Interview mit Jonathan Murphy

April 2008 | Wir hatten die Möglichkeit ein Interview mit Jonathan Murphy zu führen, der in "October Road" die Rolle des Ronny Garrett spielt, dem kleinen Bruder von Hauptcharakter Nick Garrett. Jonathan berichtet über seine Entscheidung Schauspieler zu werden, seine Zeit bei "October Road", seine neuen Projekte und vieles mehr.

Wie immer stellen wir euch auch das Originalinterview zur Verfügung. Ihr findet es hier.

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1. Du bist sehr interessiert am Theaterspielen, sogar an Musicals. Welches Broadway-Stück ist dein Traumstück, um darin mitzuwirken? In welchen Stücken hast du an der Schule und am Casa Manana-Theater mitgespielt? Waren es eher klassische oder moderne Stücke?

Hätte ich eine bessere Singstimme, würde ich zu dunklen Sachen tendieren. Wenn ich mir ein Musical aussuchen müsste, dann wäre das "Jekyll und Hyde", aber dazu wird es wohl nicht kommen... glaubt mir, ihr wollt mich nicht singen hören.

In der Schule habe ich in allen Theaterstücken mitgewirkt, in denen es möglich war, aber ich würde sagen, meine Lieblingsrolle war die des Alan in "Equus". Es war eine sehr lehrreiche Erfahrung für mich und die erste richtige Hauptrolle, die ich hatte... Leider habe ich noch kein klassisches Stück gespielt, aber das heißt nicht, dass ich das nicht sehr gern tun würde... Shakespeare wäre eine wirklich großartige Erfahrung, da bin ich sicher... "A Midsummer Nights Dream" oder "Twelfth Night" und sogar der Versuch etwas von Tennesee Williams in Angriff zu nehmen, wäre eine Herausforderung, die ich sehr begrüßen würde.

2. Du nennst deine Berufsbezeichnung als Schauspieler für TV und Film "Fr-actor", weil man vor der Kamera nur Fragmente des Gesamtwerks spielt. Liebst du am Theater vor allem das chronologische Durchspielen eines Stückes oder ist es auch die direkte Publikumsreaktion? Wie viel von der Publikumsreaktion auf "October Road" bekommst du mit?

Ich denke, die Frage ist hier gleichzeitig die Antwort. Im Theater hat man eine durchgängige Linie, es geht von A nach B, und falls sich dabei von einer Nacht auf die andere mal etwas unterscheidet, akzeptiert man es einfach und macht weiter. Beim Theater hat man die einzigartige Möglichkeit, einen Moment so zu leben, wie er an dem Tag gerade ist. An einem Tag ist man wütend, am anderen traurig, diese Emotionen sind da und lassen ein und dieselbe Szene an verschiedenen Abenden unterschiedlich wirken. Ich denke, das beeinflusst den gesamten Rest der Aufführung. Du wirfst einen Kieselstein ins Wasser, und die Wellen sehen jeden Abend anders aus, das ist die Schönheit des Theaters.

Die Publikumsreaktion wirkt sich auf die Energie aus. Beim TV gibt es kein Publikum, solange du keine halbstündige Live-Sitcom drehst, insofern muss man da mehr oder weniger zwischenspeichern, im Theater dagegen versorgt dich die Energie des Publikums. Wenn ein Moment sehr heftig ist, kannst du fühlen, wie alle ihren Atem anhalten, oder wenn alle bei einer Komödie in Gelächter ausbrechen, das füllt automatisch Benzin in den Tank.

3. Als deine Karriere begann, studiertest du gerade an der Uni. Was war dein Studiengang und was wolltest du beruflich machen, wenn du nicht Schauspieler geworden wärst?

Ich habe Radio/TV/Film studiert, als ich die Uni verlassen habe, ich war aber auch am Schreiben interessiert. Es ist schwierig, hier zu sitzen und darüber nachzudenken, was ich machen würde, wenn ich nicht schauspielern würde, in der Regel fällt mir nichts ein. Dennoch bin ich sicher, es wäre etwas im Produktionsbereich. Ich liebe den Arbeitsablauf beim Film so sehr, und es gibt so viele Aspekte, die mich faszinieren, dass ich jedes Mal, wenn ich das Set betrete, noch Neues entdecke. Dies ist eine Möglichkeit, die ich hoffentlich eines Tages noch erkunden werde: Produzieren und Regie führen... denn sie erzählen die Geschichte auch, nur aus einer anderen Perspektive.

