Élite - Review, Staffel 3

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Die spanische Serie "Élite" und ich haben bereits eine ganz schöne Achterbahn hinter uns. Während ich die erste Staffel qualitativ höchstens durchschnittlich fand, musste ich dennoch zugeben, dass sie ein extremes Suchtpotenzial hat, denn es werden Handlungen so geschickt ineinander verwoben, dass viele Fragen aufgeworfen werden, zu denen man als Zuschauer Antworten haben will. Staffel 2 war dann wirklich ein Genuss, denn einmal auf den Stil der Serie eingeschworen, konnte ich mich besser auf die extremen Darstellungen und die guten Thrillerelemente einlassen. Daher war die Veröffentlichung der dritten Staffel zum Freitag, dem 13., eines der ersten Highlights des Jahres, auf die ich wirklich hin gefiebert habe. Hat sich das Warten gelohnt?

Foto: Élite - Copyright: Manuel Fernandez-Valdes
Élite
© Manuel Fernandez-Valdes

Während es in Staffel 1 ein Mordopfer gab, in Staffel 2 vermeintlich eins, gibt es nun in der aktuellen Staffel wieder tatsächlich eins. Auf wen die Wahl hierfür fiel, kam aber wenig überraschend, immerhin haben die beiden vorherigen Staffel genau hierauf hingearbeitet. Selbst wenn die Opferwahl also kalkulierbar war, war es dennoch nicht die falsche Entscheidung, denn die Liste der potenziellen Täter umfasste nahezu alle Hauptdarsteller, mit Ausnahme vielleicht der beiden Neulinge Malick (Leïte Sène) und Yeray (Sergio Momo). Aber selbst bei ihnen wäre ja noch die Möglichkeit gewesen, dass sie es für eine der anderen Figuren getan hätten. Das aufgebaute Mysterium war also clever und wie immer extrem spannend aufgebaut. Dafür haben mir die Blicke in die Zukunft mit den üblichen Befragungen nicht gefallen. Sie haben mehr Hinweise darauf gegeben, wie es für die Charaktere weitergeht, aber wenig Spekulationen zum Täter zugelassen. Da sich zudem eh alle gegenseitig verdächtigt haben, war ohnehin klar, dass die richtige Wahl nur ein Schuss ins Blaue sein konnte, aber kein logisches Schlussfolgern. Der Zusammenschnitt von Gegenwart und Zukunft war definitiv schon einmal besser.

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Sieht man von dem Mord nun einmal ab, sind auch bei den Charakteren und ihren Beziehungen untereinander viel Licht und Schatten zu erkennen. Nach zwei Staffeln mit insgesamt 16 Episoden entstehen unweigerlich Präferenzen für einzelne Figuren und für Paarungen. Staffel 3 hat sich Fanservice aber nicht gerade auf die Fahne geschrieben. Weder Omar (Omar Ayuso) und Ander (Aarón Piper), Guzmán (Miguel Bernardeau) und Nadia (Mina El Hammani), noch Samuel (Itzan Escamilla) und Carla (Ester Expósito) haben es leicht gemacht bekommt. Mir ist bewusst, dass mit neuen Figuren neue Impulse kommen sollen, aber dennoch gleich drei von drei beliebten Paaren solche Steine in den Weg zu legen, ist definitiv mutig. Zumal bei allen betroffenen Charakteren so auch negative Charaktereigenschaften betont wurden. Samuel, der sich zur Ablenkung auf Rebeca (Claudia Salas) einlässt und ihr auch noch in den Rücken fällt, während er gedanklich eigentlich nur bei Carla ist. Diese wiederum, die kein Rückgrat hat und sich regelrecht prostituiert. Omar, der im Grunde für den an Leukämie erkrankten Ander alles geben würde, aber trotzdem sich auf Malick einlässt, obwohl der mit Nadia zusammen ist. Vor allem das schwule Pärchen hat extrem an den Nerven gezerrt, da es in jeder Episode zehn Streitigkeiten und ebenso viele Versöhnungen gab.

