Bewertung

Review: #6.22 Zeig mir das Leben

In der sechsten Staffel darf sich bei "One Tree Hill" jeder einmal hinter der Kamera ausprobieren: nach seinen Kollegen Chad Michael Murray, Bethany Joy Galeotti und Paul Johansson hat für diese Folge James Lafferty auf dem Regiestuhl Platz genommen. Wie seine Vorgänger schafft auch er es überraschend gut, vor allem die emotionalen Szenen extrem berührend umzusetzen und das Beste aus dem Cast herauszuholen – zumindest so weit es das dürftige Drehbuch momentan zulässt...

Our child is not gonna have to remember you! Our child is gonna know you!

Schon die ersten fünf Minuten mit Peytons Monolog waren besser als die gesamte letzte Folge und vielleicht auch das Beste an dieser Episode. Die Serie hat schon öfter bewiesen, wie gut sie auf die Tränendrüse drücken kann, aber dass ich schon nach fünf Minuten komplett in Tränen aufgelöst bin, das habe ich bisher noch bei keiner anderen Folge oder Serie erlebt! Die Performance von Hilarie Burton war großartig und unglaublich bewegend, die Szenerie mit der Kamera war absolut stimmig (auch wenn es zugegebenermaßen sehr von "Dawson's Creek"" abgekupfert ist) und die Worte, die Peyton über Nathan, Haley und vor allem Brooke und Lucas findet, waren einfach brillant.

Es war eigentlich die perfekte Eröffnungssequenz für eine Folge, wenn nicht zum wiederholten Mal die Promotion für Kate Voegeles (pardon, Mia Catalanos) zweites Album so extrem störend gewesen wäre. Ja, das Lied war passend, aber muss dazu ständig Mia bei ihren Aufnahmen gezeigt werden? Und muss tatsächlich noch mal erwähnt werden, dass das zweite Album jetzt demnächst rauskommt? Am Meisten hat mich aber genervt, dass es damit nicht genug war, sondern dass nicht mal die zweite hochemotionale Szene von Peyton in dieser Folge, die Babyparty, von der Mia/Kate-Promo verschont blieb. Wirklich schade, weil dadurch die beste Storyline der Folge einen faden Beigeschmack erhalten hat!

Denn insgesamt fand ich Peytons ganzes "Just in case"-Planen wirklich toll, endlich strahlt sie nicht mehr diese beängstigende Ruhe aus, sondern zeigt ihre Gefühle, ihre Angst und ihre (Selbst-)Zweifel. Wie ich schon in der Review zu #6.19 Letting Go geschrieben habe, ist es gerade wegen ihrer eigenen Vergangenheit und dem plötzlichen und tragischen Tod ihrer Adoptivmutter nur verständlich, dass sie ihrem Kind ein solches Schicksal nicht antun will und alles dafür vorbereitet, um ihm wenigstens eine Erinnerung zu geben, wenn es schon ohne Mutter leben muss.

Your whole life is in that box. I wish I had one!

Lucas allerdings will sich mit einem "Was wäre wenn" überhaupt nicht auseinandersetzen und weigert sich zunächst, Peyton bei ihren Plänen für das Kind und eine vorgezogene Hochzeit zu unterstützen. Obwohl es im Prinzip dieselbe Story von einer anderen Seite ist, hat mich Lucas’ Geschichte nicht einmal ansatzweise so berührt wie die von Peyton, was vor allem daran liegt, dass es von Lucas nicht wirklich etwas zu erzählen gab und der Handlungsstrang deshalb unglaublich willkürlich und oberflächlich blieb. Lucas’ Weigerung, Peyton vor der Geburt zu heiraten, ist zwar nachvollziehbar, aber wie Nathan schon sagt ziemlich paradox wenn man bedenkt, dass er derjenige war, der ihr einen Antrag gemacht hat. Eigentlich hat sich mit diesem Argument und Nathans Frage, ob er seinen letzten Tag mit Peyton lieber streitend oder verheiratet verbringen möchte, Lucas’ ganzes Problem erledigt – aber dann wäre mit einem Gespräch die ganze Storyline beendet und das darf scheinbar nicht sein.

