Bewertung

Review: #7.12 Manche Straßen führen nirgendwo hin

Der Niveauabsturz der letzten Folge war glücklicherweise nur ein vorübergehender Durchhänger, denn vor der Winterpause überzeugt "One Tree Hill" wieder einmal mit dem mehr als gelungenen Abschluss vieler Storylines: Clay und Quinn sorgen gemeinsam dafür, dass Nathan doch in der NBA spielen kann, Dan schließt endgültig mit Rachel und seiner TV-Show ab und Skills verlässt gemeinsam mit Mouth Tree Hill.

Maybe I can help her before her fire burns out. And if not – at least I tried.

Ziemlich offen ist allerdings noch, wie die Beziehung von Brooke und Julian weitergehen soll und das erklärt sich vor allem dadurch, dass sich beide in erster Linie mit Alex' Selbstmordversuch und der Beziehung zwischen Alex und Julian auseinandersetzen müssen. Auch wenn es mutig gewesen wäre, Alex tatsächlich sterben zu lassen, bin ich doch froh darüber, dass sie überlebt und der Charakter uns noch eine Weile erhalten bleibt. Denn wenn es nicht gerade darum geht, Brooke und Julian auseinanderzubringen, ist Alex wirklich erfrischend und interessant und ich würde sehr gerne ihre (nun hoffentlich folgende) Weiterentwicklung und auch Selbstfindung sehen, die die erfolgreiche Umsetzung ihres Drehbuchs bewirken könnte.

Dass Julian sich nach dem Selbstmordversuch nicht von Alex abwendet, sondern sich vielmehr verstärkt um sie kümmert, war für mich auch ohne die Erklärung mit seiner Mutter vollkommen klar, weil sich zwischen den beiden (so sehr es Brooke auch missfällt) nun mal ein Vertrauensverhältnis und eine Freundschaft entwickelt hat. Trotz allem zeigt die Geschichte seiner Mutter den Charakter Julian in einem neuen Licht und verleiht ihm ebenso wie das Verhältnis zu seinem Vater mehr Profil. Wie schon die ganze siebte Staffel über finde ich es sehr gut, dass Julian sich als Figur immer mehr von Brooke emanzipiert und eine eigenständige Storyline bekommt – von der ich allerdings hoffe, dass sie nicht in einer neuen Lovestory endet! Julian und Alex haben eine tolle Chemie, aber nur als Freunde, nicht als Liebespaar und im Gegensatz zu Brooke finde ich den Zusammenhang zwischen Julians Hilfsbereitschaft und Sorge gegenüber weiblichen Freunden und dem Anfang einer Beziehung alles andere als offensichtlich. Er mag ja Peyton kurz nach der Trennung von Lucas kennengelernt haben, aber schon bei Brooke passt das "Schema" seiner Beziehungen nicht mehr. Es stimmt zwar, dass sich die Annäherung der beiden nach der gemeinsamen Suche nach Sam verstärkt hat, aber das lag eher daran, dass Brooke Julian erst danach vertraut und ihn überhaupt an sich herangelassen hat, während Julians Interesse an Brooke bereits davor nicht nur von Sam in #6.12 You Have To Be Joking (Autopsy of the Devil's Brain) angesprochen, sondern auch von Julian selbst bestätigt wird, als er in #6.17 You And Me And The Bottle Makes 3 Tonight sagt, dass er sich in dem Moment in Brooke verliebt hat, als er sie tanzend in ihrer Boutique sah – und das war vor der Sache mit Sam. Die Beziehung fällt also viel mehr aus Julians Helfersyndrom heraus, als dass sie hinein passt.

Deshalb hoffe ich, dass die Trennung der beiden nur vorübergehend ist und die beiden als Paar unangetastet bleiben und nicht beide plötzlich mit neuen Partnern auftauchen, denn Brookes Beziehungspech wird so langsam zum Nervfaktor, so schön man auch mit ihr mitleiden kann. Gerade bei Julian drängt sich Brooke meiner Meinung nach zu sehr selbst in eine Opferrolle, denn auch wenn es einige Missverständnisse wegen Alex gab, hat Brooke keinen Grund, Julian nicht zu vertrauen und es liegt vielmehr an ihr als an Julian, sich über ihre Gefühle klar zu werden – vorzugsweise durch ein paar Gespräche mit Haley, denn die Storylines der beiden sind für meinen Geschmack noch viel zu abgeschottet.