4. Wann und warum hast du dich entschieden, Schauspieler zu werden?

Ich weiß nicht, ob es ein spezieller Moment war, wo ich sagte "Ich will schauspielern". Es war eine Entwicklung bei mir, ich glaube, intuitiv wollte ich immer etwas darstellen, und dies hat sich dann schließlich in der Schauspielerei manifestiert, wahrscheinlich als ich 17 oder 18 war.

Seit ich klein war, habe ich gerne Dinge imitiert oder parodiert, daher denke ich nicht, dass ich jemals bewusst entschieden habe, Schauspieler zu werden. Irgendwann hat mich etwas gepackt und mir gesagt: "Dies ist, was du gerne machen würdest, so kannst du es machen... und dafür bezahlt werden." Es gibt immer noch Tage, wo ich mich nicht so fühle, als sei ich Schauspieler, aber die Tage, an denen es sich doch so anfühlt, beginnen gegenüber den anderen zu überwiegen. Es ist großes Glück, so wie wenn man das goldene Ticket findet, wenn dir klar wird, dass du genau da bist, wo du gerne sein möchtest und das machst, was du machen möchtest.

5. Nach deiner ersten Rolle in "Reich und schön" hattest du einige Monate kein Engagement. Gab es da Zeiten, wo du den Schauspielberuf an den Nagel hängen wolltest?

Es gibt immer noch Zeiten, wo ich aufgeben möchte. Der härteste Teil dieses Jobs ist zu realisieren, dass du niemals weißt, was als nächstes passiert, und das ist beängstigend. Manchmal hast du fünf Vorsprechtermine in einer Woche und denkst: "Eines davon habe ich", aber wenn es dann nicht so kommt, ist das hart. Ich denke, jeder Darsteller muss eine gewisse "Taubheit" gegenüber manchen Dingen haben. Du musst in der Lage sein, dich damit zufrieden geben zu können, dass dein Bestes zu geben manchmal alles ist, was dir am Ende übrig bleibt. Einen bezahlten Schauspieljob bekommt man nur selten. Es gibt so viele Leute da draußen, die das machen würden, was ich mache, aber letztlich ist es die Fähigkeit, die schwierigen Zeiten zu überstehen, die dich auf die andere Seite bringen. Ich glaube ganz stark daran, dass nichts ohne Grund geschieht... und an den Tagen, wenn ich nicht gut drauf bin, versuche ich etwas zu finden, für das es sich lohnt, weiterzumachen... aber es ist nicht leicht, es ist immer noch hart, und ich bin nicht sicher, dass die Selbstzweifel jemals weggehen werden. Es ist die Fähigkeit damit umzugehen, die dich anspornt durchzuhalten und den Kopf hoch zu halten.

6. Du wirst in dem Drama "Broken Windows" und der Komödie "Ready or not" zu sehen sein. Die Dreharbeiten zu deinem dritten Film "Scribble" haben im Februar begonnen. Was kannst du uns über diese Projekte erzählen?

"Broken Windows" ist ein Drama, in dem die Leben verschiedener Leute auf eine Art miteinander verbunden sind, von der sie nichts wissen, bis sie schließlich bei einer Feier anlässlich meines verstorbenen Großvaters aufeinander treffen. Der Charakter, den ich spiele, Nate, ist eine Art staunende Seele. Er hat starke Gefühle für ein Mädchen, das er schon sein ganzes Leben lang kennt, findet aber keinen Weg, sie dies wissen zu lassen. Es ist ein sehr berührender Film, der die inneren Prozesse verschiedenster Leute untersucht. Ein Projekt, auf das ich sehr stolz bin.

