Bewertung

Review: #3.14 Meine Schuld

In der Staffelmitte taucht Jordans Bruder Ben wieder auf, um ein zentraler Punkt einer der emotionalsten Episoden der Serie zu werden, die uns einen stark leidenden Dr. Cox präsentiert, nachdem sie über weite Strecken den Schwerpunkt auf den Humor legte, um dann plötzlich umzuschwenken und zu zeigen, dass Comedy nicht immer nur Comedy ist.

Erst kurz vor Schluss erfährt der Zuschauer, dass Ben an Leukämie gestorben ist. Cox wurde so heftig davon getroffen, dass Ben für ihn immer noch allgegewärtig war und der Zuschauer somit zunächst im Unklaren war, warum Cox J.D. ziemlich grundlos die Schuld für den Tod eines Patienten in die Schuhe schob. Natürlich kam einen die Situationen schon komisch vor, weil es so untypisch für Cox war, aber ich hatte wirklich keinerlei Gedanken daran verschwendet, dass Ben gestorben sein könnte. Umso heftiger hat es mich dann auch zum Ende der Folge getroffen, als J.D. Cox fragte, wo er denn zu sein glaube. Nichts mit Kindergeburtstag, es gibt eine Beerdigung.

Der Bruch hätte kaum heftiger sein können und ist eigentlich preisverdächtig. In einer Comedyserie, in der man überwiegend vor Lachen Tränen in den Augen hat (und auch dazu gab es in dieser Episode genügend Anlass), ist man plötzlich stark gerührt. Intensiver kann man einen Gefühlswandel wohl kaum darstellen. So unerwartet ist es gewesen. Selbst beim erneuten Schauen, bei dem der Überraschungseffekt nicht mehr existiert, hat man von der Schlussszene wieder einen Klos im Hals. Hier zeigt sich die ganze Genialität der Serie und warum sie von anderen Comedyformaten einfach abzuheben ist.

Schuldzuweisungen

Dass Cox einfach J.D. die Schuld für Bens Tod gibt, ist mehr als nur unfair, zumal er es doch besser weiß. Dieses emotionale Verhalten ist man von Cox nicht gewohnt und das zeigt, wie viel er für seinen Freund empfunden hat. Selbst nach seinem Tod ist er noch immer irgendwie bei ihm und sorgt schließlich dafür, dass alles in Ordnung gebracht wird. Wie ein guter Engel regt er Cox dazu an, sich bei J.D. zu entschuldigen und dann auch ihm selbst zu vergeben. Diese Szenen sind von John C. McGinley unglaublich gut gespielt und auch die Tränen zum Schluss nehme ich ihm absolut ab, auch wenn man es bisher nicht für möglich gehalten hätte, dass ein Dr. Cox eine solche Emotion zeigen kann. Dass er hier J.D. sogar die Möglichkeit lässt, ihm ganz nah zu sein und die Hand auf die Schulter legen lässt, ist vielleicht auch ein Indiz dafür, wie wichtig er doch schon für Cox geworden ist. Immerhin sitzt er auch neben ihm und hatte ihn zur Beerdigung begleitet. Allein der Fakt, dass J.D. sich um Ben kümmern sollte und dann zum Schuldigen gemacht wird, zeigt, dass Cox immer noch viel von J.D. hält.

J.D. selbst geht mit der Situation sehr erwachsen um. Er macht Cox keine Vorwürfe, sondern zeigt viel Verständnis für sein Verhalten, obwohl ihn die Schuldzuweisung sehr getroffen hat. An seiner Reaktion bei der Entschuldigung von Cox war klar zu erkennen, dass es an ihm genagt hat und er mehr als nur froh ist, dass Cox die Schuld nicht bei ihm sieht.

Kompromisse

Nahezu unbeeinträchtig von der Geschichte um Cox haben Carla und Turk wieder einen weiteren wichtigen Schritt Richtung Hochzeit getätigt. Carla ist dank Kelso, der sich lange dagegen zu wehren versuchte, als Ratgeber zu fungieren, zu der Erkenntnis gekommen, dass man vor allem die Fehler an seinem gegenüber liebt und lieben sollte. Zunächst wollte sie den ungeliebten Leberfleck von Turk entfernen lassen, was Turk gar nicht so gefiel. Dass er aber nichts dagegen sagt, ist typisch für die Dominanz von Carla in dieser Beziehung. Vielmehr versucht er über eine Gegenleistung einen Kompromiss zu finden, doch Carla ist so vernarrt, dass er weit am Ziel vorbei läuft. Also schickt er Elliot los, die das regeln soll, aber Carla nicht finden kann. Diese ist gar nicht glücklich, ihren Namen Espinosa zu verlieren. Da sie immer noch niemanden zum Reden gefunden hat, wird Kelso quasi zum Zuhören gezwungen. Und plötzlich holt er wieder seine menschliche Seite hervor und löst mit einer amüsanten Anekdote die Probleme von Carla. Manchmal kann es eben so einfach sein. Es ist sowieso einfach das Beste, den Liebsten mit seinen Fehlern zu akzeptieren, statt ihn komplett ändern zu wollen. Das ist jetzt keine besonders großartige Moral, aber die Story wurde schön aufgebaut und hat somit einen schönen zweiten Plot abgegeben.

Fazit

Nachdem gut 18 Minuten in erster Linie mit Witzen gefüllt werden, gibt es einen genial inszenierten, überraschenden Bruch, der die Episode hoch emotional werden lässt. Ein besseres Beispiel für die Vielseitigkeit, Kreativität und Qualität der Serie lässt sich nicht finden.

Emil Groth – myFanbase

Die Serie "Scrubs - Die Anfänger" ansehen:


Vorherige Review:
#3.13 Meine Offenbarung
Alle ReviewsNächste Review:
#3.15 Meine sexistischen Kollegen

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Scrubs" über die Folge #3.14 Meine Schuld diskutieren.