Charlie's Angels (2011) - Review des Piloten

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Wo fange ich am besten an? Wohl mit meinen Erwartungen an die Serie. Ich gebe zu: Nach dem Trailer, der nach den Upfronts von ABC veröffentlicht wurde, war ich schon recht skeptisch was die Neuauflage der Originalserie "3 Engel für Charlie" anbelangt. Doch selbst ich hätte nicht erwartet, knapp 40 Minuten lang so gelangweilt zu werden.

Eigentlich beginnt die Pilotfolge recht vielversprechend, indem erst einmal die kriminellen Hintergründe der drei Engel vorgestellt werden. Das wäre soweit auch in Ordnung gewesen, wäre die Vorgeschichte der Mädels nicht nach nur wenigen Minuten abgefrühstückt gewesen. Ich weiß wirklich nicht, was mit den Serienmachern in letzter Zeit los ist. Ist es jetzt in Mode, ein gutes Charakterfundament den Pay-TV-Serien zu überlassen? Dabei ist es doch wichtig für den Erfolg einer Serie, schon in der allerersten Folge sympathische Figuren zu präsentieren, mit denen man sich identifizieren kann. Irgendwie schien das den Machern so gar nicht klar zu sein, weshalb mir der gesamte Cast durchweg so sympathisch ist wie altes Brot in meinem Küchenschrank. Nämlich gar nicht – um das noch einmal deutlich zu machen.

Zum einen mag es wohl daran liegen, dass die drei Engel viel zu abgeklärt wirken. Klar haben sie zu dem Zeitpunkt schon viele Missionen durchgezogen und generell viel durchgemacht, bla bla. Trotzdem wird es einem so unmöglich gemacht, zu ihnen in irgendeiner Art und Weise Nähe aufzubauen. Und das klappt erst recht nicht, als eine der drei Frauen, Gloria (Nadine Velazquez), bereits im ersten Drittel der Folge mit ihrem Auto in die Luft geht. Oh. Mein. Gott. Wie unspektakulär. Das soll uns eigentlich die anderen beiden Engel, Abby (Rachael Taylor) und Kate (Annie Ilonzeh), näher bringen, lässt sie aber komplett lächerlich aussehen. Stimmungsvoll wäre es gewesen, wenn beide fassungslos neben dem brennenden Wrack gestanden hätten, Polizei und Feuerwehr rennen um sie herum und Charlies Handlanger John (Ramón Rodríguez) nimmt sie in den Arm, um sie zu trösten – das bitte ohne Ton und nur mit passender Musik im Hintergrund. An dieses Szenario hätte man zwar ein Neonplakat mit der Aufschrift "Klischee" kleben können, aber das hätte wenigstens etwas für sich gehabt. So staksen Kate und Abby durch die Gegend und stammeln so gar nicht überzeugend, wie wenig sie denn den Tod ihrer Kollegin fassen können. Da man zu dem Zeitpunkt weder Abby und Kate, noch die verstorbene Gloria besonders gut leiden konnte, geht die ganze Szene nach hinten los. Statt die Bilder für sich und die Gefühle des Teams sprechen zu lassen, wurde der Moment mit zu viel Worten einfach totgeredet.

Und auch im weiteren Verlauf haben es die Charaktere nicht geschafft, wenigstens ein Fünkchen liebenswerter zu werden. Es kommt auch noch hinzu, dass die Personen nichts Innovatives an sich haben. Da bekommen wir die herrische Blondine mit dem losen Mundwerk zu sehen, eine standhafte Afroamerikanerin die, natürlich, mal bei der Polizei war und letztendlich die Neue unter den Engeln, Eve (Minka Kelly), die eine total schwere Kindheit hatte. Schnarch. Genauso uninteressant ist aber auch John, die ausführende Gewalt von Charlie, der generell keine Charaktereigenschaften zu haben scheint. Zwar ist Ramón Rodríguez schon nett anzusehen, aber auch das kann einen auf lange Sicht nicht gerade von der Folge begeistern.

Da die Charaktere schon eine totale Panne sind, ist auch die Handlung nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die Mädels machen sich auf die Suche nach Glorias Mörder, der schon relativ fix mit der Hilfe von Eve identifiziert werden kann. Wenn man jedoch darauf hoffte, hier möglicherweise mit dem Staffelbösewicht konfrontiert zu werden, hat man sich geschnitten. Genauso unspektakulär wie der Antagonist eingeführt wurde, verschwindet er auch wieder in einem Strudel aus Kampfszenen und abgedroschenen Sprüchen. Ich hätte mir ein bisschen weniger Souveränität von den Frauen gewünscht, schließlich geht es hier um den Mörder ihrer selbsternannten Schwester. Doch die drei, plus John, ziehen den Job durch, als hätten sie noch nie etwas von Gefühlen gehört. Spätestens hier weiß man, wieso ich die Pilotepisode so schamlos durch den Dreck schleife.

Fazit

Ziehen wir also eine Bilanz. Wir haben drei langweilige Protagonistinnen, deren ebenso farblosen Helfer und keinen Antagonisten für diese Staffel, den man von Herzen hätte hassen können. Möglicherweise wird die Serie noch besser, doch ich habe nicht die Lust, darauf zu warten. Es ist schon schlimm genug, dass ich heute 40 Minuten meines Tages an diese Folge verschwendet habe – der Rest der Staffel wird also ohne mich über die Bildschirme flimmern müssen.

Luisa Schmidt - myFanbase

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