"Ready or Not" ist eine Geschichte über vier Kumpels, die aufgrund eines vermasselten Junggesellenabschieds durch "eine mexikanische Hölle" gehen, um pünktlich zur Hochzeit erscheinen zu können. Ich spiele einen Charakter namens Dean, der im Laufe der Geschichte die Stimme der Vernunft zu sein scheint, jemand, der ständig an die Gefahren des Unterfangens erinnert. Allerdings verliebt er sich in eine mexikanische Schönheit, und so sehr er sich auch dagegen wehrt, wird sie seine erste große Liebe. Es gibt viele Stellen zum Lachen in diesem Film, und ich freue mich sehr darauf, dass die Leute diese witzige Seite von mir selbst durch diesen Charakter sehen werden. Es sollte viel Spaß machen, sich diesen Film anzusehen.

Und abschließend, "Scribble" handelt von Autoren aus allen verschiedenen Gesellschaftsschichten, die sich wöchentlich in einer Autorengruppe treffen. Zu Anfang sind sie "Einer für alle und alle für einen", aber als einer von ihnen plötzlich Erfolg hat, ändern sich die Dinge sehr schnell und der wahre Geist dieser Leute wird enthüllt. Mein Charakter, Henry, ist sozusagen der Erzähler des Films. Er ist ein Autor, der weder mit seiner Karriere voran kommt, noch damit, seiner Angebeteten, Hannah, zu sagen, was er für sie empfindet. Dieser Film hat so ziemlich von allem etwas, Drama, Komödie und dem persönlichen Kampf, den so viele Leute durchmachen müssen. Wir beginnen mit den Dreharbeiten diesen Sommer in LA.

7. Welchen Effekt hatte der Autorenstreik auf dich und deine Arbeit?

Der Streik war krass, zum Glück sind wir mit all unseren Episoden fertig geworden, aber im Anschluss daran wurde alles zu einem Geduldsspiel. Es gibt nichts schlimmeres, als wenn dein Schicksal über deinen Kopf hinweg entschieden wird und du nichts anderes tun kannst, als abzuwarten. Ich bin froh, dass sich alles geklärt hat, aber es ist noch zu früh, um sagen zu können, ob sich die Anstrengungen gelohnt haben. Hoffentlich haben die Schauspieler aus der Erfahrung gelernt und erleiden nicht dasselbe Schicksal.

8. Dein "October Road"-Charakter Ronnie ist ein extrem liebenswerter, offenherziger, optimistischer junger Mann. Wie viel von Jonathan steckt in Ronnie?

Ich betrachte es so, dass in jedem der Charaktere, die ich spiele, etwas von mir selbst drin steckt. Mein Gesicht, meine Mimik, meine Gesten bilden den Filter, durch den Ronnie ins Leben gerufen wird. Ohne mich existiert er nicht, insofern steckt natürlich etwas von mir in ihm. Bezüglich dessen, was er tut und wie er spricht... darin unterscheiden wir uns. Ich glaube nicht, dass ich gerne einen Charakter spielen würde, der meinen Empfindlichkeiten sehr ähnlich ist. Für mich liegt der Spaß darin, dass man jemanden zwischen den Ausrufen "Action" und "Cut" bewohnen kann. Ich selbst bin ich jeden Tag, aber wenn ich die Chance bekomme, jemand komplett anderes zu sein, dann habe ich jede Freiheit der Welt auf eine andere Art zu denken und handeln, denn niemand kann mir vorschreiben, was in Ordnung ist und was nicht. Das ist das Wundervolle daran, dass er mein Charakter ist.

9. Bryan und du wirken als Brüder in "October Road" sehr glaubhaft. Hast du selbst einen Bruder? Wie beurteilst du die Situation zwischen den Brüdern und Aubrey?

Ich habe einen älteren Bruder, daher ist dies eine ganz natürliche Konstellation für mich. Betrachtet man die Situation, dass zwei Brüder mit dem gleichen Mädchen zusammen sein wollen, ganz ehrlich... das ist schon merkwürdig. Nimmt man die Nick/Ronnie-Perspektive, so denke ich, dass Nick alles ein wenig unangenehm wird, aber da er weiß, für wen sein Herz schlägt, glaube ich, dass er sich irgendwann sehr darüber freuen können wird, dass sein kleiner Bruder jemanden gefunden hat, bei dem er sich so fühlen kann, wie Nick bei Hannah. Ich denke, er würde sich für Ronnie freuen, aber am Anfang wäre es doch eine peinliche Situation. Ich wäre sehr interessiert daran, zu sehen, wie der Commander mit der Angelegenheit umgeht, das ist eine spannende Perspektive.

