Bewertung

Review: #2.03 Stripperinnen

Ohne mich länger mit dem deutschen Episodentitel aufzuhalten, über den man wirklich nur den Kopf schütteln kann, gleich zum Inhalt: Tim und Brooke organisieren nachträgliche Junggesellenpartys für Nathan und Haley und dabei passiert so allerhand! Eigentlich könnte man diese beiden Partys unter einem Punkt zusammenfassen, da sie sich in ihren Grundaussagen doch ziemlich ähneln, aber beide wurden so liebevoll gestaltet, dass ich jeder unbedingt einen Abschnitt widmen möchte, ebenso wie dem Ende des Abends. Außerdem wird in dieser Folge die Beziehung zwischen Dan und Lucas näher betrachtet und auch Keith und Karen suchen einen Weg, wie sie miteinander umgehen sollen.

You guys got married so fast, I got screwed out of being the best man and I am not getting screwed out of a bachelor party!

Nathans Junggesellenabschied hat für mich zwei essentielle Zutaten: die ganzen humorvollen Szenen mit Tim und die tollen Brüdermomente von Lucas und Nathan. Tim war in der ersten Staffel mehr ein Stichwortgeber und Running Gag als ein ernstzunehmender Charakter, doch in dieser Folge tritt er mehr in den Vordergrund und bekommt zwar nicht unbedingt mehr charakterliche Tiefe, aber doch etwas Profil und ein paar richtig gute Lacher. Der Humor gleitet zwar thematisch mit dem Porno und den Polizistinnen in Richtung "American Pie"-Niveau ab, doch vor allem Tims Mimik und die Reaktionen von Nathan und Lucas mildern den derben Witz genügend ab, damit er nicht zu platt wird, sondern einfach nur amüsant ist.

Um es damit trotzdem nicht auf die Spitze zu treiben hat diese Party als angenehmes Gegengewicht einige Szenen zwischen Nathan und Lucas, die wieder einmal zeigen, wie sehr sich ihre Beziehung gerade in den bisherigen Folgen der zweiten Staffel vertieft hat. Die beiden wirken einmal mehr wirklich wie Brüder, die sich gegenseitig helfen, Ratschläge geben und aufeinander achten – gerade wenn es um Dan geht. Ganz besonders schön fand ich Nathans Kommentar dazu, als Lucas ihn fragt, wie er mit Dans neu erwachtem Interesse umgehen soll:

Nathan: Look, I understand if you have to find out about Dan yourself. Whatever you decide to do, it’s not gonna affect you and me. He’s come between us before, let’s just not let it happen again.

You’re shower is going to totally kill! – Normally, killing is not good…

Selbst wenn es bisher noch jemand bezweifelt hat, jetzt ist es offiziell: Brooke kann definitiv besser Partys organisieren als Tim! Auch hier haben wir zwei wesentliche Elemente, zum einen die Freundschaft der Mädchen und zum anderen die ernsteren Momente durch Haleys Erklärung, wieso sie geheiratet hat. Ich fand es sehr schön, dass Brooke sofort eine Jungesellinnen-Party für Haley organisiert – zwar bestimmt nicht ganz uneigennützig, aber doch auch, um Haley von Tims Stripperin abzulenken. Nachdem wir in der ersten Staffel eigentlich nur Haley und Peyton oder Peyton und Brooke zusammen gesehen haben, ist es toll, die drei mal zusammen zu sehen. Die Szenen haben mich sofort an #1.06 Geschichten einer Nacht erinnert und man kann gerade in diesem Vergleich eine sehr schöne Entwicklung der Freundschaft sehen, die sich allen äußeren Umständen zum Trotz immer weiter gefestigt hat.

Deshalb passen auch in diese Storyline die leisen Töne ganz gut, die sich zwar letztendlich hauptsächlich zwischen Peyton und Brooke abspielen aber durch Haleys Kommentar ausgelöst wurden. Hier fand ich es zum einen toll, dass auch Haley sich mal dazu äußert, wieso sie geheiratet hat, da es bis jetzt eher so erschien, als sei Nathan die treibende Kraft gewesen und Haley hätte sich mehr oder weniger in ihr Schicksal ergeben. Aber vermutlich ist ihr nach Nathans Antrag genau das klar geworden, was sie Peyton und Brooke als Erklärung liefert: "Isn’t that what it’s all about? If we’re not out there looking for the one we want to be with forever… then what are we doing?" Sie hat in Nathan den Mann fürs Leben gefunden und ist sich dessen so sicher, dass es keinen Grund für sie gibt, nicht zu heiraten. Fast noch berührender als diesen Satz von Haley fand ich das Gespräch von Peyton und Brooke nach der Party, das zeigt, wie erschüttert ihr Glaube an die große Liebe vermutlich auch durch Lucas ist. Gerade Brookes Blick, bevor sie das Thema wechselt, spricht meiner Meinung nach Bände, aber es war auch gut, dass das Thema nicht allzu sehr vertieft wurde. Natürlich haben beide nach gescheiterten Beziehungen Zweifel an ihrer Bindungsfähigkeit und vielleicht auch an der Liebe, aber sie sind immer noch erst siebzehn und haben noch genügend Zeit, den Richtigen zu finden.

