Bewertung

Review: #4.05 Das perfekte Paar

Die gute Qualität der Episoden von "Private Practice" wird auch in der fünften Folge der vierten Staffel aufrechterhalten. Was mir jedoch am Besten gefallen hat, war, dass die Storyline rund um Betsy, beziehungsweise die Auswirkungen des Auftauchens von Dells Tochter nicht einfach beiseite geschoben, sondern auch in dieser Episode wieder aufgegriffen wurde.

"I’m not leaving you. We’re having a conversation and you didn’t walk out and you didn’t shut down and you didn’t try to confuse me with sex, we’re having a conversation."

Wie ich in meiner Review zu #4.04 Ein neues Zuhause erwähnt habe, würde ich eine "Kinder oder keine Kinder" Storyline in Coopers und Charlottes Beziehung unglaublich interessant finden. So haben wohl auch die Autoren gedacht und haben diesen Handlungsstrang gleich in die nächste Folge eingebaut. Zu meiner Begeisterung haben sie dies auch genauso gemacht, wie ich mir das vorgestellt habe, vor allem mit einem Schluss, der alles offen lässt und dieses Thema glücklicherweise noch nicht abschließt.

Betsys Auftauchen hat Coopers Kinderwunsch nicht geweckt, aber es hat ihm klargemacht, dass er nun in einer Situation ist, in der sein Wunsch nach Kindern nicht mehr unmöglich ist. Er hat sich beruflich etabliert und er ist verlobt mit einer Frau, die er liebt und die ihn liebt, somit steht der Gründung einer Familie eigentlich nichts mehr im Weg, wäre da nicht Charlotte, die schon, wenn Cooper nur das Wort Kinder erwähnt, entweder wegläuft oder versucht ihn mit Sex abzulenken. Beides Methoden, die Charlotte nur allzu oft anwendet, um einer Diskussion aus dem Weg zu gehen. Somit fand ich es gut, dass auch dieses Problem in Coopers und Charlottes Beziehung einmal angesprochen wurde, auch wenn ich der Meinung bin, dass die "Erwachsenendiskussion" zwischen dem Paar durchaus noch etwas hätte ausgebaut werden können, bevor wieder der Sex ins Spiel kam.

Doch kommen wir noch einmal zurück auf Coopers Kinderwunsch und auf Charlottes schon fast panische Reaktion. Ich selber habe Charlotte bis jetzt auch nie als Mutter gesehen, was jedoch sicherlich teilweise auch daran liegt, dass sie sich selber überhaupt nicht in dieser Rolle vorstellen kann. Aber anstatt zuzugeben, dass sie Angst davor hat, oder dass sie sich dieser Aufgabe nicht gewachsen fühlt, versucht sie Cooper einfach mit Sex von dem Thema abzubringen und als sie sieht, dass dies nicht funktioniert, rennt sie weg. Mir hat diese Reaktion sehr gut gefallen, weil sich in ihr Charlottes Charakter gut widerspiegelt. Sie ist sich nicht gewöhnt, Schwächen zuzugeben und dies fällt ihr verständlicherweise schwer, vor allem wenn sie sich sicher ist, dass ihr Gegenüber in einer stärkeren Position ist, was bei Cooper bezogen auf das Thema Kinder ganz sicher der Fall ist. Schließlich hat sie das Gefühl, dass die Kinder ihn lieben und sie hassen würden.

Was ich jedoch an Charlotte besonders mag, ist, dass sie nach einiger Zeit, in der sie über alles nachdenken kann, plötzlich weicher wird und sich anschließend Cooper öffnen kann. So wird zum Ende dieser Folge eigentlich klar, dass Charlotte nicht strikt gegen eigene Kinder ist, sondern sich einfach nie als Mutter gesehen hat und zwar aus dem Grund, weil sie Angst davor hat. Angst davor, wie ihre eigene Mutter zu werden, Angst davor, dass ihre Kinder sie nicht lieben werden und Angst davor, dass Cooper sie aus irgendeinem Grund verlassen könnte. Alles Ängste, die absolut berechtigt sind und mit denen sie sicherlich nicht alleine dasteht und vor allem alles Ängste, die zu einer hervorragenden Storyline in dieser Beziehung beitragen können.