10. "October Road" ist eine Dramaserie, du hast aber auch schon diverse Nebenrollen in Krimi-Serien gespielt. Welches Genre liegt dir am meisten?

Es hat noch keinen Job gegeben, den ich nicht genossen hätte, ob das Krimi, Drama, Komödien oder sonst was war. Ich glaube, dabei geht's nicht so sehr um Typ oder Genre einer Show, als vielmehr um den Charakter an sich. Wenn es einen guten Charakter gibt, dann ist es nicht so wichtig, in welchem Genre er ist... eine interessante Person ist eine interessante Person. Gerade habe ich in einer Episode von "Ghost Whisperer" einen Geist gespielt... stellt euch nur mal die Möglichkeiten vor, die in diesem Gebiet liegen... Mir kommt es auf den Charakter an, in welchem Genre er steckt, macht für mich keinen Unterschied.

11. Du hast mehrfach erzählt, dass die "October Road"-Crew wie eine Familie zusammengewachsen ist. Gibt es lustige Erlebnisse am Set, von denen du uns erzählen kannst?

Ich sag es mal so, wir sitzen viel herum und quatschen über Gott-weiß-was. Lustige Sachen passieren ständig, Witze, Streiche, verrückte Geschichten. Es ist zu vergleichen mit einem wöchentlichen großen Familientreffen. Sagen wir so, ich könnte in Schwierigkeiten kommen, wenn ich euch die einzelnen Stories erzählen würde. Es ist eine großartige Gruppe und man kann immer schön sagen, dass man "arbeitet", wenn man da ist.

12. Es steht noch nicht fest, ob "October Road" eine dritte Staffel bekommt. Glaubst du, die Serie hat gute Chancen?

Im Moment denke ich schon, dass sie die hat, vor allem deshalb, da sie noch nicht abgesetzt wurde. Ich meine, "Carpoolers" wurde bereits abgesetzt, sie haben keine Chance mehr, wir haben sie noch.

Dieses Geschäft ist manchmal das große Spiel des "King of the Hill" und in diesem Fall bin ich nur ein kleiner Zuschauer, der darauf wartet zu sehen, wer am Ende ganz oben steht, wenn alles entschieden ist. Wir haben eine tolle Fangemeinde und wenn es nach ihnen ginge, dann wären wir jetzt schon wieder mit den Dreharbeiten beschäftigt, aber leider spielen Dinge wie Einschaltquoten, Sendeplätze, Budget, etc eine große Rolle... daher müssen wir momentan abwarten, was passiert... Ich hoffe allerdings das Beste.

13. Wissen Cast & Crew von "October Road", wer Sams richtiger Vater ist?

Falls wir es wissen, verraten wir es nicht...

14. myFanbase ist ein Online Magazin über TV-Serien, hast du eine Lieblingsserie?

Ich bin ein wenig langweilig… Ich mag die meisten Shows auf dem Discovery- und dem Bravo-Kanal (Anm.: ein Sender, der auf Kunst, Filme und TV spezialisiert ist), solche Sachen halt. Ich mag "Ghost Hunters" und "Top Chef". Ich bin natürlich auch ein großer Fan von "Inside the Actor's Studio", aber die meiste Zeit, in der der Fernseher eingeschaltet ist, laufen Sportsendungen. Aber ich kann noch sagen, ich mag "Big Love" und "Weeds", dies sind wahrscheinlich meine Lieblingsserien, die ein Drehbuch haben.

Zum Schluss möchte ich noch sagen: Danke an euch alle, die ihr jede Woche einschaltet und Spaß an dem habt, was wir tun. Ohne euch würde es uns nicht geben... also, danke.

Nicole Oebel - myFanbase