I plan on falling completely and insanely in love with Quinn!

Clay und Quinn sind für mich das Auf-und-Ab-Paar der Staffel – während Nathan und Haley durch die Bank überzeugen können und Brooke und Julian durch die Bank eher enttäuschen (wohlgemerkt als Paar, nicht als Charaktere), wechselt die Chemie zwischen Clay und Quinn quasi mit jeder Folge. Während der Zauber zwischen den beiden aus #7.09 Now You Lift Your Eyes to the Sun in der letzten Folge komplett nichtexistent war, war es in dieser Folge einfach nur herrlich unterhaltsam und charmant, die beiden zusammen auf ihrer Mission zu beobachten. Es hat mir gut gefallen, dass die kurze Auseinandersetzung am Ende von #7.11 You Know I Love You, Don't You? einfach komplett ignoriert wurde, auch wenn dadurch noch deutlicher wird, wie sinnlos die Clay-Storyline der letzten Folge war. Aber gerade deshalb wäre es anstrengend geworden, wenn dieser überflüssige Streit aufgearbeitet worden wäre und es war angenehm unkompliziert, wie Quinn einfach wieder in das Strandhaus spaziert, als ob nichts gewesen wäre und Clay mal eben unwissentlich die Lösung seiner Probleme vorschlägt.

Und ja, natürlich hat dieses ganze Wechselszenario, das Clay letztlich aus dem Hut zaubert, einige Logiklücken, denn wieso sollte er es schaffen, Nathan einen 15-Millionen-Deal mit den Sacramento Kings auszuhandeln, wenn die ganze Agentur es zuvor nicht geschafft hat, ihm überhaupt einen Platz in der NBA zu besorgen? Aber mal ehrlich: erstens ist es doch ziemlich egal, wie Clay es schafft, dass Nathan wieder bei den Bobcats spielen kann, und zweitens war der ganze Road Trip von Clay und Quinn süß, witzig und voller Slapstick (großartig: Quinn mit der Kuh im Hintergrund, als Clay mit den Kings telefoniert!) und da es bei Clays Verhandlungen nur um Joe Turner ging, war die Wendung am Schluss mit dem neuen Vertrag für Nathan zumindest für mich die ganze Folge über alles andere als offensichtlich.

Die Storyline hatte für mich zwei Höhepunkte, die zwar von der Stimmung her völlig unterschiedlich, aber thematisch eng miteinander verbunden waren: Quinns Vortanzen und der Kuss im Meer am Ende der Folge. Das eine verbindende Element spricht Clay nach Quinns Cheerleader-Auftritt selbst an, nämlich der Unermesslichkeit des Lebens zu begegnen, das andere ist die Bedeutung der Szenen für die Beziehung der beiden. Für mich war der Moment, in dem Clay sieht, wie Quinn sich vor der versammelten Mannschaft zum Affen macht, ganz offensichtlich der Augenblick, in dem er sich in sie verliebt hat und das wurde durch den Kuss im Meer wunderschön gespiegelt, als er das vor Nathan und Haley geäußerte Liebesgeständnis nur für Quinn wiederholt. Bleibt zu hoffen, dass die schöne Chemie dieser Folge zur Abwechslung mal für eine Weile erhalten bleibt und wir noch mehr lächerlich komische sowie tolle romantische Höhepunkte in der Beziehung der beiden zu sehen bekommen!

I'm gonna miss this place!

Ich fand es unglaublich toll, dass man endlich mal wieder Nathan, Haley und Jamie als komplette Familie gesehen hat! Bis jetzt gab es in der siebten Staffel viel Nathan/Haley-Szenen, was natürlich auch an der Renee-Storyline lag, und einige süße Szenen von einem der beiden mit Jamie, aber alle drei waren bis jetzt ein recht seltenes Bild und es hat mich wirklich gefreut, dass man davon in dieser Folge mehr als genug zu sehen bekam. Auch wenn die Erziehungsmethoden der beiden (Seife im Mund, mit Kind an die Bar) auf dem Papier etwas fragwürdig sind, die Szenen waren einfach nur urkomisch und vor allem Jamie konnte in ihnen mal wieder richtig glänzen, sowohl mit seinem altklugen Dan-Zitat "Forgiveness is love, you know!" gegenüber Haley, als auch bei der typischen Barunterhaltung mit Grubbs, als er diesem sein Leid wegen dem Umzug nach Spanien klagt.