"If Kyla doesn’t make it, Tracy is not capable to live with that and I cannot lose them both"

Um Ängste geht es auch bei der Geburt der kleinen Kyla, beziehungsweise bei der Behandlung ihres Tumors. Hier wird meiner Ansicht nach sehr gut dargestellt, wie Angehörige eines Patienten durch die Ärzte unglaublich überfordert werden können. Wie schwierig eine Entscheidung einer solchen Tragweite ist, wie diese, welche die Eltern der kleinen Kyla in dieser Episode treffen müssen, kann sich wohl nur jemand vorstellen, der selber einmal in dieser Situation gewesen ist. Wenn sich zusätzlich jedoch noch zwei Ärzte über die richtige Behandlungsmethode streiten, wird diese Entscheidung fast unmöglich.

So ist es nur allzu realistisch, wenn sich schlussendlich auch die Eltern nicht mehr einig sind und eine solche Situation sie eher auseinander treibt, als zusammenschweißt. Mir hat hier vor allem die Rolle von Kylas Vater gefallen, der mehrmals betont, dass der Verlust der kleinen Kyla seine Ehefrau "umbringen" würde und er es nicht ertragen könnte, beide zu verlieren. Bei ihm spielt bei der Entscheidung also nicht nur das Wohl seiner Tochter, sondern auch die Konsequenzen, die der Verlust des Kindes im Bezug auf seine Frau und damit auf seine Ehe hätten, eine Rolle. Von diesem Standpunkt aus, kann ich sehr gut nachvollziehen, dass er vorerst den für ihn eher sicheren Weg gewählt hat und sich gegen eine Operation entschieden hat. Dass es Sam leichter fällt diese Entscheidung nachzuvollziehen, als Addison, ist für mich absolut nicht verwunderlich. Schließlich ist Sam auch Vater und er ist ein Mann und ich wage hier zu behaupten, dass in so einem Augenblick ein Mann andere Kriterien für seine Entscheidung hinzuzieht als die Frau, beispielsweise wie schon erwähnt die Konsequenzen, die ein Verlust des Babys für seine Frau hätte.

"But please help me stay in prison!"

Violet hat mir in dieser Episode wieder sehr gut gefallen. Erneut wird klar, dass ihre Genesung immer weiter fortschreitet und sie wieder versucht zu ihrer alten Stärke zurückzufinden und sich in ihrem Beruf wieder zu etablieren. Ob sie Lewis hilft, um ihr "Versagen" bei Betsy wieder gut zu machen oder ob sie ihm hilft, weil diese Hilfsbereitschaft einer ihrer Charakterzüge ist, spielt für mich eigentlich überhaupt keine Rolle. Hauptsache, sie tut etwas, woran sie glaubt und etwas, wobei sie sich gut fühlt und bei dem sie ihre Kenntnisse richtig und für etwas Gutes einsetzen kann.

Der Handlungsstrang um Lewis hat etwas gezeigt, was absolut gegensätzlich zu anderen Gefängnisentlassungen, sicherlich aber durchaus realistisch ist. Lewis will nämlich überhaupt nicht aus dem Gefängnis entlassen werden - im Gegenteil. Er bittet Violet ihm zu helfen, dass er bleiben kann. Auch wenn dies zuerst sicherlich für alle total unverständlich wirkt, wird einem bei längerem Überlegen klar, dass es für jemanden, der seit Jahren im Gefängnis sitzt unglaublich schwer sein muss mit der Welt außerhalb dieser Mauern klarzukommen, schließlich hat sich dort alles verändert. Hinzu kommt bei Lewis noch die Meinung, dass er es als Mörder nicht verdient hat ein gutes Leben in Freiheit zu führen, schließlich kann dies sein Opfer auch nicht mehr.

