Bewertung

Review: #3.01 Geister

So, wenn dann alle die meterdicke Staubschicht und die wohlgenährten Schimmelpilze abgeschüttelt haben, die wir deutschen Zuschauer in der Wartezeit zwischen der Ausstrahlung der zweiten und der dritten "Psych"-Staffel ansetzen durften, können wir ja fortfahren.

Die dritte Staffel beginnt nicht mit einem Kriminalfall. Shawn und Gus gehen zwar auf Geisterjagd, doch steckt Shawn selbst hinter den mysteriösen Vorgängen im Haus von Gus' Chef Mr. Haversham, um zu verhindern, dass Gus seinen Zweitjob als Psych-Detektiv aufgeben muss. Das ist natürlich eine nette Umkehr des sonstigen Schemas. Shawn, der für gewöhnlich raffinierte Täuschungen aufdeckt, wendet nun selber welche an. Gleichzeitig wird in gewisser Weise auch das "Scooby Doo"-Prinzip aufs Korn genommen. Wie sicher viele wissen, war "Scooby Doo" eine Zeichentrickserie, in der ein Detektivteam rätselhafte Geistererscheinungen und übernatürliche Phänomene untersucht hat, die sich dann letztlich immer als Täuschungsmanöver von Verbrechern entpuppt haben. So hieß es dann am Ende fast jeder "Scooby Doo"-Folge: "Das ist kein Geist, das ist ...". In dieser "Psych"-Episode ist Shawn nicht nur der Detektiv, sondern auch der menschliche Täter hinter dem vermeintlichen Spuk.

Fassen wir kurz zusammen, was man braucht, um eine Geistergeschichte zum Leben zu erwecken. Zunächst einmal eine Hobby-Schauspielerin, die als unheimliche Gestalt durch die Nacht streift. Dafür braucht die Person nicht einmal viel darstellerisches Talent, und an untalentierten Schauspielern besteht in Deutschland wahrlich kein Mangel. Man muss nur ins Nachmittagsprogramm schauen. Okay, ich weiß, das war gemein. Zweitens braucht man Trockeneis, das man sich in den Mund steckt, um diesen gruseligen Eishauch hinzubekommen, der spätestens seit dem Film "The Sixth Sense" als offizieller Beweis für Geisteraktivitäten gilt. Das finde ich prinzipiell eine gute Idee, nur wer schon einmal einen Eiswürfel in den Mund genommen hat, kennt die Nachteile. Weniger kalt, aber dafür schwieriger zu bewerkstelligen, sind die beiden letzten Punkte auf der Spuk-Liste: eine zweite Telefonleitung, um Horroranrufe direkt aus dem Spukhaus zu tätigen, und Manipulation der Stromversorgung. Es wäre aber auch witzlos, wenn jeder daherkommen und eine Geistershow abziehen könnte.

Bei diesen Tipps gilt übrigens noch zu beachten, dass sie in der Regel nicht funktionieren. Gus' Chef fällt nicht auf die Show herein, doch glücklicherweise findet Shawn genug kleine Schmutzflecke auf der Weste von Mr. Haversham, um diesen zu erpressen, so dass Gus weiterhin sowohl seinem Hauptberuf nachgehen, als auch nebenbei Hellseher-Detektiv spielen darf. Dass Gus ohne seinen eigentlichen Beruf nicht glücklich werden würde, beweist allein schon der Mut, den er in dieser Episode immer wieder aufbringt, um Mr. Haversham zu beeindrucken. Gus, der bei allem, was irgendwie unheimlich ist, gerne mal schreiend davon läuft, nimmt für seinen Chef bereitwillig die Verfolgung eines vermeintlichen Geistes auf und begibt sich mutterseelenallein auf den unheimlichen Dachboden. Das nenne ich berufliches Engagement! Gus hat nun einmal andere Vorstellungen vom Leben als Shawn und braucht eine geregelte Tätigkeit mit sicherem Gehalt.

In der Nebenstory lernen wir endlich Shawns Mutter Madelaine kennen, die wie ihr Sohn und ihr Ex-Ehemann Henry über gewisse Raffinesse verfügt und es sogar schafft, dass sich Lassiter ihr anvertraut. Schließlich kommt heraus, dass die Spencer-Scheidung nicht von Henry ausging, wie Shawn immer dachte, sondern von Madelaine. Henry hat sich sozusagen als Blitzableiter zur Verfügung gestellt, um Shawns gute Beziehung zu seiner Mutter zu bewahren. Führt diese Erkenntnis nun zu einem Neuanfang zwischen Vater und Sohn? Sicherlich muss man sich vor Augen halten, dass Shawn und Henry mehrere Konflikte austragen, die nicht nur auf die Scheidung zurückzuführen sind. Henry wollte aus Shawn immer einen Cop machen und Kinder schon früh in eine Richtung zu drängen ist nie eine gute Idee. Es führt oft dazu, dass die Kinder rebellieren und einen völlig anderen Weg einschlagen.

Maret Hosemann - myFanbase

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