Foto: Jorge López, Itzan Escamilla & Claudia Salas, Élite - Copyright: Manuel Fernandez-Valdes
Jorge López, Itzan Escamilla & Claudia Salas, Élite
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Wie erwähnt gab es aber auch die Lichtblicke und hier hat mir besonders gefallen, dass diese so unerwartet kamen. Absolutes Highlight dieser Staffel ist die Entwicklung von Lu (Danna Paola) und die damit verbundene Freundschaft mit Nadia. Die Staffel begann zunächst so wie alle anderen: mit Lu auf Konfrontationskurs, die an niemandem ein gutes Haar lässt und viel zu selten ihre sensible Seite aufblitzen lässt. Mit der Enterbung durch ihren Vater wird ihr aber Raum für andere Entwicklungen gegeben und für was für welche. Ihre schonungslos offene Art wird sie wohl niemals ablegen können, aber dabei darf sie dennoch vermehrt menschlich und mitfühlend agieren. Wer hätte auch jemals gedacht, dass sich zwischen ihr und Erzfeindin Nadia eine wirklich süße Freundschaft ergeben würde, bei der sich zwei Frauen völlig unterschiedlicher Herkunft auf Augenhöhe begeben und dabei eine starke Allianz bilden? Zwar muss Lu auch feststellen, dass sie in Sachen Beziehung als Einzige isoliert scheint, aber als sie von sich aus Gúzman einen Korb gibt, da war das ein Zeichen von Selbstliebe, das in dieser Staffel nahezu perfekt auf Lu gepasst hat.

Foto: Álvaro Rico & Esther Exposito, Élite - Copyright: Manuel Fernandez-Valdes
Álvaro Rico & Esther Exposito, Élite
© Manuel Fernandez-Valdes

Weitere Highlights sind Gúzmans Gesten für Nadia, ihre Versöhnung mit ihren Eltern, wohin es ein wirklich steiniger Weg war, Gúzmans unerwartete Freundschaft mit Samuel, Rebeca als Freundin für alle, die definitiv auch ihr Glück finden sollte in weiteren Staffeln, und selbst Polo (Alvero Rico), der am Ende seinen Mord eingestehen kann. Auf der anderen Seite wurde aus Cayetana (Georgina Amorós) erneut zu wenig herausgeholt. Selbst wenn sie am Ende eine überraschende Entscheidung trifft, diese Figur bleibt viel zu blass. Auch die anderen beiden Neulinge waren eher Antagonisten, obwohl sie sicherlich Geschichten haben, aus denen man mehr hätten machen können. Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass diese noch einmal zurückkehren. Erneut ist auch festzuhalten, dass "Élite" auf Extreme setzt. Wir haben wieder eine Dreiergeschichte, erneut geht es ständig um Drogenkonsum. Das kann nicht mehr schocken und wirkt gar lächerlich. Hier ist die Gefahr groß, dass sich die Serie in den schonungslosen Darstellungen zu sehr wiederholt.

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Inhaltlich wirkt "Élite" wie ein Übergang, da es nicht an allen Fronten ein Happy End gibt, gleichzeitig wirkt das Ende auch wie der perfekte Cut. Die letzte Szene unterstreicht aber eigentlich schon, dass es weitergehen wird, wohl aber mit größeren Castveränderungen. Ein Teil der Figuren sieht seinem neuen Leben nach der Schule entgegen, der andere Teil muss das Schuljahr wiederholen. Das könnte ein schwieriger Spagat werden, vielleicht aber auch der nötige Neuanfang. Die inhaltliche Bandbreite für Staffel 4 ist jedenfalls groß.

Fazit

"Élite" setzt in Staffel 3 auf sein übliches Erzählmuster, was erneut Spannung beschert, aber dennoch nicht so geschickt umgesetzt wurde wie zuvor. Auch ansonsten krankt die Staffel ein wenig daran, wie ein Übergang zu wirken. Es ist noch nicht das Ende, aber es muss dennoch Skandalöses geschehen, so dass unnötiges Drama und künstliches Hinauszögern zum Mittel der Wahl werden. Dennoch gibt es gerade im Charakterbereich viele Highlights und tolle Entwicklungen, die zeigen, dass auch eine Staffel 4 noch sinnvoll sein kann.

Lena Donth - myFanbase

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