Die besten Beziehungen 2010/2011
Dean & Lisa (Supernatural)

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Ist es tatsächlich möglich, dass der Reiz eines Serien-Paares in der Unmöglichkeit einer Beziehung liegt? Die Frage mag zunächst zu einem Kopfschütteln verleiten, doch Dean Winchester und Lisa bewiesen in der vergangenen Staffel von "Supernatural", dass manchmal bitterer Trennungsschmerz schöner sein kann, als jedes Happy End...

"I mean, I know it wasn't greeting-card perfect, but we were in it together."

Foto: Jensen Ackles, Supernatural - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Jensen Ackles, Supernatural
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Ich will mich weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass Lisa die einzige Frau war, die Dean wirklich verstanden hat. Sie hat nämlich gewusst, dass sie in einer Beziehung mit ihm kein Anrecht auf das Sorgenfrei-Sonderpaket hat, dass er kein Superheld ist, an dem Probleme und Schwierigkeiten ohne Konsequenzen einfach so abprallen. Und trotzdem hat sie das nicht davon abgehalten, hinter seinem Job auch noch den Mann zu sehen, der sich sichtlich in sie verliebt hat, der für seine Familie ohne zu zögern alles opfern würde und der sich obendrein rührend um ihren Sohn bemüht. Wegen all dieser Dinge ist es auch nicht verwunderlich, dass es den gebeutelten Jäger in seinen Träumen und Wunschvorstellungen gerade zu Lisa zieht und er auch wirklich zu ihr zurückkehrt, als seine Welt aus den Fugen gerät.

Was danach folgt ist – trotz all des Übernatürlichen, das bei "Supernatural" geschieht – eine der glaubwürdigsten Beziehungen, die das Fernsehen zu bieten hat. Dean und Lisa werden vom Alltag zusammengehalten. Sie lachen miteinander und sie sind wütend aufeinander. Sie diskutieren darüber, was sie zu Mittag essen wollen. Bei Problemen schwingt bei den Diskussionen des Paares kein dramatischer Pathos mit und als die Trennung schließlich unvermeidlich wird, gehen die zwei mit der gleichen stillen Resignation auseinander, die man eigentlich nur vom echten Leben kennt. Keine Liebesschwüre, keine groß angelegten Heul-Orgien, sondern genau das Apple-Pie-Life, das Sam sich für seinen Bruder gewünscht hat.

Genauso verhält es sich im Übrigen auch mit Ben, der mit dem neuen Freund seine Mutter nicht klar kommt, und Dean als den einzigen Vater um Hilfe bittet, der er kennt. Die Gespräche mit dem Jungen lassen einem das Herz gerade deshalb krampfen, weil sie genau so auch das Leben geschrieben haben könnte. Und vielleicht ist es gerade dieser Aspekt, der die Geschichte von Lisa und Dean im Endeffekt so tragisch enden lässt.

Denn statt die Familie ganz einfach dadurch loszuwerden, dass man sie den Serientod sterben lässt, werden Lisa und ihr Sohn gerettet. Dean bittet Castiel jedoch darum, ihre Erinnerung an ihn zu löschen, um ihnen weiteren Kummer zu ersparen. Über diesen Schritt mag man geteilter Meinung sein, unumstritten ist jedoch die makellose Grausamkeit der Szene, in der sich Dean von Lisa verabschiedet. Kurz zuvor noch hatte er geglaubt, Lisa für immer verloren zu haben und dafür verantwortlich zu sein, Ben als Waise zurücklassen zu müssen. Jetzt entschuldigt er sich bei der Frau seines Lebens für eine Sache, an die sie sich nicht mehr erinnern kann und in ihrem Blick liegt so viel Verständnis, so viel Mitgefühl für den vermeintlich Fremden, dass man sich gar nicht vorstellen möchte, wie es dem Jäger in diesem Moment geht.

Lisa wurde in der Serie als ein Mädchen von vielen vorgestellt, Teil einer Liste, die Dean vor seinem Tod abarbeiten möchte. Stück für Stück hat sich aber herausgestellt, dass sie wirklich das eine, ganz besondere Mädchen für Dean ist. Diese Frau hat ein Herz aus Stahl, sie ist ein Fels in der Brandung, behält immer einen kühlen Kopf und ist auch bereit, schmerzhafte Konsequenzen zu ziehen, wenn sie sich oder ihren Sohn in Gefahr sieht. Gleichzeitig kann sie Dean aber auch die Herzensgüte und Wärme bieten, die dieser so dringend zu suchen scheint. Das Scheitern scheint von vorneherein Teil dieser Beziehung zu sein, denn das Paar sieht sich mit Umständen konfrontiert, die nicht zu bewältigen sind. Doch es ist der Kampf der beiden, die einen als Zuschauer dazu bringt, nicht wegsehen zu können. Wie sie in einer verzweifelten Lage versuchen, ruhig zu bleiben und es zu versuchen. Trotz, oder vielleicht gerade wegen allem, was um sie herum passiert. Dass sich Dean und Lisa geschlagen geben müssen und der Jäger letzten Endes wieder auf der Straße steht, mit nichts anderem als seinem Wagen und seinem Bruder, macht die Geschichte todtraurig und gleichzeitig auf ironische Weise perfekt. Ob es möglich ist, dass der Reiz eines Serien-Paares in der Unmöglichkeit einer Beziehung liegt? Absolut. Und wenn das jemand bewiesen hat, dann Dean und Lisa.

Eva Kügerl – myFanbase

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