Die Tomatenschlacht der drei mit Grubbs wurde gerade durch die Verbindung mit Quinns Vortanzen zum Gute-Laune-Highlight der Folge und die Szene danach, als alle drei darüber reden, was sie vermissen werden, wenn sie nicht mehr in Tree Hill sind, gab der Storyline den nötigen Tiefgang, um sie über die reine Unterhaltsamkeit zu heben. Dazu diente auch das Gespräch zwischen Nathan und Jamie, in dem Jamie seinem Vater klar macht, dass er zu hart gegenüber Clay reagiert hat und das schließlich dazu beiträgt, dass Nathan keine Einwände hat, als Clay während des Vertragsabschlusses hereinplatzt.

Der schönste Moment für mich war allerdings nicht die Nachricht, dass Nathan weiterhin bei den Bobcats spielen kann, auch wenn es toll inszeniert und der endgültige Abschluss der ganzen Renee-Sache mit all ihren Konsequenzen war, sondern die Szene, in der Nathan und Jamie zu Haleys Tourbus kommen und das nicht etwa, um sie zu verabschieden, sondern um mit ihr zu kommen. Es war einfach eine großartige Parallele, Haley wieder auf Tour gehen und in einen Bus steigen zu sehen, aber diesmal nicht alleine und unter Tränen wie in #2.13 Hier stirbt der Held, sondern glücklich, voller Vorfreude und gemeinsam mit Nathan und Jamie. Sie hat es geschafft, ihren Traum zu verwirklichen und mit ihrer Familie unter einen Hut zu bringen, genau wie Nathan mit seiner NBA-Karriere, was wieder einmal zeigt, wie die beiden sich seit den Anfängen ihrer Ehe entwickelt haben.

There is no forgiveness. There's only pain and guilt and the misery of knowing who you are and what you did.

Dan macht tabula rasa und ist dabei einfach nur großartig! Wie von mir erhofft serviert er Rachel kurzerhand ab, als diese meint, ihn unter Druck setzen zu können und macht es in typischer Dan-Scott-Manier so, dass er seine baldige Ex-Frau dabei völlig ruiniert. Doch anders als bei dem Rosenkrieg mit Deb geht es ihm bei Rachel nicht darum, ihr irgendetwas heim zu zahlen oder sich auf kindische Rachespielchen einzulassen, sondern er will seinen Fehler, den ihm erst Nathan und dann Jimmys Mutter vorgehalten haben, wiedergutmachen und das ganze Geld, das er mit seiner Sendung verdient hat, wohltätigen Organisationen spenden – dass er dabei auch Rachels Geld weggibt ist zwar ein netter Bonus, aber keineswegs sein primäres Ziel. Wieder einmal wird klar, dass Dan sich wirklich geändert hat durch die Tatsache, dass er mit dem Mord an Keith einen furchtbaren Fehler begangen hat, der ihn sein ganzes Leben lang verfolgen wird und den er sich selbst nicht verzeihen kann.

Der andere Grund, aus dem Dan sich geändert hat und auch weiterhin ändern will, ist Jamie und ich fand es wunderschön, dass Dan nach seiner traurigen und bitteren Rede erfährt, dass es für ihn doch die Chance auf Vergebung gibt, weil sein Enkel bereit ist, ihm seine Fehler zu verzeihen. Und auch Nathan geht einen Schritt auf seinen Vater zu, indem er sich erstens aufrichtig bei Dan bedankt, ohne es nachträglich durch irgendein "aber" zu relativieren und außerdem dafür sorgt, dass Dan und Jamie sich voneinander verabschieden können, auch wenn es wieder etwas unlogisch ist, dass Nathan plötzlich von Dans Reiseplänen weiß. Aber genau wie bei Clays Masterplan sind diese Logiklücken mehr als verzeihlich, wenn man dadurch so emotionale Szenen bekommt, und ich hoffe inständig, dass Dan nicht allzu lange aus Tree Hill wegbleiben wird.

I didn't know which kind you wanted...

