Bewertung

Review: #2.18 Luke, ich bin dein Nachbar

Wenn so große Familien aufeinander leben, ist auch die Nachbarschaft sehr interessant mit einzubringen. Wie es auch beispielsweise in #2.11 für einen Heidenspaß und erinnerungswürdige Szenen sorgte, trifft es nun hier erneut zu, aber im Vergleich mit mehr Tiefe im charakterlichen Bereich. Nun lernen wir Walt Kleezak kennen, der den Dunphys nicht ganz geheuer und vor allem nicht angenehm ist. Dagegen hat Cameron Tucker insbesondere Probleme, einer "Nachbarin" zu vertrauen, die auf Lily aufpassen möchte. Jay Pritchett erlebt mit Kumpels von seinen "Nachbarn" einen Abend, den er schon bald am liebsten wieder vergessen will. In der Folge steht jedoch vorrangig das Thema, inwieweit man dazu bereit ist, sich im Leben Neuem hinzugeben, Neues zu probieren und wie sehr man schon festgefahren in seiner Weltansicht ist.

Manchmal einfach besser hinter die Fassade blicken

Ich komme gleich zur Story, die für mich diese Episode zu etwas ganz Besonderem macht. Zu einem besonders amüsanten aber auch erinnerungswürdigen Erlebnis. Bei den Dunphys geht`s diesmal ganz klar um die "Weltanschauung", einem mürrischen, erschreckenden Nachbarn. Erschreckend ist auch mal wieder Claire Dunphy, die verbissen darauf bedacht ist, die ganze Familie im Freien Sport machen zu lassen, nur weil das mal bei ihr so schön angesagt ist. Da können die Mädels dankbar sein, dass der Softball zu Walt rüberfliegt, womit für die Dunphys das Spiel zu Ende wäre. Es sei ihr einziger Ball und der Nachbar ein rotes Tuch, bei dem man eben mal nicht kurz klingeln möchte. Hier kommt Luke Dunphy zum Einsatz, was sich als hervorragend erweist, ihn so sehr in den Mittelpunkt der Story zu stellen. Er ist einfach, wie es Walt selbst sagt, eine "Rotznase", der einen nicht in Ruhe lässt. Als Kind ist Luke natürlich auch noch nicht so festgefahren in seiner Meinung und neugierig. Lukes Naivität kommt genau zum Vorschein, wie seine amüsante Fragetechnik. Egal wie krankheitsbedingt mürrisch Walt dem Zuschauer präsentiert wird, Luke verschafft sich mit seiner charmanten Art Zugang in dessen Leben. Okay, wie Luke auf Walts Sauerstoffflasche anspricht, grenzt schon an schwarzen Humor.

Sehr schnell wird aus Lukes Sicht sogar von Freundschaft gesprochen und, dass er Walts Witze lustig fände. Phil und Claires Reaktion, denen man ja buchstäblich den Schock im Gesicht ansehen kann, ist absolut amüsant. Luke hat mit einer rasanten Geschwindigkeit, das Eis zwischen den Nachbarn gebrochen, dass es wirklich auch lobenswert ist. Doch zuerst dominiert noch die Abneigung bei den Dunphy-Eltern, die Luke den Umgang mit Walt verbieten.

Walt selbst setzt der Episode klar die Krone auf. Er ist nicht auf den Mund gefallen und hämmert einen tollen Spruch nach dem anderen raus. Seine mürrische Weise verknüpft mit Sarkasmus, sowas bringt immer wieder guten Lachstoff. In Kombination erst mit Luke im Wortgefecht, dann später mit den Dunphy-Eltern, ich fühlte mich durchgehend prächtig unterhalten. Und es zeigt sich wie so oft im Leben, dass nicht alles ist, wie es scheint. Die Szene, in der Phil und Claire das Gewissen plagt und sie daraufhin bei Walt vorbeischauen, ist erneut vom Humor überzeugend geprägt. Wie sie sich aus Sorge an Walt rantasten und schneller wieder aus dem Haus geworfen werden als sie reinkamen, ist einfach zum Schmunzeln. Eigentlich hatten die Dunphy-Eltern somit eine Bestätigung für ihre Haltung zu Walt. Doch Luke wäre eben nicht Luke, wenn er hier nicht nochmals eins drauflegt, Walt offen anspricht und dadurch eine entscheidende Änderung auslöst, die ihm nicht bewusst ist. Walt kreuzt doch am Ende tatsächlich bei den Dunphys auf und schenkt ihnen Zwiebeln aus dem Garten, was wieder die Lachmuskeln fordert. Den größten Lacher brachte mir da Walts Bitte, keinen Tanz der Dunphys sehen zu wollen. Genauso wie er schon zuvor schroff losließ, Phil und Claire mögen doch besser beim Sextanz den Vorhang zuziehen. Offene, ehrliche Ansagen, doch hinter der schroffen Fassade steckt ein ehemaliger Feuerwehrmann und eigentlich auch eine bemitleidenswerte Person, die das Leben wohl verbittert hat. Ich will mehr von Walt sehen, soviel steht fest. Und mehr Auseinandersetzungen der Dunphys oder auch der anderen mit den Nachbarn. Das rockt und bringt einen gewissen, zusätzlichen Realitätsbezug in die Serie, da man das mit den Nachbarn selbst auch kennt.

