The Pacific - Review

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Ich hatte schon immer ein rechtes Interesse am zweiten Weltkrieg, jedoch bisher nur für die Kämpfe in Europa gehabt. Mir war durchaus bewusst, dass auch Japan im Krieg stand, aber mehr als den Angriff auf Pearl Harbor und die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki verband ich mit diesem Teil des Krieges nicht. Gleich zu Beginn von "The Pacific" wird der Zuschauer ins Geschehen miteinbezogen, durch Originalaufnahmen aus dem 2. Weltkrieg. Es wird der Luftangriff auf Pearl Harbor in den amerikanischen Nachrichten gemeldet, welcher geschichtlich auch den Auslöser für den Krieg im Pazifik darstellt.

Die Einführung der wirklich vielen Personen im Film wird gestaffelt, was das Auseinanderhalten vereinfacht, denn spätestens auf Guadalcanal sehen alle Soldaten mehr oder weniger gleich aus. Sehr schön fand ich an dieser Stelle die lange und ausführliche Konzentration auf die einzelnen Schicksale und Geschichten der drei Hauptpersonen. Man begleitet sie den ganzen Film über, aber trotzdem fällt es einem nicht sofort auf, dass sie sich nie in diesem Krieg begegnen, denn die Handlungsstränge sind sehr gut mit den anderen Geschehnissen verflochten und so entsteht ein überaus komplexes Bild. Es ist völlig unmöglich die Serie weiter zu schauen, hat man eine Episode verpasst.

Diese Komplexität ist das Markenzeichen von den Produzenten Steven Spielberg und Tom Hanks, die schon zusammen für "Band of Brothers" und "Der Soldat James Ryan" verantwortlich waren. Sie konstruieren nicht nur mit der Nacherzählung von autobiographischen Schicksalen eine überaus überzeugende Geschichte, sondern kreieren ein Blutbad, das so grausam und unzensiert dargestellt wird, dass man zum Beispiel die Abgestumpftheit Snafus mehr als nachvollziehen kann. Diese Figur ist mir auch jetzt, viele Monate nach meiner ersten Begegnung mit der Serie, im Gedächtnis geblieben. Da gibt es diese eine Szene, wo er auf Peleliu kleine Steinchen in den mit Blut und Gehirnmasse gefüllten, von einem Schrapnell oben gespaltenen Schädel eines japanischen Soldaten wirft und es immer kleine Spritzer auf seine Kameraden nieder rieselt, die davon völlig unberührt zu sein scheinen.

Es sind nicht nur die Hauptfiguren, deren Geschichte im Mittelpunkt steht. Neben der unglaublichen Unmenschlichkeit des Krieges, wird auch die groteske Schönheit darin gezeigt. Als Beispiel fällt mir hier Eugene Sledges Begegnung mit einer sterbenden Japanerin auf. Er kann die schwer verletzte Frau nicht töten. Sie sprechen kein Wort miteinander, aber Eugene weiß, dass sie von ihm verlangt ihrem Leid ein Ende zu setzen. Doch er nimmt sie in den Arm, hält sie fest bis sie stirbt. Diese völlig fremde Frau, die der Feind ist, hilft Eugene zu bleiben, wie er ist. Ein junger Mann, der in diesem Krieg nichts verloren hat, der nur hier ist, um seinen Brüdern nachzueifern.

Eine andere Geschichte stellt Robert Leckie dar. Er ist etwas älter und weiß genau, auf was er sich einlässt, als er sich zum Kriegsdienst meldet. Die ganze Zeit über schreibt er einer Frau, die er vor seiner Abreise kennen gelernt hat, doch er schickt die Briefe nie ab. Seine Kameraden ziehen ihn damit auf, doch auch ihn erreicht der Ernst des Krieges. Er bekommt eine verbreitete Virusinfektion, die es ihn unmöglich macht seine Blase zu kontrollieren. Doch er genest wieder von seinem Leiden und muss zurück in die Schlacht.

Es ist leicht und auch wieder schwer diesen Film mit seinem Vorgänger "Band of Brothers", der im Grunde zeitgleich mit dieser Serie spielt, zu vergleichen. Beide Serien zeichnet wie schon erwähnt, die ungeschönte Brutalität und harte Sichtweise aus. Sie liegen aufgrund ihrer biographischen Grundlagen, mit Sicherheit sehr nah an der Wirklichkeit dessen, was damals passierte. Und man bekommt eine gute Einführung in die amerikanische Sichtweise des Krieges. Natürlich bleibt am Ende die Frage offen, wie es die gegnerische Seite sah. Doch es ist unwahrscheinlich, dass sich Spielberg und Hanks damit noch auseinander setzen werden, denn es sind doch immer nur die Gewinner, die im Mittelpunkt stehen und dessen Geschichten unvergessen bleiben.

Abschließend kann ich nur festhalten, dass "The Pacific" einen klaren Weg geht, der die amerikanischen Truppen aber auch nicht schont, sie gar als die Überhelden darstellt. Die Soldaten machen sich ungestraft Verbrechen schuldig, die heute als gravierender Verstoß gegen die Genfer Konvention ausgelegt und strafrechtlich verfolgt werden würden. So entsteht im heroischen Bild der Amerikaner ein Riss. Ohne Zweifel lässt sich aber die Arbeit des gesamten Teams als überaus positiv betiteln. "The Pacific" ist klar eine der Serien, die niemand verpasst haben sollte, und sei es nur um einen Überblick in den historischen Aspekt der Geschichte zu bekommen.

Jamie Lisa H. - myFanbase

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