Bewertung

Review: #5.09 Stark wie ein Bär

Nach der großen Enthüllung in der vergangenen Folge über Hook und Emmas wahre Absichten geht es nun nahtlos ... über in eine Füllerepisode, in der weder Hook noch Emma zu sehen sind. Stattdessen folgen wir ein weiteres Mal Merida nach DunBroch und erfahren mehr über den Tod ihres Vaters. Dabei kommt es zu einem verblüffenden Wiedersehen mit zwei Charakteren, die bisher unangefochten Platz eins und zwei auf der "Wo sind sie geblieben?"-Hitliste belegt haben: Ruby und Mulan.

Im Fall von Ruby erhalten wir eine Erklärung für ihre längere Abwesenheit: mit der Hilfe von Anton (alias Platz 6 der "Wo sind sie geblieben?"-Hitliste) ist es ihr gelungen, auf dem zerstörten Bohnenfeld (siehe Staffel 2) doch noch eine Zauberbohne zu ziehen, mit der sie dann in die alte Heimat zurückgekehrt ist, um andere Werwölfe zu finden. Das letzte Mal als Ruby mit anderen Werwölfen zusammengetroffen ist, hat sie am Ende ihre eigene Mutter getötet und sich bewusst für ihre nicht-wölfische Familie entschieden. Nun also die Wolfsrolle rückwärts. Prinzipiell ist es durchaus verständlich, dass sich Ruby zuletzt ein wenig fehl am Platz in Storybrooke gefühlt hat, angesichts der Tatsache, dass ihre Freundinnen, vor allem Mary Margaret und Belle, zunehmend heiraten, Kinder bekommen, Geschäfte führen, Flüche aussprechen, etc. Wenn man Ruby und Mary Margaret zusammen sieht, ist das definitiv nicht mehr so wie damals bei ihren Alter Egos Snow White und Red Riding Hood. Inzwischen trennt die beiden Frauen mehr als das sie verbindet, auch wenn sie einander immer noch viel bedeuten. Das kommt in den besten Freundschaften vor. Dadurch, dass wir Ruby aber schon lange nicht mehr gesehen haben und hier nur eine kurze Flashback-Szene zur Erläuterung bekommen, fällt es dennoch schwer, ihre Entscheidung emotional zu erfassen. Es findet keine wirkliche Auseinandersetzung mit diesem großen Schritt statt, den sie da tut, es fällt kein Wort über ihre früheren Erfahrungen mit ihren Artgenossen, es gibt kein Zusammenspiel mit ihrer Großmutter und keine Thematisierung der Tatsache, dass sie womöglich nie wieder zurück nach Storybrooke gelangen wird. Wir sehen nur diese eine Szene, die uns schnell eine Erklärung liefert - so einehmend wie eine Postwurfendung. Über die Geschichte mit der einzelnen Bohne, die noch auf dem zerstörten Feld wachsen konnte, sollte man am besten komplett den Mantel des Schweigens hüllen. Das ist eine ganz simple "Oh, das trifft sich ja wunderbar"-Storymaßnahme.

Erfolgreich war Rubys Suche nach den anderen ihrer Art bisher nicht, stattdessen ist sie in die Fänge der namenlosen Hexe geraten und wurde von ihr zum Wachwolf gemacht - jene Hexe, die einige Episoden zuvor mit ihrer Abwesenheit geglänzt und so Merida und Belle die Möglichkeit gegeben hat, sich völlig ungestört bei ihr zu bedienen. Wo war Ruby da eigentlich? Wozu hält man sich einen tierischen Wächter, wenn er, sobald er mal gebraucht wird, nicht zu sehen ist? Freilich lässt die Tatsache, dass die Hexe gar nichts Böses wollte, sondern Meridas Führungsqualitäten getestet und die junge Königin anschließend belohnt hat, vermuten, dass die Hexe einige Tage zuvor absichtlich "nicht zu Hause war", damit Merida das Königreich DunBroch zurückerobert. Dieses positive Verhalten steht allerdings in starkem Kontrast zu dem Umstand, dass sie Ruby versklavt hat. Als durchschaubar kann man diese Hexe wahrlich nicht bezeichnen.

