Bewertung

Review: #5.02 Die Tribute des Lebens

Diese Folge war schmerzhaft. Natürlich nicht im körperlichen Sinne, schließlich wurde ich nicht in einen Baum verwandelt, mit einem Schwert niedergestreckt oder von einer fliegenden Furie durch die Luft gezerrt, aber schmerzhaft auf emotionaler Ebene. Es ist wirklich nicht leicht, mitanzusehen, wie Regina von allen als Retterin gefeiert wird und die Liebe und Unterstützung ihrer Familie und Freunde erfährt, während Emma ausgeschlossen voller Dunkelheit in eben selbiger draußen steht, völlig allein mit einem imaginären Rumpelstilzchen, der weiterhin das Böse in ihr personifiziert. Versteht mich nicht falsch, ich finde es gut, wie sich Regina entwickelt hat und mochte sie noch nie lieber als jetzt, mir wäre es allerdings wesentlich angenehmer, sie und Emma wären gemeinsam ein glücklicher und heldenhafter Teil der Gemeinschaft von Storybrooke. Dass Regina, die vor nicht allzu langer Zeit ganze Dörfer niedergemetzelt hat, woran uns diese Folge auch noch mal erinnert, jetzt fast alles hat, was sie immer wollte, während Emma, die schon so viele Opfer für andere bringen musste, nun am finstersten Punkt angekommen ist, fühlt sich nicht gerade fair an. Ich kann Regina als Heldin akzeptieren, aber nicht, wenn dies auf Kosten von Emma geschieht.

Goldmarie & Pechmarie

Wer aktuell die Goldmarie und wer die Pechmarie ist, liegt auf der Hand. Die ehemalige Böse Königin wird als neue Retterin anerkannt, die vorherige Retterin gilt als der Feind. Das ist eine Situation, die natürlich sehr viel Spannung besitzt und den Darstellern die Möglichkeit bietet, ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Jennifer Morrison merkt man förmlich an, dass es ihr Spaß macht, jetzt mal der Bösewicht sein zu dürfen. Sie spielt Dark Swan wirklich gut. Nichtdestotrotz macht mir diese Storyline keine Freude, was ich schon nach dem Staffelfinale befürchtet habe. Kennt ihr das Gefühl, dass eine Geschichte zwar unter objektiven Gesichtspunkten gute Ansätze hat, aber euch dennoch persönlich nicht behagt? So geht es mir mit der Dark-Swan-Thematik mehr und mehr.

Darauf, wie Emma den Kampf gegen die Dunkelheit verloren hat, geben uns die Flashbacks dieser Folge erste Hinweise. Wir sehen, wie Emma schwarze Magie anwenden muss, um den schwerverletzten Robin Hood zu retten, auf Reginas verzweifeltem Flehen hin. Alle wussten, dass dies für Emma so wäre, als würde ein Alkoholiker ein Glas Wodka zu trinken bekommen, und haben es zugelassen. Ich hege momentan die Vermutung, dass dies in den sechs Wochen in Camelot wiederholt geschehen ist, dass Emma immer wieder gezwungen war, dunkle Magie anzuwenden, um Probleme zu lösen und Leben zu retten, bis es schließlich zum Kollaps führte. Das würde auch erklären, warum Emma allen (außer Henry) die Schuld gibt.

Auch hier möchte ich anmerken, dass es natürlich verständlich ist, dass Regina um Robins Leben gefleht hat. Andererseits komme ich nicht umhin, die Szene, in der Emma Robin heilt, mit der Szene zu vergleichen, in der Regina, David, Mary Margaret und Leroy zusammen Hand in Hand (im wahrsten Sinne des Wortes) die Furie vertreiben und so (abermals) Robins Leben retten. Hätte es Emma vielleicht geholfen, wenn sie solche Unterstützung auch bekommen hätte? Keine Ahnung, aber es wurde nicht einmal versucht. Wie so oft musste Emma es einfach irgendwie packen, weil sie es vermeintlich kann. Die Geschichte ihres Lebens.

Familiäre Ohnmacht

Über Mary Margaret und David könnte ich mich mal wieder aufregen. Nicht zum ersten Mal. Die aktuelle Situation ist eigentlich wie geschaffen dafür, dass die beiden wirklich das Richtige für ihre Tochter tun, wirklich um sie kämpfen, aber davon sehen wir im Moment noch sehr wenig. Sie sind viel mehr für Regina da, als für ihre Tochter. Mary Margaret und David haben immer noch diese "Emma schafft das schon. Sie ist gut. Sie ist die Retterin"-Einstellung, die natürlich recht bequem ist. Emma war noch nicht geboren, da haben Mary Margaret und David schon versucht, den einfachen Weg zu gehen und Emma zur Heldin zu machen, statt sich dem Ungewissen zu stellen, vor dem alle Eltern stehen. Irgendwie haben sie bisher nie so richtig mit dieser Art der Verdrängung aufgehört.

Es gab schon wirklich schöne Momente der Annäherung zwischen Emma und ihren Eltern, die ich immer sehr genossen habe, und die drei Charmings haben bereits mehrfach Seite an Seite gekämpft, aber so richtig um Emma gekämpft, um ihr Glück, haben Mary Margaret und David noch nicht. Ich hoffe, wir sehen in den nächsten Episoden mehr davon, dass sich Mary Margaret und David wirklich mit dem auseinandersetzen, was gerade mit ihrer Tochter geschieht, dies zu ihrer obersten Priorität machen und nach Lösungen suchen. Das scheinen sie in Camelot ja mal wieder nicht ausreichend getan zu haben.

Freunde aus Camelot

Wie sich herausstellt, ist halb Camelot mit nach Storybrooke gebracht worden. Nach den Eindrücken dieser Folge traue ich König Arthur und seiner Braut Guinevere auch nur so weit, wie ich den Stein mit Exkalibur darin werfen kann. Für das Ziel, das sagenhafte Schwert wieder zu vervollständigen, scheinen die beiden auch bereit zu sein, über Leichen zu gehen. Vor allem Guinevere hinterlässt den Eindruck, dass sie ihren Mann entsprechend lenkt.

Akte X: Kuss der wahren Liebe

Das Thema Kuss der wahren Liebe kommt wieder auf. Warum funktioniert er mal perfekt und mal gar nicht? Eine mögliche Antwort ist natürlich, dass es sich in einigen Fällen schlichtweg gar nicht um wahre Liebe handelt, Belle liefert uns aber noch eine andere Erklärung: der Kuss der wahren Liebe kann nur dann einen Fluch brechen, wenn beide es wollen. Beim Schlaffluch z.B. ist das naturgemäß der Fall. Der Verfluchte will erweckt werden. Bei der Existenz als der Dunkle verhält es sich schon anders. Rumpelstilzchen hat Belles Kuss damals gestoppt, weil er seine Macht nicht verlieren wollte, und Emma befindet sich derzeit an einem Punkt, an dem sie sich auch nicht "wachküssen" lassen will. Im Prinzip ist es ganz logisch: ein wahrer Kuss darf nicht einseitig sein und das kann er auch dann sein, wenn beide sich lieben, aber unterschiedliche Wünsche haben.

Fazit

Dies ist definitiv keine schlechte Folge, aber eine, die emotional wehtut - und es scheint noch weit schlimmer zu werden, bevor es (hoffentlich) wieder besser wird. Da haben sich die Autoren eine Story ausgedacht, die viel Potential hat, einschließlich des Potentials, gehasst zu werden.

Maret Hosemann - myFanbase

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