Bewertung
Various Artists

Christmas Rules

Jedes Jahr ist die Vorfreude auf Weihnachten bei mir groß, weil nicht nur Pfefferkuchen, Plätchen und diverse Düfte die Sinne bezirzen, sondern weil auch meine Playlist auf Weihnachtslieder umgestellt wird, weil diese so eingänglich sind und zu Weihnachten einfach dazu gehören. Eigentlich müsste ich nichts anderes hören, doch die weit verbreitete Dauerschleife einiger Weihnachtslieder, allem voran "Last Christmas" führt dann doch dazu, dass man genervt sein könnte. Man braucht also auch immer wieder neue Reize.

Foto: "Christmas Rules" - Copyright: Concord Records
"Christmas Rules"
© Concord Records

Im Prinzip gibt es zwei Möglichkeiten, das Weihnachtsfest musikalisch gesehen immer wieder interessant zu gestalten. Man kann entweder auf interessante Interpretationen der bekannten Weihnachtshits stoßen, oder aber man findet neue Weihnachtssongs, die durch ihre Unbekanntheit die Abwechslung steigern. Das Weihnachtsalbum "Christmas Rules" erfüllt für mich beides. Der Einstieg in den Sampler mit insgesamt 17 Tracks ist der Band Fun. vorbehalten. Sofort kommt man in eine popig weihnachtliche Stimmung, die durch die kommenden sehr interpretentypische Interpretationen der bekannten Weihnachtslieder weiter gesteigert wird. Eigentlich müsste es nur so weiter gehen, aber das Album besticht in erster Linie durch Abwechslung und so folgt mit Black Pairie eine collagenartige Weihnachtsnummer, die zwischendurch auch mal an einen Zirkus erinnert. Eher gehaucht kommt dann die Ballade "I Heard The Bells On Christmas Day" daher. Das wirkt fast schon bedrückend, aber die Harmonien sind wirklich schön und so träumt man sich eher in eine kuschelige Szenerie hinein, in der man die Schneeflocken durchs Fenster tanzen sieht.

In der Folge verstärkt sich immer mehr der Eindruck, dass man hier einen wunderbaren Soundtrack gefunden hat. Gitarrenbegleitet präsentiert Calexio "Green Grows The Holly" und eigentlich erkennt man nur am Text, dass es sich um Weihnachtslied handelt. Das stört aber überhaupt nicht, weil der fehlende Kitsch auch mal ganz befreiend ist. Auch bei der Interpretation von "We Need A Little Christmas" durch AgesandAges ist man vor allem von der ungewöhnlichen Umsetzung begeistert, weil man die ganze Zeit versucht, die kitschige Originalversion heraus zu hören. Wunderbar. Der nächste Song hat schon wieder etwas weihnachtslichere Züge, allerdings fühlt man sich so ein Stück weit in eine Bar in den 60er Jahren zurück versetzt. Sehr jazzig kommt "May Ev'ry Day Be Christmas" daher und ist somit auch wieder eher unweihnachtlich ohne die Stimmung zu nehmen. Es bleibt dabei. Die Vielfältigkeit der Umsetzung ist eine willkommene Abwechslung zu den Standardversionen, die man im Radio zu hören bekommt. Und der ein oder andere vollkommen unbekannte Beitrag mischt sich auch wunderbar dazwischen.

Das folgende "Blue Christmas" findet an dieser Stelle dann eigentlich nur Erwähnung, weil es durch seine Standardinterpretation eher negativ auffällt. Dafür geht es danach leicht geswingt weiter, auch wenn das Ende etwas sehr lang gezogen ist und der Song selbst auch nicht so überzeugend ist. "It's Beginning To Look Like Christmas" hat dann deutliche Züge des Country und weiß dadurch zu gefallen. Mexikanisch geht es mit "Señor Santa" weiter, dass eine zumindest textlich weihnachtlich umgesetzte Variante von "Mr. Sandmann" ist. Auch das passt ebenso wunderbar auf dieses Album wie das nachfolgende eher unbekannte "O Come, O Come, Emmanuel", dass eine eigentliche undefinierbare Mischung von arabischen bis hin zu irischen Klängen mitbringt.

Das Ende steht an und da ist natürlich ein Lied, dass schon in Richtung neues Jahr geht, genau das, was man erwartet. Leider ist das Lied nicht besonders eingänglich und auch eher langweilig umgesetzt. Da ist man eigentlich froh, dass es nicht das Ende der CD ist, weil es dem positiven Gesamteindruck ein eher unrühmliches Ende gegeben hätte. Das traditionelle "Auld Lang Syne" kann dies noch wieder richten, denn schon der gezupfte Anfang mit der nachfolgenden Geigerbegleitung macht wieder deutlich, dass diese Version nicht zum bekannten Trott gehört, sondern sehr flott interpretiert ist und damit regelrecht sinnbildlich für das gesamte Album steht.

Fazit

Weihnachten ist und bleibt ein wunderbares Fest, das auch durch Weihnachtslieder immer wieder seine besondere Note verliehen bekommt. Der Sampler "Christmas Rules" kann dadurch überzeugen, dass sich verschiedenste Weihnachtslieder in einer musikalischen Breite von Interpretationen zeigen, die einfach nur Freude bringt und eine willkommende Abwechslung zum Weihnachtsmarktpop oder dem Radio-Einheitsbrei darstellen.

Anspieltipps

Baby, It's Cold Outside

I Heard The Bells On Christmas Day

We Need A Little Christmas

Señor Santa (Mister Santa)

Auld Lang Syne

Webseite

Christmas-Rules.com

Tracks

1.Sleigh RideFun.
2.Wonderful ChristmastimeThe Shins
3.Baby, It's Cold OutsideRufus Wainwright feat. Sharon von Etten
4.The Christmas Song (Chestnuts Roasting On An Open Fire)Paul Mccartney
5.(Everybody's Waitin' For) The Man With The BagBlack Prairie
6.I Heard The Bells On Christmas DayThe Civil Wars
7.Green Grows The HollyCalexico
8.We Need A Little ChristmasAgesandAges
9.That's What I Want For ChristmasHolly Golightly
10.May Ev'ry Day Be ChristmasIrma Thomas
11.Blue ChristmasHeartless Bastards
12.Santa, Bring My Baby Back (To Me)Eleanor Friedberger
13.It's Beginning To Look Like ChristmasFruit Bats
14.Señor Santa (Mister Santa)Y la Bamba
15.O Come, O Come, EmmanuelPunch Brothers
16.What Are You Doing New Year's Eve?The Head And The Heart
17.Auld Lang SyneAndrew Bird

Emil Groth - myFanbase
28.11.2012

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