Dafür durchschauen wir ein weiteres Mal unseren Lieblingskönig Arthur. Er war es, der Meridas Vater Fergus getötet und damit eine weitere Schandtat bei seinem Streben danach, Exkalibur zu vervollständigen, begangen hat. Fergus war ihm dabei völlig egal, er wollte nur an den Helm gelangen, den die Hexe dem König gegeben hat und der andere Menschen zwingt, dem Träger in jede Schlacht zu folgen. Ein solches magisches Utensil passt perfekt zu Arthur, der sein Königreich und seine Ehe auch nur mit magischem Sand zusammenhält. Er ist ein Betrüger und Blender, der kaum noch etwas anderes als Verzweiflung und Erbärmlichkeit ausstrahlt. Meridas Wunsch, sich an Arthur zu rächen, dürfte wohl der Grund sein, warum sie nach Camelot zurückgekehrt und am Ende ebenfalls in Storybrooke gelandet ist.

Dann wäre da noch Mulan. Bezüglich ihrer jüngeren Vergangenheit erhalten wir keine Erklärungen. Es wird mit keinem Wort erwähnt, wieso und unter welchen Umständen sie sich von Robin Hood und Co. getrennt hat. Wir müssen uns damit zufrieden geben, dass sie wohl ihrem gebrochenen Herzen auf Abwege gefolgt ist. Wir sehen Mulan auch zwei Jahre zuvor als Meridas Ausbilderin, was wohl vor ihrer Begegnung mit Prinz Phillip war. Vielleicht geht es nur mir so, aber ich empfand diese kaum jüngere Mulan gerade im Vergleich zu der Mulan, auf die Belle dann wenig später trifft und mit der sie Phillip erlöst, als viel unbeschwerter und freundlicher. Hatte der Tod von Fergus auch Auswirkungen auf sie oder ist da einfach ein Bruch in der Art ihrer Darstellung? Vielleicht muss ich mir auch einfach nur die zweite Staffel noch einmal ansehen.

Am Ende dieser Folge tut sich Mulan mit Ruby zusammen, um ihre persönliche Krise hinter sich zu lassen – was genau das ist, was sie als Teil von Robins Gesellenbande tun wollte. Hoffen wir mal, dass es diesmal besser klappt. Es gibt bereits Spekulationen, dass sich Mulan und Ruby ineinander verlieben und ein Paar werden könnten. Ich fände das so schlecht nicht. Auf diese Weise könnte man diesen beiden Charakteren ein Happy End geben und ihre Storylines zumindest ansatzweise zu einem zufriedenstellenden Ende führen.

Dass diese Folge zufrieden zurücklässt, kann man nicht unbedingt behaupten. Füllerepisoden können durchaus unterhaltsam und eine nette Verschnaufpause sein, aber in diesem Fall haben wir es mit einer Episode zu tun, in der wieder zu viele halbdurchdachte und alibimäßige Ideen zum Einsatz kommen. Die Autoren lösen das Versprechen, Ruby und Mulan mal wieder zu zeigen, ohne viel Substanz und Liebe zum Detail ein. Die Hauptcharaktere, allen voran Emma, Hook und Regina, können nicht gleichwertig ersetzt werden, nicht einmal für 45 Minuten. Letztlich empfand ich diese Folge über weite Strecken als langweilig, was mir bei "Once Upon a Time" höchst selten passiert.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Once Upon a Time" ansehen:


Vorherige Review:
#5.08 Erben der Finsternis
Alle ReviewsNächste Review:
#5.10 All die Dunklen

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Once Upon a Time" über die Folge #5.09 Stark wie ein Bär diskutieren.