Ben & Kate - Review des Piloten

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"Ben & Kate" ist die neue Comedy-Serie von FOX, die immer im Zusammenspiel mit der zweiten Staffel "New Girl" gesendet wird. Dies trifft sich ganz gut, stammt "Ben & Kate" doch vom gleichen Produktionsstudio, welches sich auch für "New Girl" verantwortlich zeigt. Auch der Regisseur der Pilotfolge, Jake Kasdan, hat bereits Episoden für "New Girl" inszeniert und aufgrund dieser ganzen Parallelen drängt sich natürlich der Verdacht auf, dass FOX auf der hohen Popularität von "New Girl" Kapital schlagen will und einen Klon der erfolgreichen Zooey Deschanel-Serie an den Start bringt. Doch glücklicherweise ist dies ganz und gar nicht der Fall, besteht die einzige Verbindung zwischen diesen beiden Comedy-Produktionen doch darin, dass in beiden Fällen ziemlich schräge, sich oftmals infantil benehmende Charaktere im Zentrum stehen. Ansonsten ist "Ben & Kate" einfach eine ungeheuer sympathische Familiensitcom, die von der wunderbaren Chemie der beiden Hauptdarsteller und der gelungenen Mischung aus humorvollen und rührenden Momenten lebt.

Hat man wirklich noch eine weitere Familiensitcom gebraucht? Wenn diese so locker-leicht-sympathisch und rührend daherkommt wie die Geschwister-Comedy "Ben & Kate", dann kann muss diese Frage mit einem eindeutigen "Ja!" beantwortet werden. Die neue FOX-Sitcom, welche auf den Erfahrungen der Serienmacherin Dana Fox mit ihrem großem Bruder beruht, überzeugt in der Pilotfolge nicht durch die hohe Dichte an gelungenen Gags, sondern vielmehr durch die Zeichnung einer authentischen Geschwisterbeziehung: Auf den ersten Blick sind die vorsichtige und oft ängstlich wirkende alleinerziehende Mutter Kate und ihr großer Bruder, der Lebemann und Oberchaot Ben grundverschieden, im Kern dann aber doch ziemlich ähnlich. Genau aus dieser Charakterkonstellation zieht die Serie ihre größten Stärken: Das Ausspielen der unterschiedlichen Charakterzüge, das Aufeinandertreffen von Chaos und Ordnung und das schlussendliche in brenzligen Situationen immer füreinander da sein. Man streitet sich, man ist oft unterschiedlicher Meinung, aber schlussendlich steht man für seine Geschwister immer ein und versucht diesen auf dem Weg zum Glück behilflich zu sein. Das zeigt diese Folge auf rührende, aber nie rührselige Art und Weise und vergisst dabei auch den für eine Comedyserie nötigen Humor nicht.

Dieser trifft zwar noch nicht immer ganz ins Schwarze, wird durch die natürlich-sympathischen Darsteller aber locker wieder aufgefangen. Im Zentrum steht die für die Rolle einer alleinerziehenden Mutter noch ziemlich junge Schauspielerin Dakota Johnsson, die ihre Rolle trotz ihres noch jungen Alters eine ungeheure Reife gibt und von der ersten Sekunde an schlichtweg sympathisch, locker und auf ehrliche Weise ungekünstelt daherkommt und die in ihrem Spiel auch immer eine tief liegende Unsicherheit und Zerbrechlichkeit mischwinken lässt, was ihrer Figur schon früh viel Tiefe verleiht. Ihr gegenüber steht Oscar-Preisträger Nat Faxon, der in diesem Jahr für seine Arbeit am Drehbuch zu "The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten" die begehrte goldene Trophäe erhielt und ihr in der Rolle des Ben für die alberne und überdrehte Seite der Serie verantwortlich ist. Wirkt seine infantile Überdrehtheit anfangs noch ziemlich anstrengend, wird dieser Aspekt im Laufe des Piloten glücklicherweise ein wenig zurückgeschraubt, was den Charakter dann auch wesentlich vielschichtiger und sympathischer wirken lässt.

Besonders stark sind im Piloten, wie bereits erwähnt, die Geschwistermomente, bei denen die Ereignisse der Gegenwart immer mit Momenten aus der Vergangenheit in Verbindung gebracht werden, die die besondere emotionale Tiefe dieser geschwisterlichen Bindung gut deutlich macht. Dazu überzeugt auch die Interaktion zwischen Ben und seiner Nichte Maddie. Bei Maddie hat man zum Glück nicht den Fehler gemacht, ein Kind wie einen Erwachsenen handeln zu lassen und so sorgt auch die kindliche Naivität Maddies für die wohl witzigsten und auch niedlichsten Momenten dieser Pilotfolge. Hier hat man es endlich mal mit einer authentisch wirkenden Darstellung eines fünfjährigen Kindes zu tun, was der Serie nur zu Gute kommt. Die anderen Darsteller müssen sich im Verlauf der ersten Staffel erst noch beweisen. Bens bester Freund Echo macht aufgrund seiner schrulligen und auch leicht abgedrehten Art schon einen recht guten Eindruck, die von Lucy Punch gespielte beste Freundin und Arbeitskollegin Kates namens BJ dagegen ist noch viel zu oberflächlich angelegt und auch Punchs Spiel wirkt noch viel zu gekünstelt und aufgesetzt und stellt deshalb in dieser gerade auf Natürlichkeit angelegten Serie noch einen ziemlichen Fremdkörper dar.

Was der Serie schlussendlich auch noch zu Gute kommt und was dieses Piloten zu einem wirklich gelungenen werden lässt, ist das ungeheure Tempo und der finalen Verquickung der Handlungsstränge: Es geht um geplatzte Hochzeiten und die schwierige Zeit des Kennenlernens. Auf den ersten Blick nicht unbedingt innovative Themen, die hier aber ungemein rasant und mit Liebe zum Detail umgesetzt werden, dass es eine wahre Freude ist. Das komödiantische Highlight der Folge ist dann wohl auch jener Moment, in der Ben und Kate proben, wie man die anstehende Hochzeit von Bens großer Liebe am besten platzen lassen kann, damit schlussendlich Ben mit seiner Traumfrau zusammenkommt. Hier verschmelzen sowohl rührende, als auch komödiantische Momente zu einer überzeugenden Einheit und es zeigt sich, dass diese Sitcom etwas hat, was viele andere nicht haben: Ein Herz.

Fazit

Der Auftakt der neuen FOX-Comedy-Serie "Ben & Kate" überzeugt durch grundsympathische und zutiefst natürlich wirkende Charaktere und eine gute Mischung aus Komik und Ernst. Das Rad wird hier zwar auch nicht wirklich neu erfunden und auch die Dichte an wirklichen Brüllern ist sicher noch ausbaufähig, trotzdem hinterlässt diese Serie schon jetzt einen wirklich guten Eindruck. Eine Serie zum Liebhaben.

Moritz Stock - myFanbase

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