"Es heißt wirklich wer Pepper"

Gleich zum Serienauftakt empfand ich es als witzig, wie Mitchell Pritchett selbst die Namen seiner Kumpels ins Lächerliche zog und offen hinterfragte. Diesmal haben wir sie alle in einer Runde versammelt, wobei mir nur Pepper Saltzman und Longines als Namen amüsant auffallen. Vom charakterlichen her sind aber alle Personen, die kreuz und quer irgendwelche unsinnigen Sprüche umherwerfen und ansteckenden Spaß haben, sehr amüsant mitzuverfolgen. Sodass man sich da am liebsten auch gleich an den Tisch mit ransetzen würde. Irgendwie passt da Mitchell am wenigsten dazu, ist mir zumindest in den Sinn gekommen, der sich doch mehr ziert, seine sexuelle Neigung auch zur Schau zu stellen. Darum empfinde ich die Idee, den Handlungsstrang der Delgado-Pritchetts auch diesbezüglich mit den Tucker-Pritchetts-meets-Friends zu kreuzen, als sehr genial. Natürlich ist es im Gegensatz zu Mitchell nochmals eine ganze Stufe pikanter, Jay Pritchett in die Runde zu integrieren.

Der Situation hilft Jays Einbindung enorm, da sie noch eine große Überraschung mit sich bringt. Jay verlässt den Tisch nicht gleich wieder, was wohl Mitchell lange hoffte, nein, er gesellt sich da richtig mit dazu. Lacht und albert herum, ein neuer Pfad, den wir da Jay einschlagen sehen. Natürlich spielt der Alkohol sicher auch eine wesentliche Rolle, der gerne mal, trotz seiner Gefährlichkeit, auch immer eine Person auftauen lässt. Es kommt zum Höhepunkt hin sogar zu Umarmungen und einer unglücklichen Verabredung Jays mit Pepper. Gerade dieser Einfall der Autoren macht die Storyline noch würziger. Man lacht als Zuschauer als Jay am nächsten Tag völlig irritiert Peppers Anruf entgegennimmt. Zum Bummeln soll es gehen, womit Jays Grenze dann doch erreicht wäre. Natürlich ist Gloria Delgado-Pritchetts Retourkutsche auch lustig, die ihm nun vergelten kann, von Jay sitzen gelassen worden zu sein am Vorabend. Die Diskussion, die Manny Delgado, Gloria und Jay gleich im Intro auf witzige Weise anpacken, ist natürlich nicht uninteressant. Doch, dass dies dann so gekonnt mit der Cam und Mitch-Sache verknüpft wird, hatte ich da noch nicht kommen sehen. Absolut gelungene Sache.

Das Spiel mit dem Vertrauen

Man kann sagen, dass Cam und Michell diesmal sogar zwei Storylines inne hatten. Eine verknüpft eben mit der Situation der Delgado-Pritchetts, wie bereits erwähnt. Dann noch dazu die Babysitting-Sache mit Haley Dunphy, die besonders Cam auf den Nerv geht. Er sagt über Haley, dass er ihr zutraut, sich zwar hübsch anzuziehen, aber nicht Verantwortung zu zeigen. Und mal ganz ehrlich, wirkt Haley vertrauenswürdig, die mit dem Auto sämtliche Mülltonnen von Walt umfährt, ständig Jungs im Kopf hat und in der Schule nicht gerade mit Leistung zu glänzen weiß? Nein, ganz bestimmt nicht. Zumal sie gerade auch inmitten des Hausarrests steckt. Aber auch hier zeigt sich, dass nicht alles schwarz und weiß ist. Das die eine vielleicht fehlende Begabung eine andere nicht ausschließen muss.

So richtig viel bezüglich Haleys Babysitter-Qualität hat man nicht präsentiert bekommen. Denn das war eher im Hintergrund, doch Lily geht`s im Anschluss wohl gut, also geht der Punkt an Haley. Was aber den Vertrauensgewinn angeht, da verliert Haley durch Dylans Aufkreuzen doch sämtliche Punkte, da sie versprach, niemanden ins Haus zu lassen. Wobei Dylan schon zu trauen wäre und er nicht einfach irgendwer ist. Bei Dylan bin ich mir nicht immer ganz sicher, wie intelligent er wirklich ist, oder ob man hier etwas mit dem Zuschauer spielt. Sympathisch ist er mir jedenfalls, doch zum Vertrauenwachstum zwischen Cam und Haley trägt er hier keinesfalls bei. Sicher wird Haley weiterhin nicht auf Cams Liste oben für die Babysitterwahl stehen.

Fazit

Ich mag diese Folge sehr und bin dafür ihr eine hohe Punktezahl zu geben. Richtig authentisch zeigt man in der Situation um Walt, dass man durchaus mal hinter die Fassade blicken sollte, was Luke hier auf besonders witzige Weise veranlasst und dadurch das Eis der Nachbarn bricht. Auf gelungene Weise wird die Diskussion im Zuhause von Jay mit dem lustigen Männerabend von Cam und Mitchell verflochten. Auch die Haley-Babysitting-Aktion als Nebenher-Story punktet. Was noch zur absolut perfekten Episode hier fehlt, ist die bessere Einbringung von Alex, die sich hier nur geringfügig mit Apokalypse-Befürchtungen rumschlägt. Auch Manny und Gloria haben eigentlich eine zu untergeordnete Rolle, um deren Story den Stempel aufzudrücken, was Jay fast im Alleingang dann macht.

Samuel W. - myFanbase

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