Kann man eine Storyline mit zwei Szenen als Highlight einer Folge bezeichnen? Man kann, wenn in diesen Szenen zwei extrem sympathische Nebencharaktere mit einer schon jetzt erkennbaren, interessanten Chemie nicht nur eine, sondern gleich zwei mögliche Storys anreißen. So skeptisch ich nach Mia und Chase bzw. Mia alleine gegenüber singenden Nebencharakteren und ihren langweiligen Love Interests bin, so gespannt bin ich darauf, wie sich die angedeutete Verbindung zwischen Miranda und Grubbs entwickelt und angedeutet ist dabei eigentlich noch untertrieben! Grubbs plötzlicher Aussetzer hinter der Bar, wenn es darum geht, Miranda noch vor ihrer Bestellung das Getränk zu bringen, das sie will und Mirandas verträumter Blick, als sie Grubbs am Klavier entdeckt, sprechen wirklich Bände und eine wie auch immer angelegte Story zwischen den beiden (ob es nun Richtung Liebe, Musik oder beides geht) stelle ich mir extrem unterhaltsam und amüsant vor.

When I look at that mirror, I just wanna cut a line on it and snort it. That's what I see!

Ich hätte ja wirklich nicht gedacht, dass ich das tatsächlich einmal schreibe, aber Millie hat mir in dieser Folge wirklich gut gefallen und das lag vor allem daran, dass sie endlich mal nicht unter Koks-Einfluss stand und sich nicht völlig bescheuert aufführte und ein Klischee nach dem anderen bediente. Im Gegenteil, Alex' Selbstmordversuch hat ihr einen so heilsamen Schock zugefügt, dass sie endlich mal vernünftig mit Mouth und Brooke redet und sich für ihr Verhalten und sämtliche Fehler entschuldigt. Auch wenn es mir lieber gewesen wäre, wenn sie einfach in der Entzugsklinik geblieben und die Storyline damit endlich beendet wäre, hoffe ich, dass die Autoren die Kurve endgültig gekriegt haben und wir uns nicht mehr länger mit Nerv-Millie auseinandersetzen müssen, auch wenn ihre Story scheinbar noch nicht zu Ende erzählt ist.

Dass Millie und Mouth sich getrennt haben, hat mich völlig kalt gelassen, was wirklich schade ist, wenn ich daran denke, wie toll ich die beiden in der fünften Staffel noch fand. Doch man hat es geschafft, das Paar in der sechsten Staffel so kaputt zu schreiben, dass die süße Unschuld, die sie ausgezeichnet hat, völlig verschwunden ist und es gelang darüber hinaus nicht, die Beziehung glaubhaft neu aufzubauen. Deshalb finde ich es konsequent, sie jetzt zu beenden, auch wenn ich befürchte, dass es eine Neuauflage von Millie und Mouth geben wird, wenn er wieder nach Tree Hill kommt.

I got the job. – In Los Angeles...

Bei Skills besteht im Gegensatz zu Mouth ganz sicher nicht mehr die Möglichkeit, ihn in der siebten Staffel wieder zu sehen, da Antwon Tanner seine Haftstrafe antreten musste. Skills' Abschied wurde in den letzten Folgen plausibel vorbereitet und nun angemessen unspektakulär umgesetzt, auch wenn ich es schöner gefunden hätte, wenn es statt drei Szenen mit Lauren zumindest eine mit Jamie oder auch Haley gegeben hätte. Auch bei Mouth war es seltsam, dass er sich von niemandem verabschiedet, nicht einmal von Brooke, aber diese fehlenden Szenen haben andererseits auch verdeutlicht, dass Skills und Mouth zwar nominell Hauptcharaktere sind, aber keineswegs tatsächlich diesen Stellenwert in der Serie einnehmen. Deswegen freue ich mich jetzt erst mal auf ein paar Folgen ohne Nebenstorylines und bin gespannt, wann und wie Mouth wieder den Weg zurück findet.

Fazit

Entgegen ihrem Titel endete diese Folge keineswegs im Nirgendwo, sondern sie war extrem unterhaltsam, teilweise optimistisch, teilweise melancholisch und insgesamt ein runder Abschluss für die erste Staffelhälfte. Nach der schwächeren letzten Folge hat Mark Schwahn sowohl als Drehbuchautor, als auch als Regisseur den richtigen Weg gefunden und es geschafft, trotz einiger kleiner Logiklücken eine überzeugende Episode abzuliefern.

Lena Stadelmann - myFanbase

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