Stromberg - Review

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Von dem englischen Vorbild "The Office" inspiriert, ist die Serie "Stromberg" zwar nicht ganz so rabenschwarz wie einige britische Formate, aber im Großen und Ganzen definitiv bissiger und scharfzüngiger als die gängigen deutschen Comedy-Produktionen. Seit Beginn der Serie, hat das Wort "Fremdschämen" in Deutschland eine ganz neue Bedeutung bekommen, denn Bernd Stromberg ist, in seinem verzweifelten Bestreben nach Prestige und Anerkennung, oftmals so dermaßen peinlich, dass man kurz davor ist, verschämt den Fernseher auszuschalten. Vor der Kamera und ich glaube auch vor sich selbst, stellt sich der Chef gerne als Kumpel-Typ und väterlicher Freund für seine Mitarbeiter dar. Da er sich aber fast in jeder Folge in selten dämliche Aktionen verstrickt, fällt seine Maske regelmäßig und ohne zu zögern stößt er jeden, der gerade dabei steht, in den Abgrund, um seine eigene Haut zu retten. Trotz allem entwickelt sich Bernd Stromberg für den Zuschauer keineswegs zum Hassobjekt, sondern man ertappt sich, eher im Gegenteil, dabei, dass man sogar Mitleid mit ihm hat. Was zum einen natürlich an der Person Bernd Stromberg selber liegt, zum anderen und wohl zum größten Teil der großartigen Darstellung von Christoph Maria Herbst zu verdanken ist.

Doch auch die anderen Darsteller stehen dem in nichts nach und machen "Stromberg" zu der Kultserie, die sie mittlerweile wohl ohne Frage ist. Besonders Bjarne Mädel entwickelte sich mit seiner Darstellung des vertrottelten und sensiblen "Ernies" schnell zum Zuschauerliebling, so dass er von Ralf Husmann, dem Autor von "Stromberg", seine eigene Serie auf den Leib geschnitten bekam. Diese entwickelte sich aber zum Flop und konnte nicht mal ansatzweise mit der Genialität von "Stromberg" konkurrieren. Berthold Heisterkamp wirkt auf den ersten Blick leicht zurückgeblieben und schafft es einen oft die Tränen vor Lachen in die Augen zu treiben. In seiner Bemühung um Anerkennung unter den Kollegen schießt er oft übers Ziel hinaus und wird überhaupt nicht ernst genommen. Ernie ist von oben bis unten auf Muttersöhnchen getrimmt und genauso oft redet er auch von ihr, selbst nach ihrem Tod. Zwischendurch geht er im Privaten immer mal wieder Sachen an, die ihn selbstbewusster und stärker machen, was ihm aber regelmäßig von Stromberg oder irgendeinem der anderen Kollegen wieder versaut wird. Mit seinem kindlichen und naiven Charakter trifft Ernie die Lachmuskeln der Zuschauer und oftmals auch einen kleinen Hauch Mitleid.

Das Liebespaar Tanja Steinke geb. Seifert und Ulf Steinke runden die ganze Sache schön ab. Da bei diesem Paar der ewige Geschlechterkampf, derbe Machosprüche und klassische Rollen-Klischees auf den Tisch gebracht werden. Auch hier überzeugen beide Darsteller durch ihre Authentizität und unterhalten den Zuschauer mit kleinkarierten Streitereien über ihre Beziehung und ihren unterschiedlichen Ansichten, wie ihr weiteres Leben zu verlaufen hat. Während Tanja eher die solidere und spießigere von Beiden ist, ist Ulf nach wie vor eigentlich Kind geblieben und treibt Tanja regelmäßig in den Wahnsinn. Sehr amüsanter Geschlechterkampf, ohne langweiliges oder übertriebenes Beschönigen einer alltäglichen Beziehung. Die beiden anderen im Bunde des Capitol-Teams Erika Burstedt und Jennifer Schirrmann bringen durchaus auch eine solide Leistung, überzeugen mich aber persönlich nicht so. Was aber eher am Rollenprofil liegt, als an der Schauspielkunst der Darsteller. Im Vergleich zu den anderen Charakteren kommen diese Beiden leider etwas blass und wenig mitreißend rüber.

Alles in allem ist "Stromberg" ein echtes Juwel der deutschen Fernsehgeschichte und man schwankt sekündlich zwischen Lachflash und dem Fremdschäm-Gefühl, einfach schnell umschalten zu wollen. Das originelle Drehbuch, die ausgefeilten Rollenprofile und auch die Art der Kameraführung und Präsentation der Serie überzeugen komplett und sind auch, nach fünf Staffeln, immer noch nicht ausgelutscht. Der Doku-Soap-ähnliche-Stil und die authentische Charaktere reißen einen jede Folge wieder mit und ist mal eine nette Abwechslung neben den sonst auf hochglanzpolierten Serien. Denn hier kann man sich mit den Charakteren identifizieren, die sich so verhalten wie man sich eben verhält, wenn man nervös ist oder in eine blöde Situation reinrutscht. Da werden keine beschönigten Dialoge präsentiert, sondern auch einfach mal ein unbeholfenes Stammeln oder betretenes Schweigen gezeigt. Auch das Aussehen der jeweiligen Charaktere hat wenig mit Traumfrauen oder Männern zum Niederknien zu tun, sondern jeder Darsteller ist wirklich der Typ "Otto Normalverbraucher". "Stromberg" ist definitiv Fernsehunterhaltung der Extra-Klasse und das auch noch in einer deutschen Produktion.

Nina V. - myFanbase

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