Bewertung

Review: #4.03 Schnipp und schnapp?

Ich mag es sehr gern, wenn in Comedyserien die Handlung ordentlich voran getrieben wird, weil dies gerne mal vergessen wird ("How I Met Your Mother" ist da seit Jahren leider gut geübt). Diese Episode von "Modern Family" ist da eigentlich ein gutes Beispiel, weil hier nicht aus den bisherigen Entwicklungen heraus einige neue Konstellationen in Angriff genommen werden. Leider ist die Episode aber nicht richtig rund und an mancher Stelle zu überzogen.

He thinks I'm pregnant

Ich hatte mich schon bei der zweiten Folge etwas gewundert, wie groß der Bauch von Gloria denn nun eigentlich ist. Am Ende des Staffelauftaktes wirkte sie doch schon ganz gut gefüllt und auch so einen Geburtsvorbereitungskurs besucht man nicht unbedingt schon nach vier Monaten. Das Thema Kleindung kommt allerdings schon ab einem gewissen Punkt auf und wirkt hier deshalb deplatziert, weil man meint, dass es viel früher hätte eine Rolle spielen können, zumal Gloria in den ersten beiden Episoden viel günstiger gekleidet war und nun maßlos übertrieben hatte. Ich habe auch extra noch mal nachgeschaut und auch wenn ich keine Ahnung von Mode habe, so waren ihre Kleider definitiv so geschnitten, dass man gesehen hat, dass sie schwanger ist. Mal ganz davon abgesehen, dass es unrealistisch ist, dass Gloria nicht selbst erkennt, wie schrecklich sie in die Klamotten gequetscht aussieht. Dass der erst alles platzen muss, war einfach nur zum Schämen. Außerdem hat Gloria offensichtlich eine körperliche Entwicklung bei der Schwangerschaft genommen, mit der man sehr stolz seinen Bauch präsentieren kann, in angemessenen Kleidern. Die gesamte Storyline wirkte für mich also aufgedrückt. Man wollte das unbedingt erzählen und hat nun versucht, es irgendwie so zu biegen, dass es passt. Das war aber weder lustig noch irgendwie innovativ.

If I can deal with you, I can handle any other little girl?

Deutlich besser hat mir die Story um Jay gefallen, der in dieser Episode mal wieder einen Einblick in sein Gefühlsleben gegeben hat und das sehr gelungen mit seinem trockenen Humor kombiniert hat. Jay war in jeder Hinsicht das Highlight dieser Episode. Ich finde es schön, dass man seine Entwicklung vom gefühlskalten Opa zum empathischen Menschen so konsequent durchzieht und viele Gelegenheiten dazu nutzt. Sein Gespräch auf der Bank mit Phil war wirklich gelungen, nicht zuletzt durch die Werbebank. Auf solche Ideen muss man erst mal kommen. Außerdem gefallen mir auch die Selbstzweifel, die seinen Wunsch nach einen Jungen stärken. Ich denke, dass Jay ein wunderbarer Vater sein wird, egal, welches Geschlecht es sein wird. Mit der Hoffnung, dass die Serie noch eine Weile existiert, hoffe ich jetzt aber ziemlich stark, dass es ein Mädchen wird, allein schon, um dadurch vielleicht ein weiteres, so intensives Gespräch mit Phil und Jay zu erhalten. Ach, und mein zweitliebster Spruch in dieser Episode von Jay (der beste steht in der Überschrift): "You know what could do wonders on your business? A recovery room!"

Five more years

So wie die Schwangerschaft einige Veränderungen mit sich bringt, so ist es auch Haleys Auszug, der nun ordentlich Bewegung ins Dunphy-Haus bringt. Alex probiert sich gleich mal aus und wird voll von der Pubertät erwischt. Hoffentlich sieht man da demnächst mehr, denn dieser kleine Part wurde doch schnell wieder aufgelöst und bleibt nicht mal wirklich als Anekdote hängen. Haley macht derweil von der Ferne etwas Stress und Luke ist auch weiterhin kein Kind von Traurigkeit. Claire und Phil sehen aber bereits Licht am Ende des Tunnels. Eine raus, zwei kommen noch. In fünf Jahren haben sie es geschafft. Eine Vasektomie soll auch die letzte Überraschung verhindern, damit sie demnächst ihr Leben voll genießen können. Man kann durchaus nachvollziehen, dass so ein Fünf-Personen-Haushalt schlaucht und man sich mal freut, mehr Zeit für sich zu haben. Dass die nervenaufreibende Zeit aber eben auch seine guten Seiten hat, wurde sehr schön dargestellt. Ich glaube ja nicht, dass Claire und Phil irgendwann noch ein Kind kriegen könnten. Dass sie die Vasektomie schließlich aber doch nicht durchführen ließen, kann man eindeutig als Zeichen der Liebe für ihre Kinder sehen. Ich sehe das also eher metaphorisch. Eigentlich fand ich so gesehen die ganze Männlichkeitsdebatte mit Phils Angst vollkommen überflüssig. Einzig den schon erwähnten schönen Momenten mit Jay hat das genutzt, für Phil und Claire fand ich das Hin und Her fehl am Platze. Da ist es manchmal eben von Nachteil, wenn man die Geschichten alle untereinander verbinden will.

You're seeming a little unfullfilled

Wenn man lange Zeit gut beschäftigt im trauten Heim zu tun hatte, dann findet man da sicherlich einige Gründe, warum es schwer fällt, auch wieder arbeiten zu gehen. Wenn das Kind in den Kindergarten geht, entsteht da gewiss eine riesige Lücke, die es zu füllen gilt. Dies mit einem Kostüm für eine Katze zu füllen, ist schon fast ein Grund, einen Psychotherapeuten zu holen. Ich liebe Camerons Art sehr, aber diese Geschichte war mir dann doch viel zu dick aufgetragen. Wäre es wenigstens ein albernes Kleid für Lily gewesen. Außerdem bin ich etwas überrascht gewesen, da Lily nun ja gerade erst ein paar Tage im Kindergarten ist, die völlige Leere in Camerons Leben also noch gar nicht so wirklich eingetreten sein kann. Natürlich ist Cam enorm beleidigt und macht daraus eine große Nummer, aber es passte einfach noch nicht an die jetzige Stelle. Hier fehlt mir dann auch einfach die Kontinuität, also mehr Szenen, die vorher schon zeigen, dass es da Probleme geben könnte. Ich hätte da auch lieber einen finanziellen Streitpunkt gehabt, statt das nur auf die Beschäftigung zu schieben. Das passt für mich also hinten und vorne nicht zusammen. Vielleicht kann man so etwas aber auch nur richtig nachvollziehen, wenn man es selbst erlebt hat. Dafür war es natürlich enorm niedlich, als Cam Mitch den Koffer überreichte und man nach und nach mitbekommen hatte, welche Sachen er wohlbedacht alle eingepackt hatte. Naja, so richtig glücklich bin ich mit diesem Part nicht. Einzig das Ende des Liedes verspricht witzig zu werden, wenn Cam als Musiklehrer wieder auf den ambitionierten Manny trifft.

Fazit

In dieser Episode hakte es doch an einigen Ecken und Enden. Da ist man von der Serie doch deutlich bessere Episoden gewohnt. Allerdings ist es auch mal gut zu wissen, dass es kein Selbstläufer ist und jede gelungene Episode der Serie viel Arbeit macht. Dass es diese Woche mal nicht geklappt hat, ist also locker zu verschmerzen.

Emil Groth - myFanbase

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