Temple - Review des Piloten

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Durch Zufall bin ich auf die Medical-Crime-Serie "Temple" gestoßen. Obwohl mittlerweile bereits die zweite Staffel bei Sky Atlantic ausgestrahlt wird, ist die Serie bei mir bisher nicht auf dem Radar aufgetaucht, dabei hat man mit Mark Strong und Carice van Houten eigentlich zwei bekannte Zugpferde im Cast.

Da ich die Originalserie "Valkyrien", auf der "Temple" basiert, nicht kenne, kann ich keinen Vergleich ziehen. Die Grundprämisse, dass ein Chirurg nicht vor illegalen Tätigkeiten zurückschreckt, um das Leben seiner Frau zu retten, und sich dafür eine geheime Klinik im Untergrund aufbaut, scheint aber die selbe zu sein. Mein Problem ist jedoch, dass man ohne diese Kurzbeschreibung zu kennen, nur schwer einen Einstieg in die Handlung findet. Wir sehen einen Arzt (Strong), der Medikamente mitgehen lässt, und zeitlich passiert ein Raubüberfall, der nach hinten losgeht. Es dauert eine ganze Weile, bis beide Handlungsstränge zusammen finden und auch dann ist noch nicht ganz klar, was das Ganze eigentlich soll und was die einzelnen Figuren miteinander zu tun haben. Das Thema der todkranken Ehefrau (Catherine McCormack) wird gefühlt nur angerissen bzw. in einigen Rückblenden eingeleitet, aber es bleiben noch sehr viele offene Fragen.

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Da die Serie ursprünglich als Miniserie angelegt war, finde ich die offenen Fragen an sich nicht schlecht. Man muss sich konzentrieren, um den Faden nicht zu verlieren, weil durch Zeitsprünge verschiedene Handlungen zeitgleich passieren und so immer mehr Puzzlestücke zusammen gefügt werden. Wenn man es so anlegt, dass quasi erst im Finale alle Fäden wirklich zusammen laufen, kann ich mit einer solchen Miniserie leben und finde diese Erzählweise auch interessant. Jetzt irritiert es mich nur, dass es doch noch eine zweite Staffel mit scheinbar größtenteils dem selben Cast gibt... Wenn man sich auf diese Erzählweise einlässt, die Zeitsprünge und die offenen Fragen hinnimmt, weil man darauf vertraut, dass mit jeder Episode ein wenig mehr aufgeklärt wird, dann hoffe ich sehr, dass das Publikum nicht enttäuscht zurück bleibt.

Denn vielleicht sind es gerade die offenen Fragen, die einen hier so in den Bann ziehen, direkt die nächste Episode einzuschalten. Wieso hat Daniel diese Untergrund-Klinik aufgebaut und ist überhaupt in diese illegalen Kreise geraten? Wie ist er auf den Prepper Lee Simmons (Daniel Mays) gestoßen, der ihm scheinbar den Zugang in den Untergrund ermöglicht hat. Was hat es mit dem Geldräuber Jamie (Tobi King Bakare) auf sich und wieso wurde seine Geschichte so groß beleuchtet? Kommt da noch mehr, denn immerhin ist der Schauspieler im Hauptcast? Und dann natürlich Anna (van Houten), die mal eben gegen ihren Willen zur lebenden Blutbank gemacht wird... von der finalen Szene dieser ersten Folge ganz zu schweigen. Man arbeitet also gut mit Cliffhangern und Teasern, um das Publikum bei der Stange zu halten. Es bleibt wie gesagt nur zu hoffen, dass damit nicht zu große Erwartungen geschürt werden.

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Ein wenig erinnert das Ganze auch an "Breaking Bad", in der ein Chemielehrer auf die schiefe Bahn gerät, um seiner Familie vor seinem Tod noch genügend Geld zu beschaffen, damit sie ein gutes Leben führen können. Bei "Temple" ist die Motivation aber nicht das Geld, sondern Daniels Ehrgeiz, dass er seine Frau nicht an eine scheinbar unheilbare Krankheit verlieren will. Dafür setzt er alles aufs Spiel, was er hat. Stirnrunzeln gab es meinerseits dann aber bei Daniels seltsamen Verhältnis zu seiner Tochter Eve (Lily Newmark). Es wirkte unglaublich angespannt, weshalb man sich schon fragt, für wen Daniel das Ganze eigentlich macht? Ist es reiner Egoismus bzw. blinder Wahn, nicht aufgeben zu wollen? Oder steckt er durch welche Umstände auch immer – ich hoffe, auf mehr Antworten in den weiteren Folgen – inzwischen so tief drin, dass es keinen Ausweg mehr gibt?

Bei so einer düsteren Thematik hat mich doch überrascht, wieviel Humor in die Serie eingeflossen ist. Von Situationskomik über trockene Sprüche ist einiges dabei und man ertappt sich doch immer wieder beim Schmunzeln. Dazu kommt eine tolle Bildästhetik – man hat hier weder an tollen Drehorten, Kulissen oder der Farbkorrektur in der Postproduktion gespart. Das Gezeigte zieht einen also nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch in seinen Bann.

Fazit

Mark Strong spielt in "Temple" einen stoischen Mann, der nicht vor der Diagnose seiner Frau kapitulieren möchte. Wie er jedoch auf die schiefe Bahn gerät und wieso er im wahrsten Sinne des Wortes im Untergrund Kriminelle behandelt, bleibt in dieser Auftaktfolge noch offen. Insgesamt wirft die erste Folge viele Fragen auf, die hoffentlich im Verlauf der weiteren Serie noch beantwortet werden, doch genau mit diesen offenen Fragen hat man das Publikum am Haken, das nach Folge 1 wahrscheinlich nur schwer abschalten kann.

Catherine Bühnsack - myFanbase

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