Bewertung

Review: #6.06 Durchgeknallt im Kuckucksnest

Es war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Shawn in der geschlossenen Psychiatrie landet. Gut, letztendlich landet er dort nicht wegen seiner irren Behauptungen, ein Medium zu sein, sondern weil er – mal wieder – einen Fall der Polizei lösen muss, den diese selbst nicht lösen kann. Aber Shawn in einer Anstalt zu sehen, verspricht, witzig zu werden.

Watching "Girl, Interrupted" six times does not make you an expert.

Lassiter feiert sich selbst, da er einen wichtigen Fall im Alleingang gelöst hat und findet dann auch noch auf seiner eigenen Party heraus, dass der Verdächtige nicht hinter Gittern schmoren wird, sondern in einem vermeintlich gemütlichen Fünf-Sterne-Institut sich nun einen schönen Lenz machen kann. Klar, so etwas wurmt den korrekten Polizisten und er ärgert sich darüber, dass wieder einer dem System entschlüpft. Ohne auch nur annähernd daran zu glauben, dass Bernie Bethel tatsächlich eine psychische Erkrankung haben könnte, wird Shawn kurzerhand von Henry in das Institut geschleust.

Es ist etwas verwunderlich, dass man auf Seiten der Polizei sofort glaubt, dass Bernie seine Erkrankung nur vorspielt, um so einer Gefängnisstrafe zu entgehen. Über die ganze Episode war dem Zuschauer eigentlich von vornherein klar, dass der Mann ernsthaft Hilfe gebraucht hat. Selbst ein guter Schauspieler kann eine solch schwerwiegende Erkrankung, wie Bernie sie an den Tag legt, unmöglich über Wochen aufrecht erhalten. Dies zeigt nur einmal mehr, dass psychische Erkrankungen in unserer Gesellschaft immer noch nicht ernst genommen werden. Leider werden vor allem die Patienten auch bei "Psych" gnadenlos ins Lächerliche gezogen, was einfach nicht witzig ist.

Ob es in geschlossenen Anstalten tatsächlich zugeht wie bei "Einer flog über das Kuckucksnest" wage ich zu bezweifeln, aber ehrlich gesagt war ich selbst noch nie vor Ort, um mich überzeugen zu können. In amerikanischen Film- und Fernsehproduktionen laufen Geschichten über psychisch-kranke Menschen in einer Anstalt hingegen immer gleich ab. Sie alle leiden an überzogenen Formen ihrer Erkrankung, rigorose und unnachsichtige Oberschwestern führen ein strenges Regiment und wenn ein Patient nicht spurt, so macht man ihn sich mit Tabletten und zur Not auch mit Elektroschocks gefügig. Klischeehaft ohne Ende, aber gut – so etwas glaubt man in der Autorenriege wohl, dass die Zuschauer draußen vor der Glotze erwarten.

You being locked up in here makes me queasy, Shawn. What if they don't let you out?

Shawn passt mit seiner abgedrehten Art natürlich sehr gut in eine psychiatrische Anstalt und die Diagnose "narzisstische Persönlichkeitsstörung" passt auch irgendwie wie die Faust aufs Auge. Leider bekommen wir nur wenig von Shawn in Gruppensitzungen oder in Kontakt mit anderen Patienten mit. Ich hätte gerne gesehen, wie Shawn sich in einem Gruppengespräch öffnet und den ein oder anderen ehrlichen, ernsthaften Moment hat. Stattdessen passiert genau das Gegenteil. Um in das Institut hinen zu passen, führt er sich noch verrückter auf als sonst.

Es wird leider auch viel zu viel Wert auf die Ermittlungsarbeit gelegt, so dass das Schicksal der anderen Insassen völlig zweitrangig wird und es am Ende auch überhaupt niemanden mehr zu interessieren scheint, was mit der Oberschwester passieren wird, ob der Oberarzt tatsächlich tot ist und was aus den Patienten Wendell oder Vivienne werden wird.

Gus' Flirtversuche mit der unter Multipler Persönlichkeitsstörung leidender Vivienne sind völlig fehl am Platz. Einmal mehr degradiert man Gus zum bloßen Sidekick von Shawn, der keine Grenzen mehr kennt und eigentlich nur ein Schatten des früheren Gus ist, der Shawn am Boden gehalten hat und er ruhende Pol der beiden gewesen ist.

Richtig charmant war jedoch Juliets Sorge um Shawn. Als sie Shawn gegenüber ihre Befürchtung ausdrückt, dass sie ehrlich Angst hat, dass man Shawn aus der Anstalt vielleicht nicht mehr herauslassen wollte, wird dem Zuschauer durchaus bewusst, dass sie um Shawns Eigenarten weiß, sich selbst damit jedoch arrangiert hat. Sie nimmt Shawn so wie er ist, auch mit seinen Verrücktheiten, hat jedoch durchaus Bedenken, wie die Welt da draußen ihn sieht. Die kurzen sorgenvollen Blicke von Juliet lassen einen kleinen Blick auf die Beziehung der beiden erhaschen und von hier vor dem Bildschirm sieht es so aus, als führen die beiden eine harmonische Beziehung, in der sie sich akzeptieren, wie sie sind. Schade, dass der Zuschauer davon nicht viel zu sehen bekommt. Ich weiß, ich wiederhole mich Woche für Woche, aber es täte der Serie durchaus gut, wenn man sich endlich einmal wieder ein wenig auf die Charaktere konzentrieren würde, als ständig nur die Lieblingsfilme von James Roday und Steve Franks zu parodieren.

Fazit

Auch wenn die Folge wie im Flug verging, die Gastdarsteller Molly Ringwald und Brad Dourif eine gute Show abliefern und die Anspielungen auf "Girl, Interrupted" und "Einer flog über das Kuckucksnest" durchaus amüsant waren, so dümpelt die Episode im soliden, aber fast ein wenig langweiligen Mittelfeld dahin.

Melanie Wolff - myFanbase

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