Kings - Review des Piloten

Foto:

Ganz ehrlich, nachdem ich zum ersten Mal die kurze Inhaltszusammenfassung der Serie gelesen hatte, konnte ich mir darunter nicht wirklich viel vorstellen. Eine Interpretation des biblischen Mythos um König David, angesiedelt in einem fiktiven Königreich, allerdings in moderner Zeit aber mit all den archaischen Begleiterscheinungen, die eine regierende Monarchie mit sich bringt, kann das als Serie funktionieren? Aber nach dem 90minütigen Piloten namens "Goliath" kann ich diese Frage mit Ja beantworten. Ich empfinde die Grundkonstellation wirklich als gelungen, und bin mittlerweile sehr gespannt, wo die Serie und damit die Charaktere sich hinbewegen werden. Besonders herausstechend ist wie erwartet die Darstellung des Königs Silas durch Ian McShane. Er ist ein Mann mit einer immensen Präsenz und sowohl die Rolle, als auch die Darstellung sind auf sehr hohem Niveau. Erscheint Silas in der ersten Hälfte noch als völlig skrupellos und nur auf den eigenen Vorteil bedacht, der sogar seiner eigenen Tochter ablehnt, einem kleinen Mädchen beim Erlangen eines Spenderherzens zu helfen, so bekommt er doch auch weichere, menschlicher Konturen, als wir erfahren, dass er auf die Hilfe von mächtigen Geldgebern angewiesen ist, die ihm versuchen, die Regierungsgeschäfte zu diktieren. Er hat seine Frau nicht aus Liebe geheiratet und führt neben seiner Ehe eine geheime Zweitbeziehung zu einer Frau, die er offensichtlich liebt und mit der er einen Sohn hat.

Alle anderen Rollen bewegen sich leider etwas im Schatten des großen Königs und sind zumindest bisher noch recht stereotyp angelegt. David ist der reine, gute Junge vom Lande, der völlig unvorbereitet in die Welt des Adels hineingeworfen wird und sich dort versucht, innerhalb seiner eigenen Moral zurecht zu finden. Allerdings muss ich sagen, mag ich ihn bisher wirklich sehr und auch an Christopher Egan gibt es von meiner Seite nichts auszusetzen. Die Königin erscheint bisher wie eine Art Lady Macbeth, die zwar nach außen eine freundliche Fassade zeigt, aber immer über Leichen gehen würde. Und die Tochter Michelle ist das liebe Mädchen mit dem guten Herz, welches sich für wohltätige Zwecke einsetzt. Mein größtes Problem habe ich mit dem Thronfolger und potentiellen Erzfeind Davids, Jack Benjamin. Ich empfinde sowohl den Charakter des missverstandenen Sohnes als auch die übertriebene Darstellung des verzweifelten Playboys von Sebastian Stan momentan leider nur als nervtötend. So konnte bei mir leider auch kein Mitleid für ihn aufkommen, als herauskommt, dass er eigentlich homosexuell ist, und deshalb von seinem Vater als nicht würdig für den Thron erachtet wird.

Sehr gelungen dagegen ist, wie man dem Zuschauer diese moderne Monarchie versucht hat, nahe zu bringen. Angefangen von den Bildern der Einweihung der neuen Hauptstadt, im Kontrast dazu die Darstellung des Krieges und auch Momente des Regierungsalltages des Königs schaffen eine sehr gute Atmosphäre und machen die Besonderheit der Serie aus. Auch wenn die ein oder andere Szene, was den Pathos angeht, übers Ziel hinausschießt, gelingt es "Kings" doch, den Zuschauer zu fesseln. Vor allem, da noch nicht klar ist, wo sich die angedeuteten Beziehungen und Rivalitäten hinbewegen werden. Dass David auf dem Weg zum König ist, scheint klar, bedenkt man die Vorlage der Davidsgeschichte und die Symbolik, die man am Ende des Piloten wählt (einige Schmetterlinge lassen sich auf Davids Kopf nieder und bilden dabei eine Krone, genau wie bei König Silas vor seiner Inthronisierung). Aber wie er dorthin gelangt, ob mit Hilfe von Silas oder als dessen Feind, wie sich Königin Rose dazu verhalten wird und ob es zur offenen Feindschaft zwischen Jack und David kommt, lässt sich nicht erahnen. Ich hoffe, man hält sich dabei nicht zu streng am biblischen Mythos fest, denn das würde doch einen Teil der Spannung herausnehmen.

Fazit

"Kings" ist eine hochinteressante Dramaserie, deren Pilot trotz einiger kleiner Schwächen Appetit auf mehr gemacht hat. Ich hoffe, die amerikanischen TV-Zuschauer und besonders NBC erkennen dies auch und ermöglichen der Serie zumindest eine volle Staffel, auch wenn es momentan leider nicht danach aussieht. Ich werde definitiv dabei bleiben.

Cindy Scholz - myFanbase

Zurück zur "Kings"-Übersicht