Bewertung

Review: #2.01 Karren, Kerle und Prinzessinnen

Foto: Jesse Tyler Ferguson, Ed O'Neill & Eric Stonestreet, Modern Family - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Jesse Tyler Ferguson, Ed O'Neill & Eric Stonestreet, Modern Family
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Nach der gelungenen ersten Staffel blieb ich sehr gespannt zurück und wollte sofort die Fortsetzung sehen. So sehr konnte mich die interessante Familienkonstellation, die darin charmant angelegten Charaktere und die Erzählungen rund um diese begeistern. Ich erlebte den oftmals typischen Serien-Suchtfaktor und fieberte der Staffel 2 entgegen. Natürlich mit hohen Erwartungen, da die Serie einen richtig guten Start hinlegte und man damit eine gewisse Messlatte erreichte, die es dann herausfordernd gestaltet, daran aufs Neue anzuknüpfen. Staffel 2 legt mit einer daran bemessenen relativ ruhigeren, jedoch sehr erwärmenden Auftagsepisode los. Wir werden darin Zeuge der für die Charaktere oftmals typischen Situationen und dennoch auch kleineren Entwicklungen innerhalb dieser.

"Ihr Männer seit doch alle Monster!"

Söhnchen Manny und Mütterchen Gloria haben wir beispielsweise schon mal lustiger in einer Date-Storyline gesehen. In #1.13 15 Prozent als der frühreife Manny eine deutlich zu ältere Lady zu einem Blinddate nach Hause einlud. An dieses humoristische Highlight kann hier die verknüpfte Storyline mit Mama Gloria und der neuen Angebetenen Kelly nicht ganz mithalten. Es liegt einfach daran, dass es diesmal nicht so skurill zugeht sondern sehr viel gewöhnlicher. Kurzzeitig befürchtete ich Desinteresse hier entgegen zu bringen, was sich dann doch schnell anders zeigte. Denn auch eine alltagstypische Erzählung kann wie hier und schon häufig in der Serie bewiesen sehr überzeugend an die Zuschauer herangetragen werden.

Verfolgt man die Serie seit Beginn mit, weiß man, was für ein tolles Mutter-Sohn-Verhältnis Gloria und Manny verbindet. Ich behaupte sogar, dass sich die Zwei sogar noch etwas näher stehen als häufig üblich. Die Autoren lenken hier den Storykern auf die Mutter-Sohn-Beziehung, während das Date mit Kelly am Rande platziert scheint. Doch Kelly bringt ordentlich Schwung ins Geschehen. Glorias Eifersucht auf Kelly scheint absolut nachvollziehbar, da diese einen großen Einfluss auf Manny ausübt. Es ist witzig, wie sehr Kelly schon genau weiß und geradeaus sagt, was sie will und was nicht. Es scheint Manny zu beeindrucken, was Gloria auch beoachtet. Ihr Manny, der plötzlich so manche Verhaltensweise ändert um Kelly zu gefallen, da hört Gloria umgehend die Alarmglocken läuten. Sie befürchtet wohl, dass ihr Einfluss auf Manny zunehmend schwindet und sich von der besonderen Mutter-Sohn-Beziehung verstärkt verabschieden muss.