I want you.

Dass die überstürzte Ehe von Haley und Nathan nicht bis zum Ende der Serie ohne Probleme auskommen wird, war für mich schon am Ende der ersten Staffel klar. Man kann nicht zwei Siebzehnjährige heiraten lassen und den Eindruck vermitteln, dass so etwas wunderbar funktionieren würde, und auch wenn es etwas früh wäre um die Beziehung derartig zu erschüttern, hätte ich mir gut vorstellen können, dass Nathan sich auf die Stripperin einlässt. Vor allem, da es auch extrem gut vorbereitet war durch Tims kleinen Kommentar "That ring doesn’t erase your past, Nate! Some of us still remember who you used to be." Aber die Autoren spielen nur äußerst kokett mit dieser Versuchung, um dann allen Zweiflern ein Schnippchen zu schlagen und zu zeigen, dass diese junge Ehe doch stärker ist als gedacht. Doch Dan trifft meiner Meinung nach am Schluss der Folge den wunden Punkt, wenn er zu Deb sagt, dass sie einfach abwarten soll, bis die beiden ihre Ehe selbst zerstören, denn wie gesagt: dass Nathan und Haley jetzt glücklich bis ans Ende aller Tage leben, lässt sich einfach nicht mit dem Gesetz der Serie vereinbaren, dass glückliche Paare auf Dauer langweilig sind. Irgendwann muss also ein größeres Problem kommen, doch ich persönlich hoffe, dass es dazu nicht so schnell kommt und es dafür viel mehr der süßen Szenen zwischen Nathan und Haley gibt.

I know I can’t change our past, Lucas. But I’m hoping I can change our future.

Dans wundersame Wandlung zum Gutmenschen nehme ich ihm noch immer nicht ganz ab, vor allem nach dem Manipulationsversuch mit den Bildern gegenüber Lucas. Aber ich muss sagen, dass ich die Vater-Sohn-Szenen schön gemacht fand, vor allem natürlich ganz am Ende als Lucas ihn auf dem Weg zum Haus stützt. Der Zwiespalt, in dem Lucas steckt, kommt in dieser Szene sehr gut zum Vorschein: natürlich kann er die ganzen Jahre nicht vergessen, in denen Dan ihn bestenfalls ignoriert hat, doch wer würde nicht insgeheim hoffen, dass der eigene Vater sich ändern kann? Ich denke, dass die Bilder, die Lucas gefunden hat, entgegen seiner Aussage gegenüber Dan sehr wohl etwas in ihrer Beziehung geändert haben, denn schließlich erfährt Lucas dadurch, dass er seinem Vater nicht völlig egal war und beschließt danach, Dan eine Chance zu geben.

Ein toller Gegensatz dazu war für mich die Szene zwischen Keith und Lucas im Autohaus, denn sie zeigt sehr schön, dass Lucas zu Keith völlig offen sein kann und nicht jede Äußerung hinterfragen muss, da er von Keith nie so verletzt wurde wie von Dan. Wie sehr er Keith als väterlichen Freund schätzt wird für mich auch darin deutlich, dass er Nathan den Job im Autohaus überlässt und das vermutlich weniger wegen des Geldes, sondern damit auch Nathan in den Genuss dieser besonderen Beziehung zu Keith kommt. Es wird spannend sein zu sehen, wie diese getauschten Vater-Sohn-Beziehungen in Zukunft harmonieren oder überhaupt funktionieren werden.

Can’t we at least try to go back the way we were then? – You know, sometimes it’s just better to move on.

Eine Beziehung, die in der nächsten Zeit nicht mehr zur gewohnten Harmonie zurück zu finden scheint, ist die von Karen und Keith. Genau wie in der Schlussphase der ersten Staffel ist es wirklich schade, diese beiden so zerrüttet zu sehen. Zwar ist es immer noch verständlich, dass Keith nicht einfach so tun kann, als wäre nichts passiert, doch dass er sich so völlig von Karen abschotten will ist wirklich schade. Ich kann Karen voll verstehen, dass sie so einen Freund nicht verlieren will, der ihr immer zur Seite stand und für ihren Sohn wie ein Vater ist. Aber ich finde es gut, dass sie zum Schluss vielleicht auch auf Keiths Rat hin endlich anfängt, ihr eigenes Leben zu leben und nicht mehr nur Pläne macht, sondern sich tatsächlich am College einschreibt.

Fazit

Eine absolut gelungene, turbulente Folge, die neben viel Slapstick und lustigen Szenen wirklich wahnsinnig viele schöne Paar-Momente hat, wenn man diesen Begriff etwas weiter fasst und neben Nathan und Haley auch Nathan und Lucas, Lucas und Dan sowie Brooke und Peyton darunter versteht. Die perfekte Mischung aus Witz und Tiefgang – was will man mehr?

Lena Stadelmann - myFanbase

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