Doch je mehr Violet versucht wieder zu ihrem alten Ich zurück zu finden und sich auch wieder in ihrem Beruf zu engagieren, desto angespannter wird ihr Verhältnis zu Pete. Dieser ist nämlich strikt dagegen, dass Violet sich mit dem Ex-Häftling Lewis trifft und versucht ihm zu helfen, mit dem Leben außerhalb des Gefängnisses klarzukommen. Es gibt sicherlich mehrere Gründe, weswegen Pete sich so dagegen sträubt, dass Violet sich gerade im Fall eines Ex-Häftlings so engagiert und einige davon sind ganz sicher auch verständlich, wahrscheinlich würde sich jeder Mann sorgen, wenn seine Frau mit ehemaligen Straftätern verkehrt. Was mich jedoch an der ganzen Situation stört, ist, dass Pete weder versucht Violet zu verstehen, noch ihr Gelegenheit dazu gibt, ihn und seine Reaktion zu verstehen. Er verschließt sich vollkommen vor ihr und dies nicht zum ersten Mal.

Zum Schluss werden Petes Beweggründe klarer, das heißt jedoch noch lange nicht, dass er sich Violet gegenüber öffnet - im Gegenteil. Er sagt ihr klipp und klar, dass er nicht darüber reden will, aus welchem Grund seine Mutter im Gefängnis sitzt. Ich kann diese Reaktion und Verdrängung der Vergangenheit ein Stück weit verstehen und wäre Petes Charakter ein anderer, könnte ich damit wohl sogar umgehen. Nur hatte ich bis jetzt nie den Eindruck, dass Pete so extrem verschlossen ist und ich werde das Gefühl nicht los, dass er nur gegenüber Violet so zurückhaltend betreffend seiner Vergangenheit und seinen Gefühlen ist und sie müsste doch gerade diejenige sein, mit der er über solche Dinge sprechen sollte.

"Nothing is gonna break us up." – "See don’t say that, that’s perfect, you say the perfect thing."

Sam und Addison kamen für mich als Paar in dieser Folge etwas zu kurz, obwohl Addisons Gefühle gegenüber Sam gut in den ganzen Handlungsstrang der Episode gepasst haben. Sie hat nämlich Angst. Angst, dass Sam sie verletzen könnte und Angst, dass er sie verlässt, oder dass etwas schiefgeht und sie ihn verlässt. Aus diesem Grund sucht sie verzweifelt etwas, was diese perfekte Beziehung, welche sie zur Zeit führen, weniger perfekt macht. Und sind wir mal ehrlich auch wenn Sam nicht perfekt ist, in dieser Folge ist er ziemlich nahe dran.

Trotzdem fand ich diesen Handlungsstrang irgendwie seltsam. Schließlich haben Sam und Addison, gerade wenn man den Anfang ihrer Beziehung betrachtet, schon die eine oder andere Hürde überwinden müssen, so dass es auch in dieser Beziehung ein paar weniger perfekte Momente gab. Für mich waren die Szenen zwischen den Beiden zwar schön, aber absolut unnötig und nicht aussagekräftig. Ich hoffe den Autoren fällt für diese beiden Charaktere bald wieder eine Storyline ein, welche nicht irgendwie aus der Luft gegriffen scheint, denn sonst wäre es mir lieber, wenn man sich auf Sam und Addisons als Einzelne konzentriert und sie als Paar in den Hintergrund stellt.

Fazit

Vor allem die Storylines rund um Charlotte, Cooper und Violet konnten in dieser Episode überzeugen. Außerdem ist sowohl bei der Kindesfrage in der Beziehung von Cooper und Charlotte, sowie bei Violets Genesungsprozess eindeutig Potential vorhanden, welches hoffentlich weiterhin ausgeschöpft wird, so dass wir uns auf weitere spannende und gute Folgen von "Private Practice" freuen können.

Maria Schoch – myFanbase

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