Bewertung

Review: #3.01 Mein Leben ohne Dich

Los geht es mit der neuen Staffel von "Nashville" und wir erfahren gleich zum Auftakt endlich Raynas Entscheidung über den künftigen Mann an ihrer Seite, aber wird es auch wirklich dabei bleiben? Ein nicht ganz unerwarteter Twist in Sachen Juliette, die Konsequenzen aus Wills Outing und ein unerwarteter Road Trip zu Dritt sind die weiteren Zutaten einer äußerst kurzweiligen Episode, die ganz nebenbei auch noch mit einem interessanten Musikkonzept insbesondere die US-Zuschauer überraschen kann.

12 hours earlier

Der inzwischen recht oft strapazierte, dramaturgische Effekt mit einem Zeitsprung wenige Stunden zurück ließ mich kurz etwas zusammenzucken, aber rückblickend betrachtet, machte das ganze doch Sinn und die Spannung, für wen sich Rayna wohl entscheiden wird, konnte damit bis zum Schluss aufrecht erhalten werden. Zwischendurch wurden bereits immer wieder kleine Hinweise platziert, die den Ausgang vermuten ließen, nur um mit dem nächsten Teaser wieder in die entgegengesetzte Richtung umzuschlagen. Letzten Endes hat also Luke das Rennen gemacht und auch das ist für mich im Nachhinein eigentlich die logischste, wenn auch nicht von mir bevorzugte Entscheidung. Das Drama ist doch ungleich höher, wenn Rayna eine vermeintlich vernünftige Entscheidung zugunsten von Luke trifft, der ihr mehr Sicherheit und Zuverlässigkeit bietet, während Deacon nun mit Ansehen muss, wie die Liebe seine Lebens erneut in den Armen eines anderen landet. Auch in Bezug auf Maddie entsteht hier zusätzliches Konfliktpotential, da sie am Liebsten eine Vereinigung ihrer leiblichen Eltern sehen würde und nun mit Daddy Nummer drei zurechtkommen muss. Aber Deacon wird sicher auf Maddie zählen können und ich kann nur hoffen, dass er sie jetzt nicht von sich stoßen wird, weil sie ihn ständig an Rayna erinnern wird. Grundsätzlich wird hier aber das letzte Wort bestimmt noch nicht gesprochen sein. Immerhin befinden wir uns in einer Drama Primetime Soap und der letzte Blick von Rayna ließ sie nun wirklich alles andere als eine strahlende und über ihre Entscheidung vollends glückliche, künftige Braut aussehen. Sie scheint mir eine vernünftige Entscheidung getroffen zu haben, aber keine, die aus ihrem tiefsten Herzen kommt.

In diesem Zusammenhang gefiel es mir übrigens gut, wie es gelungen ist, Maddie in Verbindung mit Teddy nicht wieder nur den rebellischen Teenager spielen zu lassen. Sie zeigt überraschende Reife, indem sie eben gerade nicht mit Teddy darüber sprechen will, dass sie sich Deacon an der Seite ihrer Mutter wünscht und genauso reif ist ihre Entschuldigung bei Teddy. Der muss sich hinter all dem aber auch nicht verstecken und weiß mit dem Besuch im Bluebird bei Deacons Auftritt auch seine Tochter zu überraschen. Für Teddy scheint Deacon offenbar kein Feindbild mehr zu sein. Eine Entwicklung, die mir gefällt, denn auf Dauer muss man sich für Teddy auch endlich eine andere Aufgabe suchen, als ihn lediglich als Antagonisten zu Deacon zu positionieren. Diese Rolle hat inzwischen ja schon Luke eingenommen.

"You know Scarlett, I never thought I deserved you. I always thought a better man would come along."

Zitat Avery. Auftritt Gunnar. Ein Zufall? Ich glaube das ehrlich gesagt nicht. Schon zum Ende der letzten Staffel konnte man zeitweise nicht nur das Gefühl haben, dass Gunnar und Scarlett sich wieder aufeinander zubewegen, sondern auch, dass Gunnar vielleicht wieder ein größeres Interesse an ihr haben wird. Das bestätigt sich ja auch, indem er spontan zu Scarlett und Avery ins Auto steigt, mit dem Ziel, sie vom Wegzug aus Nashville abzuhalten. Diese Mission hatte zumindest schon einmal Erfolg, auch wenn zuvor noch ein äußerst unterhaltsamer, mal lustiger, trotz Alkohol auch tiefsinniger und am Ende mit der Flucht aus der Bar schon Slapstick-artiger Roadtrip absolviert werden musste. Roadtrips sind wie schon der oben angesprochene Zeitsprung sicher kein Ausbruch hoher Innovationen in der Dramaturgie, aber auch dieses Element hat für sich gesehen sehr gut funktioniert und das nicht zuletzt aufgrund der inzwischen (wieder) so guten Harmonie dieser drei Charaktere untereinander. Die bei Avery schon in Staffel zwei vollzogene 180-Grad-Wende seiner Figur hin zum Sympathieträger, sowie seine inzwischen freundschaftliche Verbundenheit zu Gunnar und Scarlett wirkt einfach echt und ich finde, echte Freundschaften gibt es in "Nashville“ ohnehin nicht allzu viele. Da macht es einfach Spaß zuzusehen und gute Geschichten lassen sich auch erzählen, ohne dass gleich wieder ein Beziehungsdrama strapaziert werden muss. Scarlett hat sich also, wenig überraschend, um entschieden und man wird nun sehen müssen, was das für Auswirkungen auf die Paarung aus Gunnar und Zoey haben wird.

