Bewertung

Review: #5.16 Yang 3 in 2D

Es passiert bei "Psych" wirklich sehr selten, dass ein Kriminalfall die Polizei von Santa Barbara länger als eine Episode in Atem hält. Meist haben Shawn und Gus am Ende einer Folge den Täter überführt und er wandert hinter schwedische Gardinen. Erst am Ende der dritten Staffel tauchte mit der mysteriösen Mörderin Yang ein Gegner auf, die es Shawn mit ihren Rätseln und ihrem unberechenbaren Verhalten richtig schwer machte. Und trotzdem gelang es ihm irgendwie, sie dingfest zu machen und in eine Psychiatrie zu sperren.

Ein Jahr später, im Finale der vierten Staffel, waren Shawn und die Polizei von Santa Barbara gezwungen, die Dienste von Yang in Anspruch zu nehmen, als plötzlich ein Täter auftauchte, der Yang in vielen Dingen nachzuahmen und sogar an Verrücktheit noch zu übertreffen schien. Dieser Killer, den man kurzerhand den Namen Yin gegeben hatte, wirkte um einiges raffinierter als Yang und war der Polizei über weite Strecken überlegen. Zwar gelang es Shawn, sowohl seine damalige Freundin Abigail zu retten und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass Juliet vor dem Tod bewahrt werden konnte, Yin konnte jedoch entkommen.

"You've been obsessed with me since I was a kid." "No, Yang. Yang was obsessed with you, Shawn. Yang. I didn't even know who the hell you were until you started doing this shtick."

Das Finale der fünften Staffel schließt die Geschichte um Yin und Yang (vorerst) ab. Am Ende der Episode ist Yin tot, Yang wieder hinter Gittern und auch der neue Lehrling, Amanda, wird abgeführt. Bis es jedoch soweit kommt, dauert es etwas und zeigt und die Serie in einem komplett anderen Licht. Normalerweise funktioniert "Psych" am besten, wenn sich die Autoren selbst nicht zu ernst nehmen und unsere Helden in abstruse Geschichten verstricken, in denen sie ihre kindliche Seite ausleben dürfen und sich gegenseitig in den Wahnsinn treiben.

Dieses Mal ist der Grundton jedoch ein anderer. Sobald klar wird, dass Yin zurück ist, ist nicht mehr viel von der ansonsten vorhandenen Leichtigkeit zu spüren. Vor allem Juliet durchlebt ihr Martyrium von vor einem Jahr noch einmal und es wird klar, dass sie dieses nicht so einfach hinter sich lassen kann. Zu tief sitzt bei ihr immer noch der Schock darüber, dass sie beinahe durch die Hand des Wahnsinnigen gestorben wäre.

Glücklicherweise gibt man ihr die Möglichkeit, sich ihrer Angst zu stellen und über sich hinaus zu wachsen. Auch wenn sie es nicht selbst ist, die Yin zur Strecke bringt, so kann sie doch beweisen, dass sie ein taffer Cop ist, auf den man sich in der Not verlassen kann. Immerhin ist ihr möglich, im Kampf gegen Yin überhaupt etwas zu tun. Alle anderen um sie herum sind dazu verdammt, dabei zuzusehen, wie Shawn (und Gus) sich alleine seiner großen Nemesis stellen muss.

Henry ist die Sorge um seinen Sohn dieses Mal enorm anzusehen und es gefällt ihm gar nicht, dass er nicht eingreifen zu können. Und auch Lassiter ist dazu verdammt, draußen vor dem Haus zu warten, in dem Shawn schließlich das erste Mal Yin von Angesicht zu Angesicht gegenüber sitzt.

Leider muss ich zugeben, dass gerade dieses Aufeinandertreffen äußert schwach inszeniert ist. Yin ist bei weitem nicht so, wie ich ihn mir als Zuschauer vorgestellt hatte. Klar, er ist verrückt, wortgewandt und hin und wieder sogar witzig. Seine Erklärungen, warum er sich gerade Shawn als Gegenspieler ausgesucht hat, sind auch nachvollziehbar, aber irgendwie wirkt er überhaupt nicht mehr bedrohlich, sobald er seinen Stuhl umdreht und sich Shawn und Gus zu erkennen gibt.

Dennoch gibt es im Zuge der Geschichte zwei interessante Dinge, die der Zuschauer zu sehen bekommt. Zum einen ist es die einzigartige Freundschaft, die Shawn und Gus miteinander teilen. Oft wirkt es ja, als sei Gus nicht mehr als ein Sidekick für Shawn, doch dem ist nicht so. Die beiden sind seit ihrer Kindheit beste Freunde und halten zusammen, wenn es darauf ankommt. Und so ist es eine unglaublich emotionale Szene, als Gus kurz vor seinem drohenden Tod Shawn klar macht, dass er keine Sekunde der letzten Jahre bereut, ist vielleicht die stärkste Episode der gesamten Staffel, denn sie beweist, dass die Arbeit für die Polizei für beide mehr als nur Klamauk ist.

Die zweite Sache, die ich nicht erwartet hatte, war die Tatsache, dass sich Yang als verstoßene Tochter von Yin entpuppt, die schon seit Shawns Kindheit eine ungesunde Schwärmerei für ihn hegt, die soweit geht, dass sie sogar mir ihrem Vater bricht. Sie ist es schließlich am Ende, die Yin ausschaltet. Nicht Shawn, nicht Gus, nicht Juliet oder Lassiter. Und dass sie über all die Jahre eigentlich nie jemanden umgebracht hat, sondern einfach nur das Pech hatte, einen Verrückten als Vater zu haben, der dafür gesorgt hat, dass sie selbst den Verstand verloren hat.

"But I'm trying to tell you... That I would protect you." "And I would

protect you right back."

Der Fall hat das gesamte Polizeipräsidium mitgenommen. Selbst den unerschütterlichen Lassister, der am Ende ganz kurz auf der Treppe innehalten muss, um sich zu sammeln und durchzuatmen, ehe er wieder mit dem Alltagsgeschäft weiter machen kann. Nach außen wirkt er vielleicht wie der besonnene Detective, der alles unter Kontrolle hat und dem nichts etwas anhaben kann, doch die Fassade bröckelt just in diesem Moment und macht ihnen ein kleine Stück menschlicher.

Lassiter ist es am Ende auch, dem die letzte Szene der Staffel gehört und es ist eine großartige Szene. Juliet sitzt verstört im Verhörraum und weiß nicht so recht, was sie in ihrem Abschlussbericht schreiben soll und Shawn versucht ihr klar zu machen, dass sie sich keine Sorgen mehr machen braucht. Sie stehen füreinander ein und werden auch die nächsten Gegner in die Knie zwingen. Als Shawn Juliet zum Abschluss küsst, sieht Lassiter dies von außen mit an und kann seinen Augen nicht trauen. Vollkommen fassungslos starrt er die beiden an und verlässt den Vorraum dann irritiert. Ich bin gespannt, wie es hier weiter gehen wird.

Fazit

Es war ein ungewöhnliches Staffelfinale, weil der Grundton der Episode so anders war als das, was man von "Psych" gewöhnt ist. Das ist sicherlich nichts schlechtes, doch allzu oft möchte ich das nicht erleben. Es fehlte mir über weite Strecken der Witz, die Skurrilitäten und die Leichtigkeit, die die Serie ansonsten auszeichnen. Alles in allem war dieses Finale ein schöner Abschluss für die Yin-/Yang-Geschichte, aber definitiv nicht die beste Episode, die "Psych" bislang zu bieten hatte.

Melanie Wolff - myFanbase

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