Perception - Review des Piloten

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Foto: Eric McCormack, Perception - Copyright: TNT/Jeremy Freeman
Eric McCormack, Perception
© TNT/Jeremy Freeman

Ein geistig angeknackster genialer Kopf, der der Polizei hilft, kompliziert gelegene Verbrechen aufzuklären? Das klingt nicht sehr neu. In der Tat ist meine erste Assoziation mit dieser Kurzbeschreibung von "Perception" wirklich die Serie "Monk" mit Tony Shalhoub in der Hauptrolle gewesen. Doch nun nach der Pilotfolge muss ich gestehen, dass ich wohl etwas daneben lag. Nein, sogar mehr als etwas. "Perception" ist gar nicht mit "Monk" zu vergleichen. Denn während bei "Monk" der Witz an erster Stelle steht, ist man bei dieser Serie schnell in der Tragik angekommen.

Abgelaufene Storyline

Was sehr negativ im Nachgeschmack bleibt, ist der Fall der Woche. Ein Mann wird erschlagen und zunächst verdächtigt man die Ehefrau. Dann hatte er natürlich noch eine Geliebte und arbeitete in einem Pharmakonzern, der zwielichtige Handhabung mit Testreihen für neue Medikamente betreibt. Was sich zunächst als einfacher Fall von Vertuschung äußert, wird kurz vor knapp noch zu einem Drama gemacht. Zwar wurde der Mann erschlagen, weil er diese Verfälschung der Daten öffentlich machen wollte, aber im Grunde wollte er das doch nicht, sondern nur mit dem Medikament seine Frau umbringen. Die Geschichte klingt aufgeschrieben viel spannender, als sie es in Wirklichkeit ist. Klar, das Genre "Crime" ist mitunter das größte TV-Genre, doch gleich in einer Pilotepisode eine so abgetragene Storyline zu nutzen, grenzt fast an Unverschämtheit. Hier bekommt eine Serie mit wirklich sehr charismatischen Figuren schnell ein Stigmata aufgesetzt, das das Interesse doch merklich schmälert, wenn man wegen der Geschichte, dem Fall der Woche, einschaltet.

Wiedergutmachung

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Perception
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Was die Serie beim Fall der Woche an Genialität einbüßt, macht aber der Hauptdarsteller und seine Darstellung der Hauptfigur mehr als wett. Mir ist Eric McCormack natürlich aus der Comedy-Serie "Will & Grace" als schwuler Anwalt Will Truman bekannt, doch ich muss betonen, dass man an keiner Stelle an diesen Charakter erinnert wird. McCormack schafft es, die Figur Daniel Pierce mehr als nur darzustellen, es ist fast ein Kunstwerk, wie hervorragend der Schauspieler es schafft, einen schmalen Grat zwischen dem kontrollierten, ausgefüllten und organisierten Professor und seinem Privatleben, das gekennzeichnet durch seine eigene geistige Krankheit beständig aus den Fugen zu geraten scheint, darzustellen. In jedem Moment, wo Daniel der kluge Kopf ist, der Studenten seit Jahren in Neurowissenschaft unterrichtet, und in jedem Augenblick, in dem Daniel unter seiner Krankheit leidet, kann man sehen, wie sehr der Schauspieler Herzblut in die Rolle legt. Die Darstellung ist gelungen und fesselt den Zuschauer an die Episode. Besonders nahe kommt er dem Zuschauer in Phasen, in denen er selbst beginnt an seinem Geisteszustand zu zweifeln. Ist das, was er gerade sieht, wirklich wahr? Was sich über die gesamte Episode langsam entwickelt, begleitet Daniel schon sein ganzes Leben. Er weiß nicht immer, dass das, was er sieht, nicht echt ist, doch er findet es heraus und kann dann mit der Situation umgehen. Er nutzt sie sogar zu seinem Vorteil, um Dinge zu sehen, die sein klarer Verstand nicht sieht. Nachdem man als Zuschauer herausgefunden hat, dass Daniel an dieser Art der Schizophrenie leidet, fragt man sich, ob die Person, die er als seine beste Freundin betrachtet, nicht vielleicht auch ein Produkt seiner Phantasie ist. Schlussendlich wird auch das aufgeklärt. Eine tolle Wendung am Ende der Episode, die neugierig auf eine weitere Folge macht.

Fazit

Mit "Perception" schickt TNT-Serie eine etwas andere Crime-Serie in den großen Teich der Crime-Serien. Sie besticht durch einen genialen Hauptdarsteller und seine hervorragend gezeichnete Figur in der Serie. Wer "Will & Grace" gesehen hat, sollte auf jeden Fall einmal einschalten, denn McCormack macht eine völlig andere Figur im Vergleich zu Will Trumann. Auch wer "Monk" mochte, sollte einmal einschalten, denn die Serie legt einen Hauptfokus auf Daniel und wie er im Leben mit seiner Krankheit zurecht kommt und dabei trotzdem versucht voll zurechnungsfähig zu bleiben, auch wenn er sich darüber im klaren ist, dass er dafür Hilfe benötigt. Die erste Episode von "Perception" kann also im Großen und Ganzen überzeugen.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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