DVD-Rezension: Eden of the East, Komplettbox

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"Eden of the East" ist eine japanische Anime-Fernsehserie, die 2009 auf dem Sender Fuji TV erstmals ausgestrahlt wurde. Die Serie wurde als Teil der sogenannten "noitaminA"-Reihe ausgestrahlt, die vor allem Frauen in ihren 20ern ansprechen soll. Doch auch geschlechterübergreifend fand das Werk aus dem angesehenen Animationsstudio Production I.G ("Ghost in the Shell", "Neon Genesis Evangelion", "Jin-Roh – Die Wolfsbrigade") sehr schnell viel Beachtung und Zustimmung. So gewann sie unter anderem neben zahlreichen Fans bei der 14. Animation Kobe den Preis für die beste Fernsehserie und war derart beliebt, dass ihr mittlerweile zwei Kinofilme ("Der König von Eden" und "Das verlorene Paradies") folgten. In Deutschland wurde die Serie durch Universum Anime am 15. April 2011 sowohl auf DVD und Blu-ray veröffentlicht, "Der König von Eden" folgte am 24. Juni 2011, "Das verlorene Paradies" erscheint im September. Damit ist "Eden of the East" die erste Anime-Serie, die in Deutschland auch komplett in HD verfügbar ist.

Inhalt

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© EDEN OF THE EAST

Saki Morimi befindet sich gerade auf einer Abschlussfahrt in den USA und versucht, Münzen in den Brunnen vor dem Weißen Haus zu werfen, was ihr den Ärger der örtlichen Polizei einbringt. Plötzlich taucht vor ihr Akira Takizawa auf, splitternackt und lediglich mit einer Pistole und einem Handy ausgerüstet. Akira hat sein Gedächtnis verloren, schafft es aber dennoch, die Polizei abzuhängen. Nach dieser ungewöhnlichen Begegnung entschließt er sich, seine Vergangenheit zu erforschen, woraufhin ihn Saki begleitet. Die beiden kehren nach Japan zurück, wo kurz zuvor Raketen einschlugen, die seltsamerweise jedoch kein einziges Opfer erforderten.

Über elf Tage erstreckt sich die Geschichte mit dem alles vorherrschenden Thema der bedrückenden Atmosphäre, die in ganz Japan zu spüren ist, und dazu führt, dass der Raketenanschlag mit vollkommener Teilnahmslosigkeit wahrgenommen wird. Was hat es mit diesem mysteriösen Terroranschlag auf sich? Wieso hat Akira sein Gedächtnis verloren? Welche Rolle spielt sein Handy, mithilfe dessen er auf ein Vermögen von 8,2 Milliarden Yen zurückgreifen kann und das ihm in Form des Gesprächspartners Juiz jegliche Wünsche erfüllt, die man mit Geld bezahlen kann?

Rezension

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Wenn man Kenji Kamiyamas bisheriges Schaffen betrachtet, so scheint er an nahezu jedem bedeutenden Anime-Werk der vergangenen Jahre beteiligt gewesen zu sein. Angefangen als Hintergrundzeichner beim bahnbrechenden Kultfilm "Akira" und bei der Ghibli-Perle "Kikis kleiner Lieferservice", schloss er sich dem Animationsstudio Production I.G an und arbeitete an dem Klassiker "Jin-Roh – Die Wolfsbrigade", der Serienadaption zu "Ghost in the Shell" oder auch "Blood: The Last Vampire" mit. Für "Eden of the East" schlüpfte Kenji Kamiyama nun erstmals in die Doppelrolle aus Drehbuchautor und Regisseur.

Dabei merkt man ihm sein Mitwirken an Formaten wie "Akira" oder "Ghost in the Shell" deutlich an, die vor allem geprägt sind von Science-Fiction und dessen dystopischer Subkategorie Cyberpunk. "Eden of the East" spielt zwar in einer durchaus glaubwürdigen Gegenwart im Japan Ende des Jahres 2010, dennoch sind beliebte Genre-Motive wie eine kollektive Depression der Bevölkerung, globaler Terrorismus und der allumfassende Einfluss von Technologie auf das menschliche Leben sehr präsent. Es wäre aber zu einfach, die Serie einfach nur auf ein wenig Science-Fiction zu reduzieren, denn sie bietet noch so unheimlich viel mehr.