Deshalb dürfen wir nach letzter Woche zum zweiten Mal mit Lucas in Erinnerungen schwelgen, ohne dabei irgendwelche neuen Erkenntnisse zu gewinnen. Gut, Jamie war dabei, aber der Süß-Faktor zieht leider nicht immer und in diesem Fall wiegt die mangelnde Tiefgründigkeit einfach schwerer: vieles aus der Vergangenheit wird erwähnt, aber nicht auserzählt, die Parallele zwischen Keith und Lucas wird langsam überstrapaziert und steht ziemlich zusammenhanglos im Raum und zum Schluss wird uns auch noch ein Gespräch zwischen Lucas und Haley verweigert, das die Storyline vielleicht hätte retten können. Die Szene, als Haley Jamie abholt, wird dadurch komplett überflüssig und krönt einen fast ebenso überflüssigen Handlungsstrang, der immerhin damit endet, dass Lucas der Hochzeit zustimmt. Vielleicht kann dieses große Ereignis die Autoren dazu inspirieren, mal wieder eine ganze Folge voller durchdachter Storylines und genialer Dialoge zu erschaffen!

You will always be my first mom.

Glücklicherweise gibt es noch Brooke, Sam und Victoria, die auch in dieser Folge wieder ein Highlight waren. Egal welches Duo aus den drei Ladys gebildet wurde, die Chemie hat immer gestimmt, sowohl in den lustigen als auch in den wütenden und den traurigen Szenen. Es war wirklich schön, wie Victoria sich beim Einkleiden um Sam bemüht: nur Victoria schafft es, total fürsorglich zu wirken, während sie jemanden über das Verhältnis zu seiner leiblichen Mutter ausquetscht! Es gefällt mir sehr gut, dass sie zwar eindeutig gute Absichten hat, aber sich deshalb nicht komplett verändert, sondern immer wieder in ihre gewohnt schnippische, arrogante Art verfällt. Die Abschiedsszene von Sam war dann aber einfach nur rührend, wie überrascht Victoria auf die Umarmung reagiert und danach aber auf keinen Fall vor Brooke zugeben will, wie sehr Sams Auszug sie trifft. Trotzdem versucht sie auch immer noch, ihr Verhältnis zu Brooke zu verbessern: sie bringt ihr Kaffee, wenn Brooke Sam und ihre Mutter beobachtet, sie macht sich Sorgen, dass Brooke verletzt werden könnte und versichert ihr am Ende, dass alles gut werden wird – vielleicht durch Julian?

Dass Sam jetzt tatsächlich zu ihrer Mutter zieht, finde ich sehr schade und auch etwas überstürzt. Es erinnert doch ziemlich an die Geschichte mit Angie, die auch gerade dann wieder von Brooke wegmusste, als diese sie komplett ins Herz geschlossen hatte. So ist es auch diesmal: Brooke will Sam endlich adoptieren und sie offiziell zu ihrer Tochter machen, als Sam sich dazu entschließt, mehr Zeit mit ihrer Mutter zu verbringen. Allerdings verstehe ich nicht so ganz, wieso sie das nicht machen und gleichzeitig bei Brooke wohnen kann, schließlich hat Brooke ihr nicht verboten, ihre Mutter zu sehen, sondern sie ganz im Gegenteil dazu ermutigt. Da ich Sam als Figur richtig mag und die Chemie zwischen ihr und den anderen Charakteren toll ist, fände ich es extrem schade, wenn Sam tatsächlich bei ihrer Mutter bleibt und wir sie nicht mehr sehen würden. Außerdem wäre es so langsam mal angebracht, dass auch Brooke ein Happy End bekommt, am Besten mit Mann und Kind!

