Bitten - Review des Piloten

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Als jemand, der einige Romane aus der "Women of the Otherworld"-Reihe von Kelley Armstrong, auf der "Bitten" basiert, gelesen habe, stehe ich vor der Frage, die ebenso alt ist, wie die allererste Literaturverfilmung selbst: Habe ich mir die Charaktere beim Lesen so vorgestellt, wie sie jetzt auf dem Bildschirm erscheinen? Überwiegend muss ich diese Frage verneinen, aber das ist ja erst einmal kein Drama.

Werwölfe und Menschen

Insgesamt empfinde ich den Unterschied zwischen meinem Kopfkino und "Bitten" als nicht so gravierend, dass es mich ernstlich stört, mit einer Ausnahme. Der Charakter Clay Denvers (Greyston Holt) gefällt mir in dieser Auftaktepisode nicht und entspricht meiner Ansicht nach zu wenig dem Clay Denvers aus den Büchern. In den Romanen kommt er ernster und vielschichtiger rüber, hat mehr Kanten und ist unnahbarer, während er hier, zumindest den ersten Eindrücken nach, ziemlich blass und stereotypisch wirkt. Er erscheint eher wie der klassische Schönling, der eine Mitleid erhaschende Leidensmiene spazieren führt, weil seine Traumfrau (zur Zeit) nichts von ihm wissen will. Das kann freilich noch besser werden.

Der Hauptfokus liegt natürlich auf Elena Michaels (Laura Vandervoort), der blonden Werwölfin, die zwischen der übernatürlichen Welt und der menschlichen Gesellschaft hin - und hergerissen ist. Sie führt eine Beziehung mit Philip McAdams (Paul Greene), der keine Ahnung hat, dass seine Freundin eine Werwölfin ist. Sie versucht in Toronto ein normales Leben zu führen und Karriere als Fotografin zu machen, doch der Wolf in ihr zerrt an ihr und ihr Rudel braucht sie. Laura Vandervoort liefert zum Auftakt eine solide Performance ab, mehr aber auch nicht. Ob sie wirklich eine ganze Serie tragen kann, werden die nächsten Folgen zeigen.

Für mich liegt ein Knackpunkt darin, ob das Dreiecksverhältnis Elena-Philip-Clay funktioniert. Das Thema Dreiecksverhältnis ist mittlerweile dermaßen abgegrast, dass sehr viel auf die Charaktere und ihre einzelnen Momente miteinander ankommt. Die Details müssen den Zuschauer überzeugen und aus einer längst faden Idee eine sehenswerte Geschichte machen. Wer die Bücher kennt, weiß sowieso schon, wer das Rennen macht.

Action, Horror, Sex

Es ist Gefahr im Verzug, denn ein Mutt, ein abtrünniger Werwolf, versucht dem Denvers-Rudel zu schaden und bringt dafür brutal Menschen um. Diese Bedrohung wird eingeführt, ohne das viel passiert. Die Ereignislosigkeit ist auch der Hauptgrund, warum man bei dieser ersten Folge von "Bitten" nicht gerade mit vor Staunen offenem Mund und vor Spannung schwitzenden Händen vor dem Bildschirm sitzt. Erst einmal wird Elenas Lebenssituation dargestellt, dann hadert sie damit, ob sie zum Rudel zurückkehren soll, bekommt einige Besucher, die sie überreden wollen, und das war es dann eigentlich auch schon.

Wie viel "Bitten" in Punkto Action, Horroranteil und Sex bieten wird, lässt sich daher nach dieser ersten Folge nur erahnen. Wir sehen ein wenig nackte Haut, da die Werwölfe sich nicht mit Kleidung verwandeln können, und erblicken eine recht übel zugerichtete Leiche. Auf echte Kampfszenen müssen wir noch verzichten. Die Verwandlungsszenen sind Okay, man hat da schon schlechteres und besseres gesehen.

Die Tendenz scheint dahin zu gehen, dass "Bitten" etwas forscher daherkommt als die Serien der großen US-Networks, aber sich nicht mit amerikanischen Kabelserien wie "True Blood" messen kann. Das ist allerdings, wie gesagt, nur eine erste Einschätzung.

Ein anderes Stilelement, der Humor, lässt sich in dieser Auftaktfolge nicht nachweisen. Das ist durchaus schade. In der Romanreihe gibt es sehr wohl Witz, wenn auch mehr in den Büchern, die sich nicht primär um Elena und die Werwölfe drehen.

Ausblick

Ob in "Bitten" auch andere Charaktere aus der "Women of the Otherworld"-Reihe, wie die Hexe Paige Winterbourne, die Vampirin Cassandra DuCharme oder die Nekromantin Jaime Vegas, auftauchen werden, weiß ich nicht. Wenn, dann höchstwahrscheinlich erst in einer späteren Staffel, sollte es weitere Staffeln geben. Zwar wäre es interessant, diese anderen Charaktere dabei zu haben, es würde aber natürlich auch sehr von der Werwolfthematik ablenken.

Fazit

Zum Auftakt von "Bitten" tanzen wir mit den Wölfen einen langsamen Walzer. Die erste Folge ist etwas verhalten und spielt noch nicht mit ganz offenen Karten. Potential ist aber vorhanden. Entscheidend wird sein, wie gut man das Dreiecksverhältnis zwischen Elena, Philip und Clay umsetzt und natürlich, ob "Bitten" im richtigen Maße das bieten kann, was zu diesem Genre dazugehört: spannende Action - und Kampfszenen, gruselig-fantasievolle Geschehnisse, eine gewisse Portion Sex und reizvolle Charakterkonstellationen.

Maret Hosemann - myFanbase

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