Bewertung

Review: #1.15 Meine Beziehung

Kaum sind J.D. und Elliot ein Paar geworden, schon ist die Beziehung wieder am Ende. Nur eine Episode respektive etwas mehr als drei Wochen hat die aufkeimende Liebe gehalten. Dass das Feuer zwischen den beiden so schnell wieder erloschen ist, ist sicherlich auf den ersten Blick merkwürdig, doch die Erklärung, die die Episode liefert, ist nachvollziehbar und realistisch.

"Relationships don't work the way they do on television and in the movies: Will they, won't they, and then they finally do and they're happy forever -- gimme a break. Nine out of ten of them end because they weren't right for each other to begin with, and half the ones that get married get divorced, anyway"

Zu Beginn können J.D. und Elliot kaum genug voneinander bekommen. Sie verbringen ihren ersten gemeinsamen Tag als Paar nur im Bett, essen Pizza, lachen zusammen und verlieren sich in Intimitäten. Sie leben in ihrer eigenen kleinen Welt, in der die Realität keinen Platz hat und in der es so etwas wie Frust, Ärger und verletzten Stolz nicht gibt. Erst als die beiden vor die Tür treten, fangen die Problemchen an, die sich im Laufe der Zeit zu ernsthaften Hindernissen in ihrer Beziehung auftürmen, die sie am Ende einfach nicht mehr überwinden können.

Dabei gibt es keinen wirklich greifbaren Punkt, den man benennen könnte, der für das Scheitern der Beziehung verantwortlich ist. Es ist vielmehr die Erkenntnis, dass beide sehr verschieden sind und sie mit den Eigenheiten des jeweils anderen nicht wirklich klar kommen. J.D. nerven Elliots zahlreiche Neurosen, während Elliot verärgert darüber ist, dass J.D. scheinbar kein Taktgefühl besitzt. Und so driften die beiden in den folgenden Tagen immer weiter auseinander und haben selbst keine Ahnung, warum und wieso. Und dabei begann doch alles so herrlich ungezwungen und spontan...

Während Elliot und J.D. ihren Beziehungskampf ausfechten, wird uns mit Carla und Turk ein Paar präsentiert, das Unsicherheiten, wie sie bei J.D. und Elliot auftauchen, einfach nicht kennt. Bei ihnen wirkt die Beziehung nicht wie ein Haufen Arbeit, sondern die beiden sind einfach nur zusammen und sind glücklich. Das merkt man ihnen in jeder einzelnen Szene an. Sie können über die kleinen Schwächen des jeweils anderen hinweg sehen, auch wenn sie manchmal genervt davon sind und finden immer wieder einen gemeinsamen Nenner.

Cox fasst beide Situationen in einem Gespräch mit einem Psychologen eigentlich ganz treffen zusammen, indem er auch seine Ehe mit Jordan reflektiert. Man trifft eine Person, für die man Gefühle entwickelt und ist anfangs so begeistert, dass man die Schwächen nicht sieht. Eines Tages jedoch wacht man auf und muss erkennen, dass das Gegenüber nicht perfekt ist. Ist die Liebe jedoch stark genug, dann findet einer der beiden immer wieder einen Grund, für diese Liebe zu kämpfen. Und dann sind die kleinen Kämpfe, die man ausfechten muss, am Ende auch nicht so tragisch. Ihm selbst blieb dies in der Ehe mit Jordan jedoch verwehrt.

Es ist schon eine tolle Idee, die Geschichte mit Voice Overs der einzelnen Charaktere zu unterstützen und der angeschlagene ernstere Ton vor allem gegen Ende der Episode hin macht diese Folge zu einer sehr bittersüßen Angelegenheit. Aber es funktioniert. Man kann die Trennung von J.D. und Elliot am Ende nachvollziehen, einfach weil man erkennt, dass beide einfach nicht das sind, was sie von einem Partner erwarten würden, jedoch keiner von beiden dazu bereit ist, an seinen Schwächen zu arbeiten.

"Oh gosh, I guess, I became a doctor because ever since I was a little boy I just wanted to help people. I don't tell this story very often but I remember, when I was seven years old, I one time I found a bird that had fallen out of its nest, so I picked him up and brought him home and made him a house out of an empty shoebox and hahaha oh my God"

Neben den ganzen Beziehungskram kommt die Comedy ein wenig kurz, dafür erfahren wir jedoch in den psychologischen Gesprächen wirklich viel von den vier Hauptcharakteren, allen voran von Cox und Kelso.

"I became a doctor for the same four reasons everybody does: chicks, money, power and chicks."

