigung von Marie drei Jahre ins Land streichen, bis nennenswerte Fortschritte gemacht werden, auch der Werdegang von Maries Leben ist in der Zeit nach der Anklage durch die Polizei wegen Falschaussage alles andere als prickelnd. Weiterhin schlägt die Serie sanfte Töne an und lässt die Grausamkeiten, die den Vergewaltigungsopfern angetan wurden, ganz still auf den Zuschauer wirken. Dadurch wird Brutalität noch um ein Vielfaches deutlicher und man schafft es auf eine beunruhigend eindringliche Weise, den Zuschauer an den Bildschirm zu fesseln.

Man versteht sich in "Unbelievable" sehr gut darauf, ein männliches Feindbild aufzubauen, während man die Heldinnen der Serie dafür umso sympathischer zu gestalten weiß. Sowohl Marie als auch die weiblichen Detectives Duvall (Merritt Wever) und Rasmussen (Toni Collette) erscheinen warmherzig und zielstrebig, was im scharfen Kontrast zu den männlichen Detectives steht, die mit dem Fall von Marie betraut sind.

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Foto: Merritt Wever & Toni Collette, Unbelievable - Copyright: Beth Dubber/Netflix
Merritt Wever & Toni Collette, Unbelievable
© Beth Dubber/Netflix

Um die Ermittlungsarbeit authentisch in Szene zu setzen, vergehen einige Episode, bis Duvall und Rasmussen dem cleveren Vergewaltiger auf die Spur kommen. Indes stellt man authentisch die Zerrissenheit der beiden Frauen, die zwischen ihren familiären Verpflichtungen und ihrem Drang nach Wahrheitsfindung im Beruf abwägen müssen, dar. Sowohl Duvall als auch Rasmussen, die durch die Einführung von weiteren Vergewaltigungsopfern und den gefühlvollen Umgang mit den attackierten Frauen einen sicheren Hafen darstellen, können sich schnell ins Herz der Zuschauer stehlen.

Der Serientitel ist genauso unaufdringlich, wie einem die Geschichte erzählt wird und spiegelt die prägenden Charakterzüge der drei Hauptdarstellerinnen sehr gut wider. Final handelt man den Gerichtsprozess ab, der nur ein kleines Kapitel in dieser unglaublichen Erzählung darstellt und ebenfalls genau den richtigen Ton findet.

Fazit

"Unbelievable" schlägt für ein furchtbares Thema einen beunruhigend sanften Ton an, doch genau auf diese Weise vermag die Serie dem Zuschauer eindringlich zu vermitteln, wie schrecklich die Geschichte für die Opfer gewesen sein muss. Sowohl die weiblichen Figuren, die stets zurückhaltend aber gleichzeitig zielstrebig sind, als auch die männlichen, die distanziert und kalt wirken, wissen der Dynamik der Serie Kraft zu verleihen und so kann man diese erschütternde Geschichte in all ihren aufreibenden Details präsentieren, ohne dabei effektheischend zu wirken. Somit kann ich "Unbelievable" nur weiterempfehlen.

Marie Florschütz - myFanbase

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