Die eifersüchtige Gloria amüsiert sehr. Ihre Interviewszenen, die das deutlich unterstreichen, und dann noch der Moment mit der Schokomilch sind einfach zu köstlich. Dies gar nicht wegen der Schokomilch an sich, sondern aufgrund Glorias trotziger Reaktion, in der sie eigentlich Kelly zum Geschmacks-Verfeinerungstipp recht geben müsste, doch es gekränkter Weise nicht hinbekommt. Kelly zieht Manny richtig fies zwischen die Fronten und ihr fordernder Blick ist richtig witzig. Das hat die junge Callie Thompson ganz gut hinbekommen mit der Mimik und allgemein der Inszenierung von Kelly. Insgesamt wirkt sie interessanter, wie schon manch´ anderes Mädel, bei dem Manny anbandelte. Doch leider scheint Kelly nur für ein kurzes Gastspiel hier mitzuwirken. Der Clou am Ende ist dann das Highlight der Storyline überhaupt, in der Kelly bei Manny schon wieder abgehakt und Alicia die aktuelle Flamme ist. Glorias Ausraster dazu, als sie davon erfährt und wütend "ihr Männer seit doch alle Monster" herumbrüllt, strengt die Lachmuskeln an. Sie sollte jedoch auch bedenken, dass Kelly Manny nach ihren Belieben zurecht biegen wollte. Da ist es verständlich, dass man sich nach einer geeigneteren Person umsieht. Es wird auch deutlich, dass Manny selbstbewusster wurde, was man ihm dann doch gönnen will. Dennoch verfehlt Glorias wütende Reaktion den Effekt nicht und rundet die Situation toll ab. Zumal Jay dann ausgerechnet nach Hause kommt und die Hysterie seiner Frau nicht wirklich passend einordnen kann.

Das veraltete Auto mit den schönen Erinnerungen

Die Dunphy-Story enthält zu der von Gloria und Manny einen gemeinsamen Nenner: Die Schwierigkeit darin das Vertraute loszulassen beziehungsweise sich auf Veränderungen einzustellen. Derweil fängt es bezüglich Claire recht hysterisch an. Verständlicherweise zwar doch recht vorwurfsvoll drängt sie da ihren lieben Phil dazu, ein altes Auto zu entsorgen. Ein Auto, welches schon sehr mitgenommen im Zustand aussieht und dazu viel Platz in der Garage beansprucht. Claire wirkt zwar nicht gerade fein und sympathisch, wenn sie ihren Mann derartig angeht, doch man versteht sie auch. Phil ist doch oft der Träumer und Spaßvogel in der Familie und Claire mehr die Verantwortungsvolle. Die Eröffnungsszene hat übrigens etwas herrlich ausgeflipptes. Phil stolpert ja gerne mal in der Garage und wirft sämtliche Dinge um und so auch hier. Wie es sich in der Episode schnell zeigt, ist Phils träumerisches Verhaltensmuster dann doch oft ein Nonplus-Ultra für gelungene Einfälle.

Es stellt sich im Verlauf der Story heraus, dass die Dunphys sämtliche Erinnerungen mit dem abgenutzten Fahrzeug verknüpfen. Okay, den Kindern scheint es bis auf Luke mehr egal zu sein, jedoch nicht Claire, die in Sentimentalitäten daraufhin schwelgt und Schwierigkeiten zum Auto-Loswerden zeigt. Zu witzig ist Lukes trockener Kommentar in diesem Moment, dass Claire schlecht im Verlieren sei. Er deutet Claires emotionale Reaktion auf Phils schnellen Verkaufserfolg zum Auto, was Claire ihm erst nicht zutrauen wollte. Wobei das nur eine geschickte Manipulation von Claire ist, um Phil anzuspornen. Tja und Phil ist einfach gut im Verkaufen, dazu aber auch ein echtes Schlitzohr. Das Interview gegen Ende spricht ja Bände diesbezüglich. Ich hoffe nicht, dass er seine Käufer dermaßen über den Tisch zieht.

Richtig süß und vor allem lustig entwickelt sich die Story, nachdem Phil seine Frau empathisch auf süße Weise auffängt und sie mit der "Time Machine"-Idee überrascht. Das ist eine rührende Szene und es zeigt, wie einfühlsam Phil doch ist. Als Draufgabe gibt`s dann noch die Hammerszene, in der das weitere in Erinnerungen-Schwelgen wie auch das Familien-Beisammensein im Auto zu sehen ist. Ein richtig schöner Moment. Nur, dass sich das Auto spätestens dann als absolute Schrottkarre entpuppt, die man auch nicht so leicht wieder verlassen kann. Zu lustig, wie dann im Auto alles schief läuft, sich die Dunphys tollpatschig mit den Shakes bekleckern und Phil ganz nüchtern-trocken meint, er müsse wohl den Preis runtersetzen, nachdem das Auto sich selbstständig rückwärts den Hügel hinabrollte. Zum Glück konnten die Dunphys die Karre noch rechtzeitig verlassen. Mit der schönen Abschiedsszene, der nach Hause spazierenden Dunphys, stand für mich fest, dass die Storyline äußerst gelungen ist.

