Life in Pieces - Review des Piloten

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Zum Ende der neuen CBS-Familiencomedy "Life in Pieces" feiert das väterliche Oberhaupt des im Zentrum stehenden Familienverbundes seinen Geburtstag in Form einer simulierten Beerdigung. Dadurch entsteht bei ihm eine Bewusstwerdung des Umstandes, dass die besonderen und hervorstechenden Momente des in die Jahre gekommenen Vaters und Großvaters weniger und weniger werden. Die von Justin Adler kreierte Sitcom stellt diesen Aspekt ins Zentrum seiner nur vordergründig innovativen Prämisse: Wie der Titel schon suggeriert, geht es hier um die Darstellung kleiner familiärer Momente, Splitter des eigenen Lebens, die in ihrer jeweiligen einzigartigen Ausprägung das Leben der Charaktere zu etwas Besonderem werden lassen. Dargestellt wird dies in jeder Folge anhand vier kleiner Geschichten, die nacheinander abgespielt und durch kleine Zwischenüberschriften eingeleitet werden.

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Life in Pieces
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Diese Prämisse sieht sich aber schnell mit verschiedenen Problemen konfrontiert: Zunächst stellt der narrative Überbau des bruchstückhaften Erzählens von Erlebnissen verschiedener Familienmitglieder eine offensichtliche Kopie des Erfolgskonzepts der sich bereits in der siebten Staffel befindenden ABC-Familiensitcom "Modern Family" dar. Der Unterschied hier besteht nur darin, dass die Geschichten nacheinander und nicht ineinander verschränkt erzählt werden. Die Fokussierung auf die Kreierung kleiner Geschichten gerät der Serie zumindest im Piloten aber nicht als Vorteil, sondern verstärkt nur den Eindruck, es hier eher mit einer handzahmen Sketch-Comedy, als mit einer sich kontinuierlich weiterentwickelnden Sitcom zu tun zu haben. So sind die einzelnen Prämissen recht altbacken und mutlos erzählt: In der ersten Folge geht es um die Komplikationen eines Dates, die physischen und psychischen Folgen der ersten Schwangerschaft, den Collegebesuch des ältesten Sohnes und die bereits erwähnte fingierte Beerdigung.

Aus diesen recht simplen und schon oft in diversen Comedyformaten umgesetzten Rahmenbedingungen kann schlussendlich aber kein komödiantischer Profit geschlagen werden, da weder der Dialogwitz, noch die Situationskomik richtig aufgehen wollen. Zu sehr wirkt das Script der Pilotepisode wie ein krampfhafter Versuch, es einem breiten Publikum recht machen zu wollen. So streben die Macher von "Life in Pieces" einerseits danach, eine leicht verdauliche Familiensitcom zu kreieren, die sich an das "Modern Family"-Publikum richtet, andererseits wird dieser Anspruch immer wieder durch Formen simplen vulgären Humors konterkariert.

Die Schwächen des Drehbuchs fallen umso schwerer ins Gewicht, da die Macher einen illustren Cast für ihr Sitcom-Projekt zusammentrommeln konnten, der voll ist mit erfahrenen und talentierten Darstellern, denen man besseres Material wünscht. So kann Colin Hanks hier leider nicht an seinen darstellerischen Erfolg aus der ersten Staffel "Fargo" anknüpfen, gleiches gilt für Betsy Brandt, die lange Jahre im Prestige-Drama "Breaking Bad" zu sehen war. Ergänzt wird der Cast durch Hollywood-Größen wie Dianne Wiest, die schon häufig unter der Regie von Woody Allen gearbeitet hat und auch im Serienbereich mit der HBO-Serie "In Treatment" darstellerisch lang nachwirkende Akzente setzen konnte, und James Brolin als Familienpatriarch. Das Ensemble kann also durchaus Hoffnung auf Besserung geben, leider reicht dies im Zeitalter einer regelrechten Überschwemmung an qualitativ hochwertigeren Fernsehproduktionen nach diesem nichtssagenden Piloten nicht aus, um bei der Stange zu bleiben.

Fazit

"Life in Pieces" ist der Versuch der Etablierung einer weiteren Sitcom im "Modern Family"-Stil, die sich durch eine narrativ-strukturell einzigartige Prämisse versucht abzuheben, die sich auf den zweiten Blick aber nur als formaler Taschenspielertrick entpuppt, um die Serie besser vermarkten zu können. Dabei ist der Grundgedanke, ganz im Sinne des filmischen Meisterwerks "Boyhood", eine Serie rund um die kleinen, aber nicht minder besonderen Momente des Lebens zu konzipieren, kein schlechter. Leider ist das Endergebnis trotz der illustren Besetzung uninspiriert, erzählerisch uneben und versprüht eben keine Magie des Augenblicks, sondern vor allem Eintönigkeit.

Moritz Stock - myFanbase

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