You guys did all you could out there and now we just wait for the phone to ring.

Leider konnte ausgerechnet Nathans Story in dieser Folge so gar nicht überzeugen. James Lafferty schafft es zwar unheimlich gut, seine Kolleginnen in ihren emotionalen Szenen zu Höchstleistungen zu animieren, doch bei ihm selbst scheint das nicht zu funktionieren. Zumindest fand ich ihn, gerade was Basketball betrifft, in so vielen anderen Folgen intensiver und berührender, wie zum Beispiel in #3.20 Liebe und Lügen oder #6.12 You Have To Be Joking (Autopsy of the Devil's Brain). Auch die Spielszenen fand ich diesmal nicht so überzeugend wie sonst, weil sie viel zu choreographiert aussahen – das sind sie zwar immer, aber das möchte ich nicht sehen!

Nicht nur die Inszenierung, sondern auch der Inhalt der Storyline war äußerst mau. Es hat mich ziemlich gestört, dass Nino mindestens genauso viel Präsenz in diesem Handlungsstrang hatte wie Nathan, was das Mitfiebern zumindest bei mir auf ein Mindestmaß reduziert hat, weil es mir ganz einfach völlig egal ist, ob eine Nebenfigur, die seit drei Folgen dabei ist, von einem Scout bemerkt wird. Und ich weiß nicht, wie oft ich es schon in den Reviews zur sechsten Staffel geschrieben habe: dieses ganze Hin und Her um Nathans Basketballambitionen nervt mich tierisch! Gut, er hat sich jetzt endlich dazu entschieden, Basketball zu spielen, aber die ganze Geschichte kommt einfach nicht so richtig vom Fleck und schafft es vor allem nur äußerst selten, diese Faszination und die Begeisterung des Basketballspiels aus den früheren Staffeln einzufangen.

Das liegt meiner Meinung nach auch zum Großteil daran, dass keiner der anderen Charaktere bei den Spielen dabei ist und es scheinbar (außer Haley und Jamie) niemanden in Tree Hill interessiert, ob Nathan nun in der NBA spielt oder nicht. Und wenn schon die Charaktere kein Interesse dafür aufbringen können, wie soll es dann beim Zuschauer erweckt werden? Ich will kein Basketball in der Serie haben, nur damit eben Basketball gespielt wird, ich will eine Story dahinter und das können die Autoren momentan scheinbar nicht bewerkstelligen.

She’s cool, you should ask her out sometime, Coach!

Zwischen all den ernsten und emotionalen Themen gab es auch noch Platz für ein paar lustige Szenen dank Skills und seinem Horrordate mit Lauren und Chuck. Es war zwar teilweise etwas überzogen (dass Chuck sich auf Skills Schuhe übergibt, hätte für mich wirklich nicht sein müssen), aber ich war trotzdem froh über diese auflockernden Momente, die sich dank dem episodenhaften Charakter des Dates wunderbar über die ganze Folge verteilen ließen. Skills und Lauren gefallen mir als Paar wirklich gut, aber es stört mich immer noch, wie lieblos die Beziehung von Skills und Deb fallen gelassen wurde und dass sie scheinbar wirklich kein anständiges Ende mehr bekommt.

Fazit

Obwohl ich so viel kritisiert habe, war die Folge doch insgesamt besser als die letzte, was allerdings hauptsächlich daran lag, dass sie es geschafft hat, mich zu berühren. Ich konnte weinen mit Peyton und Brooke und lachen mit Skills – auch wenn ich mich über Lucas und Nathan (bzw. ihre Storylines) geärgert habe, muss ich der Folge einfach mehr Punkte geben als letzte Woche. Allerdings fände ich es wirklich schön, wenn Mark Schwahn und sein Team es demnächst mal wieder schaffen, mich komplett zu überzeugen. Zwei Folgen haben sie ja noch…

Lena Stadelmann - myFanbase

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