Averys betrunkener Zustand rührte ja von Juliettes Seitensprung mit Jeff her. Deren verzweifelte Versuche, ihn wieder zurückzugewinnen scheiterten bisher jedoch kläglich, führten aber auch zu einer Situation, die sie zu einer Höchstleistung in Sachen Gesang brachten. Ihr gefühlvoller, von Herzschmerz geprägter Auftritt beim Casting zum Biopic von Patsy Cline hat auf jeden Fall nicht nur das Casting-Team, sondern auch mich absolut begeistert. Ansonsten hat sie auf ihre typisch eigene Art, dem armen Avery kaum Luft zum Atmen gegeben. Es ist ja durchaus verständlich, dass sie ihren Fehler bereut und Avery um Verzeihung bittet, aber er ist es, der mit dem Seitensprung leben lernen muss und das braucht nun einmal Zeit. So ist Juliettes Auftreten natürlich auch ein Ausdruck ihrer Unsicherheit und Unerfahrenheit in Sachen echter Beziehung. Die Annäherung an Avery wird mit der nun offenbarten Schwangerschaft nochmals erschwert, denn es wird ihm selbstverständlich klar werden, dass neben ihm auch Jeff Fordham als Vater in Betracht kommt.

Juliettes Schwangerschaft an sich wusste dagegen nicht allzu sehr zu überraschen. Da musste man nicht einmal die üblichen Spoiler-lastigen Serienseiten im Internet vermeiden, um zu erfahren, dass Hayden Panettiere auch im wahren Leben schwanger ist. Daher war eigentlich auch naheliegend, wie das wohl in die Serie eingebaut werden wird. Gut war jedenfalls die Entscheidung, dies gleich im Staffelauftakt zu verkünden. Es war doch schon während der Folge ziemlich offensichtlich, dass Hayden etwas fülliger wirkte und dass auch entweder die Einstellungen mit ihr geschickt gefilmt wurden oder sie dunkle, kaschierende Kleidung trug. Die nun dargebotene Storyline mit der ungeklärten Vaterschaft bewegt sich natürlich auch wieder im Soap-Gefilde, aber ich lasse mich doch gerne positiv überraschen, dass das interessant genug umgesetzt werden wird.

"We gotta do the show."

Getreu nach diesem Motto versucht Will, sein vermeintlich glückliches Eheleben mit Layla in der Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten. Ihm war anfangs offenbar gar nicht bewusst, wie sehr er Layla mit seinem Outing verletzt hat. Layla ist tatsächlich in Will verliebt und damit fällt es ihr verständlicherweise auch schwer, weiter so zu tun, als liefe ihre Ehe harmonisch und liebevoll. Und das alles schon gar nicht vor der Kamera ihrer gemeinsamen Real-Life-Show. Immerhin hat es Will nach einem Gespräch mit Layla dann auch verstanden, dass es nicht so weiter gehen kann und eine Scheidung der einzige richtige Weg ist, um kein unglückliches Leben führen zu müssen. Doch die Aufnahmen des Outings mit der versteckten Kamera des Filmteams könnten den beiden noch einen Strich durch die Rechnung machen. Je nach Verwendung könnten diese den Karrieren der beiden enorm schaden und ihr Ruhm könnte schneller verblassen, als er begonnen hat. Wie es mit dieser Geschichte nun weiter gehen wird, kann ich mir noch nicht so ganz vorstellen. Wird das Filmteam die beiden weiter unter Druck setzen? Mit einem Bekanntwerden in der Öffentlichkeit könnten die Tage von Layla in "Nashville" ansonsten gezählt sein, weil mir momentan einfach die Perspektive für eine sinnvolle Story für sie fehlt.

Ein weiterer Aspekt machte den Staffelauftakt unabhängig von den erzählten Geschichten auch noch interessant. Die im Bluebird Café spielenden Auftritte von Will und Deacon wurden nämlich eben so live in die Episode eingespielt wie der von Charles Esten unterstütze Auftritt des vor allem in den USA sehr erfolgreichen Country Duos Florida Georgia Line mit ihrer aktuellen Single "Dirt“ im Folgenabspann. Letzterer geriet mir gerade wegen des namhaften Acts fast schon ein wenig kurz, während den Auftritten von Will und Deacon immerhin jeweils rund zweieinhalb Minuten eingeräumt wurde. Auf jeden Fall war das eine tolle Idee, die in ihrer Umsetzung rundum gelungen ist. Sowohl die Stimmen der Künstler als auch die Einbindung in die Folge konnten überzeugen. Für die beteiligten Sänger bedeutete das aber auch doppelte Arbeit, denn aufgrund der verschiedenen Zeitzonen in den USA wurden die Auftritte je einmal live zur Ausstrahlung an Ost- und Westküste fällig. Meinen Respekt an alle Beteiligten, die das Risiko eines Live-Auftritts eingegangen sind.

Fazit

Der Staffelauftakt bot kurzweilige Unterhaltung mit einer Vielzahl an interessanten Geschichten, die zugleich Einiges an Konfliktpotential für den weiteren Verlauf der Staffel garantieren. Raynas Entscheidung für Luke wird selbst bei einer tatsächlich stattfindenden Hochzeit sicher noch nicht das Ende ihrer stets besonderen Beziehung zu Deacon gewesen sein. Der Verbleib von Scarlett kam sicherlich wenig überraschend, bot aber eine schöne und mitunter auch lustige Variante des Roadtrips. Die musikalischen Einlagen waren durchweg top, wobei ich hier neben den erwähnten Live-Auftritten auch ganz besonders Juliettes gefühlvollen Casting-Auftritt hervorheben möchte. Bleibt jetzt nur noch die Hoffnung, dass die Qualität der Folgen in dieser Staffel nicht weiter so stark schwanken wird wie bislang. Der Auftakt war auf jeden Fall gelungen.

Jan H. - myFanbase

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