Die Story selbst ist spannend und undurchschaubar. Nach der ersten Episode hat man noch nicht einmal annähernd eine Ahnung davon, wie die Geschichte im weiteren Zeitverlauf gestaltet sein könnte. Da ist es wirklich erfrischend, dass die beiden Hauptcharaktere auch nicht den blassesten Schimmer haben, was da um sie herum geschieht. Saki führte bisher ein eher behütetes Leben und kann sich aus den mysteriösen Ereignissen so gar keinen Reim machen. Akira Takizawa könnte es vielleicht, aber er hat sein Gedächtnis verloren. Und so begibt sich der Zuschauer gemeinsam mit den beiden auf die Reise nach der Wahrheit und erfährt ebenso wie sie scheibchenweise von Akiras Vergangenheit und was diese mit dem Japan, wie es jetzt ist, zu tun haben.

Dazu kommt, dass insbesondere in der Interaktion der beiden unglaublich viel Potential steckt, das die Serie auch voll ausnutzt. Dementsprechend ist auch oft Platz für Humor, skurrile Eigenheiten der zwei und gegenseitiges Necken. Gleichzeitig vermittelt "Eden of the East" mit Terroranschlägen, der Macht sozialer Netzwerke und der Thematisierung der Probleme Jugendlicher auch ein sozio-kulturelles und politisches Bild, das aktueller kaum sein könnte. Gerade einmal elf Episoden à gut 20 Minuten nimmt sich die Serie Zeit, um das Sammelsurium unterschiedlichster Genres zu einem harmonischen Ganzen zu machen. Dabei gelingt es ihr, sowohl schnell und actionreich zu erzählen als auch Platz für die Charaktere zu lassen. Darüber hinaus sind die Animationen tadellos und das, woran sich auch zwei Jahre nach der ersten Ausstrahlung in Japan noch heute Anime-Serien messen lassen müssen. Die Hintergründe sind von einem geradezu atemberaubenden Realismus und die Figuren selbst ungewohnt detailreich animiert. Auch musikalisch ließ man sich nicht lumpen, und so singt im Original niemand anders als Oasis (!) das Opening Theme – aus lizenzrechtlichen Gründen war es selbstverständlich nicht möglich, dieses Kunststück für die deutsche Fassung zu wiederholen.

Dass am Ende die Geschichte nicht komplett aufgeklärt wird, liegt in der Natur der Sache. Irgendwie muss man die zwei folgenden Filme ja an den Mann bringen. Das macht die Serie aber keinen Deut weniger zufriedenstellend, denn sie ist schlichtweg mit das originellste und beste, was der in Japan überbevölkerte Anime-Markt in den letzten Jahren hervorbrachte.

Die deutsche Veröffentlichung in Form von DVD und Blu-ray durch Universum Anime gibt der Ausnahmeserie einen geeigneten Rahmen. Man merkt "Eden of the East" an, das es komplett in HD verwirklicht wurde, ein Kompliment, das man zahlreichen Genrevertretern anhand von Kompressionsfehlern und ähnlichen Wiedergabeschnitzern nicht machen kann. Selbst die Synchronisation, ansonsten oft der typische Kritikpunkt deutscher Veröffentlichungen, da die Emotionen oft vollkommen verfälscht wiedergegeben werden, ist gelungen. Als ob das nicht schon alles wäre, sind DVD wie Blu-ray mit üppigen Extras, wie dem Film "Air Communication" (einer Zusammenstellung der Serie in Spielfilmformat), Interviews mit Cast & Crew, dem japanischem Original-Trailer und Trailern bestückt, die die Laufzeit der Serie noch übertreffen. Wer einfach mal nachlesen möchte, wie weit die Handlung in den einzelnen Episoden vorangetrieben wurde, bekommt darüber hinaus ein Booklet präsentiert, in dem auch interessante Hintergründe zu Story oder Charaktere ihren Platz finden. Und wer von "Selecao" und "Noblesse Oblige" nicht genug bekommt, findet sogar noch einige Sticker in der Box.

Technische Details

Erscheinungstermin: 15. April 2011
FSK: 12
Laufzeit: ca. 248 Minuten (11 Episoden), ca. 262 Minuten (Bonusmaterial)
Bildseitenformat: 1,78:1
Sprache/Tonformat: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Japanisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch

Fazit

Eine würdige Veröffentlichung für eine Ausnahmeserie. Wenn sich daran andere in puncto Audio- und Bildqualität in Zukunft ein Beispiel nehmen, wird es nie wieder Beschwerden über überteuerte DVD- und Blu-Ray-Boxen, insbesondere im Bereich dieses Genres, geben. "Eden of the East" ist ohnehin eine mehr als empfehlenswerte Serie, durch eine Box, die als Gradmesser für künftige Veröffentlichungen in diesem Bereich gilt, ist sie unverzichtbar geworden für Anime-Fans jeglicher Couleur.

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Andreas K. - myFanbase

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