Es ist erfrischen ehrlich von Cox zuzugeben, dass er nicht Arzt geworden ist, um Menschen zu helfen, sondern weil er einen Job haben wollte, mit dem er Kohle verdienen und Frauen aufreißen konnte. Dass sich das am Ende als eine Illusion dargestellt hat und er mittlerweile nach etlichen Jahren eines besseren belehrt worden ist, das lässt erahnen, dass manchmal der Beruf des Arztes wirklich sehr in die Höhe gehoben wird. Er bemängelt die Bezahlung (wobei man wohl ehrlich sein muss, dass man heutzutage einfach das richtige Fachgebiet wählen muss und es kaum Ärzte gibt, die am Hungertuch nagen) und muss sich eingestehen, dass er sich auch verschätzt hat, welche Macht ihm so ein Amt verleihen kann – nämlich nicht wirklich irgendwelche Macht. Kein Wunder, dass Cox irgendwann zum Zyniker wird. Seine Erwartungen wurden enttäuscht, seine Beziehung geht den Bach hinunter und um ihn herum scheinen alle glücklich.

"pretty much played everything, because I needed to compete - it was my drug. I think that's why I became a surgeon, too, because, every day, you get to step up to the table and go one-on-one against what's-ever wrong with the patient."

Sehr schön und aufschlussreich ist auch Turks Monolog, warum er Chirurg geworden ist. Es geht ihm ums gewinnen, nicht darum Leben zu retten oder Menschen zu helfen. Er sieht die Medizin als Feld an, auf dem er sich profilieren kann und seinen Drang, sich Herausforderungen zu stellen, ausleben kann. Das fördert natürlich wieder das Klischee des ehrgeizigen Chirurgen, der hinter seinem Handwerk den Patienten vergisst, doch mal ehrlich – ein Chirurg, der einen Menschen aufschneidet und dessen Leben in seinen Händen hält, das muss ein besonderer Schlag von Mensch sein.

"when this man said, "step aside" and everyone did, I asked my aunt, "Who is this guy?" And she said he was a doctor. And I thought, "Wow.... I want to be a doctor, too." (pause) But, when I lost my first tooth, and nobody left hundred-and-eighty-thousand dollars under my pillow for med school, I decided to become a nurse"

Carlas Geschichte ist genauso klischeebeladen, jedoch im Kern nicht weniger wahr. Es ist nicht einfach, aus einem gewissen Bildungsumfeld den Sprung nach ganz oben zu schaffen. Meist mangelt es dabei nicht an Intelligenz, sondern schlicht und ergreifend daran, dass die notwendigen Mittel fehlen. Dass in den USA das Studieren noch um einiges härter, weil eben wesentlich teurer ist, macht ihre Geschichte eigentlich so bittersüß. Entweder du verschuldest dich bis ins hohe Alter, oder du lässt eben das Studium, um einen Beruf zu wählen, der dich ernährt und dir ein klein wenig was zurückgibt.

"She likes to joke that I "choked the last breath of life out of her long ago, now she's just a shell of a woman." I think that's so cute; I call her "shelly"! You know, when I call her that, sometimes she laughs so hard she cries a little"

Für alle, die es bislang noch nicht wussten, aber Kelso ist ein geldgeiler Kotzbrocken. Er ist mit seinem Denken und Handeln in den 50er Jahren stecken geblieben und vertritt auch heute noch die Meinung, dass Frauen hinter den Herd gehören und dem Mann zu dienen haben. Dass er darüber nicht einmal erkennt, was er mit seinen bitterbösen Worten bei seiner Frau angerichtet hat und sich darüber dann auch noch lustig macht, zeigt wie wenig einfühlsam er ist. Als er von seiner Beziehung zu Enid erzählt, da muss man schon schlucken, denn er ist unglaublich ignorant, arrogant und noch ein paar andere Adverbien. Es unterstreicht eben das Bild, das er auch in der Klinik abgibt, und es verwundert nicht, dass er eben dieses auch ins Privatleben überträgt. Was er davon hat? Geld und Macht, aber eine funktionierende Beziehung sieht anders aus.

"Bottom line...is the couples that are truly right for each other wade through the same crap as everybody else, but, the big difference is, they don't let it take 'em down."

Am Ende der Episode hat man ein klein wenig mehr Einblick in die einzelnen Charaktere und versteht besser, warum einige so ticken, wie sie ticken. Warum ist Cox so zynisch und ist Kelso wirklich so ein Kotzbrocken, wie er immer tut... Und während Turk und Carla glücklich miteinander sind, weil sie einfach sich von den nervenden, nichtigen Dingen nicht runterziehen lassen, so müssen J.D. und Elliot erkennen, dass sie einfach nicht zusammen passen. Eine wahnsinnig starke Episode, gerade weil sie den Fokus verschiebt und dieses Mal nicht auf Comedy als zentrales Element setzt

Melanie Wolff - myFanbase

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