Der "Handwerker-Profi"

Bezüglich Mitch und Cam ist es immer wieder interessant, wenn deren Charaktere näher beleuchtet werden. So wird uns hier zwar nicht gerade die peppigste Storyline zum Staffelaufakt rund um die Beiden und Jay präsentiert; dennoch eine, die zum Schmunzeln anregt. Dass Cam immer wieder mal tollpatschig ist, darüber wusste man Bescheid. Mitchell nun als völlig talentfreien Handwerker zu erleben, das bietet eine neue Erkenntnis bezüglich seiner Person. Es will mir einleuchten, das Mitch als Anwalt vermutlich mehr auf anderen Gebieten seine Übung und somit Stärken hat. Dennoch denke ich auch, dass er handwerklich sicher mehr drauf hätte, würde er das öfter tun. Ich spekuliere da den Zeitmangel in die Situation. Cam dagegen scheint einfach mehr Praxis zu haben, da er viel Zuhause ist und vorallem noch mal in einem anderen Umfeld aufgewachsen ist.

Freilich ist es jedoch lustig zu sehen, wie Cam diesmal über Mitch triumphieren kann. Die größten Brüller stellen die erwähnten Nahtod-Erfahrungen Cams dar. All die herrlichen Spitzen von ihm und die verkehrte Rolle, in der mal nicht Mitch derjenige mit den "gerollten Augen" ist, das amüsiert einen. Richtig Pfeffer bringt der Story jedoch Jay ein, der manchmal dermaßen gewagte Sprüche vom Stapel lässt, sodass man einfach erst gar nicht sicher ist, ob er das gerade wirklich sagte. Inwiefern das Prinzessinnen-Schloss Bedeutung für den weiteren Serienverlauf hat, sei mal dahingestellt. Natürlich haben wir es hier mit einer kurzweiligen Story zu tun. Dennoch auch mit aufschlussreichen Momenten, in denen man beispielsweise Jays tatsächlichen Stolz gegenüber Mitch erfährt. Eigentlich ist es schade, dass er es ihm nicht direkt sagte, doch Cam tut es sicher auch gut, das zu hören. Ein bisschen blitzte auch bei Cam das Wetteifern hervor, wer denn als stärker männlich von Beiden gelte. Bislang hätte ich dies mehr Mitchell zugeordnet und jetzt mit Cams besser ausgefeiltem handwerklichem Geschick verschiebt sich die Grenze dann doch etwas. Gelungen ist es übrigens, nach der Folge #1.24 Familienfoto und andere Schwierigkeiten Mitchells Vogelphobie erneut zur Geltung zu bringen. Ich will noch erfahren, wie sich das bei ihm entwickelte.

Fazit

Eine in erster Linie charmante Episode, die im Gesamtbild nicht sehr peppig wirkt, doch super herzig aus dem Leben gegriffen ist. Ein ziemlich gelungener Einstieg in die Staffel 2, die hoffentlich noch viele tolle Geschichten um die Familien-Mitglieder zeigen wird. Glorias Eifesüchteleien bezüglich Mannys Date, das süße an-Erinnnerungen-Festhalten-Szenario bei den Dunphys, wie auch Mitchs Ungeschlicklichkeiten beim Handwerken unterhielten mich unter dem Strich dann ordentlich.

Samuel W. - myFanbase

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